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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 90, 11. November 1722

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[1]

Neapel 20. October.

DEmnach der Maltesische Gesandte das
von des Gros=Meisters Eminentz aus=
gefertigte
Breve, mit welchem dieselbe
unsern Vice=König Herrn Cardinal von Athann
zum Gros=Creutz ernennen / gemeldte unsers
Vice-Königs Eminentz überreichet / auch von
derselben nach erhaltenen gewöhnlichen in un=
teschiedlichen
Es=Waaren / Früchten / und Wein
bestehenden Geschenck Abschied genommen / als
ist besagter Herr Gesandte den 17. dieses unter
Begleitung zweyer Maltesischen Galeren von
hier gen Sicilien / abgesegelt.

Rom 24. October.

Des Herrn Cardinal Belluga Eminentz ha=
ben
sich mit einigen dero Bedienten nach dem
Heil. Hause zu Loreto begeben / alwo sie ein
dahier verfertigte sehr reiche / und kostbare Meß=
Gewand
Unser Lieben Frauen von Loreto schen=
cken
werden. Die beeden Cardinäle Paolucci,
und Giorgio Spinola haben dem Malteser=Or=
den
der von denen Türcken demselben andro=
henden
Gefahr halber jeden auch 2000. fl. ge=
schencket
.

Des Prætendentens Hofstatt hat wegen des
Königl. Printz Jacobs von Pohlen gewester
Frau Gemahlin / und der Prinzessin Clemen-
tina Frau Mutter zu Ohlau in Schlesien er=
folgten
höchst=seligen Absterbens die Trauer an=
gelegt
: gedachte Prinzessin Clementina, und
dero Herr Gemahl seynd zu Ravenna von je=
nem
Ertz=Bischof Crispi mit vielen Ehren em=
pfangen
/ auch von selben mit zweyen kostba=
ren
Reliquien als nemlichen zweyen Gebeinen
der Heil. Apostolen Jacobi des Grösseren / und
Jacobi des Kleineren beschencktet worden / wo=
bey
gemeldter Ertz=Bischof auf die zwey Na=
men
des verstorbenen Königs Jacobi des Præ=
tendent
en
Herrn Vatters / und seines des

Prætendentens als dessen Sohns / hat deu=
ten
wollen; nebst diesen hat er ihnen auch ei=
nen
von dem Heil. Papst Pio V. an die unter
Regierung der Engelländischen Königin Elisa=
betha
enthaupteten Königin Maria von Stuard
geschribenen Brief geschencket.

Das letztens von dem zu Spoletto erfolgten
Todt eines gewissen Prioris geschriebene will
sich der Wah⟨rh⟩eit nicht allerdings gemäß be=
finden
/ immassen jüngere von besagten Spo=
letto
erhaltene Briefe melden / daß derselbe an
denen sich selbsten gegebenen Wunden zwar ge=
fährlich
niederlige / bis dato aber noch nicht
gestorben seye.

Unter denen von hiesiger Regierung wegge=
schickte
zum Galeren verdamten 24. Ruder=
Sclaven
befindet sich auch des Portugesischen
Bottschafters Reit=Knecht / welchen Jhre Ex=
cellentz
bey Jhrer Päpstl. Heiligkeit nicht ha=
ben
ausbitten wollen / sodann denen anderen
Höfen von Rom künftighin wol zum Exempel
dienen dörfte.

Laut Briefen von Bologna solle der Cardi=
nal
Tanara sich von dem Fieber nunmehro völ=
lig
wiederum entlediget befinden / und den 20.
dieses nach hiesigem Hof aufzubrechen gesinnet
seyn.

Briefe von Parma geben / wie daß der Herr
Melini, samt seinem Herrn Brudern alda an=
gelanget
seye / welchem jenes Hertzogs Durchl.
nicht allein das deroselben durch Abgang des
Paoluccischen Männlichen Geschlechts heimge=
fallene
Lehen verliehen / sondern auch nebst
dem annoch den Titul eines Marchesen gege=
ben
/ denselben / anbey in Ansehung seines O=
heims
des Cardinal Paolucci, welcher ihn zum
Erben des Hauses Paolucci zu Forli einge=
setzet
/ auch zu ihren Unterthanen angenommen
haben.

