Num . 25 . Mittwoch den 26 . Märzen 1766 .
Wienerisches DIARIUM .
Gedruckt in dem k
. k
. priv
. Zeitungsverlag und Buchdruckerey
im neuen Michaelerhaus mit von Ghelischen Schriften
.
C . S . P . S . C . A . M . A .
Londen den 4 . März .
Seit dem 28sten vorigen Monats ist
das Parlament nur zweymal
ver=
sammlet gewesen
, nämlich
ver=
gangenen Freytag und gestern
; am
Sonn=
abend den 1sten März
, war es nicht
bey=
sammen
, weil auf diesen Tag St
. David
fällt
, der in der ganzen Grafschaft Wallis
,
hier bey Hofe und unter den Landeskindern
selbiger Grafschaft
, die sich hier befinden
,
feyerlich gehalten wird
. David ist der alte
Heilige der Einwohner der Grafschaft
Wal=
lis
; der Tag ist ihnen aber heut zu Tage
nicht sowol um seiner selbst willen feyerlich
,
als vielmehr
, weil sie an denselben vor
Zei=
ten einen herrlichen Sieg erfochten haben
.
Sie tragen auf solchem Tage einen Lauch
auf dem Hut
, ihre Weiber aber an der
Brust
, weil sie sich in besagter Schlacht
dieses Gewächsen an statt eines Feldzeichens
bedienet haben
. An diesem Tag wird
alle
=
zeit Cour gemacht
, und der König
, nebst
der ganzen Königl
. Familie
, trägt gleichfalls
einen Lauch
.
Je mehr es sich mit Beylegung der
Strei=
tigkeiten zwischen diesem Hofe und denen von
Versailles und Madrid in die Länge ziehet
,
je zweifelhafter wird es
, ob der Herzog von
Richmond als königl
. Ambassadeur wiederum
nach Paris abgehen werde
. Bey Sr
.
Ma=
jestät dem Könige sind diese Tage her
, über
die Angelegenheiten von Amerika grosse
Staatsberathschlagungen gehalten worden
.
Auch kam am 28
. pass
. ein Courier aus
Stockholm an
, der
, wie es heißt
, die
Ra=
tification des mit der Krone Schweden
ge=
schlossenen Handlungstractats überbracht hat
.
Da die Einwohner und die Garnison von
Gibraltar durch in am 30
. Jänner
erlit=
tenen Sturm in die elendesten Umstände
ver=
setzet worden
, so werden anjetzo viele
Lebens=
mittel nebst Munition und baarem Gelde
dahin abgeschickt
. Seit der aufgehobenen
Stempeltaxe sind auch vor mehr als 400000
.
Pf
. St
. Waaren auf die nach Amerika
bestimm=
te und auf der Themse ligende Schiffe
ge=
bracht worden
. Am dritten dieses wurden
in dem Pallast St
. Majest
. der Königinn
, in
Gegenwart beyder königl
. Majestäten
, dem
Prinzen Wallis
, und dem Fürsten Bischoffen
von Osnabrück die Blattern inoculiret
,
wel=
chem hohen Beyspiel nunmehro die
vornehm=
sten Familien folgen
. Am 4ten dieses kam
endlich die Bille wegen Aufhebung der
Stem=
peltaxe durch die Mehrheit von 250
.
Stim=
men gegen 122
. zum Vergnügen des
Mini=
sterii und der ganzen Nation
, als ein Gesetze
gänzlich zu Stande
. Am 5ten wurden zum
erstenmal in dem Oberhause die zwey Bills
,
wegen Aufrechthaltung der Authorität
Groß=
brittanniens über die Colonien
, und wegen
Aufhebung der Stempelacte in America
ab=
gelesen
, und beschlossen
, solches am 7ten dieses
zu wiederhohlen
. Die Londner Kaufleute
überreichten am nämlichen Tage diesem
Hau=
se ein Memoire
, in welchem sie bathen
, daß
man der Bille
, welche die Aufhebung der
Stempeltaxe betrift
, in besserer Beförderung
der Handlung die Form eines Gesetzes geben
möchte
. Dieses Verlangen der
Kaufmann=
schaft erregte aufs neue grosse Debatten
,
al=
lein
, endlich gewann die Parthey des Hrn
.
Pitts die Oberhand
, und besagte Bill wurde
so wie im Unterhause
, durch die Mehrheit
der Stimmen für ein gültiges Gesetz
Groß=
brittanniens erkläret
.
Versailles , den 5 . März .
