Anno 1729.
(Num. 29.)
9. April.
Wienerisches
DIARIUM.
Mit Jhrer Römis. Kaiserl. und Cathol. Majestät Freyheit.
Zu finden in der Kaiserlichen Hof=Buchdruckerey / gegen dem Hof=
Ball=Haus über / bey Johann Peter v. Ghelen.
Aus der Schweitz.
Basel 10. Martii.
MAn hat dieser Tagen / längst der
neuen Fahrt / eine grosse Quantität
Brenn=Holtz aus dem
Oesterreichi=
schen Schwartz=Walde erhalten / welches
bey dem anhaltenden starken Frost sehr wol
zu statten komt / weilen man hier / und an
andere⟨u⟩ Orten grossen Mangel daran hatte.
Die angeordneten Commissarien / um die
Einbringung schlechter Müntz=Sorten zu
verhindern / kommen öfters zusammen / um
kräftige Mittel dagegen auszufinden.
Aus Frankreich.
Paris 19. Martii.
Msr. de Bissy, ein Bruder des
Cardina=
len dieses Namens / ist zu einem
Frantzösi=
schen Botschaftern an den Hof des Königs
von Sardinien nacher Turin ernennet
wor=
den. Der Groß=Prior von Malta,
Cheva-
lier d'Orleans, hat sich zwar bey Hof schon
beurlaubet / seine Abreise nach Toulon aber
dörfte in 14. Tagen erst erfolgen / indeme
die Gelder für das Geschwader nach
Tripo=
lis noch nicht dahin gebracht seynd. Es
haben sich verschiedene junge Herren bey
dem Groß=Admiral / Grafen von
Toulou-
se, angegeben / auf diesem Geschwader für
ihre eigene Kosten zu dienen / um dadurch
ihr Glücke bey der Marine zu suchen. Es
ist zwar ein Gerücht gewesen / ob wolte man
diesen Sommer einen Strich Landes / oder
gantzen Canton von Wilden in Canada
aus=
rotten / und zu verwüsten / weil dieses
Volk mit denen unserigen verrähterisch
han=
delt; es scheinet aber nun die
Unterneh=
mung keinen Fortgang zu haben /
wenig=
stens höret man dermalen wenig davon spre=
chen / und vermeinen viele / daß solches
auf Verlangen des Bischofs von Quebek
wä=
re eingestellet worden / weil es mehr
Scha=
den als Vortheil bringen werde.
Es ist eine Königliche Ordonance
publi-
ciret / und das Verbott auf 3. Jahr
proro-
giret worden / daß die Reformirte
Unter=
thanen ihre Güter ohne sonderlichen
Erlaub=
nuß derer Staats=Secretarien, und derer
Intendanten derer Provintzien des
König=
reichs verkauffen sollen. Man hat auch ein
Königlichen Befehl kund gemacht / das
abge=
dankte Land=Volk auf 60000. Mann zu setzen /
und davon 100. Battaillons aufzurichten /
damit sie im Fall der Noht in denen Gräntz=
Städten zur Wache dienen können. Es
ha=
ben einige Ingenieurs, so bey denen
ver=
wüsteten Festungen don Duynkirchen
gebrau=
chet worden / wie auch sonst andere der
Für=
nehmsten / Befehl erhalten / sich dorthin zu
verfügen: von der ihnen zugefertigten
Un=
terweisung ist zwar besonders nichts in
Er=
fahrung zu bringen / dennoch wird
geglau=
bet / wie daß endlich durch die zwischen dem
Frantzösischen und Engländischen Hof
we=
gen der etwahigen Herstellung dieses
wich=
tigen Ortes obhabende Negotiationen
un=
ter gewissen Bedingnussen ein Accord
ge=
troffen seyn / oder doch bald getroffen
wer=
den mögte / massen dermalen eine
sonder=
bare Verständnuß zwischen beeden C⟨r⟩onen
verspühret wird. Gegenwärtig siehet man
fast beständig zu Paris so wol als bey dem
Hof zu Versailles alle zum Congress zu
Sois-
sons verordnete Bevollmächtigte sich
belusti=
gen / da nur die Legations-Secretarii
de=
ren Kaiserlichen / Frantzösischen /
Schwe=
dischen / und Holländischen Ministern sich
in gedachtem Soissons befinden / und inde=
me die mehreste diser Herren ein zahlreiches
Gefolg von jungen Adelichen / auch
ande=
ren Standes=Personen um sich haben / so
ist die Menge von denen Fremden in Paris
ziemlich groß / also / daß sich alle
publi-
que Traiteurs erfreuen.
Alle Regimenter seynd bereits ernennet /
so nächst=künftigen Monat May oder
Ju=
nii in der Gegend Compiegne ein
Campe-
ment zu stellen befehliget / und soll
dassel=
be aus 36 Battaillons, und 40. Escadrons
bestehen / worunter zugleich die Königliche
Haus=Truppen mit begriffen / der
Mar=
schall de Villars wird dieses fliegende
Cor-
po commandiren / der Prinz von
Tin-
gry und der junge Hertzog von Bou⟨s⟩leur
aber dieser die Cavallerie, und jener
die Infanterie anführen / zu gleicher Zeit
auch ein ausehnliches Train schwerer
Artille=
rie an Canonen und Mörsern dahinwerts
abgeführet werden / anbey stehet nicht zu
zweifeln / es werden die vor einem Jahre
zuruk=gesetzte Auf=führung eines Forts,
und desselben Angrif erfolgen.
Man hat alhier mit Bestürtzung
vernom=
men / daß unterschiedliche Capital Kauf=
Leute von Genf dieser Tagen zwischen
de=
nen Gebürgen von dem abrollenden Schnee
begraben worden / wodurch in denen
Com=
mercien zwischen denen Frantzösischen
Lan=
den / und dem Gebiet des Königs von
Sar=
dinien eine grosse Interruption erfolget.
Paris 25. Martii.
Jn der Jesuiten= Kirchen in S. Antoni-
Strasse ist man in würklicher Verfertigung
eines Mausolæi, oder prächtigen Grab=Mahls
begriffen / worinnen das Hertz des
verstor=
benen Königs Ludwigs des Grossen
verwah=
ret werden solle / es werden nur allein zu
denen Zieraten dieses Grab=Mahls 475.
