Anno 1729.
(Num. 31.)
16. April.
Wienerisches
DIARIUM.
Mit Jhrer Römis. Kaiserl. und Cathol. Majestät Freyheit.
Zu finden in der Kaiserlichen Hof=Buchdruckerey / gegen dem Hof=
Ball=Haus über / bey Johann Peter v. Ghelen.
Aus Spanien.
Cadix 8. Martii.
VErwichenen Freytag kame das Schif
von Capt. Colarre in 44. Tagen
von der Havana hier an / welches
bey Abgang deren Gallionen daselbst ware
ligen gebliben. Es seynd auch noch einige
fehlende Schiffe hier angelanget.
Madrid 15. Martii.
Der Herr Michael Frantz Guerra,
gewe=
ster Obrist=Cantzler von Mailand /
Gouver=
neur von dem Raht derer Finanzen, wie
auch des Rahts von Castilien / und erster
Cabinets=Minister ist gestern in alhiesiger
Stadt im 72. Jahr seines Alters mit Tod
abgegangen. Der König hat dem Don
Fer=
nando Espinosa Maldonado einen Titul in
Castilien für sich / und dessen
Descenden=
ten gegeben. Seine Catholische Majestäten /
der Printz und die Prinzessin von Asturien,
nebst denen 2. Infanten werden alltäglich
von der Jnsul Leon zu Sevilien zuruk
erwar=
tet / wo sie sich annoch einige Zeit
aufhal=
ten / und diesemnach den 19. nechst=
künfti=
gen Monats April von dorten aufbrechen
werden / um gerade nacher Aranjues zuruk
zu kommen.
Aus Groß=Britannien.
Londen 25. Martii.
Vorigen Dienstag ware das Unter=Haus
bis um 10. Uhr Abends zusammen; es
wur=
de befohlen / daß die Commercien=
Com-
missarien dem Hause Abschriften von ihren
an den König oder weiland Sr. Majestät /
wegen des Rechts derer Engländer / um
Holtz in der Bay von Campeche zu fällen /
abgestatteten Berichtes vorlegen solten;
anbey beschlossen / Se. Majestät vermittelst
einer Bittschrift zu ersuchen / dem Unter=
Hause eine besondere und genaue Rechnung
übergeben zu lassen / von der Summe derer
60000. Pf. Sterl. enthalten in einer
vor=
hergehenden Rechnung von der
Anwen=
dung derer zum Dienste des 1728sten Jahrs
zugestandenen Summen / welche bezahlet
worden / um Sr. Majestät in Ansehung
de=
rer zur Versicherung des Commercii / und
der Schif=fahrt dieses Königreichs / und
zur Wiederherstell= und Bewahrung des
Friedens in Europa / gemachten und
be=
liebten Verbindlichkeiten / zu erfüllen. Der
Ritter Charles Turner præsentirte eine Bill,
um einen Aufschlag von 6. Pence auf
je=
den Scheffel allerhand Korn / so zum
Distilli=
ren gebrauchet wird / und nicht unter das
Maltz gebracht ist / zu legen. Hiernechst
gienge das Haus / in einer grossen
Commis=
sion mit der Untersuchung der Bittschrift
von verschiedenen Kauf=Leuten / und
ande=
ren Interessenten derer Colonien in
Ameri=
ca fort / hörete noch verschiedene Kauf=
Leute / und stellete bis gestern aus / diese
Sache näher zu erwegen.
Mittwochs lasen die Gemeinden eine Bill
zum andernmal / und verstelleten die Bill,
um die See=Raubereyen auszurotten / und
die feindlichen Priesen / denen die sie
neh=
men würden / zu lassen / gegen künftigen
Dienstag zu einer grossen Commission. Sie
lasen auch zum zweytenmal die Bill, die
je=
nigen / so versäumet hätten / die Eiden in
der angesetzten Zeit abzulegen / zu befreyen /
und den Termin davon zu verlängeren;
welche sie auf den Donnerstag an eine grosse
Commission übergaben. Man lase
imglei=
chen zum andern mal die Bill zum Behuf
deren armen Schuldneren / und man
verwie=
se selbige an eine erwehlte Commission.
Gestern befahle das Unter=Haus eine
Bill einzubringen / die Bestechung bey denen
Wahlen derer Parlaments=Glieder zu ver
hüten; und nachdeme es darauf in einer
grossen Commission die Erwegung der oben
erwehnten Bittschrift wieder vorgenommen /
wurde beschlossen / daß man finde / daß seit
dem Utrechtischen Frieden im Jahr 1713.
bis jetzo das Commercium und die
Schif=
fahrt derer Engländer nach denen Colonien
in America durch die stetigen Raubereyen
derer Spanier sehr gehemmet worden / als
welche Effecten von grossem Wehrt
angehal=
ten / und eine grosse Anzahl Engländische
Schiffe in dasigen Seen unbillicher Weise
genommen hätten / zum grossen Schaden
derer Unterthanen dieses Königreichs und
zur offenbaren Schändung derer zwischen
denen beeden Machten errichteten Tractaten;
wannenhero man den König durch
Bitt=
schrift ersuchen solte / alle Mühe zu
neh=
men / um solche Raubereyen zu verhinderen /
und eine billiche Ersetzung des gelittenen
Schadens zu besorgen / auch dessen
Unter=
thanen die freye Treibung der Handlung
und Schif=fahrt nach denen Engländischen
Colonien in America zu versichern.
Gestern gegen Abend fuhren der König /
die Königin / der Printz von Wallis / und
die 3. ältesten Prinzessinnen in die Comœdi
in Drury=Läne. Bey Hofe wird nun
gere=
det / als wann die Reise nach Hannover in
diesem Jahre nicht möchte vor sich gehen.
Eine Königl. Jacht ist befehlicht / den Herrn
Bevollmächtigten Stanhope nach Frankreich
überzubringen; derselbe wird ein Memorial
von denen Commissarien deren Commercien /
worin die Namen / und Ladungen aller von
denen Spaniern genommenen Engländischen
Schiffen enthalten seynd / mit sich dahin
neh=
men. Der Graf von Tankerville / der Lord
Henry Powlet / ein Bruder des Hertzogs
von Bolton / und der Lord Polwarth /
älte=
tester Sohn des Grafen von Marchmond /
seynd zu Edelleuten der Beht=Cammer des
Printzen von Wallis ernennet. Der Graf
von Dehn / auserordentlicher Gesandter von
Wolfenbüttel / ist am Dienstage aus Holland
hier angelanget; dagegen bereitet sich der
Tripolinische Gesandte / Cossam Hojab, in
kurtzen von hier wieder nach seinem Lande
zu kehren. Um geschikte Matrosen zu denen
Kriegs=Schiffen willig zu erhalten / ist
be=
schlossen worden / zu dem bisherigen Hand=
Gelde der 2. Monats=Sold / noch 4.
ande=
re Monats Bezahlung hinzu zu fügen; auch
ist anbefohlen / daß alle / die unter 20. Pf.