Am vierten traf die grosse Deputation des
Parlaments von Rouen
, die der König
an=
hero entboten hatte
, mit dem Befehle
, daß
sie Sr
. Majestät die Ausfertigungen der von
diesem hohen Gerichtshofe
, unter dem 22sten
August 1765
. und 25sten Februar
. 1766
.
wegen der Angelegenheiten von Pau und
Bre=
tagne gemachten Schlüsse überbringen sollte
,
allhier ein
. Sie bestund aus 13
, Personen
,
und ward noch an dem nemlichen Tage
, um
6
. Uhr Nachmittags
, Sr
. Majestät
vorge=
stellet
. Allerhöchstdieselben empfiengen diese
Deputation
, auf Dero Lehnstuhle sitzend
, in
Gegenwart der Prinzen von Geblüte
, Dero
Räthe
, und hohen Hofbedienten
, und sagten
sodann zu dem Oberpräsidenten
: „
Uberge=
bet Mir eure Schlüsse
“ Nach
Uberrei
=
chung derselben setzten Se
. Majestät hinzu
:
Gehet
, und wartet
, bis Jch euch Meine
Antwort ertheile
.
“ Nachdem die
Deputir=
ten abgetretten waren
, hielt der König
also=
bald Staatsrath
, nach dessen Ausgang Se
.
Majestät die Deputirten wider vorkommen
liessen
, und in höchsteigener Person Dero
Antwort denselben in folgenden Ausdrücken
ertheilten
:
Jch habe eure Vorstellungen gelesen
; ihr
sollet dergleichen nimmermehr an Mich
rich=
ten
. Meine Völker sind unterthänig und
ruhig
: die Bewegungen
, die ihr vorspieglet
,
äussern sich lediglich unter euch
. Der Eid
,
den Jch
, nicht der Nation
, wie ihr euch
er=
dreistet
, es zu sagen
, sondern GOtt allein
ge=
schworen habe
, nöthiget Mich zuförderst
, die
jenigen zu ihrer Pflicht zurück zu weisen
,
die davon abweichen
, und der Verfassung
meines Staats zuwiderlaufende Lehrsätze
ein=
führen wollen
. Jhr habet nicht gescheuet
,
dieselbe in euren Schlüssen
, die Jch nicht
bestehen lassen kann
, in Ausübung zu bringen
;
nun sollet ihr das Urtheil vernehmen
,
mit=
telst dessen Jch sie zernichten und ungültig
erkläre
.
“
Hirauf verlaß der Minister und
Staats=
secretair Herr Bertin
, das Urtheil der
Ver=
nichtung
, und nach diesem Vorgange sagten
Se
. Majestät
:
“
Jch will euch wohl nochmals an die
wah=
ren Lehrsätze erinnern
, dem Jch euch die
Antwort
, die Jch gestern Meinem
Parla=
mente von Paris ertheilet habe
, zustelle
.
Sie soll euch zur Richtschnur dienen
, und
zwinget Mich nicht
, diejenigen zu bestrafen
,
die davon abweichen würden
. Von allem
dem
, was sich so eben zugetragen hat
, sollet
ihr den Bericht abstatten
.
“ Zu gleicher Zeit
übergaben Se
. Majestät dem
Oberpräsiden=
ten die Antwort
, die Sie Tages vorher dem
Parlamente von Paris ertheilet hatten
,
wor=
auf die Deputirten sich wegbegaben
.
Der Königin Majest
. befinden sich seit
einigen Tagen etwas besser
. Eine derselben
gestern beygebrachte Purganz hat gute
Wir=
kung gethan
. Abends war das Fieber nicht
so stark und die Nacht ruhig
. Der Husten
hat wirklich nachgelassen und der Aufwurf
ist von besserer Art
.
Mayland den 12 . März .
Wir haben abermal einen Beweiß
, wie
weit die Sorgfalt Jhro Majestät
unserer allergnädigsten Frau für das
Wohl des hiesigen Staats sich erstrecket
,
indeme Höchstdieselbe aus mindester
Be=
herzigung des zimlichen Verfalls hiesiger
Studien eine so weise
, als nöthige
Ver=
ordnung ergehen lassen
, Kraft welcher
die Studien bald in ein glänzenderes Licht
werden gestellet
, und somit der
Vollkommen=
heit anderer unter Dero höchstbeglückten
Scepter stehenden Universitäten in allem
ähn=
lich werden gemachet werden
: Um also
die=
sen für das Wohl eines Landes
höchstwich=
tigen Entwurf zu seiner gänzlichen Reise zu
bringen
, haben Höchstdieselbe mittelst einer
eigenhändig unterzeichneten Verordnung
aller=
gnädigst anbefohlen
, daß sowohl die
Uni=
versität zu Pavia
, als die palatinische
,
und andere Schulen hiesiger Hauptstadt
von nun an unter der Obhut der hiesigen
Regierung stehen
, und diese einer eigens
zu diesem Endzweck bestimmten
Deputa=
tion sich bedienen sollte
, welche jederzeit aus
5
. Räthen
, und einem Secretaire
beste=
hen würde
: Jhro kais
. Majestät haben
demnach zu diesen wichtigen Geschäfte den
Präsidenten von dem Commerz
= oder
Wirt=
schaftsrath Hrn
. Grafen Renaldo Carli
, die
Wirtschaftsräthe Adam Nicola Recci
,
Mi=
chael Adaverio
, Joseph Pecis
, und den
Herrn Arzten Joseph Cicognini
benen=
net
, welche unter der Direction des
hie=
sig gevollmächtigten Ministers Sr
. Excell
.
des Hrn
. Grafens von Firmian
, und dem
Beysitzer des Gubernialsecretairs Hrn
.