Mark Silber gebrauchet / das gantze Werk /
welches auf die Unkösten des Königs
ver=
fertiget wird / solle mit Einbegrif des
hier=
zu gebrauchenden Goldes / Silbers / Metals /
Marmors / ꝛc. auf 600. tausend Livres zu
stehen kommen. Msr. Dobi, General-
Ad-
vocat des grossen Rahts / welcher seinen in
Flandern sich aufhaltend / damalen auf den
Tod krank gelegenen Vatter besuchen wollen /
ist selbsten alda gestorben / und hat den
Vat=
ter noch lebendig hinterlassen.
Den 14den Dieses hat Monsr. Thierry,
Doctor von der Sorbonne, und an statt des
verstorbenen Herrn le Roux, neu=erwehlt=
Königl. Professor bey seinem Antritt nach
der Gewohnheit eine offentliche Oration,
oder Anrede gehalten / und in derselben
die Liebe zur Wahrheit / und was dieselbe
dem König / und der Kirchen schuldig seye /
erkläret / auch dieselbe auf die Treue gegen
der Kirchen / und dem König ausgeleget /
worbey die Cardinäle von Noailles, Rohan,
und Bissi, der Päpstl. Nuntius, neben 18.
so wol Ertz= als Bischöfen gegenwärtig
ge=
wesen. Den 16den dieses hat eine Weibs=
Person sich von der Mitte der Königlichen
Brucke aus Unmut in den Seyne-Fluß
ge=
stürtzet / ist aber noch lebendig
herausgezo=
gen / und zur gefänglichen Haft in das
Ch⟨a⟩-
telet gebracht worden. Die vergangene Wo
che verstarbe Monsr. Pioger, ein Königlicher
Secretarius, seines Alters 80. Jahr / mit
Hinterlassung eines ansehnlichen Reichtum /
worvon die Marquisin de Verac, seine
eini=
ge Tochter die Erbin ist. Drey Chor=
Her=
ren des Bistums Boulogne, haben ihre
wi=
der die Päpstliche Constitution Unigenitus
gethane Appellation wiederruffen.
Den 22sten Dito hat das völlige
Parla=
ment / und das Capitul des hiesigen Erz=
Stifts von unserer Lieben Frauen / zum
An=
gedenken des von König Heinrich dem
Vier=
ten alhier gethanen ersten Einzugs die
feyer=
liche Procession nach der grossen Augustiner=
Kirchen gehalten / worauf die Parlaments=
Glieder bey denen hiesigen Carthäuseren mit
einer herrlichen Mahlzeit in Fasten=Speisen
bewirtet worden seynd. Die Königin hat
in ihrer Schwangerschaft einen erwünschten
Fortgang / und befindet sich in
vollkomme=
ner Gesundheit.
Aus England wird geschrieben / daß ein
gewisser Geistlicher / welcher den Tractat mit
der Aufschrift: Avantures, oder
Abentheu=
re einer vornehmen Person / welche dem
Welt=Leben abgesagt / geschrieben / und
darauf sich nach England geflüchtet / ohnweit
Londen in der Thems ertrunkener gefunden
worden seye.
Aus Niederland.
Arnheim 19. Martii.
Heute ward die Frauens=Person / welche
in 4. unterschiedenen malen / nemlich in 6.
Jahren / 5. Menschen mit Ratzen=Kraut
umgebracht / als ihren Herrn / von deme sie
vorgegeben / daß er ihr Freyer gewesen;
ihren Schwieger=Vatter / und Schwieger=
Mutter; ihres Manns Sohn von dessen
erster Ehe / ein Kind von dritthalb=
Jah=
ren / und endlichen ihren eigenen Mann
selbsten; auf folgende Art hingerichtet: sie
ward / nachdeme sie auf ein Creutz geleget/
und fest gemachet ware / an jedem Arm und
Beine mit einer glüenden Zange angegriffen /
so daß zwischen jedem Grif ein wenig stille
gehalten ward; darauf ward sie von unten
auf lebendig gerädert / endlich ihr das Haupt
mit einem Beil abgehauen / und der
Cör=
per auf dem Galgen=Berg auf ein Rad
ge=
flochten.
Amsterdam 22. Martii.
Man hat hier Zeitung / daß der Friede
zwischen der Regierung zu Algiers, und der
Cron Schweden geschlossen seye. Zu Algiers
waren aufgebracht Schiffer / Johann
Ja=
⟨c⟩obsen Mayer von Cadix / und Jacob
Ba=
de von Lisabon; so war auch ein
Portuge=
sisches Schif genommen / und nachgehends
gesunken / aus welchem man 18. Pfund
Gold=Staub / und 1000. goldene
Crusa=
den geborgen. Vor Oneglia war das Schif
von Lambert Burford von Hamburg
über=
rumpelt / und zu Villa Franca aufgebracht
worden / weil es die 2. pro Cento von dem
Wert derer Gütern / welche man künftig von
allen vorbey lauffenden Schiffen / die
un=
gefehr 100. Last führen / fodern will / nicht
bezahlet hatte. Auf der Engländischen
Cü=
ste waren verunglücket / das Schif von
Do-
mingos da Costa, alias Capt. Droskill, von
Lisabon nach Havre de Grace gehend / und
ein Schif mit Zucker und Indigo beladen /
welches / wie man meinte / aus denen
Fran=
tzösischen West=Jndien gekommen.
Brüssel 22. Martii.