Sterling Schulden halber gefangen sitzen /
und bequem seyn Dienste zu thun / sollen
er=
lassen / und auf die Kriegs=Schiffe / welche
man nun ausrüstet / gebracht werden. Es
seynd Leute hier / welche vorgeben / ein
Mit=
tel erfunden zu haben / das Leinen Zeug /
und das Papier auf eine solche Weise
zuzu=
richten / daß es weder Feuer annimmt / noch
auch durch die Feuchtigkeit verdirbet; diese
Leute suchen ein Privilegium, diese Art
Lei=
nen=Zeug / und Papier allein zu verkauffen.
Man hat von Judda in Arabien Zeitung /
daß daselbst von dem Gros=Sultan ein
Be=
fehl an den Bassa desselbigen Orts
angelan=
get / worin ihme anbefohlen wird / denen
Engländern sofort Satisfaction zu geben / für
die jenigen Güter / welche das Volk 1727.
aus dem Schiffe Margaretha von Bengala
kommend / genommen. Zufolge diesem
Be=
fehl solle der Bassa einen dritten Theil / der
Mufti einen dritten Theil / und das Volk
den Rest bezahlen. Der Bassa, und der
Muf=
ti bemühen sich sehr / solche Last allein auf
das Volk zu weltzen / indeme sich der
Scha=
de auf 40000. Pf. Sterlinge belauffet.
Londen 26. Martii.
Beede Parlaments=Häuser fahren fort
mit gröstem Nachdruk all das jenige / was
so wol wegen Gibraltar und Portmahon,
als des Commercii halber ehmals passirt /
und verhandelt / zu examiniren / wie dann
dem Ober=Haus endlich auch die Abschrift
des Briefs Weiland Königs Georg I. an
Philipp V. in Betref erwehnten Gibraltars
mitgetheilet / aber noch nicht public
wor=
den; viele wollen gäntzlich schliessen / man
werde noch zum langen Letzten zu einem
Frieden mit Spanien gelangen.
Inzwi=
schen hat man in der Gemeinen Cammer
nach Untersuchung der Klag=Schrift deren
im Americanischen Commercio interessirten
Kauf=Leuten befunden / und geschlossen:
Daß es am hellen Tag lige / wie daß seit
dem 1713. zu Utrecht geschlossenen Frieden
die Handlung und Schif=fahrt in America
durch die continuirliche Anfälle deren
Spa=
niern stark unterbrochen / als welche die
Effecten von grossem Wehrt / wie auch eine
merk⟨l⟩iche Anzahl Schiffen und Güter in
den Meer zum grossen Nachtheil der Groß=
Brittanischen Nation, und wider den
Jn=
halt deren unter beeden Nationen
errichte=
ten Tractat weg=genommen / ꝛc. Dahero
hat man resolviret dem König eine
demüti=
ge Bittschrift zu überreichen / darin Se.
Majestät zu bitten / all dero mögliches zu
thun denen Spanischen Capereyen auf die
Goß=Britannische Unterthanen
vorzukom=
men / wegen deren erlittenen Verlüsten eine
er⟨kl⟩ekliche Erstattung zu verschaffen / und
dero Untergebenen die Freyheit der
Hand=
lung und Schif=fahrt in denen Britannisch=
Americanischen Jnsuln zuwegen zu bringen.
Auf dem Fall nun der vorstehende Vergleich
mit Spanien miß⟨l⟩ingen solte / so haben
die Commissarien der Admiralität
verord=
net die Munition und Lebens=Mitteln für
ein Geschwader / man sagt von 18. Kriegs=
Schiffen / so nacher Jamaica gehen solle /
bereit zu halten.
Londen 29. Martii.
Freytags beschloß das Unter=Haus / die
Memorialien deren nach Spanien / Lisabon /
u. s. f. handelnden Kaufleuten instehenden
Donnerstag in Erwegung zu nehmen.
Ge=
stern passirten die Pairs die Bill gegen die
M⟨e⟩utmacher und Uberläuffer. Die
Gemei=
nen überlieferten Seiner Majestät ihr
Memo=
rial in Person. Heute beschlossen die Lords
Se. Majestät durch eine besondere Bittschrift
zu ersuch⟨e⟩n ⟨/⟩ die bequeme Mittel zur
Si=
cherheit / und Unterhalt von Gibraltar zu
er=
greiffen.
Der König verspürte Freytags wegen
ei=
ner Verkältung / und Hustens einige
Be=
schwärlichkeit / befande sich aber Samstags
wieder besser / und wohnete dem GOttes=
Dienst in der Königl. Capelle bey.
Bey Dublin wird überbriefet / daß / als
bereits ein Theil des Mur⟨r⟩ayischen
Regi=
ments aus ihren Baraquen nach Cork
abge=
marschiret gewesen / ein Expresser aus
Eng=
land angelangt / die Einschiffung solcher
Truppen zu contramandiren / dahero sie
die=
selbige auch wiederum bezogen. Zu Ports=
Mouth ligen 10. Kriegs=Schiffe fertig / um /
wie man meint / nach West=Jndien zu
se=
geln. Die 7 Holländische Orlog=Schiffe
schirten sich gleichfals an / von Spithead
auszulauffen. Aus Falmouth wird vom 19.
Martii berichtet / wie die Arbeiter in denen
Bergwerken sich von neuem empöret hätten /
und 300. Mann stark gekommen wären /
erst=
lich vor den Markt=Flecken S. Yves / und
zwar unter dem Schein / als wolten sie
Ge=
treide kauffen, da man sich aber geweigert /
sie einzulassen / hätten selbige Gewalt
ge=
braucht / und deren Einwohner viele theils
mit Steinen / theils mit Prügeln /
verwun=
det; weswegen diese Feuer gegeben / zwey
ihrer Widersacher erschossen / und etliche
an=
dere verwundet / worauf endlich die Flucht
erfolget; hernach vor den Flecken S. Austre /
allein auch da wären sie mit Gewalt ab=und
zurük getriben worden / und hätten 2. von
ihren Cameraden im Stich gelassen / die
je=
tzo gefangen sässen; gestern Abend sollen
die=
se aufrührischen Leute samt 200. Pferden /
mit Getreide beladen / durch Frurore passiret
seyn / und dem Herrn Gregor / einem
Frie=
den=Richter / das Getreid mit Gewalt
ab=
genommen haben.