Ab=
tens Julian Cartelli den schon unterm 3
.
Octob
. 1757
. hieher gesandten Plan auf
das neue in Berathung ziehen
, denselben
reifliche überlegen
, und soviel möglich nach
der eigenen unverbesserlichen Art
einrich=
ten sollen
, wie die Studien in Dero
deut=
schen Staaten gehandhabet werden
; Wenn
nun dieses beschehen
, sollen sie ihre
dies=
fällige Bearbeitung zur allerhöchsten kais
.
Einsicht
, und Begnehmigung nacher Wien
abfertigen
, nach dessen Erfolg aber sich
angelegen seyn lassen
, das ganze System
in sein gehöriges Geleiß zu bringen
, und
über die genaue Befolgung desselben
sorg=
fältigst zu wachen
.
Verona 11 . März .
Jüngst verflossenen Mittwochs wurde die
von hiesiger Stadt gestiftet
, und errichtete
Mahleracademie für heuer zum erstenmal
un=
ter der Direction unseres berühmten Herrn
Cignaroli mit vieler Feyerlichkeit unter dem
Schall einer herrlichen Musick eröfnet
,
wo=
bey der Sal auf das prächtigste
ausgeschmü=
cket
, und beleuchtet ware
. Nach beschehener
Vorlesung der von dem Senat gebilligten
Aademiegesetzen
, legte der ehrwürdige
Vat=
ter Hyppolitus
, ein Priester des
Oratorii
, aus
dem gräflichen Hause
Bevilacqua
eine zierliche
Rede ab
; sodann verlase der beständige
Se=
cretaire der Academie Hr
. Hyeronimus
Pom=
pei ein Lobgedicht über die Mahlerkunst
,
wel=
ches mit einer kurzen Danksagung an die
er=
lauchte Stadt wegen der Aufrichtung dieser
Academie beschlossen wurde
. Se
. Excellenz
Hr
. Marx Zen
, unser Capitain
, und
Vice
-
Podesta
,
dann der
Monsig
. Giustiniani
,
hie=
siger Bischof
, alle Vorstehere der Stadt
, und
der gesammte hiesige Adel erschienen bey
die=
ser feyerlichen Handlung in prächtiger Gala
,
wornach sie alle in die Nebenzimmer sich
ver=
fügten
, um die zur öffentlichen Schau
ausge=
stellte Probstücke der wirklichen Mitglieder der
Academie sowohl
, als der noch sindirenden
Schüler in Augenschein zu nehmen
; von
de=
nen Ersten konnte man bereits 33
. so
künstlich=
als wohl ausgesonnene Gemählde
, und von
denen Letzteren wirklich schon 45
. Stücke
zeh=
len
; Ein Beweis
, daß diese unvergleichliche
Mahlerschule ihren vorzüglichen Glanz
stäts=
hin behaupten wird
, womit sie schon durch
drey Jahrhunderte vor anderen pranget
.
Mantua den 14 . März .
Gestern Abends wurde das hiesige grobe
Geschütz dreymal abgebrannt
, um dadurch
die höchste Geburtsfeyer Josephs des
II
.
itzt glorwürdigst regierenden kaiserl
. Majestät
anzukündigen
.
Hamburg den 12 . März
Jn der 41
. No
, des dasigen wöchentlich
ge=
druckten Correspondenten steht folgendes
:
Zur Einrückung ist uns dieses von
siche=
rer Hand mitgetheilet worden
:
Es ist vor einiger Zeit eine Schrift im
Druck erschienen
, unter dem Titul
:
Ma-
tinées
.
.
.
.
. Man ist nicht wenig
ver=
wundert
, daß Leute so verwegen seyn
kön=
nen
, dergleichen falsche ungegründete und
ab=
geschmackte Sachen zu schreiben
, und dazu
den Namen eines großen Prinzen zu
mis=
brauchen
. Hätte das Verächtliche
, das
Un=
geziemende und das Unartige in einem
sol=
chen Unternehmen den Schreiber und den
Drucker nicht abgehalten
, sich auf diese
Weise gegen die gesittete Welt zu vergehen
,
so sollte es die Gefahr gewesen seyn
,
wel=
cher sie ausgesetzet bleiben
, die verdiente
Strafe dafür zu seiner Zeit zu empfangen
,
“
Diese Nachricht ist um desto nöthigen
, je
mehr durch dergleichen Schriften die
ohne=
dem verachteten Lehrsätze einer gesunden
Politik leiden
, und die Grundfeste
,
wor=
auf das wahre Wohl der Völker und
Staa=
ten beruhen
, erschüttert werden
.