Am Freytag hat die Durchleuchtigste
Ertz=Hertzogin dem Fürsten von Thurn
und Taxis das Patent als General derer
Post⟨e⟩n derer Oesterreichischen Niederlanden
überliefert / und hat derselbe darauf in
solcher Würde den Eid in die Hände
höchst=
gedachter Durchleuchtigsten Ertz=
Hertzo=
gin abgeleget. Es ist eine Verordnung
des Souverainen Rahts von Braband
he=
raus=gekommen / wodurch denen
Advoca-
ten anbefohlen wird / alle Suppliquen an
vor=erwehnten Raht / die Deductiones,
Me-
morialien, und andere dergleichen
Schrif=
ten / bey Vermeidung einer gewissen Geld=
Busse / selbst zu entwerfen / und zu
unter=
schreiben / wie auch / daß künftighin keine
andere Advocaten / dann die jenigen / so
von mehr=beregtem Raht angenommen / und
erkannt worden / über Rechts=Sachen um
Raht gefraget werden sollen. Dieser
Ta=
gen wurden hier 3. Strassen=Räuber
aufge=
hangen / und der Cörper des einen davon
war / zufolge eines alten Privilegii, an die
Medicinische Facultät zu Löven überschicket /
um anatomiret zu werden. Die Ertz=
Her=
tzogin Gouvernantin hat dem Hn. S. Pierre,
welcher zu Beschützung seines eigenen
Lei=
bes / den Herrn von Hautport / Herrn von
Maes in der Stadt Mons / im vorigen
Jah=
re erstochen hat / Gnade ertheilet. Die
Her=
ren Directcurs der Ostendischen Compagnie
haben Befehl ertheilet zu Fertigmachung
neuer Kauf=Schiffe / welche in Spanische
und andere See=Häven Handelungen
trei=
ben sollen.
Es geben Briefe aus Frankreich / daß die
Königin in ihrem gesegneten Zustande
glük=
lich fortgehe / und wolten verschiedene
Da-
mes Wettungen thun / daß höchst=dieselbe
mit einem jungen Dauphin niederkommen
werde. Der Cardinal von Noailles würde
an Kräften je länger je mehr dergestalten
schwach / daß man zweifeln wolte / daß
der=
selbe lang mehr leben werde.
Haag 25. Martii.
Es gehet ein Gerüchte / daß der von hier
nach Utrecht abgereiste Printz von Nassau /
und Oranien / einige Monat von diesem
in=
stehenden Sommer sich zu Leiden aufhalten
werde / um die Curiositäten selbiger Stadt
und der Universität zu beschauen / und ein
und andern derer vornehmsten Professoren
der Rechts=Gelehrtheit / insonderheit aber
den Herrn Vitriarius über das Jus Publicum
zu hören; wie dann dieser gelehrte Mann
dermalen in seinem Collegio 10. à 12.
jun=
ge Reichs=Grafen / worunter sich die beede
Grafen von Colalto, ein Graf von
Czer-
nin, einer von Collowrat, und einer von
Althan, deren Eltern alle in Kaiserl.
Dien=
sten stehen / sich befinden / hat. Einige
Astrononimi der Univesität zu gedachtem
Leiden haben prognosticiret daß an
unse=
rem Horizont ein Comet erscheinen / und
noch vor Ende dieses jetzt=lauffenden
Mo=
nats zu sehen seyn würde / doch werden
die=
selbe in dieser ihrer Ausrechnung von
an=
dern Astronomis widersprochen / und die
Zeit wird nunmehro bald ausweisen /
wel=
che von beeden recht gehabt.
Die Herren Staaten von Frießland
ha=
ben ein weitläufiges / und in sehr harten
Terminis abgefastes Schreiben an die
Her=
ren General=Staaten wegen der Ost=
Frieß=
ländischen Sache / und insonderheit wegen
der Stadt Embden / abgelassen. Dieser
Ta=
gen ist ein Currier / welchen der
Engländi=
sche Minister am Kaiserlichen Hof / Mylord
Waldgrave, mit gar wichtigen
Briefschaf=
ten nach Londen abgefertiget / hierdurch
pas-
sirt. Der Herr Graf von Dehn / erster
Mi=
nister Jhrer Durchl. / des Hertzogen von
Braunschweig=Wolfenbüttel / ist / zu
Able=
gung einer Commission, hierdurch nach
Lon=
den passirt.
Die zu Paris anwesende Herren
Gevoll=
mächtigte warten nur auf die Zuruk=kunft
deren Herren Stanhope / und Walpole von
Londen / um mit selbigen eine grosse
Unter=
redung zu halten / so dahin zielen solle / auf
welche Art der Friedens=Tag mit gutem
Fortgang fortgesetzet werden könne;
immit=
tels langen daselbsten all=täglich Bedienten /
und Bagage von denen Herren
Gevollmäch=
tigten an. Der Spanische Minister zu
er=
wehntem Paris verfüget sich öfters von
dor=
ten nach dem Frantzösischen Hof; derselbe
hat in einer mit dem Cardinal von Fleury
gehaltenen langen Unterredung Sr.
Emi=
nentz zu verstehen gegeben / daß die
ausge=
streuete Gerüchten / als ob die Spanische
Capers einige Engländische Kauffardey=
Schiffe seit denen unterzeichneten Prælimi-
narien hinweg=genommen / falsch / und
er=
dichtet wären / und wann die Spanische
Ca=
pers einige Engländische Priesen gemacht /
so wäre solches der Ursachen halber
gesche=
hen / weilen sie mit verbottenen Waaren
ver=
sehen gewesen; was nun aber die Klagen /
welche die Engländer mit gutem Fug / und
Recht in Ansehung der Handlung einzubrin=
gen haben / anbetreffen / so wollen Seine
Catholische Majestät solche untersuchen / und
nach deren Befindung herstellen lassen.
Aus Rußland.
Moscau 3. Martii.
Gestern frühe um 7. Uhr ist der
Hollän=
dische Resident Herr von Welde / nach kaum
24. stündiger Krankheit schleunigen Todes
verblichen. Der General=Feld=
Zeugmei=
ster von Günther ist verwichenen
Sonn=
abend nach=Mittag um 3. Uhr sehr
präch=
tig begraben worden.
Aus Jngermannland.
Petersburg 8. Mart⟨i⟩i.