[2]

Florentz 21. October.

Der Kaiserl. Gesandte Herr Graf von Ilde-
ris
hat sich den 19. dieses in Begleitung seines
Enckels / und zweyer Secretarien / samt noch
2. Cammer=Dieneren zu Pferde von hier nacher
Apoggio begeben / um sich alda bey der Prin=
zessin
Violanta Durchl. zu beurlauben; es ist
aber der Herr Gesandte noch denselbigen Abend
besagten Tages hier wieder eingetroffen / und
sagt man / daß er erster Tagen von hier na=
cher
Lucca, und von dannen nach Genna auf=
brechen
werde.

Den 20. dieses verfügte sich die hiesige Geist=
lichkeit
Process⟨i⟩ons=weise nach der St. Jacobs=
Kirchen
/ alwo nach dem von dem Ertz=Bi=
schof
gehaltenen hohen Amt das wunderthäti=
ge
Crucifix=Bild in beyseyn Jhrer Durchl. des
Printzens / und der 8. Magistraten abgedeckt
wurde / auch 3. Tage herdurch abgedeckt blei=
ben
wird / um einen Regen vom Himmel zu
erhalten / immassen schier alle Brunnen hiesi=
ger
Stadt der lange Zeit her gehabten Dürre
alber ausgetrückenet seynd.

Livorno 23. October.

Verwichenen Montag wurden aus Befehl
des hiesigen Gesundheits=Rahts die an die Thö=
re
dahier gestellte Commissarien ihres Amts
entlassen / und wieder nach Hause geschicket.
Die 3. Galeren Jhrer Königl. Hoheit des Gros=
Hertzogens
fahren noch immerhin fort wider
die Barbarische See=Räuber im Meer zu kreu=
tzen
. Die zum Kreutzen ausgegangene 3. Mal=
tesische
Kriegs=Schiffe sollen dem Vernehmen
nach gen Lisbon gesegelt seyn.

Es verlautet daß zwey Frantzösische Kriegs=
Schiffe
zwey von Lisbona nach Genua seglen=
de
Frantzösische Kauffardey=Schiffe arrestirt /
und nach Cadix gebracht hätten / welches von
darumen geschehen seyn solle / weilen dieselbe
mit nöhtigen Paß=Briefen nicht versehen gewe=
sen
zu seyn vorgegeben wird.

Briefe von Smirna geben / wie daß von der
Ottomannischen Pforten alda eine Verordnung
ergangen wäre / mit welcher allen und jeden
unter Lebens=Straffe verbotten würde / der
Frantzösischen Nation künftighin einiges Ge=
traid
zu verkauffen und daß sothaner Befehl
auch in allen See=Häfen des Ottomannischen
Gebiets publiciret worden wäre.

Genua 24. October.

Des Hertzogs von Parma Durchl. haben un=
serer
Regierung zugeschrieben / und versichert /

daß die zwischen dem Hof von Madrid / dann
dieser Republique vorgewesene Strittigkeiten
gehoben / und verglichen wären.

Die aus Franckreich der ansteckenden Seu=
che
halber erhaltene Nachrichten geben durch=
gehends
/ daß die Seuche an allen Orten von
Provence und Languedoc völlig aufgehört / und
daß der Bischof von Marseille zur Dancksagung /
daß jene Stadt / in welcher dieselbe so sehr ge=
wütet
/ nunmehro davon befreyet seye / das
Te Deum Laudamus singen habe lassen; un=
terdessen
fuhre man mit einer algemeinen Aus=
säuberung
der Waaren noch immerhin fort /
und würden auch dann und wann einige Sei=
den
=Zeug / und andere Gift=fähige Sachen /
welche man bald hier / bald dort entdeckte / in
das Lazaret geschicket. Besagte Nachrichten
fügen ferner hinzu / wie dan zu gemeldten Mar=
seille
ein starckes mit Blitz / Donner / und Re=
gen
vergesellschaftes Ungewitter entstanden /
und das Wetter in vielen Oerteren eingeschla=
gen
/ auch so gar unterschiedliche Personen die
Kleider vom Leibe / ohne daß ihnen dannoch der
geringste Schade dadurch zugefüget wäre / ver=