Londen 1. April.
Als am Dienstag die Pairs den Zustand
der Nation in Erwegung nahmen / wurde
vorgestellet / wie die Meinung des Hauses
wäre / daß für die Ehre Sr. Majestät / und
zur Vorbehaltung der Handelschaft und des
Commercii des Königreiches in dem zu
ma=
chenden Tractat möchte Sorge getragen
werden / damit der König von Spanien
von allen Rechten und Prætensionen auf
Gibraltar und Minorca in klaren und
kräf=
tigen Terminis abstehe: diese
Vorstel=
lung aber wurde nach einigen Streit mit
84. gegen 31. Stimmen verworfen.
Wei=
ters geschahe eine Proposition, um zu
re=
solviren / wie das Haus gäntzlich auf
Jh=
ro Majestät vertraue / daß selbe zu
Hand=
habung der Ehre / und zu Versicherung der
Handelung dieses Königreiches / würkliche
Sorgen bey dem aufzurichtenden Tractat
haben würden / um dero Recht auf
Gi=
braltar und Minorca zu præserviren.
Die=
ses wurde gut geheissen / und davon dem
Unter=Haus in einer Versammelung den
Part zu geben / verordnet. Eben densel=
ben Tag gabe der Sprecher dem Unter=Haus
Nachricht von der Antwort / welche der
Kö=
nig auf Jhre Bittschrift und Resolution vom
Freytag gegeben / also lautend: Jch habe
allezeit die gröste Sorge und
Beobacht=
samkeit für die Handelschaft und Schif=
Fahrt meiner Königreichen gehabt: Jch bin
sehr empfindlich wegen des Verlustes / den
meine Handelung treibende Unterthanen
ge=
litten haben. Jch habe jedesmal / da
mei=
ne Unterthanen sich dieserhalben an mich
addressiret haben / den urkundlichen Befehl
gegeben / um eine rechtmäßig= und billige
Genugthuung zuwegen zu bringen; und
könnet ihr versichert seyn / daß ich ferner
meinen äussersten Fleiß anwenden werde /
um das Verlangen und die Erwartung
mei=
nes Volks in einer so sehr wichtigen Sache
zu beantworten. Die von dem Unter=Haus
resolvirten hierauf / Jhro Majestät für
die=
se so ersprießliche Antwort / vermittelst
ei=
ner Schrift zu danken. Am Mittwoch
hat=
ten die Pairs mit denen Gemeinen eine
Ver=
sammelung / darinnen ihre Deputirten
de=
nen vom Unter=Haus Copey von ihrer
Reso=
lution gaben / und ihre Concurrenz ersuchten.
Aus Frankreich.
Paris 1. April.
Den 26sten des verwichenen Monats ist
der Königin zur Vorsorge eine Ader geöfnet
worden / Jhre Majestät haben hierauf 9.
Ta=
ge in ihrem Zimmer verbleiben sollen. Den
29sten Dito ist der König von seiner in dem
Wald von Boulogne gehaltenen Jagd
alhe=
ro gekommen / und ohnbekannter Weiß in
der Opera gewest / hat darauf in dem Schloß
la Meute zu Nacht gespeiset / und den 30sten
Dito in dem Forst / oder Thier=Garten zu
Meudon gejaget. Jn der vergangenen
Wo=
chen seynd der jüngsten Königl. Prinzessin /
oder dritten Mad. de France ohne dero
sonder=
lichen Schmertzen 3. Zähne hervor gekommen.
Den 29sten Dito hat ein von Luneville
alhier angelangter Currier die Nachricht von
dem den 27sten Dito erfolgten Todes=Fall
des Hertzogen von Lothringen allhero
über=
bracht / er ist 49. Jahr / und 6. Monat alt
worden / und hat seine Krankheit nur drey
Tage gewähret / man weiß noch nicht wann
der Hof deswegen die Trauer annehmen
wird. Jndessen ist Msr. d’Argenson, des
Hertzogen von Orleans Cantzler den 29sten
Dito des Morgens um 10. Uhr zu
erwehn=
tem Luneville angelangt. So balden als
dieses Hertzogen Krankheit allhero berichtet
worden / haben die Prinzessin von Miremont,
der Printz von Pons, und der Prinz von
Lambese sogleich ihre Reise von hier nach
erwehntem Luneville angetretten.
Heute hat das Jubilæum in dem hiesigen
Ertz=Stift seinen Anfang genommen / des
Tags zuvor haben dessentwegen alle
offent=
liche Schau=Spiele aufgehöret. Die
Tän=
tzer / und Täntzerinnen aus der Opera
ge=
hen indessen zum Theil nacher Rouen, und
ein Theil der Frantzösischen Commœdianten
nacher Orleans. Weil⟨e⟩n die alhier
anwe=
sende Bevollmächtigte deren auswärtigen
ho=
hen Machten bey ihrer Zuruk=kunft zu
Sois=
sons gar keine Schau=Spiele noch
Lustbar=
keiten haben wurden / als hat der aldasige
Magistrat ihnen zu Ehren auf seine eigene
Kösten ein Musicalisches Collegium, oder
Academie aufgerichtet.
Der jenige Officier / welcher / wie jüngst
erwehnet / von Rocroy alhero gekommen /
und sich berühmet / daß er das Podagra,
und den Krebs ohne Operation, und die
Lähmungen deren Glied=massen nur mit
äusserlichen Artzneyen zu curiren wisse / ist
ein Dragoner=Hauptmann Namens Msr.
Forville, und mit vielen Urkunden und
Zeugnussen von Leuten / die von ihme
ge=
heilet worden / versehen; er wohnet alhier
in der Strassen Coquilliere. Das
schrift=
liche Bedenken / welches der Medicus
Hel=
vetius wegen der an einem gewissen Ort
des Königreichs nun sich verspühren=
lassen=
den Krankheit schriftlich von sich / und die
Artzneyen so er darbey an Handen gegeben /
haben hierinnen eben so wenig als die
Mei=
nungen noch verschiedener anderer Aertzten
eingetroffen: die Krankheit bricht mit
ei=
nem Kopf=wehe ein / wann darbey keine
Ader geöfnet wird / so stirbet der Kranke in
dreyen Tagen / wann aber solches letztere
beschiehet / so treibet er solches bis auf den
sechsten Tag.