Die gesterige öffentliche Zusammenkunft
der Academie ist sehr ansehnlich begangen
worden. Der Ertz=Bischof von Narva und
Plescow in Begleitung deren Vo⟨r⟩nehmsten
von der Geistlichkeit / ingleichen Se. Excell.
der Herr Admiral von Sievers / und des
Generals Grafen von Münnichs Excell.
nebst denen übrigen Vornehmen von der
Admiralität / und Generalität, und vielen
anderen von Distinction waren dabey
zu=
gegen. Die beede Maschinen waren für alle
Zuschauer zu betrachten ausgestellet dabey
die meisten sonderlich das künstlich
ge=
schliffene Polyedrum bewunderten / ind⟨e⟩me
sie darin an statt des auf der Mitte der
Tafel gemahlten Russischen Adlers das
Brust=Bild Jhrer Majestät Petri des
An=
derten wahrnahmen / welches sich aus vielen
unter andere Figuren versetzten Stucken
genau wieder zusammen setzte / und s⟨e⟩hr
deutlich zu sehen ware. Heute ist das
Crö=
nungs=Fest Jhrer Majestät mit vielen
So-
lennitäten begangen worden / davon
künf=
tig ein mehrers.
Aus Schweden.
Abo in Finland 10. Martii.
Die Kälte ist dieser Orten noch so heftig
daß alle Ströhme feste zugefroren und die
Wasser=Mühlen nicht mehr zu gebrauchen
seynd; dahero man wegen Mangel des
Mehls in etwas Noht leidet / doch müssen
die Wind= und Hand Mühlen das beste
thun so lange bis das Wasser wieder
of=
fen komt. Von Narva wird unterm 1sten
Dieses gemeldet / daß die Wölfe sich bey
dieser grimmigen Kälte / aus denen Wäl=
dern / vor Hunger auf das freye Feld / und
auf die Land=Wege begeben hätten / so gar
daß sie sich auch ohnweit selbiger Stadt in
entsetzlicher Menge sehen liessen /
wannen=
hero die Bauren befehligt worden / solchen
auf allerhand Art / und Weise nachzustellen /
worin dieselbe auch so glüklich gewesen / daß
sie schon über 40. von diesen hungerigen
Thieren getödtet.
Aus Dännemark.
Copenhagen 19. Martii.
Nachdem der Conference-Raht
Schlan=
ge / und Etats-Raht Berregaard das
Po=
litzey= und Commerce-Collegium
quitti-
ret / haben Jhro Königliche Majestät
bee=
de leere Stelle dem General-Major
Staf=
felt / und Justice-Raht Hoyer aufgetragen /
welche diese Woche auch bereits Sitz
darin=
nen genommen. Der so lange gefangen
gesessene Müntz=Meister zu Christiania, hat
ein Urtheil erhalten / daß er an dem
Pran=
ger gestrichen / an der Stirne gebrannt
und Zeit Lebens auf Agerhus in Eisen
ge=
schmiedet arbeiten soll / welches auch an
demselben vollgezogen worden. Bey der
beständig fort währenden Kälte haben
wir täglich Schlitten von Landescron aus
Schonen; so seynd auch bereits verschiedene
Handwerks=Leute mit dieser Gelegenheit
übergekommen / welche ihren Dienst zur
Wiederaufbauung derer durch den Brannt
verwüsteten Häusern darbieten wollen / und
berichten diese Leute / daß keiner von
unse=
ren Uberläufer in die Schwedische Dienste
genommen wird / sondern man gibet ihnen
Pässe / und läst sie lauffen; sie leiden die
grösseste Noht / und kämen vieleicht gerne
wieder / in daferne sie des Pardons
versi=
cheret seyn könten / können auch nicht eher /
als bis nach völliger Eröfnung der Fahrt
von der Ost=See nach Teutschland
über=
kommen.
Aus Teutschland.
Hannover 18. Martii.
Vor 3. Tagen ist zur Stoltzenau ein grosses
Unglü⟨k⟩ passiret: dann / da der Herr Drost /
da=
sigen Ortes mit seiner Frauen speisen will /
und unter andern eine Suppe von Wein /
und Bier machen lassen / will die Frau
Zu=
cker einwerfen / komt aber unversehens zum
Arsenico, und streuet darvon in die Sup=
pe; wie sie darvon essen / spricht der Droste
zu ihr; die Suppe taugt nicht sie hat einen
übeln Geschmak; sagt auch / sie möchte
auf=
hören davon zu essen / und solche denen Leuten
hinaus geben lassen / dann er befünde sich
sehr übel darnach. Wie solches geschehen /
und der Herr noch etwas am Tische sitzen
ge=
bliben / überfällt ihm ein so heftiges
Erbre=
chen / daß ihm das Blut aus Nasen / und
Munde springet / auch er bald darauf seinen
Geist aufgibet; der Frauen gienge es
eben=
fals nicht besser / doch hat sie noch etwas
länger gelebet; wie dann auch 2. Diener /
und 2. Mädgens / denen das übrige der
Sup=
pen gegeben worden / und dieselbige
ausge=
gessen / eben also gestorben / dergestalt / daß
dardurch 6. Personen unglüklicher Weise um
ihr Leben gekommen. Die 2 Compagnien
Gardes des verstorbenen Bischofs von
Oß=
nabrük seynd nunmehro in die ihnen in
hie=
sigem Lande angewiesene Quartiers
abge=
gangen. Die übrigen 5. Compagnien aber
seynd in 5. verschiedene kleine Städte / als
Elda⟨g⟩sen / Pattensen / Springen / Münden /
und Rheeburg verleget worden.
Cöln 24. Martii.
Die von Trier alhier angelangten Briefe
bringen mit / daß die Wahl eines neuen
Chur=Fürsten auf den 2ten May
ausgese=
tzet worden. Wie sonsten verlautet / so solle
auf denen hiesigen Rhein=Mühlen / annoch
eine grosse Menge Korn für die Kaiserlichen
Truppen gemahlen werden.
Hamburg 26. Martii.
Vorgestern ist der Königl. Frantzösische
Bottichafter / Graf von Plelo, mit seiner
Gemahlin alhier angekommen / und wird
derselbe innerhalb 4. bis 5 Tagen seine
Rei=
se nach dem Königl. Dähnischen Hofe
fort=
setzen. Mit der Petersburger=Post hat der
hiesige Russische Resident Bef⟨e⟩hl erhalten /
dem hiesigen Magistrat anzudeuten / wie
die Czarische Befehl an das Admiralitätstäts=
Collegium zu Petersburg dahin ergangen
seye / bey nächster guten Zeit eine mit 16.
bis 24. Stuken besetzte Fregatte von dannen
nach Lübek segeln zu lassen / der alle 14.
