Anno 1729.
(Num. 32.)
20. April.
Wienerisches
DIARIUM.
Mit Jhrer Römis. Kaiserl. und Cathol. Majestät Freyheit.
Zu finden in der Kaiserlichen Hof=Buchdruckerey / gegen dem Hof=
Ball=Haus über / bey Johann Peter v. Ghelen.
Aus Portugal.
Lisabon 24. Februarii.
DEn 16ten Dieses besuchte die
Köni=
gin in Begleitung der Prinzessin
von Brasilien und der Infantin D.
Francisca das wunderthätige Marien=Bild
in der Kirchen deren Closter=Frauen von
Xabregas, und nach diesem gienge sie in
das Closter / und hielte sich eine gute
Zeit=
lang darinnen auf.
Den 19den hatte der Cardinal Pereira
eine offentliche Audientz bey dem König /
der Königin / dem Printzen / und der
Prin=
zessin von Brasilien. Eben diesen Tage
ver=
ehrte der von dem Groß=Meister von
Mal=
ta abgeschickte Ritter D. Sequeira dem
Kö=
nig seine mitgebrachte Falken / und diese
Vögel wurden mit denen gewöhnlichen
Ce=
remonien von dem Obrist=Jäger=Meister
des Reichs D. Ferdinand Telles de Sylva
übernohmen. Nachmittag belustigten sich
die Infanten D. Carl, und D Peter mit
ei=
ner Fischerey zu Belem, wohin sich die
Kö=
nigin mit der Prinzessin von Brasilien und
er Infantin D. Francisca gleichfalls
ver=
fügte / im zuruk=kehren besuchten Jhre
Majestät die Kirchen zu U. L. Frauen von
der Nohtdurft genannt.
Der Cardinal de Motta, und Sylva hat
bey Jhren Majestäten, dem Printzen und
der Prinzessin von Brasilien mit eben diesen
Ceremonien wie der Cardinal Pereira
Au=
dientz gehabt.
Aus Spanien.
Auf der Jnsul Leon bey Cadix
15. Martii.
Der König und die Königin / der Printz
und die Prinzessin von Asturien befinden sich
noch mit denen beeden Infanten Don Carl,
und Don Philippo, auf der Jnsul / und
ge=
niessen einer vollkommenen Gesundheit.
Ge=
stern / und diesen Abend haben sie das neue
Zeughaus / so in der Baye von Cadix an
dem Ort / los Pontales genannt / gebauet
worden / besehen: die Battaillons von der
Marine, und das Königliche
Artillerie=Re
giment befanden sich daselbst unter denen
Waffen / und die Spanische / wie auch
aus=
ländische in dem Haven ligende Schiffe
lö=
seten etlichemal die Stücke in Gegenwart
des Hofs. Der König hat das Bischoftum
Leon dem Don Johann Ferdinand Zapata /
gegenwärtigen Bischoffen von Maillorque,
gegeben. Se. Majestät haben auch dem Don
Alexander de Cecila, Obrister des
Caval=
lerie=Regiments von Alcantara, einen
Ti=
tul in Castilien / und einen dergleichen dem
Don Alonzo del Corro=Guerrero für ihn
und seine Nachfolger verliehen. Die Stadt
Cadix hat dem König ein Geschank von
50000. Piastres, der Königin eines von
20000. / dem Printzen von Asturien eines
von 10000. / und der Prinzessin seiner
Ge=
mahlin / ebenfals eines von 10000.
gege=
ben. Von dem Indult auf die Effecten,
welche die Gallionen und andere Schiffe aus
Neu=Spanien überbracht haben / ist noch
nichts gewisses zu melden / indem diese
Sa=
che in dem Königl. Raht noch nicht
festge=
stellet ist.
Madrid 22. Martii.
Den 18den Dieses ist hier der Don
Joa=
chim Ponce de Leon Lancaster und
Carde=
nas, Hertzog von Arcos und Mesquada, im
62sten Jahr seines Alters gestorben: er war
Groß=Commandeur des Ordens von
Ca=
latrava, Raht des Königl. Staats=Raht /
und Vice König / wie auch Capitain-Gene-
ral des Königreichs Valencia, in welchen
Bedienungen er seinen Eifer und die Liebe
zum Dienst des Königs blicken lassen. Das
Consulat von Sevillien solle dem König
ei=
nige Vorstellungen gethan haben / damit
dieses Jahr keine Flottille nach Vera-Cruz
möchte gesandt werden. Der Hof wird
ge=
meldtem Consulat eine Rechnung von denen
ausserordentlichen Unkosten / welche man so
wol mit Ausrüstung derer Kriegs=Schiffen
die Gallionen zu begleiten / als sonsten
ma=
chen müssen / übergeben / um den Indult
darnach zu reguliren.
Gibraltar 26. Februarii.
Aus der Barbarey hat man Zeitung / daß
das Engländische Geschwader annoch vor
Salee ab= und zukreutzete: der zu Tanger
an das Land getrettene Königl. Groß=
Brit=
tannische Minister befindet sich bereits zu
Mequinez, und der neue König Muley
Ham=
met Debby sitze jetzo geruhig auf dem Thron,
es liessen sich aber auf dem Lande so viele
Partheyen sehen / daß sich noch keine
Rei=
sende auf dem Wege begeben dörften.
Aus Jtalien.
Neapel 29. Martii.
Mittwoch langete der Baly Frà Don
Wen=
tzel / Graf von Harrach / ein Sohn unsers
Herrn Vice-Königs / auf einem Schiffe zu
Pozuolo an / er wird von dem Groß=Mei=
ster von Malta geschicket / um seinen Vatter
alhier zu becomplimentiren; es wurden
al=
sobald die Kutschen / um ihn abzuholen
da=
hin geschicket / und er kame Abends in dem
Königl. Pallast in dem für ihm schon
zube=
reiteten Ouartier an. Sonntags begabe
sich dieser Graf hinaus vor die Stadt in das
Convent Soriano deren PP. Dominicanern /
und nachdeme der gantze prächtige Zug
un=
sers Vice=König ebenfals daraussen
ange=
kommen / stige er nebst dem Prior von
Ro=
cella Caraffa, dem Capitain des Kriegs=
Schiffes S. Antonio, und dem Cav.
Marul=
li, Ricevitor von Malta / in eine deren
Kut=
schen / und hielte mit einem Gefolg von
vie=
len anderen Kutschen seinen Einzug in diese
Stadt; er wurde sodann bey dem Vice
Kö=
nig eingeführet / und von selben auf das
zärtlichste empfangen / und nachdeme er
sei=
ne Bottschaft abgelegt / verehrete er dem
Herrn Vice-König zwey schöne Sclaven /
und begabe sich sodann mit 30 anderen
Mal=
teser=Rittern zu der Vice-Königin / nach
diesem wurden sie insgesamt mit einem
herr=
lichen Mittagmahl bewirtet. Gestern gabe
der Cav. Marulli ermeldeten Herrn Baly,
und 18. anderen Malteser=Rittern ein
präch=
tiges Gastmahl.