Nancy den 3 . März .
Der Starost Poninsky
, und der
Kammer=
herr Lecow
, reiseten hier durch
. Sie
kom=
men aus Warschau
, und gehen nach
Versail=
les
. Der erstere hat den Auftrag
, von
Sei=
ten des Fürsten Primas Genugthuung zu
ge=
ben
, und der andere soll die Thronbesteigung
Sr
. königl
. pohln
. Majest
. notificiren
, und
sodann
, wie es heißt
, als königl pohlnischen
Abge=
sandter bey dem französischen Hof verbleiben
.
Copenhagen den 8 . März .
Beschreibung des in der
Christiansburgsschloß=
kirche aufgeführten prächtigen Trauergerüste
,
worauf die Königl
. Leiche den 26sten
Febr
. 1766
. gesetzet worden ist
.
Das Trauergerüst
, worauf des
höchstsel=
gen Königs Leiche gesetzet worden ist
,
präsenti=
ret eine
, in der Mitte der Schloßkirche
auf=
gerichtete prächtige ägyptische Pyramide
,
de=
ren Farbe dem weissen Marmor vollkommen
ähnlich ist
.
Unter dieser Pyramide siehet man eine
Er=
höhung von 8
. Fuß
, welche scheint
, als wenn
sie von viereckigten Stücken eines grünen
ve=
netianischen Marmors aufgemauert wäre
.
Auf jeder Ecke dieser Erhöhung siehet man
ei=
nen Altar mit dreyen symbolischen Figuren
.
Oben auf einem jeden dieser Altäre aber ist
ei=
ne grosse Menge künstlich eingerichteter
feuer=
flammenden oder brennenden Fackeln
, so
, daß
es scheinet
, als wenn der Altar in voller
Flam=
me stünde
. Zwischen einem jeden der Altäre
,
und deren Erhöhung ist eine Treppe von
eini=
gen Tritten angelegt
.
Jn der Mitte auf einer jeden Erhöhung
,
ist auf allen Seiten eine Oeffnung in Gestalt
eines Gewölbes
, und durch solche Gewölbe
siehet man den Tod in Gestalt eines Skeletons
,
welcher eine Sense in der Hand hält
, ligend
.
Jn der Mitte vor einer jeden Oefnung der
Ge=
wölbe wird eine weinender Figur
wahrgenom=
men
, als die Beständigkeit
, die Liebe
, die
Re=
gierung
, und die Religion
. Jmgleichen siehet
man auf allen Seiten der Pyramide eine
Oef=
nung
, in Gestalt eines Portals
; und vor
ei=
ner jeden Oefnung ist eine Erhöhung von sechs
niedrigen Dritten
, woselbst die hohe Leiche
in einem mit schwarzem Sammet
übergezo=
genen
, und überall mit Gold und Kronen
reich=
lich besetzten Sarge stehet
. Auf den Seiten
derselben siehet man das königl
. dänische
Wap=
pen
. Beym Kopfe siehet des höchstseligen
Kö=
nigs Geburtstag
, bey den Füssen
höchstdessel=
ben Sterbetag
, und oben auf dem Deckel der
königl
. Name im Zuge mit der Krone darüber
,
welches alles mit Gold bordiret ist
. Oben
über der Pyramide selbst siehet man auf der
einen Seite des höchstseligen Königes Namen
mit vergoldeten Buchstaben
; und über dem
Namen diese Worte
:
Ante Diem
;
(
Er starb
zu frühe
;
) auf der andern Seite aber das
dä=
nische Wappen
, mit der Jnschrift
:
Vivit
post funera virtus
; (
Die Tugend überlebt
den Tod
;
) auf der dritten Seite das
nordi=
sche Wappen
, mit der Jnschrift
:
Nec
mo-
rietur gloria stirpis
; (
die Ehre des
Stam=
mes stirbt niemals aus
;
) und endlich auf der
vierten Seite das Wappen der sammentlichen
Provinzen
, mit der Jnschrift
:
Flebilis
oc-
cidit omnibus
. (
Er starb
, und wurde von
al=
len beweinet
.
)
Die Kirche ist überall schwarz überzogen
, und
dabey mit 2500
. Lichtern und Fackeln
präch=
tig beleuchtet
; jedoch die weisse marmorne
Pfeiler sind nicht also bezogen
, sondern mit
vergoldeten Muschelbändern gezieret
.