Ta=
ge eine andere folgen solte / bey welcher
Ge=
legenheit dann die Passagiers, und
Kaufleu=
te ihr Conto finden könten / indeme die
Fracht deren Waaren auf sothanen Fuß ge=
setzet / als selbige sonsten zwischen Hamburg /
und Rouen in Frankreich gebräuchlich / der
Passagier aber bey der Ankunft zu
Peters=
burg / oder Reval nicht mehr als einen
Ru=
bel zu zahlen gehalten / hingegen von der
Durchsuchung seiner bey sich habenden
Sa=
chen frey seyn solte.
Würtzburg 26. Martii.
Gestern Abends / ein wenig nach 4. Uhr /
ist der Hochwürdigste / des H. Röm. Reichs
Fürst / und Herr / Herr Christoph Frantz /
Bischof zu Würtzburg / und Hertzog zu
Fran=
ken / ꝛc. nach 4. Täge lang mit gäntzlicher
Ergebung in den Göttlichen Willen / und
auferbaulichster Christlicher Bezeigung
aus=
gestandener Unpäßlichkeit / unter dem
Ge=
bett derer anwesenden Geistlichen / und
an=
dern von dero Hofstatt / zu hiesiger Stadt /
und des gantzen Landes grösten Leid=Wesen /
in GOtt sanft / und selig entschlaffen /
nach=
deme Seine Hochfürstl. Gnaden dieses Hoch=
Stift ungefähr 4. und 1. halb Jahr
Ruhm=
würdigst regieret hatten.
Von der Mosel vernimmt man / daß
un=
ter denen Trierischen Capitularen eine grosse
Bewegung wegen der Wahl eines Chur=
Für=
sten / und Ertz=Bischofs verspüret werde /
und wie man versichert / solten unter allen
Competenten / der Dom=Probst / Graf von
Schönborn / ingleichen der Dom=Capitular,
Baron von Gimmich / die stärkesten seyn / so
daß fast nicht zu zweifeln / es dörfte einer
von diesen beeden Herren zu der Churfürstl.
und Ertz=Bischöflichen Würde erhoben
wer=
den. Jndessen seynd Jhre Churf. Durchl.
zu Mayntz nunmehro in dero Ertz=Stift
ein=
getroffen / und da sie in der Residentz=Stadt
Mayntz / jedoch ohne grosse Ceremonien /
den Einzug gehalten / so dörfte von der
Di-
sposition wegen der angetrettenen neuen
Regierung / vielleicht bald ein mehrers zu
vernehmen seyn.
Regenspurg 1. April.
Nachdeme bey letzterem Rahts=Tag die
Cameral-Materie vorgebracht / und im
Chur=Fürstl. Collegio vorgeschlagen
wor=
den / daß weilen die Unterricht noch nicht
durchgehends eingegangen / ob man nicht
eine gewisse Zeit setzen möchte / um nach
deren Ablauf alsdann die Berahtschlagung
darüber vorzunehmen; So wurde beliebet /
daß solches gleich nach denen Oster=Ferien
geschehen könte / da man in wehrender Zeit
auf die abgehende Unterricht bey denen
Höfen dringen wolte / zumalen Jhre
Kai=
erl. Majestät deren Erörterung
allergnä=
digst verlangen sollen. Da nun auch
be=
richteter massen der Herr Chur=Maintzische
Gesandte wieder die von denen Chur=
Säch=
sisch=Chur=Trier= und Chur=Cöllnischen
Herren Gesandten vorgenommene Rahts=
Ansagen eine Protestation in nachdrüklichen
Terminis verlesen so verlautet auch / daß
diese Letztere bey ersterer Gelegenheit / so
vielleicht heute geschehen seyn dörfte /
dar=
auf antworten werden.
Wien 9. April. 1729.
MJttwoch / den 6. April / haben
bee=
de Regierende Kaiserl.
Majestä=
ten / nebst der Durchleuchligsten
Leo=
poldinischen Ertz=Hertzogin Maria
Mag-
dalena, so wol vor= als nach=Mittags
dem in der Fasten=Zeit gewöhnlichen
GOttes / Dienst in Dero grossen Hof=
Capellen / unter ordinari Gefolg Jhrer
Hochfürstl. Eminenz alhiesigen
Cardi=
nal Ertz=Bischoffen von Kollonitsch /
des Päpstlichen Herrn Nuntii Monsig.
Grimaldi, und des Venetianischen Hrn.
Bottschafter Cav. Daniel Bragadin,
wie auch Dero Daiserl. Ministern /
Ge=
heimen Rähten / und Cammerern /
auf=
erbäulichst beygewohnet: worzu alles
wegen des jüngst=vermeldeten
Hertzog=
lich=Lothringischen Trauer=Falls in der
tieffen Cammer=Klag zum erstenmal
erschienen: das Mittagmahl aber haben
beede Kaiserl. Majestäten unter
obge=
dachter Aufwartung wiederum in der
geheimen Rahts=Stuben
eingenom=
men. Eben diesen Tag kamen Jhre
Majestät die Verwittibte Röm.
Kai=
serin Amalia Wilhemina aus Dero
Frauen=Closter am Renn=Weg herein
in die Kaiserl. Burg / um alda bis nach
Ostern zu verweilen; und wurde
die=
sen vor=Mittag in Jhrer Majestät Hof=
Capelle für die den 25. Martii dieses
Jahrs zu München in GOtt selig
ent=
schlaffene Hoch=Adeliche Stern=Creutz=
Ordens=Dame (Tit.) Frau Susanna
Eusebia Gräfin von Seeau / geborne
Freyin von Kageneck / das
gewöhnli=
che Seelen=Amt gehalten.
Donnerstags / den 7den Dito /
wa=
re in Allerhöchst=gedacht Jhrer
Ma=
jestät der Verwittibten Kaiserin Hof=
Capelle das jährlich=gewöhnliche Ti-
tular-Fest derer Hoch=Adelichen Stern=
Creutzes=Ordens=Damen / auf das
andächtigste mit 13. Stationen / oder
Exhortationen / so eben so viele Patres
der Societät JESU verrichtet / begangen
worden: dabey auch beede Regierende
Kaiseriche Catholische Majestäten der
ersten Predig beygewohnet: denen
üb=
rigen Tag=Stunden wohneten
Wech=
sel=weise die hohe Creutz Damen bey.
