Num . 73 . Samstag den 11 . September . 1756 .
Wienerisches
DIARIUM
.
Gedruckt in der Kaiserl
. Königl
. privilegirten Zeitungs
=
buch=
druckerey im neuen Michaeler
=
haus mit von Ghelischen Schriften
.
Aus Jtalien .
Piacenza 16 . August .
Aus Ferrara hat man folgendes
erhal=
ten
: Als den 15
. Julii zwey
Solda=
ten in der Herberge zu St
.
Francis=
cus sassen
, kam ein Gerichts
=
bedienten mit
zwey Sbirren dahin
, um zu folge eines
Ur=
theils eine Pfändung in dem Hause zu
ver=
richten
. Die beyden Soldaten aber wollten
nicht haben
, daß der Gerichts
=
bediente
sei=
ne Ordre in ihrer Gegenwart
, mit Hülfe
der Sbirren
, verrichten
, sondern so lange
warten solte
, bis sie ihre Flesche Wein
aus=
getrunken hätten
. Der Gerichts
=
diener
,
wel=
cher sich keine Gesetze von denen Soldaten
wolte vorschreiben lassen
, legte nebst denen
Soldaten Hand am Werk
, wie er sahe
, daß
die Soldaten es mit ihrer Flaschel Wein in
die Länge zögen
. Hier kam es von Worten
zum Schlagen
, und die Soldaten jagten den
Gerichts
=
bedienten nebst denen beyden
Sbir=
ren zum Hause hinaus
, und giengen sodann
ganz geruhig ihrer Wege
. Als sie aber auf
den Markt kamen thaten die Sbirren zwey
Musqueten
=
schüsse aus ihrer Haupt
=
wache
auf dieselben
, und verwundeten den einen in
der Schulter
, der andere aber entkam mit
der Flucht
, und begegnete in solcher
Bestür=
zung fünf von seinen Cameraden
, die sich
seiner gleich annahmen
, und welche ihr
Complott im Augen
=
blick auf 28
. Mann
vermehrten
. Denn man muß wissen
, daß die
Soldaten und Sbiren
, hier als
abgesagteFein=
de mit einander leben
. Das Complot von 28
.
Mann drang hierauf in eines Gewehr
=
macher
Hause mit Gewalt ein
, versahe sich mit
Flinten
, und kehrte darauf nach dem
Markt=
platze zurück
, um die Sbirren
, die sich in
ihrer Haupt
=
wache verschanzten
, zu vertilgen
.
Der Cardinal Banchieri
, unser Legat
, ließ
also den Commandanten ersuchen
, die 28
.
Aufrührer durch 100
. andere Soldaten
arreti=
ren zu lassen
. Diese aber flüchteten darauf ins
Dominicaner
=
kloster
, woselbst sie der Legat mit
seiner Garde selbst gefangen nehmen wollte
;
allein sie wurden desperat
, und jagten ihn
mit seiner Garde auf die Flucht
. Die
er=
steren hundert Mann besetzten sodann das
Kloster bis den 17
. an welchem Tage die
Aufrührer ganz verzweiffelt auf die Besatzung
heraus fielen
, und an statt Feinde an ihnen
zu finden
, gaben sie einander die Hand
, und
vereinigten sich zusammen
, wodurch die
gan=
ze Garnison zu der Parthey der Rebellen trat
,
die also 500
. Mann ausmachte
, ausser den
Officiers
, die sich von ihnen wegbegaben
,
wie sie sahen
, daß sie keiner Ordre mehr
gehorchen wollten Die Aufrührer wälten
sich also zum Haupte einen Soldaten von
der Corsischen Nation
, Namens Joseph Rosa
,
der zur Zeit der Revolte in Diensten der
Republic Genua war
. Dieser formirte
ver=
schiedene Brigaden
, stellete 100 von seinen
Complott vor die Haupt
=
wache der Sbirren
,
100
. vor den Pallast des Cardinals
=
legaten
,
und den Rest auf den Platz von St
.
Domini=
cus
, alwo auch 5
. Kanonen gegen den Pallast
des Cardinals gerichtet wurden
. Die
Sol=
daten in der Vestung wendeten gleichfalls
18
. Kanonen gegen den Pallast
, und einige von
ihnen liessen sich von denen Mauern herunter
,
und fügten sich zu denen in der Stadt
. Den 20
.
des Nachts
, sahe man auf dem grossen Markte
sechs Wagen mit Busch
=
werk
, und vier mit
Stroh herbey führen
, womit sie den Pallast
,
die Haupt
=
wache der Sbirren und das
Ge=
fangen
=
haus
, worinnen einige der letzteren
geflüchtet waren
, in Brand stecken wollten
.
Der Cardinal
=
legat
, welcher über die
An=
stalten sehr erschrocken ward
, ließ die
vor=
nehmste Cavaliers der Stadt ersuchen
, den
Soldaten alle Satisfaction zu versprechen
,
und ihnen einen General
=
pardon anzutragen
.
Hierauf wurden sie den 2⟨3⟩sten besänftiget
.
Während des Aufruhrs hatten die
Solda=
ten Uberfluß an Provision
, und zogen viel
Geld von den Einwohnern
, welche
dieser=
wegen sieben Tage über in der gefährlichsten
Unruhe gelebet haben Der berichtigte
Jo=
seph Rosa
, hat sich seit dem mit mehr als
zwey hundert Ducaten aus dem Staub
ge=
macht
.
Padua 26 . Augusti .
Den 17
. di⟨e⟩ses hatten wir allhier einen
sehr seltsamen Würbel
=
wind auszustehen
,
we⟨l⟩cher nicht nur in dieser Stadt
, sondern
auch an vielen andern Orten grossen
Scha=
den verursachte
. Der grosse und uralte
Saal der allhiesigen Rechnungs
=
cammer
,
welcher wegen seiner Bauart so hoch
geschä=
tzet worden ist
, an 5
. Orten eingefallen
,
desgleichen seynd viele andere Gebäude
be=
schädiget
, und fast alle Rauch
=
fänge
herun=
ter geworfen worden
. Das Kloster und
die Kirche deren P
. P
. Carmelitern
, zwey
Frauen
=
kloster und mehr andere seynd
eben=
mäßig eingestürzet
, doch ist dabey Niemand
um das Leben gekommen
. Dieser
Würbel=
wind hat auch auf dem Feld vielen
Scha=
den gethan
, und unter andern Bäume
aus=
gerissen
, dabey auch vieles Vieh zu
Grun=
de gegangen
. Zu Mestrich ist das
Capuci=
ner
=
kloster eingefallen
, und durch das herab
gestürzte Gemäuer zwey Weibs
=
bilder
er=
tödtet worden
. Eine von Venedig nach
Tor=
reta auf der Fahrt begriffen geweste Protte
ist umgeschlagen
, und seynd andurch 17
Per=
sonen ertrunken
. Eben dieser Würbel
=
wind
hat auch an verschiedenen Orten des
Her
=
zogtums Mantua
, und besonders in der
Gegend des Castels Prubbiea verschiedene
Hauser umgeworfen
, wodurch auch einige
Personen und vieles Viehe das Leben
ein=
gebüsset
; wobey die Trümmer deren
beschä=
digten Gebäuden sehr weit davon getragen
,
und dem sichern Vernehmen nach so gar das
Wasser aus einigen Bächlein in die Höhe
gehoben
, und in der Luft zerstreuet worden
.
Man hat beobachtet
, daß solcher Wind in
die Breite sich nicht weiters als auf 50
.
Klafter erstrecket hat
. Jn dem
Vicentini=
schen ist vermög von dannen eingeloffenen
Nachrichten den 27
. vorigen Monats eben
ein solcher Sturmwind gewesen
, der seinen
Streif von Norden her gehabt
, und von
da=
sigen Jnnwohnern ansonsten Bissaboba
ge=
nannt wird
, wordurch in einem Bezierk von
einzigen 3
. welschen Miglien
, über 100000
.
Ducaten werks Schaden verursachet worden
.