Rom 2. April.
Sonntags vor=Mittag weihete Jhre
Päpst=
liche Heiligkeit die goldene Rose / und nach
diesem ertheilte sie dem Cardinal Coradini
eine besondere Audienz. Montags vor=
Mittag wurde der Cardinal Cibo im Præ=
laten-Habit von denen Prælaten
Gambaruz-
zi, und Ceremonien-Meistern vor dem
Pap=
sten geführet / und Jhre Heiligkeit
ertheil=
ten ihme das rote Birett, und nach diesem
gienge er mit der Cardinals=Kleidung
an=
gethan in das Consistorium, alda
empfien=
ge er den Hut / und nach dem extra omnes,
geschahe mit ihme die Ceremonie der Schließ=
und Eröfnung des Mundes / er bekame
auch den Kirchen=Titul von S. Stephano
Rotondo. Nach ge=endigtem Consistorio
wünscheten die Cardinalen Jhrer
Heilig=
keit eine glükliche Reise / selbe begabe sich
hernach aus dem Vatican in die neue
Kir=
che; alda empfienge sie von dem
Guberna=
tor von Rom / und dem Hertzog von
Gua=
dagnolo Conti gleichfals die
Bewillkom=
mung / sodann nahme sie in der Kirche von
Minerva von dem aldasigen P. General den
Segen / gienge endlichen nach S. Maria
Maggiore, und nach gehaltener Messe / und
genommener Cioccolata tratte sie mit sehr
wenig Gefolg / und ohne Wachten die
Rei=
se nacher Benevent an; sie kame zu
Mari-
no an / und nahme ihre Wohnung in dem
Convent deren PP. Augustinern; der Groß=
Contestabel Colonna gabe alda ein
herrli=
ches Abend=Mahl / und bewirtete das
gan=
tze Gefolg; Dienstags darauf nahme sie den
Weg nach Velletri, die Einkehr aber
be=
liebte sie bey denen Barmhertzigen Brüdern
zu nehmen. Nachdeme die alhiesige Schuh=
Macher vernommen / daß eine Auflag von
3 Bajoken für das Pfund Sohlen=Leder
er=
gangen seye / haben sich ihre Zunft=Mei=
stere nacher Marino verfüget / und alda
Jh=
rer Heiligkeit ein Memorial übergeben / Jh=
re Heiligkeit liessen sie sodann durch den
Monsig. S. Maria versicheren / daß sie
nie=
malen dero Einstimmung darzu geben
wür=
den.
Bolognien 2. April.
Montags frühe wurde der alhiesige Graf
Dionysius Castelli von einem seiner Lauffern
bestohlen / der Diebstahl bestunde in
eini=
gem Silber=Geschmeide / und auch Geld;
besagter Lauffer hat auf der Post im Namen
seines Herrns ein Pferd begehret / und hat
damit seinen Weg nach der Lombardey
ge=
nommen / der Graf aber hat ihm einen
Curr⟨i⟩er nachgeschicket / und dieser hat den
Dieb zu Reggio angetroffen / und alda in
Verhaft nehmen lassen; als der Currier
wiederum hieher zuruk gekommen und dem
Grafen davon die Nachricht ertheilet hatte /
ist derselbe persönlich nicht sowol die
Sa=
chen wiederum zuruk zu bekommen / als den
Lauffer seine Untreu zu verweisen / dahin
g⟨e⟩reiset. Denselben Tag wurde der ältere
Sohn des Durchl. Prætendenten von einem
kleinen Fieber überfallen / nachdem ihme
aber zu Ader gelassen worden / hat er sich
um ein merkliches gebessert / und Dienstag
darauf wurde dieses dem Prætendenten
nacher Rom berichtet / ingleichen / daß die
Durchl. Prætendentin den Pallast Belloni
bezogen habe / um von dannen nach Ostern
nacher Rom / wohin schon sehr vieles Haus=
Ge⟨r⟩ähte / und auch Kutschen voraus
ge=
schicket worden abzugehen. Mittwochs
gienge ein in dem schwartzen Adler
wohn=
haft gewesener Ausländer / der bey dem
jüngst=verstorbenen Generalen Marches
Montecuccoli in Diensten gewesen / von
besagter Wohnung hinaus vor das Thor
S. Donato und stürtzete sich alda elendiglich
in eine Grube / so mit stehenden Wasser
angefüllet ware.
Venedig 9. April.
Zu Ende verwichener Woche ist ein
unse=
riges Kauffardey=Schif in 40. Tagen von
Corfù, nachdeme es auf der Reise sehr viel
ausgestanden / alhier eingeloffen; der
Capi=
tain hat nichts anders berichtet / a⟨l⟩s daß
man an allen Orten / wo er er sich
aufgehal=
ten / der vollkommnesten Gesundheit
genies=
se / und daß der General Sre. Proveditor
Diedo sich dermalen mit allen Schiffen / und
Galeren zu Corfù befinde.
Aus Groß=Britannien.
Dublin 19. Martii.
Verwichenen Donnerstag ist zwar ein
Theil des Regiments von Murray aus
hie=
siger Stadt nach Cork marschiret / und der
Rest am folgenden Morgen dahin gefolget;
weil sich aber gestern Abends ein Expresser
von Hof alhier mit dem Befehl
eingefun=
den / daß man das Einschiffen deren
Trup=
pen einstellen solte / so last man sie wieder
zuruk nach ihren Quartieren kehren. Der
Pöbel zu Drogheda hat der Canaille zu
Cork gefolget / sich vor etlichen Tagen
auf=
gemacht / und aller Magazinen der Stadt
bemächtiget / wo er nicht nur einen grossen
Vorrat an Mehl / sondern auch viel
Ge=
treid / aber theils unter dem Stroh / theils
unter dem Heu / verstecket gefunden;
dar=
auf gienge der Marsch nach denen Schiffen
zu / auf welchen die Korn=Händler die
Waare zu bringen / und ausser Landes zu
führen gewillet waren; da wurden alle
Stricke entzwey gehauen / die Segel an
das Land gebracht und 300. Tonnen Mehl
einem gewissen Ort anvertrauet / von
dan=
nen solche nach dem Markt=Platz geführet /
und um einen billichen Preis verkauft
wer=
den sollen; der Bürgermeister / und die
Aldermänner kamen zwar mit denen
Bür=
gern / das Lumpen=Gesind zu zerstreuen;
sie richteten aber wenig / oder nichts aus /
sondern sahen sich endlich genöhtiget /
wie=
der zuruk zu kehren / nachdem der Bürger
etliche waren verwundet; das eintzige
wur=
de erhalten / daß man dem Bürgermeister
den Schlüssel zu dem Magazin deren
obge=
dachten 300. Tonnen Mehl lieferte / aber
mit dem Beding / daß er sie auf den
nech=
sten Sonnabend zum Verkauf auf dem
Markt solte bringen lassen. Fast eben
der=
gleichen Fälle haben sich an verschiedenen
andern Orten von Jrrland ereignet / zu
nicht geringer Kränkung deren Korn=Ju=
den / aber zu desto grösserem Trost deren
ar=
men Unterthanen.