Zum Trost des schon mehr=erwehnten
Specerey=Handlers / deme zu Versailles sein
Haus abgebrandt / wird nun unter dem
Namen der Königin eine Lotterie
aufge=
richtet / deren Capital in 48000. Livres und
deren Wehrt in Jubelen und Kostbarkeiten
bestehet / welche von dem Hof=Jubelierer
angeschaffet werden / und ihme gehören / es
seynd darinnen 70. gute Loß / wovon die
vornehmsten: Ein mit Diamanten versetzte
Sack=Uhr von 9. bis 10000. Livres, ein
mit Gold beschlagenes Gefäß von Berg=
Cristall / so man Dejeuner nennet / von
4000. Livres, ein anderes dito Gefäß / samt
seinen Flaschen / auch mit Gold beschlagen /
gewürdigt um 6000. Livres, die übrigen
Loß bestehen in goldenen Estuis oder
Futte=
ren / goldenen Tabaks=Dosen / Spanischen
Rohren / auch mit dergleichen Metall
be=
schlagen ꝛc. und kostet ein jeder Zetl 24. Sols.
Paris 2. April.
Es will nunmehro gäntzlich versichert
wer=
den / daß die Friedens=Conferenzien in
Mitten / oder längstens gegen Ende May zu
Soissons mit Ernst wieder eröfnet werden /
und selbige nicht lang dauren sollen / weilen
um selbe Zeit alle noch übrige
Schwärigkei=
ten an denen respectiven Höfen sollen
abge=
than seyn; man vergewissert auch / als ob
der Hof zu Versailles aus Spanien die gute
Nachricht erhalten habe / wie daß Seine
Catholische Majestät auf ernsthaftes
Ansu=
chen / und Anhalten des Aller=Christlichsten
Königs nicht allein in die Herfassung deren
General=Friedens=Handlungen
eingewilli=
get / sondern auch angelobt habe / all=
mög=
liches beyzutragen / um sothane
Handlun=
gen glüklich / und nach Wunsch ausfallen zu
machen / nicht zweifelend / Se. Aller=
Christ=
lichste Majestät würden durch dero
Vermit=
telung Jhro / und ihren Alliirten die
behö=
ige Satisfaction verschaffen über jene
Pun=
cten / welche die Spanischen
Gevollmächtig=
ten bereits kräftigst vorgestellet hätten / und
fernerhin auf dem Congress vorstellen solten;
inzwischen wird nichts mehr gehöret von
ei=
nigen Werbungen / Anfüllung deren
Maga=
zinen / hingegen ist die Einkauf= und
Liefe=
rung deren Pferden so wol für die
Reute=
rey / als Dragoner contremandirt / es soll
auch aus vielfältigen Ursachen kein
Campe=
ment bey Compiegne formirt werden /
weh=
render Zeit sich der König daselbst aufhaltet.
Die Kühnheit deren Dieben ist so weit
gekommen / daß sie so gar aus des Königs
Zimmern zu Versailles vier silberne grosse
Schüsseln / als der Tisch abgehoben /
jüngst=
hin weg=geraumet.
Aus Rußland.
Moscau 10. Martii.
Vorgestern ist das Crönungs=Fest Sr.
Russischen Majestät auf das feyerlichste
al=
hier begangen worden. Die in= und
aus=
ländischen Ministers, nebst denen Collegien,
legten Frühe Morgens ihre unterthänigste
Glükwünschungen ab / darauf Se. Majestät
in prächtigem Gefolg sich in die Cathedral=
Kirche begaben / und daselbst dem GOttes=
Dienst beywohneten / welcher von dem Hn.
Ertz=Bischoffen Theophanes von Novogrod
gehalten wurde. Mittags ware bey Hof
ein Gastmal / Abends ein kostbares
Feuer=
werk / und durch die gantze Stadt viele
Be=
leuchtungen. Der Meklenburgische Herr
geheime Raht und Minister / Hr. von
Oster=
mann / imgleichen der Blankenburgische
Ge=
sandte / Herr Baron Gram / der Herr
Ge=
neral=Leutenant Lefort / der Herr General=
Major Jsmailow / und der Herr
Camme=
rer Baron von Strogenow / seynd dabey
mit dem Orden des H. Alexander=Nevsky
begnädiget worden.
Aus Teutschland.
Dresden 6. April.
Freitags vor=Mittag liessen sich Jhro
Ma=
jestät der König in einem Trag=Sessel nach
Alt=Dresden in Jäger=Hof tragen /
wo=
selbst sie einen Löwen und Tieger zusammen
kämpfen liessen / welche beede Thiere jedoch
einander wenig gethan / und da der Tieger
wieder in seinen Fang zuruk gekehret / ließ
man einen jungen munteren Stier zum
Lö=
wen / welchen er gar bald angrif und
er=
würgete. Jhro Majestät der König
belieb=
ten Montags einige Stunden lang / denen
geheimen Cabinets=Conferentzien
beyzuwoh=
nen. Nachdeme der Schnee in denen
Ge=
bürgen durch das bisherige angenehme
Wet=
ter zu schmeltzen angefangen / so haben sich
die Flüsse / absonderlich aber der Elb=Strom
ziemlichen ergossen.
Wien 16. April. 1729.
MJttwoch / den 13den April / wartete der
Regierende Kaiserl. Hof / unter Be=
gleitung des Päpstl. Herrn Nuntii,
Mon=
signor Grimaldi, und des Venetianischen
Herrn Bottschafters / Cav. Daniel Bragadin,
sowol vor= als nach=Mittags dem GOttes=
Dienst in der Augustiner=Hof=Kirchen
an=
dächtigst ab / worbey nebst der auch des
Tages vorher zu Hernals mit gewesten Ertz=
Hertzogin Mariæ Theresiæ Durchl. / auch
die Durchl. Leopoldinische Ertz=Hertzogin
Maria Magdalena sich eingefunden.
Dito vor=Mittag haben Jhre Majestät die
Verwittibte Röm. Kaiserin Amalia
Wilhel=
mina, samt dero gewöhnlichen Hofstatt Sich
nacher Hernals ausser denen Linien verfüget /
und alda dem gewöhnlichen GOttes=Dienst
andächtigst beygewohnet; nach=Mittag aber
in Dero Hof Capelle bey dem GOttes=Dienst
Sich eingefunden.