Die Kupel der aldasigen Dom
=
kirche
, und
verschiedene Glocken
=
thürne
, wie auch
ande=
re Gebäude
, und darunter der berühmte
Pallast der aldasigen Cammer seynd sehr
verletzet
, zumalen der Wind
, von dem
Dach=
bley
, womit besagte Kupel und auch dieser
Pallast bedecket waren
, Stücke von 150
.
auch 250
. Pfund sehr weit durch die Luft
davon getragen
; wornächst solcher auch 2
.
grosse steinerne Vasen
, jedes von 2000
.
Pfun=
den schwer von dem Pallast des Herrn
Gra=
fens Musano herab geworfen
, dann unter
andern den sehr raren und ungeheueren
Cy=
preß
=
baum in dem Garten deren P
. P
.
Ser=
viten
, welcher schon seit 200
. Jahren
gestan=
den aus der Wurtzel gerissen
, dessen Fall
ei=
ne ganze Seite des Klosters beschädiget hat
.
Die Statuen
, welche auf der
Benedictiner=
kirche von St
. Felix gestanden
, seynd auch
alle herab geworfen
, und zerschmettert
wor=
den
, und man kan sagen
, daß fast kein
Haus von diesem Sturm unverletzt geblieben
.
Aus Groß = brittannien .
Londen 23 . Augusti .
Wan fähret fort in den Groß
=
brittanni=
schen Häven eine grosse Anzahl Freybeuter
auszurüsten
, und man theilet den
Comman=
danten die Abschriften deren Regeln aus
,
welche sie auf ihren Creutzungen beobachten
sollen
; dieselbe begreiffen 18
. Artickul
,
wo
=
durch sie berechtiget seynd
, gegen die
Feind=
lichen Schiffe auszulauffen
, mit Verbietung
einige Feindseeligkeit in den Haven
, noch auch
so weit ihre Kanons reichen
, deren Prinzen
und Staaten zu begehen
, welche mit denen
Engländern in Freundschaft seynd
.
Alle Schiffe mit Soldaten
, Waffen
,
Pul=
ver Munitions und anderen verbottenen
Waaren
, so nach den Häven deren Staaten
von Frankreich gehen
, sollen für eine gute
Beute erkläret werden
, so bald die
Ad=
miralität über die Gütigkeit wird
ausge=
sprochen haben
; die Personen
, so sich auf den
feindlichen Schiffen befinden werden
, sollen
gebräuchlicher massen in allem wohl
gehal=
ten werden
, ohne daß ihnen einige Gewalt
geschehen
, unter der abspieglenden Straf
der=
ren darwider handlenden
.
Man wird ein⟨e⟩
bes⟨onde⟩re Achtung haben
,
keine Feindseeligkeit zu verüben gegen die
Schiffe des Königs
, noch gegen diejenigen
Machten
, womit England in Freundschaft
stehet
, in Kraft deren Tractaten
. Ferner
seynd die Kaufmanns
=
waaren angezeigt
, so
auf denen Fängen gefunden
, deren Debit in
denen Staaten des Königs ist erlaubt
, und
diejenige
, deren Gebrauch in diesem
König=
reich ist verbotten
, und welche denen
Aus=
ländern sollen verkauft werden
. Es ist auch
gesagt
, daß die zum Streiffen bewaffnete
Schiffe den Schiffen deren Unterthanen des
Königs und denen seiner Freunden und
Bunds
= genossen helffen sollen
, wann es der
Fall wird erfordern
.
Bey der Admiralität soll man in allen
Gelegenheiten eine tägliche Verzeichnuß
hal=
ten
, von denen Entdeckungen
, Kreutzungen
und Fängen
, so von den zum Streiffen
be=
wafneten Schiffen geschehen werden
; die
Gefangene welche von diesen Schiffen mögen
gemacht werden
, sollen in die Hände deren
Commissarien gelieffert werden
, so mit der
Verzeichnuß deren Kriegs
=
gefangenen in den
verschiedenen Häven des Königreichs seynd
belästiget
; diejenige
, so diesen Einrichtungen
zuwider handlen
, sollen streng abgestraffet
werden
.
Die Eigenthümer deren auf den Feind
streifenden Schiffen sollen für genaue
Beob=
achtung aller ihrer Jnstructionen eine
Cau
=
tion
, wovon man die Formul aufgestellet
hat
, mit denen Sicherheiten für 3000 Pf
.
Sterling der Admiralität hergeben
, wann
ihr Schif mit 150
. Mann besetzt ist
, und für
1500
. Pf Sterling
, wann die Zahl
gerin=
ger
; es ist auch eine besondere Unterrichtung
,
welche bringet
, daß kein Commandant deren
Königl
. oder Particular
=
schiffen die Schiffe
oder Unterthanen des Groß
=
sultans in
eini=
gem Meer
, wo es seye
, beunruhigen solle
,
und daß die den Unterthanen der Pforte
zu=
gehörigen Sachen und selbst die Unterthanen
des Groß
=
sultans
, die sich auf einem
feind=
lichen Schif befinden werden
, nach ihrer
Be=
stimmung oder dem Haven der
Bottmäßig=
keit des Groß
=
sultans geschickt werden sollen
,
welcher den Ort allwo der Fang geschehen
,
am nächsten gelegen seyn wird
.
Das Kriegs
=
schif der Uberwindliche ist von
Plymouth abgesegelt
, um zur Escadre des
Admiral Boscawen zu stossen
; dieser hat den
Commissarien der Admiralität die heylsame
Würkungen berichtet
, so aus Gebrauch
de=
ren Wedeln entsprissen
, welche das Schiff
Königl
. Georg von denen Krankheiten
ver=
wahret
, wovon die andere Schiffe seiner
Escadre geplaget worden
; dahero der Schluß
gefasset ist alle Schiffe des Königs mit
die=
sen Wedeln in versehen
, wovon man schon
vorhin die Erfarnuß hat
; man soll auch
al=
le Wochen der Escadre dieses Admirals
fri=
sche Provisionen zuschicken
.
Man arbeitet mit allem Fleiß an der
Her=
stellung vi⟨e⟩ler Kriegsschiffen
, und man ist
ohnaufhörlich beschäfftiget viele neue
, welche
auf denen Bauplätzen seynd
, zu vollbauen
,
auch bereitet man eine grosse Anzahl
Bom=
ben
=
galiotten und Brand
=
schiffen
, welche
abgehen sollen
, zu den Groß
=
brittanischen
Escadren in verschiedenen Posten
, so sie in
Europa inn haben
, zu stossen
.
Aus Frankreich .
Ubersetzung eines merkwürdigen
Französischen Briefs über die
Bündnuß zwischen Oesterreich
und Frankreich 20
. Aug
Jch falle mein Herr seiner Meinung bey
,
daß der jüngere Tractat zwischen denen Höfen
von Wien und Versailles der Wich⟨t⟩igste
seye
, so von dem Westpfählischen Frieden
her in Europa geschlossen worden
. Es ist
solcher eine Würckung des beyderseitigen
gu=
ten Vertrauen dieser zweyen Monarchen
,
und eine Frucht der tiefer Einsicht und
Er=
kanntnus
, so beyde von dem wahren
Vor=
theil von Europa haben
, die Umstände
,
wel=
che ihn beschleuniget haben
, vermehren dessen
Wichtigkeit
. Derjenige so ohne Vorurtheile
diese getroffene Vereinbarung reiflich
über=
leget
, wird solche als das kräftigste Mittel
zu Erhaltung der algemeinen Ruhe deren
Christlichen Staaten
, als eine Handhabung
eines dauerhaften und beständigen Friedens
und als eine Bewahrung der Rechten aller
Machten
, ansehen müssen
. Die alte
Miß=
verständnussen zwischen denen Häusern
Oester=
reich und Frankreich haben immerhin die
Ruhe von Europa verhindert
, die doch der
eintzige Endzweck der vernünftigen
Staats=
klugheit deren Königen seyn muß
. Zu einer
,
oder anderer Seiten dieser beyden grösten
Machten (
welche einander immerhin genau
beobachten
, und gleichfalls aus Gewohnheit
einander förchteten
) schlugen sich natürlicher
Weiß die übrige geringere Machten
. Deren
Eigennutz (
so durch die Anreitzungen
, so
ihnen von anderen gegeben wurden
, oder die
sie anderen beyzubringen trachten in
immer=
wehrende Regung gebracht wurde
) ware in
der Europäischen Staats
=
verfassung
, was
inner der Erden der Ursprung des Feurs
und Schwefel ist
, so die höchste Berg
er=
schütteren kan
. Also trug Europa auch so
gar in Friedens
=
zeiten in seinem Busem den
Saamen einer ewigen Zwietracht
, daß Feur
brannte zwar nicht immer lichterlohe
, aber
der kleinste Funcken kunte den Brand
erneue=
ren
, die Tractaten waren wegen der Menge
so vieler Bunds
=
genossen
, und der
Beschwer=
nuß
, so vieler besonderer eigennütziger
Absich=
ten zu vereinbaren
, selten von langer Daur
,
da es wegen der häufigen untereinander
ge=
machten Bündnussen unmöglich war
, alles
in genaue Richtigkeit zu bringen
.