Londen 2. April.
Den 30sten vorgestern / und gestern haben
beederseits Majestäten, nebst denen 5.
Prin=
zessinnen / und dem Hertzog von
Cumber=
land / sich des nach=Mittags mit
Spatzie=
ren=gehen im Park belustiget / da sie dann
allemal mit einer grossen Menge des
vor=
nehmsten Adels begleitet worden. Der
Printz von Wallis begibet sich zuweilen in
das Ober=Haus. Gestern geschahe in dem
Raht ein Bericht an den König von 14.
Delinquenten / welche in letzterer Sitzung
der Old=Baily zum Tode verdammet
wor=
den / nachdem 2. andere vor dem Urtheil aus
dem Gefängnüß entkommen; Es ward
dar=
auf befohlen / daß 10. derselben am
künfti=
gen Montag zu Tyburn solten gerichtet
werden / die übrigen 4. wurden in soweit
pardoniret / daß sie nach America sollen
verführet werden / wie dann bereits 108.
andere dazu verurtheilet worden. Dem
Al=
dermann Pearson ist neulich ein Koffer
ge=
stohlen / worin an Juwelen / Gold / und
Silber sich der Wehrt von 14000. Pf. Sterl.
befunden. Von Portsmuth wird
geschrie=
ben / daß daselbst 9. Kriegs=Schiffe völlig
fertig / um in See gehen zu können. Aus
dem nunmehro verfertigten Staat der
Lan=
des=Schulden erhellet / daß dieselbe sich
den 31. Decemb. 1728. zu einer Summa
von 50. Millionen und 339479. Pf.
Ster=
ling / 8. Schilling / und 4. ps. erstrecket.
Alle Soldaten von denen 3. Regimentern
von der Garde haben Befehl erhalten /
kei=
ne Paruquen mehr zu tragen / wo sie es
nicht Schwachheit halber thun müssen.
Bey Kingsale ist ein mit Wein beladenes
Schif an einer Klippe zerscheitert / und
kei=
ne lebendige Seele davon gekommen / auch
hat man nichts vom Gute retten können.
Bey einer von denen an Strand getriebenen
Leichen hat man ein Paquet mit 50. Gold=
Stücken gefunden / dabey ein Zettul
gewe=
sen / daß der jenige / so diese Leiche fände /
selbige gehörig begraben möchte. Nachdem
nun 2. Jrrländer diesen Cörper gefunden /
seynd sie über das Geld in Zank geraten /
und haben die Leiche ligen lassen. Einer
davon hat den andern umgebracht / ist aber
ertappet / und gefänglich eingezogen worden.
Aus Frankreich.
Paris 4. April.
Den 1sten und 2ten dieses Monats hat
der König sich mit der Falken=Flug=Jagd
erlustiget. Den 18den dieses Monats wird
der König seine beede Regimenter von der
Frantzösisch= und Schweitzerischen Leib=Wacht
in der Ebene von Sablons durch die
Muste=
rung passiren lassen / an welchem Tage auch
die 3. Französisch Granadier=Leib=Com=
pagnie zum erstenmal die ihnen neu=
gege=
bene Säbel tragen / sodann über das Jahr
nach dem Exempel anderer auswärtiger
Trup=
pen auch mit Granadier=Kappen versehen
werden sollen.
Des Nachts zwischen den 30. und 31sten
des verwichenen Monats ist die Gräfin von
Cavoy ihres Alters 85. Jahr verstorben.
Sie hat die Armen von der Pfarrey S.
Sul=
pice zu Universal Legatarien / oder Haupt=
Erben eingesetzt / ihre Testaments=
Execu=
toren seynd der Marquis de Coetlogon
Ro=
milly, und Msr. Berson, ein Procurator in
dem Chatelet, jedem derselben hat sie 5000.
Livres, dem Grafen von Tournemine,
wel=
cher sie natürlicher Weise zu erben gehabt /
50000 Livres, einer jeden von seinen
Schwe=
stern 3000. Livres, dem Vice=Admiraln von
Coetlogon 5000. Livres, allen ihren
übri=
gen Verwandten kleinere Legaten / dem Hrn.
Mayeux ihrem Haus=Hof=Meister eine
jährli=
che Pension von 2000. Livres für Lebens=lang /
40000. Livres an dem Bau der Kirchen von
S. Sulpice, und dem General=Hospital 5000.
Livres vermachet. Ferners hat sie eine
Sum=
ma von 12000. Livres vergabet / damit für
den König Ludwig den XIV, und
Monsei=
gneur le Dauphin seinen einigen Sohn zur
Erkanntlichkeit der Gutthaten so die
Verstor=
bene / und ihr Ehe=Herr in ihrem Leben von
beeden genossen / ein Seelen=Amt all=jähr=
lichen auf immer und ewig gehalten werden
möchte / ein gleiches Seelen=Amt hat sie
auch für sich / und ihren Ehe=Herrn / an
dessen Seite sie begraben worden / gestiftet.
Jhre obangeführte Testaments=Erben
ge=
niessen unter anderem auch noch 29. Jahr
lang ihr gehabtes Privilegium wegen der
Trag=Sesseln. Durch ihren Tod ersparet
der König eine jährliche Pension von 32000.
Livres, welche die Verstorbene genossen hatte.
Den 30sten des verwichenen Monats ist
Msr. Gallay der jung=verwittibten Königin
von Spanien General=Haus=Contro〈…〉or=
oder Gegen=Schreiber in einem innern Hof
des Königl Pallasts todt gefunden worden /
man vermutet / daß derselbe im Traum oder
Schlaf von seinem Zimmer herunter gefal=
len seyn möchte. Der von der Mad. de la
Brosse gegen den Herrn Busserolle vor der
Tournelle=Cammer peinlich
eingeführt=
jüngst=erwehnte Process, weilen der
Beklag=
te die Klägerin aus ihres Ehe=Manns
Ge=
heiß mit Ruten gestrichen haben solle / ist in
Gunst der Klägerin dergestalten
ausgema=
chet worden / daß der Beklagte ihro der
Klä=
gerin Reparation der Ehren thun / mithin
für Schimpf / und Kösten 2000 Livres,
be=
zahlen / und sich nicht gelusten lassen solle /
sich an irgend einem Ort / wo die Klägerin
in Compagnie sich befindet / sehen zu lassen.