Jm=
gleichen sind auch die 18
. Kronleuchter zwischen
den Tapeten mit schwarzen Festons von Flor
ausgezieret
. Oben bey der Oeffnung des
Plat=
fonds werden 14
.
Emblemata
in ovalen
Figu
=
ren gesehen
, welche durch schwarze Festons
,
die noch unten zu mit silbernen Franzen
gezie=
ret sind
, unterschieden werden
. Jmgleichen
siehet man über dem Eckenzierat
, der
unter=
sten Reihe Pfeiler 16
.
Emblemata
,
wovon
ei=
nige des höchstseligen Königes Stiftungen
vorstellen
. Oben über dem Königl
. Stuhle
wird des seligen Königs Brustbild von weisser
Farbe
, welches von zween vergoldeten Engeln
gehalten wird
, gesehen
.
Jn dieser Zeit
, das allen und jeden erlaubt
ist
, die hohe Königl
. Leiche auf diesem
prächti=
gen Trauergerüste
, als von dem 27sten Febr
.
bis den 18ten März
, in den dazu verordneten
Stunden
, zu sehen
, wechseln die hohen Herren
Minister ab
, Wache dabey zu halten
.
Aus=
ser dem werden vermuthlich
, nach alter
Ge=
wohnheit
, in den bestimten Stunden der
dreyen letzten Tage
, die Reichs
=
Regalien
, als
:
1
) Die Königl
. Krone
; 2
) der Scepter
;
3
) der Reichs
=
Apfel
; 4
) das Schwert
;
5
) die Kette des Elephanten Ordens
, und
6
) die Kette des Dannebrog
=
Ordens
,
vorge=
wiesen
; imgleichen auch die drey silberne
Lö=
wen
, in Lebensgröße
, bey den Füssen
hingese=
tzet
, wie auch die sämtlichen Fahnen
,
sieben=
zehn an der Zahl
, um das Trauergerüste
ge=
pflanzet werden
, als
: 1
) Die Trauerfahnen
;
2
) die Freudenfahnen
; 3
) die Blutfahnen
, bey
den Füssen und bey den Seiten
; 4
) die erste
Hauptwapenfahne
; 5
) die zwote
Hauptwa=
penfahne
; 6
) die Fähne Dännemarks
; 7
)
die Fähne von Norwegen
; 8
) die Fähne der
Union
; 9
) die Fahne der Gothen
; 10
) die
Fahne von Schleswig
; 11
) die Fahne der
Wenden
; 12
) die Fahne des Dannebrogs
;
13
) die Fahne von Holstein
; 14
) die Fahne
von Stormarn
; 15
) die Fahne von
Dith=
marschen
; 16
) die Fahne von Oldenburg
;
17
) die Fahne von Delmenhorst
. Uebrigens
wird an dem Tage der Proceßion
, der
Stall=
meister
, Hr
. Johann Ulrich von Sperling
, in
einem goldenen Harnisch
, mit einer weissen
Plümage in einem offenen Helm auf dem
Haupt
, und mit einem blossen Degen in der
Hand
, zwischen der Erhöhung und der
Blut=
fahne stehen
.
Warschau , den 25 . Febr .
Nach Curland sind bereits die
gewöhnli=
chen Jntimatorien
, wegen Eröfnung der
Re
=
lationsgerichte
, welche den 20
. des künftigen
Monats geschehen soll
, ergangen
. Es wird
also alsdann der Proceß des curländischen Adels
wider den Herzog Ernst Johann fortgesetzt
werden
. Da auch der Adel in Curland
sei=
nen Landtag wider Willen des Herzogs Ernst
Johann limitiret hatte
, und also auf diese Zeit
seine Zusammenkünfte wieder anfangen wolle
;
so erliessen des Königs Majestät ein Rescript
,
welches der damit abgesendete Kammerherr
von Ryk dem Adel
, fals selbiger sich
, um
einen Landtag zu halten
, versammlen
wür=
den
, ankündigen sollte
.
Frankfurt den 14 . März .
Vorgestern wurden auf ergangenen
aller=
höchsten kaiserl
. Befehl
, zwey unlängst bekannt
gewordene ärgerliche Bücher
, betitelt
:
La
Chandelle d'Arras
, Poeme Heroi
-
Comique
und
Immirce
, ou la Fille de la Nature
:
all=
hier vor dem Römer
, durch den Nachrichter
öffentlich verbrannt
.
Dresden den 6 , März .
Jn dem hiesigen Churfürstenthum haben
Se
. königl
. Hoheit der Churadministrator
,
durch ein gnädigstes Ausschreiben dd
.