Der Tractat mit Wien und Versailles hilft
uns von allen diesen Unordnungen ab
, und bringt
alle Vortheile hervor
, die demselben zuwider
ware
, alle Machten seynd jetzt in Sicherheit
.
Wer wird es wagen dörfen Teutschland
,
Flandern oder Jtalien zu bekriegen
? wer
wird sich in die Gefahr setzen ohne einigen
Nutzen
, sich zwey mächtige Gegner über den
Hals zu ziehen
. Bey so kluger Einrichtung
last uns einer sagen
, in welchem Theil des
festen Landes wird sich das Kriegs
=
feuer
ent=
zünden können
, ohne daß man vermögend
seye
, dasselbe plötzlich auszulöschen
. Was
kan wol ganz Europa nützlicher seyn
, als
solche Verbündniß
, die den Krieg beschwerlicher
macht
, als vorhin der Fried ware
? was ist
Ruhm
=
würdiger an der klugen Politique
dieser beyden Höfen
, als ein Bündnuß
zwi=
schen solchen zweyen Machten
, welche nicht
nur beschützen
, sondern auch gewähren
, und
vertheidigen können
, und die sich wegen
Vereinbarung ihrer Vortheilen
, und eigener
Verfassung halber unfehlbar zertrennen
wür=
den
; wann einer aus beyden sich
unterfan=
gen würde fremde Länder zu überfallen
?
deren Mäßigung muß den Frieden
unterhal=
ten
; der Ehr
=
geiz und die Hersch
=
sucht
würden nohtwendiger weiß die alte Buhlschaft
und Eifersucht erwecken
, und denen übrigen
Machten die vorige Staats
=
kräften wieder
geben
.
Da ich nun dem Herrn meine Gedanken
geoffenbaret
, so will nichts übrig seyn
, als
den Wunsch hinzuzufügen
, der einem
ehr=
lichen Mann
, und Mit
=
burger des
Erd=
bodens zum Wolseyn des algemeinen
Vatter=
lands zu thun wol anstehet
. Gebe GOtt
,
daß fortan der Ehr
=
geitz
, und die
Begier=
lichkeit unsere Ruhe nicht mehr stöhren
mö=
gen
, daß an statt dieser beyden Brunn
=
quellen
alles Ubels eine solche edele Beeiferung (
wo=
von die Welt Nutzen schaffen
, und worüber
alle Völker mit Danksagung frolocken
)
baldigst erfolgen möge
, daß fortan die
Ge=
rechtigkeit in denen Rahts
=
versammlungen
die Oberhand behalten möge
, daß die
Leut=
seligkeit
, so durch den Krieg
, und dessen
böse Folgen unterdruckt worden
, in ihr altes
Recht wieder möge eingesetzt werden
. Der
Eigennutz kan die Völker zertrennen
, der
Haß aber muß sie nicht unversöhnlich
ma=
chen
.
Paris 21 . Augusti .
Einige Tage vor der Abreise des Hofs
nach Compiegne
, langte ein von dem Herrn
Douglas aus Petersburg mit wichtigen
De=
pechen abgefertigter Courier an
: Und ein
anderer Courier wurde nach der Provence
ab=
geschickt
, mit Ordre an den Herrn
Mar=
schallin von Richelieu
, sich schleunig hieher
zu verfügen
. Der von dem König bey der
Republic Genua gesuchte Tractat
: Ein Corpo
Französischer Truppen auf der Jusul Corsica
unterhalten zu dörfen
, ist zu unserer
Satis=
faction am 14
. dieses geschlossen
, und
un=
terzeichnet worden
. Diesemnach ist
vorge=
stern der Herr Herzog von Castries nach
An=
tibes abgegangen
, woselbst er sich mit denen
Regimentern Montmorin
, Flandern
,
Dies=
bach und Bocac dahin einschiffen wird
. Und
der Chevalier von Valiere
, Marschall
Ge=
neral
=
Quartier
=
meister ist am 17
. voraus
ge=
gangen
. Das Gefolg des Herzogs von
Ca=
stries bestehet aus lauter Personen
, die
so=
wol ihre Geburt als Kriegs
=
wissenschaft
er=
heben
: Unter denen der Marquis von Segne
sich befindet
, deme das Commando zu
Ajac=
cio anvertrauet werden wird
, ingleichen der
Herr Balbi
, ein Genuesischer Edelmann
,
und Brigadier unserer Truppen
, so bey der
Ex=
pedition vor Mahon sich vorzüglich hervor
gethan hat
, und der wol
=
verdiente Herr
Dannerey
. Das Haupt
=
quartier wird zu
Calvi angelegt werden
. Unsere bishero zu
Toulon sich aufgehaltene Escadre wird vor
dem 16
. bis 20
. dieses nicht haben unter
Segel gehen können
, alsdann aber zum
Haupt
=
augenmerk haben
, den Transport
derer nach Corsica abgehenden Truppen zu
bedecken
.
Aus Dännemark .
Kopenhagen 21 . Augusti .
Mit Privat
=
briefen aus Jßland wird
ge=
meldet
, daß daselbst der in der Gegend von
Skaftefield befindliche Berg Kotlugit sich
entzündet habe
, und von einander
gesprun=
gen sey
, bey welcher Begebenheit ein
Klo=
ster
, und etliche Dörfer zu Grunde gerichtet
,
und 2
. Menschen durch das Feuer hart
be=
schädiget worden seynd
.
Aus Teutschland .
Dresden 22 . Augusti .
Die in Pohlen stehenden leichten
Drago=
ner
, nebst 2
. Bataillons Uhlanen
, werden
nächstens den Marsch hieher antretten
.
Künftige Woche wird die Schifs
=
brücke bey
Pirna geschlagen werden
. Unsere Truppen
sollen nach der Böhmischen Grenze zu in
denen Dörfern und Städten cantonniren
. Es
machet sich alles jetzo marsch
=
fertig
. Aus
dem hiesigen Zeug
=
hause wird das meiste
Ge=
schütz
, nebst vieler Munition
, nach der
Fe=
stung Königstein eingeschiffet
. Die
Regi=
menter
, welche im Chur
=
kreise und bey
Leip=
zig gestanden
, haben ihre Quartiere bereits
verändert
. Die hier in Garnison stehende
zwey Regimenter haben den Befehl
erhal=
ten
, ihre Feld
=
equipage
, die sie in ihren
Stand
=
quartieren zuruckgelassen haben
, an
sich zu ziehen
, damit sie
, wann es die Noht
erfordert
, auch mit ins Feld marschieren
können
. Die bey der letzten Reduction
ver=
abschiedeten Soldaten werden im Lande
auf=
gesucht
, um wieder Dienste zu nehmen
. Das
Battaillon Grenadiers
, welche in Leipzig
ge=
standen
, soll mit einem Battaillon vermehret
werden
, wozu alle Regimenter Mannschaft
hergeben sollen
.
Leipzig 30 . Augusti .