Auch hat es diesen Tag Jhro Majestät
dem Kaiser abermals beliebet Sich in
der Gegend Stammersdorf mit Jagen
zu belustigen / und wie vorigen
Dien=
stag auch geschehen / das Mittag=mahl
im dortigen Wald / das Nacht=mahl
aber auf Jhrer Majestät der
Regieren=
den Kaiserin Seiten nebst Dero
Durch=
leuchtigsten grösseren Ertz=Hertzogin /
und Jhrer Durchl. der Ertz=Hertzogin
Maria Magdalena eingenommen / ohne
daß Jhre Majestät wegen ihrer erst
gegen 8. Uhr beschehener nach Haus=
Zuruk=kunft dem Schluß obgedachter
Andacht / wie sonst anderen Jahren
geschehen / hätten beywohnen können.
Freytags / den 8ten Dito / haben
beede Regierende Kaiserl. Majestäten
nebst Dero Durchleuchtigsten beeden
älteren Ertz=Hertzoginnen / und Dero
Durchl. Frau Schwester Ertz=Hertzo=
gin Maria Magdalena dem vor=
Mit=
tagigen mit Aussetzung des
Hochwür=
digsten Guts gehaltenen GOtes=
Dienst / unter des Päpstl. Herrn
Nun-
tii, des Venetianischen Hern
Bott=
schafters / und übrig=gewöhnlichen
Ge=
folg Dero Ministern und Cavalieren
in Dero Hof=Capellen wiederum
ab=
gewartet. Nachmittags aber Jhre
Majestät der Kaiser für Dero
Aller=
höchsten Person allein unter der
ge=
wöhnlichen Begleitung / und
Aufwar=
tung Jhrer Eminenz alhiesigen
Cardi=
nal Ertz=Bischoffen / Päpstl. Herrn
Nuntii, und Venetianischen Herrn
Bottschafters zu denen WW. EE. PP.
Francisci-Ordens / Minoriten genannt /
in die Kirche zum Heil. Creutz
verfü=
get / und alda der Predig / Stabat
Ma-
ter, und Procession zu denen
Statio-
nen beygewohnet: dann wurde auch
bey Hof bey Jhrer Majestät
Zuruk=
kehr in der grossen Kaiserl. Capelle
das Stabat Mater, Welsche Predig /
Miserere, und der Schluß mit dem H.
Segen gehalten / welchem allen der
Re=
gierende Hof auferbäulichst abgewartet.
Dito ware zu Mittag von 12. bis 1.
Uhr mit allen Glocken der Stadt / und
vor=Städten geläutet; dann des
A=
bends die Todten=Vigil für Jhre
Wei=
land Kaiserl. Majestät Joseph dem
Er=
sten / Glorwürdigsten Andenkens / so
den 17. April 1711. dieses Zeitliche
ge=
segnet / bey Allerhöchster Gegenwart
Jhrer Majestät der Verwittibten
Rö=
mischen Kaiserin Amalia Wilhelmina,
in Begleitung Dero gantzen Hofstatt /
so in tieffer Trauer erschienen / in der zu
diesem Ende schwartz bekleideten Kirche
derer WW. EE. PP. Capucinern am
Neuen=Markt bey einem gewöhnlichen
Ehren= und Todten=Gerüst begangen
worden.
Die Durchleuchtigste Leopoldinische
Ertz=Hertzogin Maria Magdalena, als
auch der alhiesige hohe Adel so wol als
andere vornehme Leute / seynd an nun
mit dem Werk der Barmhertzigkeit die
armen Leute in denen Spitälern / und
die Gefangenen zu speisen / und zu
be=
schenken beflissen; gleichwie dann auch
dieser Tagen der hiesige Löbl. Stadt=
Magistrat die Gefangene in dem Amt=
Haus (so die jenige seynd / welche auf
dem Hals sitzen) sehr wohl gespeiset
und bewirtet hat.
Der neue Bau an dem Kaiserl.
Pal=
last / und an der Kaiserl. Bibliothec
wird noch immerhin fortgesetzet / wie
dann auch zu einer neuen bequemen
Reit=Schul im vorhin sogenannten
Paradeis=Garten / nebst der Kaiserl.
Burg nun bereits einige Bau=
Zurü=
stung gemachet wird.
Mit Aufbauung der schon bemeldten
steineren S. Josephi Vermählungs=
Sau=
len auf dem Hohen Markt / wird nun
mit allem Ernst Hand angeleget
zuma=
len nicht allein schon der statt dieser
Saulen vorhin alda gestandene schöne
Spring=Brunn hinweg genommen /
und das Wasser in einen andern Lauf
verkehret worden; sondern nebst der
schon etliche Wochen aufgerichteten
Hü=
ten für die Marmor=Schleiffer / auch
dieser Tagen ein Platz / wo die
Sau=
len wird aufgerichtet werden / in einer
ziemlichen Höhe ein=verplankt / und
ver=
schlagen worden.
Dieser Tagen seynd hier in der
Leo=
poldstadt eine Anzahl Bauern=Familien
aus dem Reich zu Wasser angelanget /
welche ferner nacher Hungarn gehen /
um sich alda nieder zu lassen: auch
seynd ei⟨n⟩i⟨g⟩e Kaiserl. im Meiländischen
angeworbene / und zu denen in
Hun=
garn ligenden Spanischen Regimentern
gewidmete Recruten ebenfals zu
Was=
ser alhier angekommen / worzu hier in
denen vor=Städten auch einige
Teut=
sche noch angeworben werden sollen.