Sonsten ware eben diesen Tag der
ver=
blichene Leichnam Seiner Excellentz des im
letzt=verwichenen Monat October anhero
ohnpeßlich von Grätz zuruk gekommenen / und
Dienstag Abends den 12. Dieses gegen 6.
Uhr selig verstorbenen Kaiserlichen
würkli=
chen Geheimen Rahts und Obrist
Hof=Mar=
schallen (Tit.) Herrn Johann Baptist
Gra=
fen von Colloredo und Waldsee / ꝛc. des
Goldenen Vlieses Rittern / in dem Graf=
Daunischen Haus auf der Freyung auf ein
stark beleuchtetes Parade=Beht offentlich
ausgesetzet worden / von wannen selbiger
in die Gruft seiner vor=Eltern nach
Welsch=
land zur Ruhestatt überbracht werden solle.
Donnerstag / den 14den Dito / als am
Antlaß Pfingstag hatte der Päpstliche Herr
Nuntius gewöhnlicher massen in
obgedach=
ter Augustiner=Hof=Kirchen eine Heil.
stil=
le Messe gelesen / und unter solcher haben
aus dessen Händen Jhre Majestät der
Kai=
ser / der Venetianische Herr Bottschafter /
die Kaiserl. Herren Geheimen Rähte /
Cam=
merere / Hof=Cavaliers, und
Edel=Kna=
ben die Heil. Communion offentlich
em=
pfangen; welch inzwischen Jhre Majestät
die Regierende Kaiserin nebst Dero beeden
Durchleuchtigsten älteren
Ertz=Hertzogin=
nen / und der Ertz=Hertzogin Mariæ Mag=
dalenæ Durchlaucht / Jhro in der Cammer=
Cap⟨e⟩llen bey Hof ebenfalls reichen lassen;
und solch⟨e⟩m nach sich imgleichen in
obge=
dachte Augustiner=Kirchen verfüget / und
alda nebst Allerhöchst=gedacht Jhrer
Maje=
stät dem Kaiser der Predig Jhrer Hochw.
des P. Antonii Rhabes, é Soc. JEsu,
ge=
wöhnlichen Hof=Feyertags=Predigers /
und sodann dem gesungenem Hoch Amt /
wie auch der Procession mit dem
Hochwür=
digsten Gut / und endlich der Vesper
an=
dächtigst beygewohnet; welchem nach bey
der Zuruk=kunft nach Hof Jhre Ma⟨je⟩stät
der Kaiser die gewöhnliche Speisung (
wor=
zu die Kaiserl. Herren Mundschenke,
Vor=
schneidere / und Trukses / unter
Vortret=
tung des Kais. Herrn
Obrist=Stabel=Mei=
sters aufgetragen) und Füß=Waschung in
der Ritter=Stuben an 12. armen Männern
(gleichwie es auch Jhre Majestät die
Re=
gierende Kaiserin / und der Verwittibten
Kriserin Majestät / in Jhren
Ante=Cam=
mern an 12. armen Weibern / laut deren
im beygehenden Anhang befindlichen
Ver=
zeichnussen gethan) verrichtet / und
dem=
nach das Mittagmahl in der geheimen Rahts=
Stuben / unter Aufwartung des
Päpstli=
chen Herrn Nuntii, und des Venetianischen
Herrn Bottschafters eingenommen; Abends
aber nebst Jhrer Majestät der Regierenden
Kaiserin / und obhöchst=besagt dreyen
Durch=
leuchtigsten Ertz=Hertzoginnen der Complet,
und sogenannten Pumper=Metten in der
Augustiner=Kirchen wiederum abgewartet
unter Begleitung des Hn. Nuntii, und des
Herrn Venetianischen Bottschafters / welche
solchemnach bey Hof mit einem Abend=mahl
dem Herkommen nach bewirtet worden.
Freytag / den 15den Dito / hatte vor=
Mittags der Regierende Kaiserl. Hof der
Passions=Predig Jhrer Hochw. P. Francisci
Xaveri Brean, Soc. JEsu; sodann dem
übri=
gen am Heiligen Char=Freyrag gewöhnliche
GOttes=Dienst und letztens der Procession
mit dem Hochwürdigsten Altars=Sacrament
zum Grab; nach Mittags aber der
gewöhn=
lichen Abends=Andacht in obiger
Augusti=
ner=Kirchen auferbäulichst beygewohnet /
worbey dann auch der Päpstl. Herr Nuntius,
und der Venetianische Herr Bottschafter
ih=
re gewöhnliche Aufwartung gemachet.
Allen obig in der Heiligen Char Wochen
gewönlichen Andachten haben Allerhöchst
ge=
dacht Jhre Majestät die Verwittibte Röm.
Kaiserin auch in Dero Hof=Capellen an=
dächtigst abgewartet; und Freytag nach=
Mittag / in Begleitung Dero völligen
Hof=
statt / in etwelchen Kirchen der Stadt die
Heil. Gräber zu Fuß besuchet.
APOTHEOSIS
DIVI JOANNIS NEPOMUCENI,
Austriæ Bohemiæque Patroni,
Celebrata Romæ Mense Martio Anno MDCCXXIX.
ROma favet, Sanctiq; vocat cognomine PATREM,
Cui tulit indignam lympha Bohema necem.
Cælitibus grates, nec non tibi, maxime Pastor,
Non sine re nomen qui BENEDICTUS habes.
Rumor it in terras, & buccinat ære canoro
NEPOMUCENIADIS prodigiale decus.
Cur filuit tam Roma diu? Jam quarta recurrunt
Sæcula, sidereas dum terit ille domos.
Ipse PATER (nam lingua tacens hunc addidit astris)
Sic voluit titulum, credo, tacere suum.
Qui tamen hoc obstat? quamvis tua præmia, DIVE,
D⟨ii⟩muies, loquitur publica fama satis.
Ut primum submersus aquas & fata bibisti,
Non falso populi murmure Sanctus eras.
Idque licét taceant homines, miracula clamant.
Testibus his quis non vellet habere fidem?
O PATER, ó justum cui fert Ecclesia cultum,
Respice de superis terrea regna plagis:
Sed magis Austriadas, dominatricemque Viennam,
Quæ tibi dives opum tot simulacra locat.