Den 24sten des verwichenen Monats ist
ei=
ner genannt Limonier, welcher vorm Jahr
die Land=Kutschen von Arras, und S.
Quen=
tin bestohlen / zu Senlis aufgehenkt worden.
Vermög letzteren Briefen aus Spanien /
seynd beede Jhre Cathol. Majestäten von
Cadix zu Seville zuruk gekommen / von
dan=
nen sie gleich nach denen Oster=Feyertägen
nach Madrid zuruk gehen / und ihre in
an=
dere Provintzen des Königreichs festgestellte
Reisen eingestellet haben sollen. Der alhier
anwesende Schwedische erste Bevollmächtigte /
Baron von Spar / ist von hier nacher
Eng=
land übergegangen / um in dem Nahmen
sei=
nes Königs bey dem Hof zu Londen eine
Commission abzulegen / von dannen
dersel=
be wieder anhero kommen solle. Weilen die
vergangene Winters Kälte in Spanien
ohn=
gemein groß gewest / und die Spanier eines
solchen starken Frosts nicht gewohnet seynd /
so sollen / laut denen von Madrid
angelang=
ten Briefen / alda 14000. Personen
gestor=
ben seyn.
Man siehet jetzo alhier eine curieuse
Be=
schreibung einer zu Soissons verstorbenen
Person / bey deren Eröfnung man kein Hertz
gefunden. Wegen des Hertzens im
Mensch=
lichen Leibe haben die Medici und
Anato=
mici schon öfters curieuse Observationen
gehabt / so man hier vorbeygehet; bey
ei=
nem Knaben zu Basel / der gewohnet sich
wie ein Rad auf denen Händen herum zu
drähen / hat sich das Hertz gantz herunter
gesenket / und ist nach dem Todt umgekehrt
gefunden worden. P. Drexel. schreibet von
dem Kaiser Maxim. II. / daß in seinem
Her=
tzen / da man es eröfnete / 3. Steine
ge=
legen / die ihme in seinem Leben das Hertz=
Klopfen verursachet: Jn des Frantzösischen
Cardinalens Mazarini Hertz hat man eine
Materie von Topf=Stein angemerket / und
daß es ungewöhnlich groß gewesen: Jn dem
Hertzen des Chur=Fürsten Johan Georg
den III. hat man keinen Tropfen Blut
gefun=
den / da die übrige Intestina gantz frisch.
Es hat sich doch nicht leicht ein Mensch
oh=
ne Hertz gefunden / ausser einem Priester zu
Rom / wovon P. Engelgrave Psal. 1. Luc.
Evang. p. 316 erzehlet / es seye nemlichen
das Hertz und die Augen dieses Priesters
in seinem Leben gantz allein auf den
gekreu=
tzigten Heiland gerichtet gewesen / als er
nun verschieden / und sein Cörper eröfnet /
habe man ihn ohne Hertz gefunden / und
da sich die sammentlichen Anwesende darob
verwunderet / war einer gewahr worden /
daß das gesuchte Hertz zu denen Füssen
ei=
nes Crucifixes gelegen / dessen sich der
ver=
storbene zu seiner Andacht pflegte zu
bedie=
nen.
Paris 8. April.
Vermög letzteren Briefen von Cadix
wer=
den daselbsten zwey Kriegs=Schiffe neu
aus=
gerüstet / welche das zu Lima der Haupt=
Stadt in dem Königreich Perou noch zuruk
gebliebene Silber aus West=Jndien
abho=
len / und nach Europa begleiten sollen. Die
auf denen aus West=Jndien angelangten
Gallionen geweste Waaren und Effecten,
seynd nun ausgeladen / und in die Königl.
Magazins gebracht / und ist wegen deren
Herauslieferung an die Interessenten / und
dem darauf zu forderenden Zoll noch nichts
reguliret. Seit deme der König in
Spa=
nien sich auf der Jnsul S. Leon nahe bey
Cadix aufgehalten / so haben Jhre Majest.
verschiedene Curriers von auswärtigen
Hö=
fen empfangen / auch deren verschiedene
wie=
derum dahin abgeschicket. Von denen zu
S. Andero gantz neu gebauet / und
ausge=
rüsteten Kriegs=Schiffen / welche nacher
Cadix abgesegelt / und alda bey Ankunft
Jhrer Catholischen Majestät eintreffen
sol=
len / ist zwaren nur ein einiges mit 44.
Stücken besetztes die Victoria genannt / an
denen Klippen derer See=Küsten
zerschmet=
tert worden / und zu Grund gegangen / die
übrige aber noch in verschiedene Meer=Por=
ten gerettet worden / wiewolen so übel
zu=
gerichtet / beschädiget / und unter Wasser
rinnend / daß es Zeit brauchen wird / um
dieselbe wieder um in Stand zu stellen. Auf
denen Spanischen See=Küsten zwischen
Asturien und Gallizien ist auch ein
Frantzö=
sisches Schif Hermione genannt / welches
von Havre de Grace nacher Guinea in
Afri=
ca gewidmet ware / zu Grund gegangen.
Vorgestern hat der Cardinal de Noailles
in hiesiger Haupt=Kirche die neue Fahnen
beeden Regimentern Frantzösisch und
Schwei=
tzerischer Leib=Wacht mit gewöhnlichen
Ce=
emonien eingesegnet. Die Marquisin de
Cavoy hat über das so in ihrem Testament
schon jüngsthin erwehnet / noch 10000.
Mes=
sen gestiftet / welche gleich nach ihrem
Ab=
sterben für ihre und ihres verstorbenen Ehe=
Gemahls Seelen=Ruhe gehalten werden
sollen. Uber die von ihro zu dem Bau der
Pfarr=Kirchen von S. Sulpice geordnete
40000 Livres hat sie von dem Privilegio
de=
rer Trag=Sesseln / so lang es noch währet /
alljährlich 1000. Livres hinzugethan / und
dieselbe nach Vollendung des Baues zu
des=
sen künftiger Unterhaltung gewidmet. 6000.
Livres sollen denen Armen / die sie zu
ih=
ren Haupt=Erben eingesetzet / 3. Tag nach
ihrem Hinscheiden sonderbar ausgetheilet
werden / samt noch einer Summa von dem
Privilegio auf denen Trag=Sesseln / so
ih=
nen jährlich verbleibt / und von ihrem Pfarr=
Herrn / ohne daß er deswegen zu einiger
Rechnung zu halten / nach seinem Gewissen
sollen vergeben werden. Wann auch der
ei=
ne oder andere von ihren Verwandten mit
seinem legat nicht zu frieden seyn wolte /
so solle dasselbe auch denen Armen verfallen
seyn / weilen ihr gantzes Gut von
König=
lichen Gut=Thätern herkommet.