Gestern als dem 29
. dieses Nachmittags
unter der Kirche um 3
. Uhr
, da
, wie gewöhnlich
,
die Thöre verschlossen waren
, langte ein
Regi=
ment Preußische Husaren vor hiesiger Stadt
an
, welche verlangten
, daß man ihnen die Thöre
öfnen solte
. Man thate solches
, und sogleich
wurden von denen Husaren die Thöre besetzet
.
Zwischen 4
. und 5
. Uhr kamen noch 2
.
Regi=
menter Preußische Jnfanterie
, namentlich
,
das Dessauische
, so in Halle gelegen
, und
das Printz Friedrichische Regiment
, so in
Magdeburg gewesen
, an
. Sie nahmen
so=
gleich Platz auf dem Marckt
, wo sie ihr
Geschütz hin pflanzten
, und ein Wacht
=
Hauß
aufrichteten
. Der Printz Ferdinand von
Braunschweig kame gegen Abend selbst an
,
und begehrte Quartier
. 3000
. Mann ligen
in der Vorstadt
, und 3000
. in der Stadt
.
Die Husaren ritten gegen Abend auf die
Dörfer
. Auch wurde das Raht
=
hauß und
das Schloß von denen Preussen besetzt
. Heut
früh wurde unter dem Raht
=
hauß
ange=
schlagen
: Es versicherte der König in
Preus=
sen
, daß er aus keinen feindlichen
Ab=
sichten einrückte sondern
, daß er blos
genöhtiget
, diesesmal auf besserer Hut zu
seyn
, ꝛc
.
Cöln 30 . Augusti .
Die Mäuse verheeren alles in unsern
Fel=
dern
. Sie fressen alles so sauber ab
, als
wanns gemähet wäre
, und lassen gar nichts
übrig
. Da nun die Aecker so fahl
, wie
mit=
ten im Winter
, aussehen
; so wandern diese
kleine aber gefräßige Thiere denen Gärten
zu
, und fressen alle Garten
=
früchte mit
samt denen Wurzlen auf
. Man will dieses
Ungeziefer
, welches wie die Ratten
, die
Trau=
ben liebet
, mit grossem Schrecken würklich
in denen Weinbergen gespühret haben
.
Wien den 11 . September 1756 .
Mittwoch den 8
. September
, als am
Fest Mariä
=
geburt Vormittags haben
Jhro Majestät die Kaiserin mit Jhren
Kö=
nigl
. Hoheiten denen Durchleuchtigsten
älte=
ren jungen Herrschaften dem feyerlichen
GOttes
=
dienst in der Schönbrunner
Schloß=
kapellen abgewartet
; Nachmittags um 3
.
Uhr aber seynd Se
. Majestät der Kaiser in
gefolgte einiger Herren Cavalieren von
De=
ro Schloß Hollitsch alda zuruck angelanget
,
worauf um 5
. Uhr beyde Kaiserl
Majestä=
ten mit Jhren Königl
. Hoheiten dem
Durch=
leuchtigsten Erzherzogen Joseph
, und
Erz=
herzogin Maria Anna in dem gewöhnlich⟨e⟩n
offentlichen Staat zu denen WW
. EE
. PP
.
Jesuiten am Hof herein sich verfüget
, und
alda der Vesper
, sodann bey der
Mariani=
schen Saulen der Lauretanischen Litaney
bey=
gewohnet
, und nach solchem nacher
Schön=
brunn Sich zuruck begeben
.
Dito ist von einer alhier sich befindenden
Hochlöbl
. Nation aus dem Jnner
=
öster=
reichischen Herzogtum Steyermarkt in der
Kaiserl
. Hof
=
kirchen deren W
. W
. E
. E
.
P
. P
. Augustinern Baarfüsseren das al
=
jähr=
lich gewöhnliche Fest ihres Heil Lands
= und
Schutz
=
patron
Egydii
,
Abtens
Maximi-
liani
Bischoffens und Martyrers
, wie auch
der wunderthätigen Gnaden
=
mutter
Maria=
zell
, bey herrlicher Beleuchtung mit einer
Lob
=
predig
, welche
R
. P
. Josephus
Lies-
ganig Soc
. JEsu
, Matheseos P
. P
.
abgele=
get
, und darauf folgenden musicalischen
Hoch=
amt
, so von
Reverenissimo Domino
Paulo Goymerez
, Cathedralis
Ecclesiæ
Zagrabiensis Canonico
, Proto
-
notario
Apostolico
,
Præposito
lnfulato Sancti
⟨
Ladislai de Zemleo
⟩ Collegii Croatici
Vien-
næ
Fundati Rectore
abgesungen
, worunter
auch die Hochlöbl
. Nation für die Gutthäter
viele heilige Messen hat lesen lassen
, auf das
feyerlichste begangen worden
.
Donnerstag den 9
. September wurde Vor
=
und Nachmittags das wochentliche Gebett
,
und
Freytag den 10
. Sept
. in Beywohnung
Allerhöchsten Herrschaften der ordinari
GOt=
tes
=
dienst in der Schönbrunner Schloß
=
kapel=
len gehalten
, worauf gegen 11 Uhr beede
Kaiserl
. Majestäten
, mit Jhren Königl
.
Hoheiten denen Durchleuchtigsten älteren
jun=
gen Herrschaften
, in Begleitung einer hohen
Generalität
, einigen Damen und Cavalieren
von Schönbrunn zu denen Kaiserl
. Ställen
vor dem Burg
=
thor herein sich begeben
, und
haben alda das paradirende Löbl
.
Betlehe=
mische Jnfanterie
=
regiment
, so in
auserlesen=
ster Mannschaft bestanden
, in hohen
Augen=
schein genommen
, worauf Allerhöchste
Herr=
schaften nacher Schönbrunn zuruck gekehrt
,
obbesagt
= Löbl
. Regiment aber Dero Marsche
weiter nach Mähren fortgesetzet
.
Dann Nachmittags um 5 Uhr seynd Se
.
Eminenz der alhiesige Herr Cardinal
, als
Kaiserl Königl
.
Ablegatus
in dem
There=
sianischen Collegio erschienen
, und haben
alda des jungen Herrn Grafens Christiani
,
seiner gehabten
Philosophischen
Disputation
beygewohnet
, folglichen denselben mit einer
goldenen Gnaden
=
ketten
, und daran
han=
gend Jhrer Majestät der Kaiserin
allerhöch=
stes Portrait vorstellend
= goldenen Medaille
beschenket
.
Lista deren Verstorbenen zu Wien
in
= und vor der Stadt
Den 8 . Septemb .
Jn der Stadt .
-
Die Wol
=
edel geb
. Fr
. Maria Antonia verw
. ⟨
Hep
=
⟩
⟨
merlin v
. Heymthall
⟩
, geb
. Mannagetta
, von
⟨Fer⟩
=
chenau , im Mannagettis . Stift = H . in der Rö=
merstr . , alt 38 . J -
Der Regina Kallchherin
, Burgerl
. Wittwe
, ihre T
.
Cathar . , im Decklis . H . am Salz - gr , alt 25 . J . -
Dem Franz
⟨Oe⟩schler
, Burgerl Tändl
.
, s
. K
. Franz
,
beym wild . Mann in der Kärntnerstr . , alt 2 . J .
Vor der Stadt .
-
Dem Leop
. Herbst
, Bestand
-
wirt
, s
. K
. Anna
, bey
dem Rit . St . Georg am Spitalb . , alt 2 . 1 . v . J . -
Cathar
. Eßmeisterin
, Wittwe
, beym gold
. Apf
. bey
Maria hülf , alt 82 . J . -
Dem Jacob ⟨
Preyer
,
⟩ Zeug
=
mach =
ges
.
, s
. K
. Joh
.
,
in der armen Schul auf der Wied . , alt 6 . v . J . -
Dem Mich
. Pfirt
, Kutsch
.
, s
. K
. Susan
.
, bey der
grün . Saul . in der Rossau , alt 6 . v . J . -
Dem Simon Bauer
, Vor
=
reit
.
, s
. K
. Anna
, im
Schwitzeris . H . auf der Wied . , alt 1 . J . -
Dem Jos
. Zöpfel
, Trag
.