Parte tui quamquam recubas Pragensibus aris,
Incola Vindobonæ sæpius esto tamen.
Moldava Danubio concedit, Praga Viennæ.
Ergo Viennenses plús cole, DIVE, lares.
Ita canit Divi Joannis Nep. infimus venerator
Franciscus Pankl, Presb. Poëta Laur.
NB.
Bey mir Johann Peter v. Ghelen / ist der
neu=verbesserte Plan von der Königlichen
Lotterie, welche in denen Oesterreichischen
Niederlanden mit Privilegio Jhro Römisch=
Kaiserl. und Catholischen Majestät
aufge=
richtet worden / und die ohne weiterem
Auf=
schub auf den nechstkünftigen 20sten Junii
zu Antwerpen solle anfangen gezogen zu
werden / gratis zu bekommen.
NB.
Es wird jedermänniglich zuwissen gemacht /
daß übermorgen / als am Oster=Montag /
den 19den April 1729. wiederum bey
Jo=
hann Swoboda / Burgerlichen Stadt=Koch /
auf dem Kohlmarkt / die gerechte Kräuter=
Suppen vor das erstemal wird ausgegeben
werden.
NB.
Den 21sten dieses Monats Aprilis
wer=
den in dem Thomasischen Haus in der
O=
bern=Becker=Strassen im ersten Stok
ver=
schiedene schöne Mobilien / und andere
Ver=
lassenschafts=Effecten frühe von 9. bis 12.
und nach=Mittag von 3. bis 5. Uhr
offent=
lich verkauffet werden.
NB
Den 21sten dieses Monats Aprilis
wer=
den auf dem Alten Fleisch=Markt in dem
sogenannten Haus beym Drachen in dem
ersten Stok unterschiedliche Mobilien,
Klei=
der / Tisch=Zeug / Tafel=Silber / und
Galanterie=Sachen vor=Mittag von 9 bis
11. / nach=Mittag von 3. bis 6. Uhr dem
plus offerenti verkauffet werden.
NB.
Den 25sten dieses Monats April werden
in dem ⟨K⟩adel unweit des Stuben=Thors
im ersten Stok verschiedentliche Tabak=
Dosen / und andere Pretiosa vor=Mitag
von 9. bis 12. / nach=Mittag von 3 bis
6. Uhr dem plus offerenti verkauft.
Lista deren Verstorbenen zu Wien /
in und vor der Stadt.
Den 13. April 1729.
Jn der Stadt.
- (Titl.) Jhre Excellenz Herr Johann Baptist des
Heil. Röm. Reichs Graf von Colloredo / und Wald=
see / ꝛc. Ritter des Goldenen Vlieses / der Röm.
Kaiserl. Majestät würklicher geheimer Raht / Cam=
merer / und Obrist=Hof=Mar⟨sch⟩all / in dem Dauni=
schen Haus / auf der Freyung / alt 74. J. - Jungfrau Maria Theresia Heinrichin / in dem Gundl=
Hof / alt 38. J. - Agnes Trefferin / Burgerl. Wittwe / in dem
Pfeifferi=
schen Haus / am Graben / alt 46. J. - Johann Pittet / Burgerl. Haar=Puder=Macher / in
dem Nicoläer=Haus / im Fähndrich=Hof / alt 84. J. - Maria Rohtmundin / im Kais. Hof=Spital / alt 81. Jt.
- Constantia Schockin / in dem Burger=Spital / alt 20. J.
Vor der Stadt.
- Johann Holtzmüler / Kaiserl. Hartschier / bey dem
schwartzen Elephanten / bey Maria=Hülf / alt 63. J.
- Der Elisabetha Geislerin / Witwe / ihr Kind
Gott=
fried / bey dem golden Rössel / in der Joseph=Stadt /
alt 2. J. - Dem Georg Jmsland / Haar=Handlern / s. W.
Su=
sanna / bey dem wilden Mann / am Spitlberg /
alt 57. J. - Joseph Graß / Satler / bey der grün Saulen / in der
Rossau / alt 30. J. - Ruprecht Pupenberger / Kaiserl. Reut=Knecht / bey
dem gold⟨e⟩n Hirschen / in der Alster=Gassen / alt 65. J. - Georg Morack / Lackey / in dem Radlmayrischen
Gar=
ten / in der Josephstadt / alt 50. J. - Jacob Baredaner / Guardi=Soldat / bey dem golden
Fassel / am Neustift / alt 66. J. - Paul Sch⟨m⟩id / bey denen FF. Misericordiæ, alt 26. J.
- Dem Philipp Maidl / Maurer=Gesellen / s. W.
Barba=
ra / bey denen 2. Schlüsseln / in dem Liechtenthal /
alt 36. J. - Dem Simon Adam / Zimmer=Gesellen / s. W.
Elisa=
betha / bey dem grün Crantz / in der Rossau /
alt 34 J. - Dem Math. Strobl / Haus=Knechten / s. K. Eva /
bey dem grün Creutz / in der Joseph=Stadt / alt 8. J. - Dem Christian Hofmann / abgedankten Soldaten /
s. W. Anna / bey der golden Ganß / im Liechtenthal /
alt 60. J. - Joseph Gaßrann / Wais / in dem Englischen Haus /
zu Erdberg / alt 7. J. - Christina Zaplerin / lediges Mensch / bey dem weissen
Hann / in der Joseph=Stadt / alt 82. J. - Sebastian Balnach / alt 32. J. Barbara Danerin /
alt 68. J. Und Catharina Artingerin / alt 26. J. /
alle 3. in dem Kranken=Haus.
Den 14. April.
Jn der Stadt.
- Dem Herrn Frantz v. Baraya, Königl. Spanischer
Hof=Cantzley=Secretario, sein Sohn Joseph / in dem
Zohlneris. H. / unter denen Tuch=Lauben / alt 4. J. - Herr Wolf Joseph Hofmandl v. Mangeram, Stadt=
Banco=Haupt=Cassa=Gegenhandler / in dem Wal=
seckischen Haus / am Hohen=Markt / alt 50. J. - Dem Herrn Johann Fridmann / Kaiserl. Notario
Publico, s. K. Johann / bey dem golden Adler /
am Neuen Markt / alt 7. Viertel J. - Dem Martin Stark / Schreibern / s. K. Catharina /
in dem Gariboldis. H. / in der Weihburg / alt 3. J.
Vor der Stadt.