Den 5ten Dieses hat der König zu
Ge=
winnung des Jubilæi seine Stationen
ange=
fangen. Jhre Majestät seynd bis in die
Pfarr=Kirchen zu Versailles gefahren / von
dar in die Recolecten=Kirchen / und aus
derselben zu Fuß nach dem Schloß zuruk
ge=
gangen. Den 12ten Dieses wird der Hof
wegen Absterbens des Hertzogen von
Lo=
thringen die Trauer annehmen / welches von
dem Hertzogen von Orleans, und denen
al=
hier anwesenden Lothringischen Printzen mit
des Königs Erlaubnuß schon den 5ten
Die=
ses geschehen ist. Dieser Tagen ist bey der
Pfarr=Kirchen S. Severin ein junger Mensch
todt gefunden worden. Der General=Abt
des Ordens von Grammont hat auf einer
von seiner Abtey nacher Paris
unternom=
menen Reise unter Weges verspühret / daß
ihme aus seiner Reiß Küsten 4000 Livres
gestohlen worden / ohne daß das Schloß
er=
brochen gewesen / weilen er nun
dessentwe=
gen einen Verdacht auf seine zwey bey ihme
geweste Bediente gehabt / und dieselbe
ar=
restiren lassen / so haben sie bereits
gestan=
den / daß sie auch ihn selbsten zu ermorden
im Sinne gehabt.
Der Engländische Ritter Gage hat vor
der peinlichen Tournelle=Cammer einen
schweren Process wider den hiesigen Banquier
C.... angefangen / und denselben
ei=
nes erschröklichen an ihme verübten
Wu=
chers / Diebstahls des ihme anvertrauten
Guts / und betrüglicher Banquerotte
an=
geklaget / wordurch er der Ritter um mehr
als eine Million zu Schaden gekommen seye.
Msr. Blanchard, gewester Alt=Hof=Meister
des Hertzogen und Marschallen de Villeroy,
welcher / wie vorhin gemeldet / in der Leib=
Renthen=Tontine der letzte in seiner Class
gewesen / und hiemit den Belauf der
gan=
tzen Class bezogen / ist seit einigen Tagen
verstorben.
Wien 20. April. 1729.
SAmstag / den 16den April. Heute fruhe
haben Jhre Römisch=Kaiserlich=Ca=
tholische Majestät / unser Allergnädigster
Herr / in Begleitung des Päpstl. Herrn
Nun=
tii Monsignor Grimaldi, des Venetianischen
Herrn Bottschafters Cav. Daniel Bragadin,
deren Kaiserl. Herren Ministern /
Camme=
rern / und Cavalieren / unterschiedliche Heil=
Gräber in der Stadt besuchet; darauf in der
Kaiserl. Hof=Kirche bey denen WW. CC.
PP. Augustiner Barfüssern Sich verfüget /
und sodann nebst Jhrer Majestät der
Regie=
renden Römischen Kaiserin / und Durchl.
Ertz=Hertzoginnen / dem vor=mittagigen
gewöhnlichen GOttes=Dienst / des Abends
aber denen 5. letzten Glorreichen
Geheim=
nuß=Predigen / wie auch der übrigen
An=
dacht / ingleichen der Auferstehung unter
Trompeten= und Paucken=Schall / und
drey=
facher Lösung des Gewehrs v⟨o⟩n der vor dem
Closter gestandenen Kaiserl. Leib= und Stadt=
Guarde, beygewohnet / welche Auferstehung
nicht weniger in denen Kaiserl. respectivé
Hof=Capellen in Gegenwart Allerhöchster
Herrschaften geschehen.
Sonntag / den 17den Dito / als am
glor=
reichsten Oster=Fest / begaben Sich beede
Regierende Kaiserl. Majestäten / und die
Durchl. Erz=Hertzoginnen / mit
obgedach=
tem Päpstl. Herrn Nuntio, und
Venetiani=
schen Herrn Bottschaftern / Herren Ritteren
des Goldenen Vlieses / Kaiserl. Geheimen
Rähten / Cammerern / und Cavalieren / dann
der Welt=berühmten uralten Wienerischen
Universität / und des alhiesigen Löbl. Stadt=
Magistrats / in die Metropolitan-Kirche zu
St. Stephan / und wohnete alda dem
Ho=
hen Amt andächtigst bey; des nach=Mit=
t⟨a⟩gs haben Allerhöchst=Dieselbe in Dero
Hof=Capellen der Toison-Vesper mit denen
Herren Ritteren des Goldenen Vlieses dem
GOttes=Dienst / als auch der letzten
Wel=
schen Predig beygewohnet.
Montag / den 18den Dito / als am
an=
derten Oster=Feyertag / wurde abermalen
Toison=Amt und Vesper in der Kaiserl.
Hof=Capellen gehalten / welchem die
Aller=
höchste Majestäten mit dem gewöhnlichen
Gefolg auferbäulichst beygewohnet.
Dito nach=Mittag hat die alhiesige
Be=
cker=Zunft dem von Weil. Kaiser Carolo
V. allermildest=verliehenen Privilegio
ge=
mäß / wegen der im Jahr 1529.
unternom=
menen Türkischen Belagerung dieser Kaiserl.
Haupt= und Residentz=Stadt erwiesenen
guten Diensten / jährlich befreiten
offentli=
chen Aufzug mit fliegender Fahnen / und
klingendem Spiel / aus dero gewöhnlichen
Herberg / durch hiesige Stadt gehalten.
Dienstag / den 19den Dito / als am
drit=
ten Oster=Feyertag / wohneten
Allerhöchst=
gedacht Jhre Kaiserl. Majestäten in Dero
Hof=Capellen abermalen dem GOttes=
Dienst bey. Eben heute haben Sich Jhre
Majestät die Verwittibte Röm. Kaiserin
Amalia Wilhelmina wieder aus der Kaiserl.
Burg in Dero Frauen=Closter vor der
Stadt am Rennweg verfüget.
Es haben auch diese Heil. Täge hindurch
Jhro Hoch=Fürstliche Eminentz Herr
Car=
dinal von Kollonitsch / alhiesiger Ertz=Bi=
schof den GOttes=Dienst in höchster
Per=
son verrichtet / nemlich am verwichenen Ant=
laß=Pfingstag der Procession der
Bruder=
schaft Corporis Christi in der Metropolitan-
Kirche beygewohnet / sodann das Hoch Amt /
die Oehl=Weihe / Communion, und nach
der Predig die Fuß=Waschung; wie dann
auch am Char=Freitag / nach Beywohnung
der Predig / die Ceremonien selbsten
ver=
richtet / und unsern HErrn in das H. Grab
getragen / und Samstags die neue Feuer=
Weihe / die Tauf=Weihe / die Ordination,
das Hoch=Amt / und die Vesper gehalten.