, s
. K
. Paul
, im
Schretgie=
serisch . H . zu Erdberg . alt 2 . J . -
Dem Carl
. Grund
, Tagw
.
, s
. W
. Cathar
.
, beym
rot . Rös . ausser der Rossau , alt 42 . J . - Summa 10 . Person . , darunter 6 . Kinder .
Den 9 . Septemb .
Jn der Stadt .
-
Der Edel
-
gestr
. und Hoch
=
gelehrte Hr
. Jgnatz
Hu=
ber , J . U . Baccalaur . im Kullmayris . H . am alt .
Fleisch = markt , alt 33 J . -
Dem ⟨
Jos
.
⟩ Zindl
, Mehl
-
stand
-
setz
,
. s
. K
. Barb
.
, bey
dem gold . Kreutz in der Johannes - gas . , alt 3 . J .
Vor der Stadt .
-
Eva Lixlin
, Burgerl
. Wittwe
, in ihrem H in der
Leopoldst . alt 46 . J . -
Dem Georg Gschader
, Burgerl
. Handels
=
m
.
, s
. K
.
Jos . , in s . H . auf der Laimgr . , alt 11 . J . -
Dem Melch
. ⟨
Geleßer
,
⟩ Musico
, s
. K
. Math
.
, bey
der gold . Glock . am Spitalberg , alt 3 . J . -
Mich
. Lopser
, gew
, Burgerl
. Wirt
, im Portieris
.
H . an der Wien , alt 41 J . -
Dem Franz Peschl
, Schneid
.
, s
. K
. Joh
.
, bey dem
grün . Dächel bey Maria = hülf , alt 3 . J . -
Dem Ferd
. Fux
, Bestand
=
wirt
.
, s
. K
. Joh
.
, bey dem
Frucht = baum bey Maria hülf , alt 6 . v . J . -
Christoph Steiner
, K
. K
. Reit⟨
=
⟩
.
, beym gold
. Rös
.
in der Josephst . , alt 56 . J . -
Joh
. Bröndl
, Hühner
=
kram
.
=
kn
.
, beym rot
. Löw
.
zu Margar . , alt 70 . J . - Summa 10 Person . , darunter 5 . Kinder .
Den 10 . Septemb .
Jn der Stadt .
-
Der Fr
. Maria Theres
. Weixelbergerin
, Wittwe
,
ihr Jungf . T . Maria Anna , in ihrem H . in der
Nagler = gas . , alt 36 . J . -
Dem Mart
. Gürtler
, Burgerl
. Wirt
.
, s
. W
.
Ma=
ria Anna , beym Klaperer in der Schaufler = gas . ,
alt 65 . J .
Vor der Stadt .
-
Joh
. Sebast
. Widman
, Burgerl
. Handels
=
stands=
ansag . , beym gold . Stern in der Josephst . , alt
58 J . -
Dem Math
. Gruber
, Hof silber
-
wäsch
.
, s
. K
Fran=
cisca , im Spallier = macher in . H . am Spitalberg ,
alt 4 . J .
-
Dem Mart
. Bauer
, Lust
=
gart
.
, s
. K
. Anna
, beym
gold . Schif am Spicken = bühel , alt 4 . J . -
Joh
. ⟨
Anttein
,
⟩ Burgerl
. Schuh
=
mach
.
, im
Stege=
ris . H . in der Leopoldst . , alt 63 . J . -
Dem Jos
. Mayr
, Lack
.
, s
. K
. Joh
.
, beym weis
. Rös
.
am Spitalberg , alt 2 . J . -
Dem Georg Bischl
, Todten
=
grab
. in der Josephst
.
,
s . K . Joh . , am Gottes = acker alda , alt 6 . J . - Summa 8 . Person . , darunter 4 . Kinder .
EDICT .
Von der Kaiserl
. Königl
, und
Landes=
fürstl
. N
. Oe
. Repräsentation und Cammer
wegen
: wird mit gegenwärtigen offenen
Edict jedermänniglich sowol An
= als
Abwe=
senden
, deme daran gelegen
, kund und zu
wissen gemacht
. Es seye bereits in Monat
Jan
. abgewichenen 1755
. Jahrs Joseph
Deneval ein
= der Kron Frankreich
unterthä=
niger Vasall
, und in Paris gewest sein
sol=
lender Parlements
=
raht alhier
ab Intestato
mit Tod abgegangen
, und abseiten der N
. Oe
.
Regierung in Justitz
=
sachen an dessen in
Effe=
cten und einigen Schriften bestandenen
Ver=
lassenschaft die enge Sperr angeleget
, so nach
die hinterbliebenen Effecten dem
plus
offe-
renti licitando
verkauft
, und das hieraus
erlöste Geld von denen hierzu
verordnet=
gewesten Commissarien zu ersagt N
. Oe
.
Re=
gierungs in Justitz
=
sachen Handen erlegt
wor=
den
. Wann nun bey solcher der Sachen Be
wandnuß der K
. K
. Hof
= und N
. Oe
. Herr
Cammer
=
procurator diese als eine dem Kais
.
Königl
.
Aerario Jure Retorsionis
zufällige
Verlassenschaft anziehet
, dahingegen des
Verstorbenen gewester Bediente Johann
Cha=
pinet einen respective Liedlohn und
Livrée-
ausstand forderet
, dann der Carl Sahrbeck
wegen des zu Bestreitung deren Funeralien
ihme in Handen gelassenen baaren Geldes
sei=
ne Ausweisung zu machen hat
, auch ansonst
sich etwa jemand anderer hervorthun
dörf=
te
, welcher an dieser Verlassenschaft einige
Prätension machen könnte
; Als hat man
eine Nohtdurft zu seyn befunden
, alle hieran
Theilnehmende
, sowol in
= als ausser Land
befindliche Personen
, durch dieses
offentli=
che Edict zu Anmeld
= legitimir
= und
Liquidi=
rung ihrer an obbemeldete Verlassenschaft
ex
quacunque causa vel titulo
habenden
Sprüch und Forderungen gerichtlich
vorzu=
laden
, und einzuberuffen
; Zu welchem
En
=
de dann denenselben der 25
. Tag des
Mo=
nats Novemb
. lauffenden Jahrs Vormittag
um 11
. Uhr zur Tag
=
satzung und all
=
endlicher
Frist anberaumet worden
. An welchem Tag
und Stund all und jede
, welche bey gedacht
Denevalischen Verlassenschaft um
rechtmäs=
siger Erbs =
oder Schuld
=
forderung willen
ei=
nige Sprüche haben
, oder zu haben
vermei=
nen
, vor der Kaiserl
. Königl
. N
. Oe
.
Re=
präsentation und Cammer entweder selbst
persönlich
, oder durch hierzu genugsam
ge=
vollmächtigte Gewalt
=
tragere also gewiß zu
erscheinen
, und ihre etwa habende
Forde=
rungen anzumelden
, rechtlich zu legitimiren
,
und zu liquidiren haben
, als im widrigen
was rechtens ist
, vorgekehret
, auch
allen=
falls solche Verlassenschaft dem Kaiserl
.
Kö=
nigl
. Hof
, und N
. Oe
. Herrn Cammer
=
pro=
curatori eingeantwortet werden solle
.
Wor=
nach sich also jeder zu richten wissen wird
.
Ex Cons
.
Repræs
. & Cam
. Inf
. Aust
.
Mit Bewillig
= und verläßlicher
Anord=
nung eines löblichen hoch
=
gräflichen Otto
Gundaecker Stahrenbergischen
Judicii
De-
legati
wird jedermänniglich kund und zu
wissen gemacht
, daß den 27
. dies
lauffen=
den Monats Septembris das zu
Potten=
dorf gelegene Baaderische Bräu
=
haus
, mit
de=
nen darzu gehörigen Haus
= und
überländ=
grund
=
stücken
, samt ein
= zungehörden Recht
=
und Gerechtigkeiten offentlich von denen
Baa=
derischen Erben ausgefeilet
, und an die
Meistbietende verkauffet werden wird
, wann
also ein
= so andere zu obbedeutete Bräu
=
haus
samt allen Zugehörden Recht
= und
Gerech=
tigkeiten käuflichen licitando an sich zu
brin=
gen gesinnet seynd
, werden dieselbe
ob
=
bemeldt
= 27ten Septembris fruh um
9
. Uhr in der Hof
=
gräfl
. Otto Grundacker
=
Stahrenbergis
. Herrschafts
=
canzley zu
erschei=
nen
, und
ad tractandum & concludendum
entweders
in Persona
oder aber durch
ge=
nugsame Bevollmächtigte unausbleiblich sich
einzufinden
, und anzumelden freundlichst
vorgeladen
, wo sodann mit dem
Meistbie=
tenden der Kauf geschlossen werden solle
.