- Herr Leopold Paul Peter Frey=Herr v. Strudl / Herr
v. Veckburg / und St. Maria Magdalena / in dem
Maderischen Haus / auf der Landstrassen / alt 28. J. - Dem Math. Schimpfes⟨l⟩ / Schneidern / s. W.
Magda=
lena / bey dem guten Hirten / in der Joseph= Stadt /
alt 52. J. - Dem Math. Simonet / Schnür=Machern / s. K.
Phi=
lipp / bey der grün Wein=Trauben / bey St. Ulrich /
alt 5. Viertel J. - Gabriel Achleutner / Schockolate=Macher / bey dem
guten Hirten / zu Matzelstorf / alt 79. J. - Dem Christian Ruß / Lackeyen / s. K. Clara / in dem
Schnürmacheris. H. / in der Leopold=Stadt / alt 2. J.
- Math. Schriedwiser / Maurer=Gesell / in sein Haus /
ober dem Neustift / alt 60. J. - Susanna Krantmannin / Wittwe / in dem
Krantman=
nischen Haus / zu Nicolstorf / alt 79. J. - Dem Christoph Weismann / Feld=Soldaten / s. W.
Theresia / in sein Haus / zu Erdberg / alt 60. J. - Dem Johann Kefferbeck / Tragern / s. K. Elisabetha /
in dem Andlerischen Haus / am Neubau / alt 5. J. - Dem Lorentz Schachinger / Tagwerkern / s. W. Regina /
in dem Wallis. H. / in der Alster=Gassen / alt 64. J. - Anna Buchholtzerin / arme Wittwe / bey denen 3.
Kö=
nigen / am Neubau / alt 48. J. - Wolf Mansperger / Tagwerker / in dem
Knitlmayri=
schen Haus / in der Leopold=Stadt / alt 80. J. - Joseph Jäger / alt 27. J. Georg Muckenfuß alt 77. J
Und Johann Bognsperger / alt 36. J. / alle 3. in
dem Kranken=Haus.
- Jud / Lazarus Salomon / in dem Sickingischen Haus/
in der oberen Breiner=Strassen / alt 60. J.
Den 15. April.
Jn der Stadt.
- Herr Heinrich Christian Edler v. Braillard, der Röm.
Kaiserl. Majestät / Reichs=Hof=Raht / in dem Aichi=
schen Haus / auf der Hohen=Brucken / alt 58. J. - Herr Niclas Kurz / Kaiserl. Ingenieur=Leutenant zu
Orsova, in dem Schneiderischen Haus / am roten
Thurn / alt 40. J. - Johann Wentzl / Wagner=Gesell / in dem
Wagneri=
schen Haus / auf der Fischer=Stiegen / alt 23. J.
Vor der Stadt.
- Dem Thomas Lindner / Wirten / s. K. Rosina / bey
dem Saltz=Küst / zu Matzelstorf / alt 2. J. - Dem Johann Dintzbacher / Schneidern / s. W.
Mar=
garetha / bey der golden Ganß / bey Maria=Hülf /
alt 40. J. - Dem Math. Jngl / Schuh=Machern / s. K. Elisabetha /
bey der weissen Tauben / am Thurn / alt 5. J. - Dem Johann Ehrndorfer / Guardi=Soldaten / s. K.
Joseph / bey der weissen Rosen / am Neustift / alt 7. J. - Antoni Springer / Schneider / in dem Tischlerischen
Haus / in der Leopold=Stadt / alt 28. J. - Paul Unzeitig / Kaiserl. Saltz=Trager / in dem
Scha=
benrieslischen H. / in der Leopold=Stadt / alt 51. J. - Dem Joseph Bauer / Lehen=Kutschern / s. K. Michael /
bey dem braun Hirschen / ausser Maria=Hülf / alt 3. J. - Clara Leopoldin / lediges Mensch / bey denen 6.
Schim=
meln / bey St. Ulrich / alt 29. J. - Dem Johann Niglitsch / Tagwerkern / s. K. Rosalia /
bey dem golden Creutz / im Liechtenthal / alt 2. J. - Dem Georg Kerl / armen Mann / s. W. Maria / bey
dem golden Satl / ausser Maria=Hülf / alt 34. J. - Antoni Kirchhoffer / armer Mann / in dem
Statzli=
schen Haus / zu Matzelstorf / alt 81. J. - Anna Dausenbacherin / in dem Kranken=Haus / alt 40. J.
- Jud / Samson Lebt / in dem Juden=Freyt=Hof / in
der Rossau / alt 38. J.
Verzeichnuß /
Deren zwölf armen Männern / welche an dem Antlaß=
Pfing=
stag / in der Kaiserl. Haupt= und Residentz=Stadt Wien / von
Jh=
rer Röm. Kaiserl. und Catholischen Majestät / CARL dem Sechsten / zu
De=
ro Füß=Waschung Allergnädigst seynd an= und aufgenommen worden.
Den 14den April / 1729.
No. | Jahr. | |
---|---|---|
1 Peter Ebner / alt | 96 | |
2 Simon Glauster | 95 | |
3 Benedict Baltauf | 87 | |
4 Gregorius Dobroletnig | 86 | |
5 Pauolo Polini | 84 | |
6 Michael Schredl | 84 |
No. | Jahr. | |
---|---|---|
7 Jacob Staininger | 80 | |
8 Mathias Wild | 79 | |
9 Simon Pöltz | 75 | |
10 Mathias Koberger / Orator | 74 | |
11 Martin Gumpenberger | 68 | |
12 Christoph Wennger | 67 |
Summa derer Jahren. 975.
Verzeichnuß /
Deren zwölf armen Weibern / welche an dem Antlaß=
Pfing=
stag / in der Kaiserl. Haupt= und Residentz=Stadt Wien / von
Jh=
rer Majestät / der Regierend=Römischen Kaiserin / Elisabetha Christina, zu
Dero Füß=Waschung Allergnädigst aufgenommen worden.
No. | Jahr. | |
---|---|---|
1 Maria Magdalena Pamerin / alt | 106 | |
2 Anna Maria Lamerin | 103 | |
3 Barbara Pumerin | 100 | |
4 Rosina Mayerin | 80 | |
5 Catharina Guthmannin | 79 | |
6 Magdalena Fischerin | 78 |
No. | Jahr. | |
---|---|---|
7 Gertraud Zollin | 78 | |
8 Maria Diebaldtin | 75 | |
9 Anna Maria Dumblin | 72 | |
10 Anna Maria Reinfelsin | 67 | |
11 Eva Rosina Ebenbeyrin | 65 | |
12 Maria Höltzlin | 64 |
Summa derer Jahren. 967.