Lista deren Verstorbenen zu Wien /
in und vor der Stadt.
Den 16. April 1729.
Jn der Stadt.
- Hr. Frantz de Bollin, Kaiserl. Trabanten=Ober=
⟨Feu⟩=
rier / in dem Arnoldischen H. in dem Roht. Gässel /
alt 45. J. - Dem Hrn. Joh. Frantz Pock / Kaiserl. Geheimen
reser=
virten Hof=Cassa=Amts=Cantzelisten, s S. Joh.
Jacob / in dem Fruhewirtisch. H. auf der Fischer=
Stiegen / alt 17. J. - Dem Hrn. Paul Guggenberger / des aussern Rahts /
und Burgel. Handels=Mann / s. K. Anna Cath. /
in s. H. am alten Fleisch=Markt / alt 8. J. - Dem Hrn. Ferdinand Haruath / Burgerl. Handels=M.
s. K. Joseph / in dem Wanderpohlisch. H. in dem
Ofen=Loch / alt 5. Viertl=J. - Joh. Zimmerhackel / Becken=Jung / in dem Fuxisch.
H. bey dem Stuben=Thor / alt 29. J.
Vor der Stadt.
- Dem Hrn. Carl Michael Weber / Leutenanten / s. K.
Carl / bey dem goldenen Luxen am Spitlberg / alt
1. J. - Mathias Gansmüllner / Burgerl. Schuh=macher /
bey der golden Saulen in der Josephstadt / alt 34. J. - Gregori Zuberger / Haus=Meister in dem Capararisch.
H. in der Josephstadt / alt 80. J. - Dem Thomas Kiemer / Burgerl. S⟨ch⟩uh=machern / s. K.
Magdalena / bey dem golden Stern in der Joseph=
stadt / alt 9. J. - Dem Wolf Biertllehner / Burgerl. Schuh=machern /
s. K. Joh. / in dem Güsmanischen H. in der Ungar=
Gassen / alt 7. Viertl=J. - Dem Sebastian Gruber / Kais. Kutschern / s. K. Frantz /
in dem Binderisch. H. an der Wien / alt 3. J. - Philipp Böhm / Tischler / in dem Gemein=Haus an
dem Tury / alt 60. J. - Jacob Sax / Maurer=Gesell / welcher vorgestern in
einen Brunn hinunter sich erfallen / in dem Frey=
Gut auf der Wieden von dem Kaiserl. Stadt=Ge=
richt beschauet worden / alt 75 J. - Anna Mühlnerin / lediges Mensch / bey dem golden
Adler am Spitlberg / alt 50. J. - Dem Andre Mackinger / Maurern / s K. Michael /
in dem Maurisch. H. auf der Wieden / alt 2. J.
- Dem Lorentz Sturm / Tragern / s. W. Dorothe / in
dem Bahrausletherisch. H. auf der Wieden / alt 64. J. - Elisabeth Heinlin / arme Wittwe / in dem
Arember=
gisch. H. zu Gumpendorf / alt 75. J. - Maria Sch⟨in⟩gerin / arme Wittwe / bey dem Engelis.
Gruß in dem Lerchfeld / alt 82. J. - Dem Math. Knab / Tagw. / s. W. Magdalena / bey
de=
nen H. 3. Königen in der Leopoldstadt / alt 44. J. - Georg N. / armer Mann / in dem Langen=Keller an
dem Neubau / alt 46. J. - Wolf Mitendorfer / alt 48. Jahr: Anna Felnerin /
alt 20. Jahr: Jacob Hormansperger / alt 49. Jahr:
Und Carl Loiwitzbacher / alt 36. Jahr / alle 4. in
dem Kranken=H.
Den 17. und 18. April.
Jn der Stadt.
- Hr. Simon Schosleitner / Kaiserl. Feld=Currier / in
dem Nedorostisch. H. bey dem Stuben=Thor / alt
48. J. - Frau Maria Anna Gaudonin / Wittwe / in dem
Gla=
sisch. H. am Hof / alt 46. J. - Frantz Ostler / Burg. Lauten=macher / in dem
Schwartz=
beckisch. H. auf der Fischer=Stiegen / alt 47. J. - Dorothe Schilterin / Wittwe / in der Himmel=Port=
Gassen in dem Ball=Haus / alt 71. J. - Peter Walner / Burgerl. Zimmer=Meister / in dem
Zuckerbackerisch. H. in der Renn=Gassen / alt 32. J. - Hieronymus Schweiger / Handels=Diener / in dem
Grünwaldis. H. auf der Hohen=Brucken / alt 44. J. - Joseph Kreipner / Lackey / in dem Questenbergisch. H.
in der Johannes=Gassen / alt 38. J. - Dem Andre Aichholtzer / gewesten Leder=Ausschnei=
dern / s. W. Catharina / in dem Beschau=H. / alt 48. J. - Frantz Schoßtal / alt 77. J. / und Heinrich Nassal /
alt 4. J. / beede in dem Burger=Spital.
Vor der Stadt.
- Der Wohl=Ehrw Hr. Pater Wolig Heidinger / Ord.
S. Bened., bey dem schwartzen Adler in dem Lerch=
feld / alt 55. J. - Joh. Rueswurm / Kaiserl Hof=Uhr=Macher / in s. H.
in der Josephstadt / alt 50. J. - Dem Frantz Statzer / Burgerl. Oelern / und Richtern
in der Rossau / s. Ehw. Maria / in s. H. alda / alt 43. J. - Lorentz Jngartner / Burgerl. Bier=Leut=geb / in dem
Oelerisch. H. in der Rossau / alt 34. J. - Sebastian Leberhauer / Guardi=Gefreyter / in der
Wacht=Stuben vor dem Roten=Thurn / alt 55. J. - Joseph Bischof / Strimpf=Stricker / bey dem weissen
Wolfen in dem Liechtenthal / alt 33. J. - Joh. Gril / Anstreicher / bey der golden Rosen ober
der Neustift / alt 27. J. - Georg Veit / bey denen FF. Misericordiæ, alt 20. J.
- Christoph Schuler / in dem St. Johann=Nepomuceni=
Spital / alt 66. J. - Paul Ba〈…〉 ner / Kutscher / in dem Knollisch. H. am
Alster=Bach / alt 62. J. - Agnes Greibigin / Wittwe / in dem Denkisch. H. ausser
der Rossau / alt 47. J. - Joh. Bre〈…〉 at / Fuhr=Knecht / in dem Schnür=mache=
risch. H. in der Leopoldstadt / alt 40. J.