Die neuesten Briefe aus Londen seynd
vom 22. passato, in welchen aber nichts
be=
sonders enthalten / als daß die Admiralität
an die Cüsten=Bewahrer / oder K⟨rie⟩gs
Schif=
fe / welche in dem Canal kreutzen / Befehl
ertheilet habe / alle Schiffe welche
gedach=
ten Canal passiren / zu examiniren: Ferner
hätte dieselbe allen Capitains von denen
Kriegs=Schiffen anbefehlen lassen / die
Helf=
te der Mannschaft von ihren Schiffen
ab=
zudanken / und nur die besten Matrosen in
Diensten zu behalten. Jm übrigen seye zu
Falmouth eine Chalouppe, der Printz von
Asturien genannt und der Süd=Compagnie
gehörig / aus Vera-Crux eingelauffen /
welches die Nachricht überbracht daß das
Schif Printz Friedrich / welches die
Spa=
nier mit seiner reichen Ladung gedachter
Compagnie restituiret hätten / sich fertig
gemacht, dieser Chalouppe unverzüglich zu
folgen / aus welchen allem / und daß man
mit Ausrüstung der Flotte nicht mehr
be=
sonders eile / zu schliessen seye / wie man
in kurzem von einen Frieden / oder
Still=
stand der Waffen sich angenehme
Nachrich=
ten versprechen könne.
NB.
Jn des Herrn George Lehmanns Buch=
Laden auf dem Kohl=Markt dem Kaiserl.
Ball=Haus über ist zu haben: Cimaroli (R.
P. Ignatii Brent.) Historicus & Encomiastes
Marianus, referens Miranda, Ope Deipa-
ræ circa Mortales patrara, unà cum
Elo=
giis, ex plurimis Scriptor. Authenticis
par-
tim collectis, in 4tò. Kostet 2. fl.
unge=
bunden.
Ferner / von Lehneisen (Georg
Engel=
hard) neu=eröfnete Hof=Kriegs= und Reit=
Schul / das ist: Gründlicher Bericht della
Cavalleria, oder von allen / was zur
Reu=
terey gehörig / und einem Cavalier darvon
zuwissen gebühret / in dieser neuen Edition
in 6. Theil eingetheilet / und mit kostbaren
Kupfer=Stichen illustriret / und dor Augen
gestellet von Valentin Trichter / Bereuter in
Nürnberg / in Fol. Kostet 16. fl.
ungebun=
den.
NB.
Bey dem Verleger dieses Wienerischen
Diarii ist zn haben: Turris Libani,
respi-
ciens contra Damascum: Thurn am
Li-
bano, so gegen Damascum schauet; ein mit
Wunder= und Gnaden=Zeichen
beleuchte=
tes Creutz=Bild unsers höchst=mildreichen
Erlösers Christi JEsu / so ehemalen in
Sie=
benbürgen zu Hermannstadt verehret / bey
eingerissenen Glaubens=Spaltungen unter
die Erde verborgen / über anderthalb
hun=
de Jahr alda gelegen / im Jahr 1699.
aus des Himmels vorsichtigen Anschlag
er=
funden / in der Kaiserl. Sitz=Burg Wien
im Jahr 1708. denen Barfüsser=Vättern /
des Ordens der Allerheiligsten
Dreyfaltig=
keit / von Entschliessung gefangener
Chri=
sten in der Alster=Gassen vor dem
Schot=
ten=Thor ange=eignet / von selbigen
Ta=
gen an / bis an unsere Zeiten durch Christ=
Catholische Wiener / Oesterreicher / und
andere Völkerschaften eiferig besuchet wird.
Worvon sonderbar denen aus Grund=
be=
währten Schriften / oder mündlichen
Be=
kanntnussen eingeholten von Jahr 1709. /
bis zu Ende 1716. vorbeygegangenen
Him=
lischen Denk= und Gnaden=Zeichen einen
ausführlichen Bericht abgestattet / solchen
jedesmal mit sittlichen Lehren / Biblischen
Concepten / schönen Gleichnussen /
Sprü=
chen deren Heil. Vättern / oder GOttes=
Gelehrten / warhaften Natur=
Eigenschaf=
ten / alten und neuen Geschichten
unter=
theilet / mit allem Fleiß zusammen
getra=
gen. Ungebundener kostet 40. Kr.
NB.
Allen Handels=Leuten / und wer sonsten
von Kaufmanns=Gütern / oder andern
Waaren nach Sicilien senden wolte / wird
hiermit zu wissen gemacht: daß auf den
ersten Julii jetzt laufenden 1729 Jahrs von
Fiume geraden Wegs nach Messina
ver=
reisen / und dann von dar wiederum nach
Fiume zuruk kommen wird / der Capitain
Marco Florio d'Orebitsch in Buccari
wohnhaft mit seinem Schif Santa Croce
genannt / mit Kaiserl. Flaggen / welches
Schif zwey hundert Tonnen / jede zu
zwan=
zig Centner Wiener=Gewicht gerechnet /
träget / mit zehen Canonen / und
zwan=
zig Mann besetzet / auch gut ausgerüst /
und mit aller Nohtdurft wol versehen ist;
Fracht wird gemacht / wie folget:
Für schwer geschmeidige Waaren / als
Eisen / Stahl / Kupfer / und dergleichen /
Gulden sieben ein halben für jede tausend
Pfund Wiener=Gewicht.
Für Mittel=mässig und nicht gar
ge=
schmeidige Waaren / als Leinwand /
Tuch / Zeug / und dergleichen / Gulden
fünf=
zehen / wie oben.
Für andere Güter / und Waaren / welche
ungeschmeidig / oder von grossem Wehrt
seyn / wird man sich auf dem Plaz / und
zwar mit aller Bescheidenheit versehen.
Lista deren Verstorbenen zu Wien /
in und vor Stadt.
Den 6. April 1729.
Jn der Stadt.
- Herr Elias Adam Erois / Burgerl. Schul=Rector, und
Musicus, bey St. Stephan / auf der Burger=Schul /
alt 64. J. - Dem Stephan Gündl / Burgerl. Handels=Mann /
s. Ehew. Catharina / in dem Hinckischen Haus / in
der Wilpinger=Strassen / alt 20. J. - Der Francisca ⟨M⟩ühlerin / Burgerl. Wittwe / ihr Kind
Antoni / bey der schwarzen Bürsten / alt 3. J. - Gallus Grüsser / Mahler / auf der Becken=Herberg /
alt 31. J. - Simon Schrenk / Haus=Meister / in dem Johannes=
Hof / alt 63. J. - Dem Tobias Huber / Kutschern / s. K. Georg / in dem
Häringerischen Haus / auf der Fischer=Stiegen /
alt 7. J.