Es wird Montags den 13
. Sept
. nächst
den Salz
=
amt in Dapplerisch
= oder
Saileri
=
schen Haus
vulgo
zur schwarzen Birsten
ge=
nannt
, im anderten Stock eine Collection
von Berg
=
stuffen
, ein Berg
=
werk
, eine
ziem=
liche Collection von allerhand Meer
=
schne=
cken
, Muscheln
, See
=
gewächsen
, Corallen
,
Steinern
, metallenen und einigen
porcella=
nenen Figuren
, dann 3
. antique Gemählde
licitando Vormittag von 9
. bis 12
,
Nach=
mittag von 3
. bis 6
. Uhr denen
Meistbieten=
den hindan gegeben werden
, dabey denen
Liebhabern zugleich notificiret wird
, daß bis
zu gedachten Tag sammentlich diese Sachen
fruhe von 8
. bis 9
. Uhr
, Nachmittag von
2
. bis 3
. Uhr auf Verlangen vorgewiesen
werden
.
AVERTISSEMENT .
Es ist der Hoch
=
fürstl
. Eichstättische
Kam=
mer
=
diener und Hof
=
musicus Franz ⟨
Kreil
,
⟩
im abgewichenen Jahr 1753
. zu Eichstätt
gestorben
, und hat
, nebst mehr andern
Kin=
dern von seiner zu Wien auch verstorbenen
Tochter Maria Anna Schulzin
, zwey
En=
kel
, benanntlich Franz Schulz
, und
Elisa=
betha Schulzin hinterlassen Da nun
de=
nenselben bey der Groß
=
vätterlichen
Erb=
schafts
=
vertheilung an Geld
, Silber und
Mobilien ein Quantum von 1278
. Gulden
erblich zugefallen
, beyde diese Schulzische
Kinder aber dem Vernehmen nach schon vor
etlichen Jahren von Wien dermassen sich
hin=
weg begeben
, daß man nun nicht weiß
, wo
sie dermalen ihren Aufenthalt in der Welt
haben
, und ob sie sich noch bey Leben
befinden
, oder nicht
; als wird hiemit
offent=
lich kund gemacht
, daß sie zu Eichstätt
er=
scheinen
, sothane ihre Erbschaft
, worüber
inzwischen die obrigkeitliche Administration
angeordnet worden erheben
, und zu solchem
Ende
, damit
ratione Status
kein Zweifel
vorfallen möge
, mit obrigkeitlich genugsam
beglaubten Urkunden sich versehen
, und
le=
gitimiren sollen
.
im neuen Michaeler = haus mit von Ghelischen Schriften .
II
.
Fortsetzung des publicirten
Ur=
theils der Commißion der
Reichs=
stände gegen die Staats
=
ver=
brecher
.
(
Das Vorhergegende sehe man Numero 71
.
und 72
.
)
Nachdem also die Commißion
, in so weit
es ihr möglich gewesen
, und man die
Ver=
brecher zum Bekanntnüß hat bringen
kön=
nen aufgeführet
, wie die Anlage zu dem
vor=
gehabten
, aber durch die Vorsehung
GOt=
tes entdeckten und abgewandten Aufruhre
überhaupt beschaffen gewesen
; so will die
Commißion zu einer nähern Entwickelung
des Antheils einer jeden derer obgedachten
Personen
, welchen sie daran gehabt haben
,
schreiten
, und zwar in der Ordnung
, wie
die Sachen bey der Commißion
vorgekom=
men seynd
.
Als der degradirke Christiernin auf oben
erwehnte Weise von dem Leutenant
Sched=
win angegeben worden
: so hat er
anfäng=
lich alle Kundschaft hiervon beständig
ver=
läugnet
, und nicht eher zu dem geringsten
Be=
känntnüsse sich verstehen wollen
, bis er durch
die berührte Aussage deren eidlich abgehörten
Zeugen
, des Soldaten Lars Lustigs
, dessen
Frau
, und des Sergeanten
, Lars Mozel⟨ii⟩
,
zu einem Theil derer Umstände genöhtiget
und überzeuget worden
; da er dann endlich
bey wiederholtem öftern Verhör freywillig
bekannt
, daß er eine solche Unterredung mit
dem Leutenant Schedwin
, wie dessen
Aus=
sage enthält
, gehabt
, mit dem Zusatz
, daß
er den Tag vorher von dem Laufer Ernst 4
.
Platten empfangen habe
, um die
Mann=
schaft damit aufzumuntern
. Was die
An=
lage zu diesem Aufruhr betrift
, so hat
Chri=
stiernin angegeben
, daß gedachter Ernst der
erste gewesen sey
, der mit ihm davon
gere=
det
, und zwar 2
. bis 4 Wochen eher
, als
diese Anlage entdecket worden
, da er ihm
dann gebetten
, täglich auf dem Ritter
=
haus=
markte
, des Vormittags von 11
. bis 1
.
Uhr zu kommen
, auch einige Zeit hernach
ihm Christiernin erst entdecket
, daß ein Lärm
entstehen sollte
, wobey er ihm angerahten
,
mit seinen Cameraden
, und der Mannschaft
von der Garde zu reden
, und in Bereitschaft
zu seyn
, wann die Lärm
=
trommel auf
dem Nordermalms
=
markte gerühret würde
,
welche Ernst besorgen
, und ihnen zugleich
Anweisung geben wollte
, wohin sie ihren
Weg nehmen sollten
, als wozu
, wie es
nach=
her sich geäussert
, der Ladugärdslands
=
markt
bestimmet ware
, wofür ihm Ernst 100
.
Du=
caten
, und eine Fähndrichs
=
stelle versprochen
,
auch des Montags Abends ihm gesaget
, daß
der Plan so eingerichtet wäre
, daß er mit
dem Pöbel den Anfang machen sollte
,
wel=
cher von verkleideten Officiers angeführet
werden würde
, da dann etliche Reichs
=
tags=
männer zum Theil in Verhaft genommen
,
und andere niedergestossen werden sollten
.
Se
. Königl
. Majestät würden hernach
her=
unter kommen
, und das Volk würde
aus=
ruffen
: Daß dem König mehrere Macht
ge=
geben werden müste
. Ausser dem Laufer
Ernst soll auch der Sergeant Gabriel
Mo=
zelius
, welcher von diesem Vorhaben gewust
,
mit ihm deswegen oft geredet haben
, und
Christiernin hat bey einer Gelegenheit
, da er
mit
Escolin
,
Mozelius und de la Chapelle
in Gesellschaft gewesen
, selbst den Vorschlag
gethan
, ob man nicht die Keller unter dem
Ritter
=
hause von denen mieten könnte
,
wel=
che sie in der ⟨
Hauer
⟩ hätten
, um in selbige
einige Centner Pulver zu bringen
, das
Rit=
ter
=
haus dadurch an einem Tage zu
spren=
gen
, wann die Ritterschaft
, und der Adel
versammelt wären
, nachdem man diejenigen
,
welche man zu retten gesinnet
, erst davon
unterrichtet hätte
. Allein M⟨o⟩zelius hat
die=
sen Vorschlag
, und zwar aus dem Grunde
verworfen
, daß man derer Verhandlungen
und Acten des geheimen Ausschusses habhaft
werden müste
, welches in diesem Falle nicht
geschehen würde
.