- Elisabeth Bergerin / Wittwe / bey der golden Sonn
in dem Lerchfeld / alt 49. J. - Lorentz Boltl / Trager / in dem Zimmer=Meisterisch.
H. in der Leopoldstadt / alt 33. J. - Der Leopold Müllehner / Tagw. / bey dem goldenen
Schlössel in dem Liechtenthal / alt 46. J. - Urban Hartner / Tagw. / bey dem goldenen Schif
in dem Liechtenthal / alt 45. J. - Joh. Recher / alt 19. Jahr: Math. Ra〈…〉stein / alt 20.
Jahr: und der Balthasar Reuter / alt 26. Jahr /
alle 3. in dem Kranken=Haus.
Den 19. April.
Jn der Stadt.
- Joh. Heinrich Albert / Burgerl. Glaser / in dem
Maidl=
spergisch. H. in der Wohlzell / alt 60. J. - Joh. Georg Hofstäter / Bruderschafts=Bedienter / in
dem Brenanisch. H. in der Karntnerstraß / alt 70. J.
Vor der Stadt.
- Der Ehrw. Frat. Florian Fuhrmann / Ord. FF.
Miseri=
cord., in dem Closter in der Leopoldstadt / alt 25.
Jahr: und Zacharias Risner / auch alda / alt 87. J. - Dem Martin Bertl / Burgerl. Mühlnern / s. K.
Elisa=
beth / in s. H in der Leopoldstadt / alt 3. J. - Dem Georg Degetz / Burgerl. Käß=stechern / s. K.
Mag=
dalena / bey dem golden Stern auf der Wieden /
alt 3. J. - Christoph Schäfer / Burgerl. Anstreicher / in s. H. in
in der Josephstadt / alt 63. J. - Math. Butzl / Kais. Reut=Knecht / in dem Schusterisch.
H. auf der Wieden / alt 65. J. - Christoph Hiesinger / Schuh=macher / bey der weissen
Rosen unter denen Feldern / alt 33. J. - Dem Georg Dirrich / Lackeyen / s. K. Jos. / in dem
Lin=
demayrisch . H. an dem Tury / alt 4. J. - Maria Steinbrecherin / Wittwe / bey denen 7. Chur=
Fürsten an dem Spitlberg / alt 75. J. - Dem Paul Kreyl / Lackeyen / s. K. Tobias / bey dem
ge=
straiften Stifel in der Leopoldstadt / alt 5. J. - Rosina Kreiningerin / Wittwe / bey dem golden Pfauen
in dem Liechtenthal / alt. 79. J. - Sebastian Blatner / Fischer=Geschirr=Wachter / in dem
Seilerisch. H. in der Leopolstadt / alt 39. J. - Anna Huberin / Wittwe / bey dem weissen Adler an
dem Tury / alt 50. J. - Joh. Mayrhofer / Strapler / in dem Krapfenbacherisch.
H. ausser der Rossau / alt 34. J. - Dem Jos. Straßmayr / abgedankten Soldaten / s. W.
Eva / bey der golden Sonn zu Margarethen / alt 50.
Jahr. - Dem Joh. Wahl / Tagw. / s. W. Barbara / bey der
gol=
den Saulen / ausser Maria=Hülf / alt 50. J. - Christina Rotmauerin / Wittwe / bey dem roten Creutz
ausser Maria=Hülf / alt 100. J. - Dem Georg Berger / Tagw. / s. W. Anna / in dem
Aichbiglich. H. unter denen Feldern / alt 28. J. - Frantz Keli / alt 30. Jahr: Wilhelm Mayr / alt 50.
Jahr: Und Frantz Fraulehner / alt 45. Jahr / alle 3.
in dem Kranken=H.
Extract eines Schreibens d. d.
Neyß den 7den April.
AUs nachfolgender Consignation ist des
mehrern zu ersehen / wasgestalten in der
Stadt Neyß den 5ten dieses Monats Abends
in der 8ten Stunde zwischen der Zoll= und
Cra=
mer=Gassen / in denen Hinter=Häusern /
ei=
ne solche unvermutete / und entsetzliche Feuers=
Brunst entstanden / daß in wenig Stunden
etliche 50. Häuser in die Aschen geleget
wor=
den; es ist nicht zu beschreiben / was für ein
erbärmliches Geschrey unter denen jenigen /
welche es unversehens betrofen / um Rettung /
und Hülfe gewesen / auch was bishero für
La=
mentiren / unter diesen Bürgern / um das
Jhrige seye; wann nun der Allerhöchste zu
allem Glük die Luft nicht noch in einer
son=
derbaren Stille gehalten / so hätte unfehlbar
allem menschlichen Vermuten nach / das
Se=
minarium, die Jesuiter=Kirche / das
Col=
legium, samt denen neu=erbauten Schulen
mit noch mehreren Burgers=Häusern /
gleich=
wie die daran stossende alte Schulen in
völli=
gem Rauch aufgehen müssen / diese Brunst
hat nicht allein die gantze Nacht hindurch
ge=
dauret / sondern es ist auch gegen Tage ein
Lermen eines neuen Feuers gemachet worden /
welches alles aber mit Göttlicher Hülfe
derge=
stalten gedämpfet / daß es weiters hin nichts
mehr entzünden könne.
Consignation der abgebrannten
Burger=
schaft den 5. April 1729. Abends in der 8. Stund.
Jn der Zoll Gassen. Michael Stentzel /
Be=
cker. Melchior Weber. Fr. Mäsernin /
Trom=
peterin. Hr. Fabian Klose / Steuer=
Einneh=
mer. Daniel Kirchbüchler. Johann
Rudolfs=
ky. Johann Heinrich Groß.
Ober Salz=Ring. Frantz Mohr / Schmid.
Georg Bihner / Roht=Gärber. Joh. Michael
Baumann. Andreas Mantash. Caspar
Her=
becker. Der Zöllner unterm Zoll=Thor.
Jo=
hann Hartmann. Frantz Flaschel. Hr. Polke /
Regierungs=Concipist. Frantz Schuster /
Riemer.
Cramer=Gassen. Churfürstl. Korn=Meister.
Fr. Heymannn. Caspar Schröber. Jgnatz
Haberstroh. Hr. Elias Albert / Weinschenk.
Lorentz Baumann. Hrn. von Schimonsky
Haus. Thomas Stuschin. Frantz
Selden=
reich. Johann Georg Samder. Züchner
Rä=
del. Frantz Melßner. Georg Krumbscheid.
Juden=Gassen. Joachim Stanisch.
Hein=
rich Pfaffenhofen. Johann Georg Ludwig. Fr.
Dietrichin. Joh. Georg Jaschte. Jgnatz
Oll=
mützer. Joh. Müller.