Vor der Stadt.
- Dem Valentin Scheml / gewesten Pflegern / s. K.
Carl / in dem Palfischen Haus / in der Koht=Gassen /
alt 4. J.
- Joseph Haner / Burgerl. Lust=Gartner / in sein Haus /
auf der Landstrassen / alt 27. J. - Bernhard Masser / gewester Herrn=Koch / bey dem
Blechern=Thurn / in der Leopold=Stadt / alt 46. J. - Dem Georg Holler / Burgerl. Schuh=Macher / s. K.
Catharina / bey dem roten Hirschen / in der Leopold=
Stadt / alt 8. J. - Dem Adam Kurtz / Guardi=Soldaten / s. W.
Christi=
na / in dem Pegorinischen H. / am Neustift / alt 60. J. - Dem Georg Sambach / Kutschern / s. K. Anna / in
dem Ai⟨chli⟩schen Haus / am Neustift / alt 4. J. - Lorentz Supan / Guardi=Soldat / in dem Pfeifferischen
Haus / zu Erdberg / alt 26. J. - Dem Georg Jäger / Mühlnern / s. W. Susanna / bey
dem Weixl=Baum / ober dem Neustift / alt 34. J. - Jacob Ettinger / Messer=Schmid=Gesell / bey denen
6. Schimmeln / bey St. Ulrich / alt 74. J. - Caspar Ludwig / bey denen PP. Misericoriæ, alt 31. J.
- Gertraud Lechin / arme Wittwe / in dem Florianischen
Haus / ausser der Landstrassen / alt 95. J. - Barbara N. / arme Wittwe / in dem Gartnerischen
Haus / ausser Maria=Hülf / alt 100. J. - Georg Mayr / alt 56. J. Und Jacob Bugolosski /
alt 50. J. / beede in dem Kranken=Haus.
Den 7. April.
Jn der Stadt.
- Dem Joseph Feichtinger / Stuckodor=Gesellen / s. W.
Catharina / in dem Brandweinerischen Haus / am
roten Thurn / alt 37. J. - Dem Poncratz Steinbeck / Guardi=Soldaten / s. K.
Andre / auf der Neuen=Thor=Pastey / all 4. J. - Walburga Lebhardin / alt 82. J. Und Jacob N. /
alt 2. J. / beede in dem Burger=Spital.
Vor der Stadt.
- Dem Johann Palester / ohne Condition, s. K. Carl /
in sein Haus / am Spitlberg / alt 5. J. - Dem Blasi Grexhammer / Burgerl. Häringer / s. T.
Eva / bey dem grün Thor / auf der Landstrassen /
alt 14. J. - Dem Wolf Bleyer / Burgerl. Bier=Leut=Geben / s. W.
Anna / in dem Lucamischen Haus / auf der Land=
strassen / alt 28. J. - Dem Christian Scheibner / Band=Machern / s. W.
Magdalena / in dem Bildhauerischen Haus / in den
Joseph=Stadt / alt 31. J. - Georg Claus / Kaiserl. Kutscher / in dem
Lobkowitzi=
schen Garten / auf der Wieden / alt 50. J. - Georg Teisser / gewester Säckel=Trager / in sein Haus /
zu Erdberg / alt 94. J. - Dem Jacob Fröhlich / Brod=Sitzern / s. W. Anna /
in dem Schäfferbeckischen H. / am Neustift / alt 80. J. - Math. Biglhofer / Zimmer=Gesell / bey dem gün
Krantz / auf der Wieden / alt 76. J. - Heinrich Tach / Zimmer=Gesell / bey dem golden Engel /
in der Wahringer=Gassen / alt 27. J.
- Elisabetha Kenerin / lediges Mensch / in dem
Wald=
meisterischen Haus / auf der Wieden / alt 30. - Ein unbekannter Manns=Person / ist vor=gesteren
ausser St. Marx / todter gefunden worden / alda
von dem Kaiserl. Stadt=Gericht beschauet / alt
bey 26. J.
Den 8. April.
Jn der Stadt.
- Herr Johann Christoph v. Schölheim / Hungarischer
Ritter und Land=Mann / in dem klein Fähndrich=
Hof / alt 61. J. - Adam Poncratz Ferch / Burgerl. Mahler / in dem
Maria=Zeller=Hof / alt 78 J. - Jacob Binder / Guardi=Soldat / auf der Münch=
Pastey / alt 40. J. - Jacob Schieller / armer Mann / in dem Beschau=
Haus / alt 49. J.
Vor der Stadt.
- Peter Paul Huter / Burgerl. Schif=Meister / bey
de=
nen 3. Cronen / in der Leopold=Stadt / alt 40. J. - Dem Joseph Hartmann / Burgerl. Arbes=Handlern /
s. W. Maria Barbara / bey dem golden Rössel /
am Thury / alt 22. J. - Dem Andre Supan / Schreibern / s. K. Anna / in dem
Verwalterischen Wasch=Haus / in der Leopold=
Stadt / alt 5. Viertel J. - Conrad Jörg / Kellner / bey dem golden Adler / au⟨f⟩
der Wieden / alt 37. J. - Dem Andre Stark / Schuh=Machern / s. W. Anna
bey dem Schutz=Engel / ober dem Neustift / alt 30. J. - Catharina Brandsteterin / Wittwe / bey dem schwarzen
Bern / am Neustift / alt 83. J. - Dem Jacob Stiber / Schif=Knechten / s. K. Catharina /
bey dem schwartzen Thor / in der Rossau / alt 6.
Viertel J. - Dem Paul Dopler / Tagwerkern / s. W. Catharina /
bey dem grün Baum / in der Leopold=Stadt /
alt 73. J. - Dem Simon Badschuster / Tagwerkern / s. K. Andre/
in dem Gollerwascherischen Haus / im Liechtenthal /
alt 3. J. - Dem Antoni Raberger / armen Mann / s. K. Franc. /
bey dem blauen Gattern / ausser Maria=Hülf /
alt 8. J. - Michael Hollecker / alt 22. J. Antoni Greinig /
alt 28. J. Thomas Hundsberger / alt 34. J. Und
Joseph Mayr / alt 73. J. / alle 4. in dem Kranken=
Haus.