Am Montage
, nachdem Christiernin und
Escolin im Thier
=
garten gewesen
, hätte er
Mozelius angetroffen
, welcher ihn gesagt
,
daß Capitain Stälswärd Pulfer und Kugeln
zum Aufruhr anschaffen würde
, welcher auf
die einfallende Nacht ausbrechen sollte
; da
er dann mit Mozelius zu de la Chapelle
gegangen
, der sie mit sich genommen
, da
Christiernin
, während sie auf der Gasse auf
ihn gewartet
, zu dem Leutenant Schedwin
sich verfüget
, und mit ihm die mehr
=
be=
rührter Unterredung gehabt hätte
, worauf sie
Ernst gesuchet
, um von ihm zu hören
, was
geschehen sollte
, welchen sie auch kurz
dar=
nach mit einem grossen Hirschfänger an der
Seite im hitzigen Laufen angetroffen
, und
welcher gesagt hätte
, daß er sogleich die
Lärmtrommel wollte rühren lassen
. Allein
,
nachdem er etwas mit Capitain Puke
gere=
det
, welcher eben zu ihnen gestossen
, hätte
er gegen Christiernin gesaget
, daß es nicht
angehen könnte
; worauf sie alle aus
einan=
der gegangen
, und Capitain Puke
Christi=
ernin gebetten
, daß er des folgenden Tag
ihn auf Bergmanns
=
caffee
=
haus
wahrneh=
men möchte
, welches er auch gethan
, da
der Capitain sich dann geäussert hat
, daß
Ernst rasend gewesen
, daß sie alle verrahten
währen
, und daß er seine Hand aus dem
Spiele lassen würde
, wobey Mozelius
, der
eben gegenwärtig gewesen
, sich geäussert
wie er einen andern Weg erfunden habe
,
nämlich
, daß er desselben Abends etliche
hun=
dert Mann von der Garde nach Ulrichsthal
ziehen wollte
, welche hernach mit Anführern
einmarschirten
, und die vorhabende Gewalt
ausführen sollten
, Christiernin hat
ausser=
dem bekannt
, wie er dem Ernst versichert
,
daß er mit vielen Leuten gesprochen
, und
sie in Bereitschaft gehabt hätte
, wiewol er
vor der Commißion solches nicht weiter hat
eingestehen wollen
, als daß er nur mit
Sched=
win und de la Capelle gesprochen
. Die
wahre Ursache
, warum er diesem Plan
beyge=
tretten
, sollen die Versprechungen einer
Be=
förderung zum Fähndrich
, welche ihm Ernst
gethan
, gewesen seyn
. Allein
, er hat
da=
bey eingestanden
, daß er zu Ernst gesagt
,
wie er sich an denen jenigen rächen wollte
,
die ihn wegen seiner Versaumniß bey der
Be=
wachung des Leutenanten Silverhielms
ver=
urtheilet hätten
.
Christiernin hat ausgesaget
, daß er nur
ein einziges mal bey dem Hofmarschall
,
Baron Horn gewesen
, seitdem er die
oben=
berührte Straffe erlitten
, und ihn um
eini=
gen Beystand mit Gelde gebetten hätte
,
wozu er
, nach seiner Aussage
, durch die
Ge=
neigtheit
, welche der Hof
=
marschall dem
Escolin bewiesen habe
, aufgemundert
wor=
den
, und vom welchem er gehöret
, daß der
Hofmarschall ihn freundlich empfangen
, sein
Unglück bedauret
, und gesagt haben solle
,
wie er itzo kein Geld hätte
, womit er ihm
hel=
fen könnte
, daß aber wol künftig Raht
hier=
zu seyn dürfte
, mit der Frage
: Wie er es
wagte zu dem Hof
=
marschall in der Garde
=
Uniform zu gehen
? Ubrigens hätte Ernst
dem Christiernin die Regel gegeben
, niemals
,
als unter vier Augen
, von solchen Sachen
zu reden
.
Der Laufer Anton Ernst Ange
, hat nach
einem langwierigen Läugnen endlich
freywil=
lig bekannt
: Daß
, nachdem er sich das
Ver=
trauen
, wieder erworben
, welches er auf
einige Zeit bey diesen Leuten verlohren
,
und er auch durch Vermittelung des
Capi=
tains Puke dasselbe bey dem Herrn
Hof=
marschall Baron Horn
, wieder
gewon=
nen
; so hätten die Sergeanten
, Gabriel
Mozelius und Christiernin
, bey jenes
Zu=
rückunft von Dännemarkt erst die Gedanken
von Gewaltthätigkeiten gegen ihn geäussert
.
Sie hätten ihm vorgestellet
, daß Sr
.
Kö=
nigl
. Majestät durch die Reichs
=
stände
Un=
recht zugefüget würde
, absonderlich durch die
Abhandlung der Sache wegen deren
Reichs=
jubelien
, und ihm zugemutet
, mit
Tagelöh=
nern und Dahlkerin zu reden
, und dieselben
zu disponiren
, sich zum Schlagen fertig zu
halten
, und auf des Königs Seite zu
tret=
ten
, wann es erfordert würde
; wobey sie
versichert hätten
, daß bereits viele Herren
und Officiers auf des Königs Seite wären
.
Die Capitains
, Puke und Stälswärd
,
sol=
len ihn auch hierzu aufgemuntert
, und
in=
sonderheit der erstere ihm die Versicherung
einer Belohnung von Sr
. Königl
. Majestät
selbst gegeben
, auch bey Gelegenheit sich
ge=
äussert haben
, daß der Plan wol angeleget
ware
, wann Ernst nur schweigen könnte
;
daß sie nebst mehrern
, bald Patronen
, und
was sie sonst bedürften
, bekommen sollten
,
und Nachdem er von Puke gehöret
, daß der
Hofmarschall Horn mit im Spiel gewesen
,
so hätte er sich vorgestellet
, daß es gelingen
würde Er hat hierauf mit verschiedenen
Unterofficiers von der Garde
, an der Zahl
neune
, gesprochen
, welchen er die
Vorstel=
lungen gethan
, für den König zu seyn
,
wo=
zu er gleichfalls den gemeinen Mann
auf=
gemuntert
, und in gleicher Absicht Geld
unter ihnen ausgetheilet hat
. Selbige seynd
gewesen
: Christiernin
, welcher von ihm vier
Platten
, und Escolin
, welcher zehn
Plat=
ten
, und zwar beyde an eben dem Tage
be=
kommen
, da der Aufruhr in der darauf
fol=
genden Nacht geschehen sollen
. Hall hätte
gleichfalls vier
, Heikorn drey oder vier
,
Elfwenkrona zwey
, noch ein Paar andere
,
deren Namen er sich nicht hat erinnern können
,
ein jeder zwey
, Wangel zwey Platten
, und
Brinkmann neun Thaler Kupfer
=
münze
er=
halten
, Ausserdeme hätte er auch etliche
mal
, da er Dahlkerls und Soldaten von
der Garde auf denen Gassen angetroffen
,
sie in Krughäuser genöhtiget
, und ihnen
Brandwein mit der Ermahnung zugespielet
,
gegen Se
. Majestat redlich zu seyn
, und
sich fertig zu halten
, sich zu schlagen
, wann
es nöhtig seyn würde
, welche Vorstellungen
er insonderheit denen Dahl
=
kerls gethan
.
Allein er hat sie nicht gekannt
, noch ihren
Namen gewust
.
Das Geld hierzu hat er auf folgende Art
erhalten
, daß indem er mit jemand von
de=
nen Mitschuldigen in der Unterredung von
der Anlage sich geäussert
, wie Geld hierzu
nöhtig wäre
, Ernst den folgenden Tag durch
den Corporal Nils Ludwig
,
Schwedenstier=
na 600
. Thaler Kupfer
=
münze zugestellet
worden
, ohne daß er gewust
, woher sie
ge=
kommen
.