Dres=
den den 15
. Jan
. bekannt machen lassen
,
daß auf den 10
. May jetztlaufenden Jahres
,
ein allgemeiner Landtag gehalten werden soll
;
um mit den getreuen Ständen des
Chur=
fürstenthums und incorporirten Landen den
Bedacht dahin zu nehmen
, damit die zu
Be=
streitung derer theils bey der
Steuercredit=
kasse
, theils zu andern ohnumgänglichen
Landes
= und Militarbedürfnüssen erforderliche
Mittel in Zeiten herbeygeschaft werden
; auch
überdem in verschiedenen des
Churfürsten=
thums Sachsen und gehöriger Lande Besten
und Aufnehmen betreffenden
Angelegenhei=
ten einer getreuen Landschaft guter Einrath
vernohmen werden könne
.
Dreßden den 15 . März .
Nachdem man sowohl chursächsisch
= als
königl
. preußischer Seits dahin
übereinkom=
men
, zu Treffung eines billigen und
gemein=
nützigen Commercialeinverständnises
, dem
6ten Artickel des hubertsburger Friedens
ge=
mäß
, zusammen zu tretten
; so ist zu denen
diesfalls zu haltenden Conferenzien die Stadt
Halle beliebet
, auch chursächsischer Seits der
Hr
. Generalbergcommissariu und geheime
Kammerrath v
. Heynitz
, ingleichen der
Stift=
merseburgische Herr Kammerrath Just
, Kön
.
preußischer Seits aber der geheime
Finanz=
rath Rose
, und Herr geheime Kriegsrath
Ma=
gusch zu Commissarien ernennet
, von selbigen
auch die Conferenzien wirklich den 3ten dieses
eröfnet worden
.
Regenspurg den 10 . März .
Da Seine Majestät der Kaiser des
jetztre=
gierenden Königs von Dännemark Majestät
.
wegen der hollsteinischen Lande
, dem
verneh=
men nach
,
Veniam
ætatis
ertheilet haben
; so
wird der königl
. dänische Kammerher
, Herr
Baron von Bachof
, welcher als
Hollstein=
glückstädtischer Gesandter auf der
Reichstags=
versammlung accreditiret ist
, sich nächster
Ta=
gen zu der Hollsteinglückstädtischen Stimme
bey der Reichstagsversammlung von neuem
legitimiren
.
Ollmütz den 20 . März .
Allhier starb unlängst ein gemeiner Mann
Nahmens Simon Holcy in seinem 119ten
Jahre
; er wurde im Jahr 1647
. gebohren
,
eben damals als die schwedischen
Kriegsun=
ruhen in dem Marggrafthum Mähren am
heftigsten wüteten
. Schon von
Kindesbei=
nen an wurde er zur schwersten Handarbeit
,
gleich seinem Vater
, der ein Bauer ware
,
gewöhnet
, und ernährte sich bis in sein
mitt=
leres Alter bey der hiesigen Tuchmacherwalk
auf eine
, wie leicht zu ermessen
, sehr
be=
schwerlich Art
; und dennoch genosse er
im=
mer einer vollkommenen Gesundheit
, bis ihn
endlich vor ungefähr 9
. Jahren das Gesicht
,
und 3
. Jahre darauf auch das Gehör
ver=
liesse
, daß ihm also nichts
, als der Geschmack
mehr übrig bliebe
, den er auch bis zu seinen
letzten Hauch beybehielte
; als etwas
beson=
deres ist hiebey zu bemerken
, daß er öfters
in seinen letzteren Jahren von einem so
der=
ben Hunger geplaget wurde
, daß er
zuwei=
len wie ein Kind zu weinen anfienge
, wenn
ihme nicht gleich etwas zum Essen gereichet
wurde
.
Weilen nur ein so hohes Menschenalter
ein sehr seltsamer Zufall ist
, so wurde auch
der hiesige löbl
. Stadtmagistrat bewogen
,
diesen abgelebten Creiß auf folgende
feyerli=
che Art zur Erde zu bestatten
: und zwar
erstlich giengen alle Zünfte der Stadt mit
ih=
ren Fähnen
. Zweytens die Schulknaben je
zwey und zwey
. Drittens die vier Spitäler
mit ihren Kreutzen
. Viertens die
Stadtthür=
ner mit ihrer Trauermusik
. Fünftens die
Cantores von der pröbstlichen St
. Mauritii
Pfarrkirche
. Sechstens die Geistlichkeit in
ihren Kirchenkleidungen
. Siebendens kame
die Leiche
. Achtens der gesamte
Stadtma=
gistrat
. Neuntens die Rathscanzley
.
Ze=
hendens die St
. Annenbruderschaft
, und
den Schluß machte die häuffige
Burger=
schaft männ
= und weiblichen Geschlechts
,
der Zug gienge über den grossen Platz nach
der St
. Mauritz Pfarrkirche
, und weilen
alle Glocken der Stadt geläutet wurden
, so
ware die Menge der hierdurch auf die
Gäs=
sen gelockten Zuschauer ausserordentlich
.