Zoll=Gassen. Nur die Hinterstück völlig
abgebrannt; als Hr. Schwartz / Stadt=Vogt.
Stentzel Stoltz. Joh. Caspar Schrott. Joh.
Caspar Gallisch. Frantz Bernharth. Melchior
Brandt. Joh. Georg Scholtz. Hr. Poppe /
Rahts=Herr. Georg Plaschke. Jgnatz
Höltz=
hofer. Hr. von Lindenheim. Hr. Frantz
Schramb. Johann Heerden. Und Herr von
Jerin.
Beschreibung der Leich=Ceremonie,
wo=
mit der General Feld=Zeugmeister von Günther /
in Moscau den 26. Februarii 1729. zur
Er=
den bestattet worden.
- DEn Anfang zur Procession machten 2.
Re=
gimenter Infanterie, als das Moscow=
sche / und Butitsche / darauf folgten - 2) 10. Regiments=Stücken mit denen
dar=
zu gehörigen Officieren / und Gemeinen. - 3.) Die Schulen von denen beeden
Evan=
gelis. Gemeinden mit denen Schul=Bedienten. - 4.) 4. Prediger.
- 5.) Der Artillerie=Paucker zu Pferde.
- 6.) 3. Trompeter zu Pferde.
- 7.) 1. Fourier zu Pferde.
- 8.) 2. Flügel=Adjutanten.
- 9.) Der General=Adjutant von Seiner
Excellentz. - 10.) 2. Marschalle von Capitains=Rang.
- 11.) Der Freuden=Curassier zu Pferde.
- 12.) Die Freuden=Fahne von einem
Fähn=
drich getragen. - 13.) Das Freuden=Pferd von 2. Unter=Offi=
ciers von der Artillerie geführet. - 14.) Der Trauer=Curassier zu Fuß.
- 15.) Die Trauer=Fahne von einem
Leute=
nant getragen. - 16.) Das Trauer=Pferd von 2. Unter=
Of=
ficiern von der Artillerie geführet.
- 17.) Das Wappen von zwey Leutenants
getragen. - 18.) 2. Marschalle von Majors=Rang.
- 19.) Die Sporren.
- 20.) Die Handschuhe.
- 21.) Der Helm.
- 22.) Der Degen / jedes von einem Leutenant
getragen / unter Assistenz zweyer Unter=Offi=
ciers von der Artillerie. - 23.) Der Commando=Stab von einem
Leutenant getragen / nebst zwey Unter=Offi=
ciern von der Artillerie als Assistenten. - 24.) Die Artillerie=Fahne von einem
Leutenant von der Artillerie getragen / nebst
zwey Stük=Junkern / als Assistenten. - 25.) Der Ober=Marschall / Herr Obrist
Boy, Wachtmeister von der Chevalier=
Guarde. - 26.) Zwey Marschalle vom Obristen Rang.
- 27.) Der Leichen=Schlitten von 6. Trauer
Pferden gezogen / auf deren Deckel die Wap=
pen des verstorbenen Herrn General=Feld=
Zeugmeisters zu sehen waren. Der Sarg auf
demselben ware mit schwartzem Sammet
überzogen / und mit silbernen Tressen reich
galoniret / auch mit denen Wappen des Ver=
storbenen beschlagen / unter einem mit glei=
chem Sammet / und mit des Weil. Herrn
General Feld=Zeugmeisters Chifres ausgezier=
ten Baldachin; die Schlitten=Decke gleich=
fals von schwartzem Sammet mit silbernen
Frantzen / und Quasten besetzet. Als Trä=
ger giengen dabey 12. Leutenants von der
Artillerie; unter dem Baldachin 8. Capi=
tains / an den Cordons 4. Majors / und
an denen Ecken des Leichen=Tuchs 4. Obrist=
Leutenants. - 28.) Drey Marschalle von Obrist=Leute=
nants=Rang. - 29.) Die tief=traurenden Personen von
dem hohen Gefolge assistiret. - 30.) Die übrigen in Trauer gehende
Per=
sonen Paar=weise.
Anbey giengen wehrendem Marsch auf
bee=
den Seiten 60. Granadiers / das Gewehr
zur Leiche tragende / da indessen aus denen
darzu bestimmten Canonen alle Minuten
ge=
feuret wurde.
Die Beysetzung geschahe in der alten
Evan=
gelischen Kirche / alwo sofort nach Ankunft
der Leiche sich eine bewegliche Trauer=Mu=
sic hören liesse; der Sarg wurde auf einer
Bahre unter dem Baldachin vor dem Altar
niedergesetzet / wehrend daß der Pastor
Pri=
marius, Herr. Freyholtz / eine gelehrte
Lei=
chen=Predigt ablegte. Zur rechten Seiten des
Sarges waren die Ehren=Zeichen / zur
Lin=
ken die Fahnen / und das Wappen / nebst
denen beeden Curassierern zu dem Haupt
ge=
stellet; auch stunden um den Sarg auf 12.
Gueridons grosse weisse Wax=Lichter.
Nach ge=endigter Predigt wurde die Leiche
in ein besonderes darzu bereitetes Gewölbe
gesenket / und dabey von der Artillerie
so=
wol als Infanterie drey mal Salve
gege=
ben.
Sonsten ist der verstorbene Herr General
Feld=Zeugmeister vom Jahr 1689. an /
be=
ständig in Krieges=Diensten gewesen / und
zwar zuerst bey denen Herren General=
Staaten deren Vereinigten Niederlanden / da
er vielen vorfallenden Actionen / und
inson=
derheit denen Bataillen bey Steinkirchen / und
Landen / wie auch denen Attaquen von Huy /
und Namur mit beygewohnet hat. Jm Jahr
1697. tratte er in die Russische Dienste / da
Jhre Czaarische Majestät Petrus der I.
glor=
würdigstens Andenkens / ihn zu Amsterdam
zum Capitain von der Bombardier=Compa=
gnie annahmen; seit selbiger Zeit hat er in
dem 21.=jährigen Schwedischen Kriege 6.
Be=
lagerungen / 5. Eroberungen / 3. Haupt=
Feld=Bataillen / und viele andere Actiones
mit verrichten helfen / dabey er sich jederzeit
als ein treuer / tapferer / und kluger Soldat
aufgeführet.
Aus Teutschland.
Frankfurt 10. April.
Verwichenen Donnerstag nach=Mittags
um 2. Uhr / als den 7den Dieses / haben
Jhre Churfürstl. Durchl. zu Mayntz / in der
Churfürstl. Residentz=Stadt Mayntz / unter
dreymaliger Lösung deren Stucken um die
Stadt / und Festung / ihren Einzug
gehal=
ten / wovon mit nächstem mehrere Umstände
zu berichten seyn.
) o (