Am Montage
, als den 21
. Junii
, ist
dem Ernst von Mozelius
, und dem
Capi=
tain Puke und Stälswärd auf Bergmanns
Caffee
=
hause angesagt worden
, seine Leute
zur Ausführung des Aufruhrs noch selbigen
Abend fertig zu halten
, weil der Capitain
Goös die Wache haben würde
, worauf er
dann erst erfahren wie der Plan
beschaf=
fen gewesen
, nämlich
, daß sie erst denen
ansagen wollten
, mit welchen sie Abrede
genmmoen
, sich fertig zu halten
, um sich
auf dem Ladugarts
=
lande zu versammlen
,
wann sie an zweyen Oertern in der
Nordli=
chen Vorstadt die Lärm
=
trommel hörten
,
welches Ernst und Christiernin zu besorgen
über sich genommen hätten
: dieser auf dem
Nordermalms
=
markte
, und jener weiter
un=
ten in der Vorstadt
, worauf der
Artillerie=
hof eingenommen
, beyde Norder
=
brücken
mit Wachen besetzet
, die Süder
=
schleuse
auf=
gezogen
, etliche von denen oben gedachten
Herren Reichs
=
rähten
, Beamten
, und
Reichs=
tags
=
männern in Verhaft genommen
wer=
den
, und der König hernach herunter
kom=
men sollte
, um das Volk zufrieden zu stellen
.
Alsdann sollen etliche verkleidete Personen
,
hervortretten
, und antworten
, daß das Volk
nicht eher aus einander gehen würde
, bis
Se
. Königl Majestät eine grössere Macht
er=
halten hätten
. Ernst sollte während der Zeit
nach der Schifs
=
brücke herunter laufen
, und
auf Teutsch die Teutschen Boots
=
leute
auf=
fordern
, daß sie kommen sollten
, den König
,
welcher in Gefahr stünde zu retten
, weil sie
Holsteiner wären Bey dieser Gelegenheit
solle er 1000
. Ducaten bekommen
, um selbige
unter die Leute auszutheilen
.
Die Capitains Puke und Stälswärd
,
ha=
ben ihn mit vielen Gelübden und
Versiche=
rungen aufgemuntert
, Courage zu haben
,
und ihm gedrohet
, daß
, wann er sie verrichte
,
er unglücklich seyn sollte
, weil sie alles
läu=
gnen würden
.
Zwischen 10 und 11
. Uhr des Abends
,
seynd sie darauf ein jeder auf seinen Weg
gegangen
, um mit ihren Leuten zu sprechen
,
da dann Ernst auf der Capitains Puke und
Escolius Verlangen sich zu dem Führer bey
der Königl
. Leib
=
garde ⟨
Egner
⟩ verfüget
, ihn
aufwecken lassen
, und ihn gebetten
, daß er
ihm sogleich folgen möchte
; worauf dieser
geantwortet
, wie er solches nicht eher thun
würde
, bis er die Lärm
=
trommel gehöret
.
Eine Weile darauf wäre er dem Capitain
Puke
, dem Sergeant Mozelius
, und
Chri=
stiernin auf der Norder
=
brücke begegnet
, da
der erstere zu ihm gesagt
, daß diesen Abend
nichts daraus werden könnte
, weil sie kein
Pulfer hätten
, und ausserdem wäre er Ernst
betrunken
, worauf sie aus einander
gegan=
gen
, da Ernst unweit davon Escolin
ange=
troffen
, welcher zu ihm gesagt
, daß er sehr
geloffen wäre
, und ihn gesucht hätte
, um
ihm zu sagen
, daß der Hofmarschall
Ba=
ron Horn
, gar nicht wolte
, das es diesen
Abend geschehen sollte
, sondern es könnte
an dem folgenden
, oder an einem andern
Ta=
ge vor sich gehen
.
Ernst berichtet
, daß er mit dem Herrn
Hofmarschall
, Baron Horn
, nur einmal
gesprochen habe seitdem Punkte ihm das
Ver=
trauen des Hof
=
marschalls wieder
verschaf=
fet hätte
, da dann der Hof
=
marschall sich
sehr freundlich gegen ihn geäussert
, und
ge=
sagt
: wie er wüste
, daß Ernst ein ehrlicher
Kerl sey
, und auf sein Ansuchen ihm
ver=
sprochen hätte
, wie er ihn zum Jnspector
auf dem Königl Hof Swartsiö verhelfen
wol=
te
, und er hätte weiter zu ihm gesagt
, wann
die andern etwas anfangen
, so sollte er Ernst
sich nur vor Blut Vergiessen in Acht nehmen
,
allein
, wann sie sich zur Gegenwehr setzten
,
so könnte er nicht helfen
.
Auch hat er ausgesagt
, wie er bey dem
Herrn Obersten Graf Brahe
, kurz vorher
gewesen
, als er gedachte
, den Auflauf
an=
zufangen
, und ihm gefraget hätte
, wann
derselbe vor sich gehen sollte
? worauf der
Oberste geantwortet
, daß er Nachricht
da=
von bekommen würde
: dann man müste
ei=
ne gute Gelegenheit abwarten
. Jngleichen hat
Ernst eingestanden
, daß er mit dem im
Ge=
fängniß sitzenden Vorraht hiervon
gespro=
chen
, und ihn gefragt
, ob er mit ihm von
der Parthey seyn wolte
? wozu Vorraht sich
willig erwiesen
, und verlanget
, daß ihm
des Trompeters Beritz Säbel hierzu möchte
geliehen werden
, worüber Vorraht
, da er
ab=
gehöret worden
, selbst berichtet
, hat
, daß
Gabriel Mozelius
, Escolin
, Christiernin
,
und Ernst oft zu ihm gekommen
, da er
be=
reits sein Urtheil erhalten
, und da er noch
im Gefängnisse bey dem alten Königs
=
hau=
se gesessen
, und ihn ermuntert hätte
, sich
zufrieden zu geben
, er sollte bey einem
vor=
habenden Aufruhr wieder in Freyheit
kom=
men
, daher er sich natürlicher Weise
ver=
gnüget
. A⟨ll⟩ein
, wie er sich allezeit
vorge=
stellet
, daß dieses Vernehmen von einem
Aufruhr nicht gelingen würde
; so hätte er
gedacht
, so bald er auf freyen Füssen wäre
,
sich aus dem Reiche zu begeben
, und in der
Absicht
, daß er vielleicht sich auf der Reise
vertheitigen müste
, hätte er bloß den
gedachten Sabel verlanget
. Die Commißion
hat auch zur Ausfoschung
, woher die
vom Ernst benannten 600 Thaller
Kupfer=
münze ihm zugesand worden
, den Corporal
bey dem Königl
. Leib
=
regimentr zu Pferde
,
Nils Ludwig Swedenstierna unter einem
Eide abhören lassen
, welcher ausgesagt
,
wie er den 19
. Junii von dem entwichenen
Obersten
, Grafen Hard
, 600
. Thaler
Ku=
pfer
=
münze in zwey Banco
=
zetteln
, jeden
von 50
. Platten
, empfangen
, um dieselben
Ernst zuzustellen
, welches er auch den
fol=
genden Tag gethan
, ohne zu sagen
, von wem
sie herkämen
. Swedenstierna hat
gleich=
falls ausgesagt
, wie er von dem Obersten
Grafen Brahe am Dienstage in der
Mit=
tags
=
zeit zu Ernst gesandt worden
, ihn zu
bitten
, daß er von der Eitelkeit abstehen
möchte
, welche er
, wie der Graf
gehö=
ret
, vorhätte
. Allein Ernst hätte
erwie=
dert
, wie er solches nicht thun könnte
;
worauf der Graf bey überbrachter Antwort
des Zeugen sich verlauten lassen
: Ernst
möch=
te in seine eigene Gefahr lauffen
. Allein
,
Zeu=
ge hätte nicht gewust
, wovon die Rede
ge=
wesen wäre
.
Die vom Ernst namhaft gemachte
Unter=
officiers seynd auch theils auf eigene
Mel=
dung
, theils auf gerichtlich geschehene
Vor=
ladung über des Ernst Aussage abgehöret
worden
, und haben gleichfalls bestättiget
, daß
Ernst sowol mit ihnen wegen der Gesinnung der
Mannschaft für Se
. Königl
. Majestät
ge=
sprochen
, als auch
, daß er ihnen auf die
Weise
, wie Ernst berichtet
, Geld gegeben habe
Die III . Fortsetzung folget künftigen Mittwoch Num . 74 .