Vermischte Neuigkeiten .
Auf dem Gräfl
. Zedlitzischen Gut Golitsch
,
un=
weit Schweidnitz
, hat sich vor kurzem ein ganz
be=
sonderen Fall in der Natur zugetragen
. Die Kuh
eines dasigen Gärtners brachte ein Kalb zur Welt
,
welches in Ansehung seines Kopfe
, völlig von
sei=
ner Art abwich
. Es war derselbe mit drey Augen
versehen
. Auf der rechten Seite war neben dem
ordentlichen Augs
, welches sich an der gehörigen
Stelle befand
, noch ein anderes auf der Stirne
einen starken Daumen breit von dem erstern
ent=
fernet
. Beyde waren sehr helle
, und schienen alle
Eigenschaften eines Auges zu haben
. Auf der
lin=
ken Seite fand man ebenfals das ordentliche Auge
,
doch war es dunkel
, und nicht so helle wie die
an=
deren
. Der untere Theil des Maules war einem
Kalbs
= der obere aber einem Hundsmaul ähnlich
.
Der letztere machte eine kleine Krümmung gegen
die linke Seite
, daß dadurch das Nasenloch
verloh=
ren gieng
. ESsschien
, sich nähern zu wollen
, doch
bedurfte es Hülfe
, weil die beyden Theile des
Mau=
les nicht gehörig auf einander paßten
. Wenn nicht
hiebey auch ein allzu starker Aberglaube
, welcher
nur Bezauberungen zu sehen gewohnt ist
, wäre
ge=
schäftig gewesen
, so würde man dem Publiko
viel=
leicht mehrere Bemerkungen mittheilen können
.
Allein dieser bewog den Eigenthümer dieses
be=
sondern Geschöpfes
, dasselbe bey Zeiten aus der
Welt zu schaffen
.
Bald sollte man der thierischen Fühlung mehr
Zärtlichkeit und Neigung zulegen können
, als der
stolzen Menschlichkeit
: da uns oft ein kleines
Thierchen an der Dankbarkeit beschämet
, wie aus
folgenden Schreiben erhellen wird
.
Jch glaube mein Herr
! daß Sie folgende kleine
Geschichte
, die vor etwa 14
. Tagen sich
zugetra
=
gen hat
, als einen merkwürdigen Beytrag zu der
natürlichen Historie der Vögel
, und der
Empfindun=
gen der Dankbarkeit bey ihnen
, ansehen werden
.
Die Frau von ** hat mir erzählt
, daß
, wie sie
neulich an dem Fenster in einem Zimmer gegen den
Garten gestanden
, zu ihrer grossen Verwunderung
ein Vogel ihr zugeflogen ist
, der einen von seinen
Jungen zu ihr brachte
, mit den Flügeln schlug
,
und still sitzen blieb
.
Sie nahm den kleinen Vogel in die Hand
,
be=
trachtete ihn
, und fand seine Beine mit kleinen
Fä=
den und harter Erde so miteinander verwickelt
,
daß die Mutter sie unmöglich hätte los machen
können
.
Die Frau von ** ließ sich Wasser bringen
, um
die Erde loszuweichen
; zog die Fäden einen nach
den andern heraus
, wunsch die Beine
, und brachte
eine gute Viertelstund damit zu
. Darauf setzte sie
den Vogel in einen Keficht
, den sie offen ließ
.
Reden Tag brachte die Mutter ihrem kleinen was
zu essen
, und schlug vor seiner Wohlthäterinn mit
den Flügeln
, um ihr seine Dankbarkeit zu bezeugen
.
Nach zwey oder drey Tagen brachte die Mutter
ihr noch einen von ihren Jungen
, der noch mehr
die Beine auf die vorige Art
, wie der erste
,
ver=
wickelt hatte
. Sie erwiese ihm denselben Dienst
in Gegenwart der Mutter
, die ihren beyden
Jun=
gen in dem Keficht immer zu essen brachte
. Als
sie im Stande waren zu flügen
, gab die Frau
von ** ihnen die Freyheit
: Die Mutter kommt
aber alle Tage vor ihr Fenster
, wo sie mit den
Flü=
geln schlägt
, und ihr in ihrer Sprache danket
.
Jch bin ꝛc .
Daß das blaue Zuckerpapier eben auch von
leine=
nen Lumpen zubereitet werde
, ist eine allschon
be=
kannte Sache
, wie man aber demselben die ächte
und dauerhafter Farbe geben könne
, dieses ist etwas
neues
, und verdienet aus verschiedenen Anbetracht
in diesem Artikel eingeschaltet zu werden
.