Verzeichnuß /
Deren am Antlaß=Pfingstag / in der Kaiserl. Haupt= und Residentz=
Stadt Wien / von Jhrer Majestät / der Verwittibten Kaiserin Amalia Wilhelmina,
zu Dero Füß=Waschung Allergnädigst aufgenommenen zwölf armen Weibern.
No. | Jahr. | |
---|---|---|
1 Christina Rothenmaurerin / alt | 100 | |
2 Maria Magdalena Schreinerin | 94 | |
3 Maria Magdalena Süffin | 88 | |
4 Dorothea Ofnerin | 88 | |
5 Anna Catharina Neugerin | 84 | |
6 Ursula Schifflkorbin | 81 |
No. | Jahr. | |
---|---|---|
7 Margaretha Callegari | 81 | |
8 Eva Luhnerin | 80 | |
9 Maria Scheugerin | 79 | |
10 Rosina von Widerhold | 73 | |
11 Elisabetha Baumgartnerin | 69 | |
12 Catharina Kämlin | 68 |
Summa derer Jahren. 985.
Aus Teutschland.
Regenspurg 5. April.
Aus dem jenigen Churfürstlich Maintzischen
Rescript, so der Chur=Maintzische Herr
Ge=
sandte verwichener Tagen im Churfürstl.
Col=
legio (wie albereits berichtet) ad
Protocol=
lum verlesen / ist zu ersehen / wie hoch Jhre
Churfürstl. Durchl. zu Maintz empfinden / das
Chur Sachsen vacante Directorio
Mogun=
tino sich des Reichs Directorial=Amts
unter=
zogen / dahero dieselbe wider das so gegen
Sie / und Jhres Ertz=Stifts Jura
unter=
nommen worden / feyerlichst protestiret /
auch alle Competentia auf das beste
reser=
viret haben wolten: worauf aber der
Chur=Sächsische Herr Gesandte sich die
Nohtdurft zur anderen Zeit
vorbehal=
ten / und erkläret hat / daß / ob er wol
ge=
gen Jhrer Churfürstl. Durchl. zu Maintz
aller=
unterthänigsten Respect, und Veneration
truge / er doch von deroselben keine
Ressenti=
ments annehmen könte / sondern wolte
quam solennissimè dargegen protestiret
ha=
ben / sintemalen Jhre Königl. Majestät in
Pohlen alles das jenige was er hierunten
ge=
than / allergnädigst gut geheissen hatten. Die
Chur Thrier / und Chur Cöllnische Herren
Gesandte aber haben gegen die von Chur=
Sachsen vacante Directorio Moguntino
allein sich anmassende Directorial=Jura
pro=
testiret / Chur Maintz aber / und Chur
Sach=
sen reprotestiret.
Anbey folget das Urtheil / welchergestalt ein
junge Pursch wegen ausgestreueten Druckes
des so betitulten Lutherischen Vatter Unser / ꝛc.
vom hiesigen Magistrat bestraffet worden.
Urtheil.
Demnach gegenwärtiger Hanns Thomas
Bauer von Tieffenbach gebürtig / 18=
jähri=
gen Alters / sich höchst=freventlich
unterstan=
den / verschiedene seinem Angeben nach / zu
Stadt am Hof gedrukte Schmäh= und Läster=
Lieder / und insonderheit eines sehr
sündlich=
betitulten Vatter Unsers / ꝛc. zu divulgiren /
und auszubreiten / und er darüber in hiesige
Verhaft gekommen: so hätte zwar ein Hoch
Edler / Hoch= und Wol=Weiser Herr
Camme=
rer / und Raht / dieser des Heil. Röm. Reichs
freyen Stadt Regenspurg / billiche Ursache
ge=
habt / demselben nach Anleitung deren Reichs=
Satzungen / und peinlichen Rechten mit
här=
terer Strafe zu belegen / welche dieselbe aber
aus bewegenden Ursachen dahin gemilderet /
daß er Bauer / nach abgeschworner Urphede
eine halbe Stunde in das Narren=Häusel
ausgestellet / sodann auch durch die Knechte
aus=
geführet / auch hiesiger Stadt / und
Burg=Frie=
dens Kraft habenden Kaiserl. Allergnädigsten
Privilegien auf ewig verwiesen seyn solle.
Von Rechts wegen. Darann sich andere zu
spiegeln haben / und sie seyen was für einer
Religion sie seyn wollen / es sich zur
War=
nung dienen lassen mögen / die Heilige Schrift /
und das liebe Vatter Unser / als das wahre
Wort GOttes so höchst=ärgerlich zu
verkeh=
ren / und zu misbrauchen / und dardurch
selbst des grossen GOttes Allerheiligsten
Nah=
mens / und Ehre zu schänden / und zu verlästern.
Decretum in Senatu den 1sten April 1729.
NB.
Allen Handels=Leuten / und wer sonsten
von Kaufmanns=Gütern / oder andern
Waaren nach Sicilien senden wolte / wird
hiermit zu wissen gemacht: daß auf den
ersten Julii jetzt laufenden 1729 Jahrs von
Fiume ge〈…〉 Wegs nach Messina
ver=
reisen / und dann von dar wiederum nach
Fiume zuruk kommen wird / der Capitain
Marco Florio d’ Orebitsch in Buccari
wohnhaft mit seinem Schif Santa Croce
genannt / mit Kaiserl. Flaggen / welches
Schif zwey hundert Tonnen / jede zu
zwan=
tzig Centner Wiener=Gewicht gerechnet /
träget / mit zehen Canonen / und
zwan=
tzig Mann desetzet / auch gut ausgerüst /
und mit aller Nohtdurft wol versehen ist;
Fracht wird gemacht / wie folget:
Für schwer geschmeidige Waaren / als
Eisen / Stahl / Kupfer / und dergleichen /
Gulden sieben ein halben für jede tausend
Pfund Wiener=Gewicht.
Für Mittel=mässig und nicht gar
ge=
schmeidige Waaren / als: Leinwand /
Tuch / Zeug / und dergleichen / Gulden
fünf=
zehen / wie oben.
Für andere Güter / und Waaren / welche
ungeschmeidig / oder von grossem Wehrt
seyn / wird man sich auf dem Platz / und
zwar mit aller Bescheidenheit versehen.