Das ganze Kunststück bestehet darinn
, daß ein
gewisser Theil gemahlen blauen Holz
, und ein
gewisser Theil gemahlen Japonholz
, mit etwas
Allaun
, oder Pottasche versetzt zum färben der
Masse woraus das Papier bestehet
, genommen
.
werde
. Diese Nachricht könnte vielleicht nicht
ohne Nutzen für die Papiermacher seyn
,
beson=
ders da sie bisnunzu genöthiget waren ihre blauen
Papiere von blauen
, und zwar mit Judig
gefärb=
ten Lumpen zu machen
, dann andere Farben
ver=
waschen sich alle gänzlich in der Zubereittung des
Zeuges
.
Wien den 26 . Märzen 1766 .
Sonntags den 23sten wohnten beyde kaiserl
.
Majestäten mit zwo durchlauchtigsten
Erzherzoginnen königl
. Hoheiten dem
feyerli=
chen Hochamte in der Hofkirche
, worunter
die gewöhnliche Palmenweyhung
vorgegan=
gen
, bey
. Jhre Maj
. die Kaiserinn
Köni=
ginn aber wartete der Andacht in der
Kam=
merkapelle ab
.
Montags den 24sten dieses hat der schon
seit 26
. Jahren an dem hiesigen k
. k
. Hofe
mit vielem Ruhm gestandene ausserordentliche
Abgesandte Jhrer Hochmögenden
, der
Her=
ren Generalstaaten der vereinigten
Nieder=
lande
, der hochwohlgeborne Freyherr
Bar=
thold Douma von Burmania
, dieses
Zeit=
liche mit dem Ewigen verwechselt
.
Den 22
. dieses ist zu Preßburg die
Zie=
hung der Lotterie geschehen
, und seynd die
Nri
. 29
. 52
. 23
. 10
. und 44
. mit vielen und
beträchtlichen Ambi
, Terni und Estratten
ge=
hoben
, wie dann bey dem sub Nro
. 5
. auf
dem Kollmarkt angestellten Collectanten ein
Terno mit 100
. Ducaten
, bey dem sub Nro
.
8
. vom Waaghaus gegenüber ein Quartin
,
bey jenem sub Nro
. 9
. in der Waldzeil zwey
Estratti
, deren einer pr
. 400
. der andere pr
.
532
. fl
. bey diesem sub Nro
. 19
. nächst den
Pau=
lerthor ein Quartina
, bey dem sub Nro
. 23
.
nächst dem rothen Thurn ein Terno mit 100
.
Ducaten
, bey dem sub Nro
. 25
. in der obern
Breunerstraß ein Quartina
, bey dem sub
Nro
. 26
. in der Römerstraße eine Cinquina
, bey
dem sub Nro
. 60
. bey St
. Ulrich ein
Quar=
tina
, bey dem sub Nro
. 73
. zu Mariahülf ein
Terno pr
. 200
. Ducaten
, dann bey jenem
sub Nro
. 73
. auf der neuen Wieden ein detto
mit 100
. Ducaten gewonnen und abgeführet
worden
.
Die fernere Ziehung wird den 5
. künftigen
Monats April allhier vorgenommen werden
.
Den nächstfolgenden ersten Sonntag nach
Ostern
, das ist den 6
. April werden die
me=
chanischen Collegien wiederum ihren Anfang
nehmen
, und den Sommer hindurch alle Sonn
=
und Feyertäge von halb eilf bis halb zwölf
Uhr in dem philosophischen Hörsaale in dem
neuen Universitätsgebäude in deutscher
Spra=
che gehalten werden
.
Lista deren Verstorbenen zu Wien
in
= und vor der Stadt
.
Den 21 . März . Jn der Stadt .
-
Fr
. Elis
. Printzin
, gew
. Salzversilbers Wittwe zu
Horn , im Hildebrand . H . in der Wollzeil , 76 . J
-
Dem Jos
. Pfitzenreiter
, Wagenmeist
. im K
. K
. Zeug
=
H . auf der Sailerst . s . K . Franz , allda , 6 . v . J .
Vor der Stadt .
-
Dem Hrn
. Jos
. Eysele
. K
. K
. Commercienconcessus
Thürh . s . K . Jos . b . 2 . Kandeln zu Mariah . alt 6 . J . -
Fr
. Ther
. Müllnerin
, Wittwe
, beym Einhorn im
Liechtenth . alt 60 . J . -
Leonh
. Pucher
, von der K
. K
. Schweitzergarde
, im
Spanis . Spital , alt 27 . J . -
Dem Leop
. Zistler
, Burgl
. Wirth
, s
. K
. Jos
. beym
Löwen am Tury , alt 5 . v . J . -
Dem Gabriel Waschberger
, Hausmeist
. s
. W
. Elis
.
beym gold . Löwen zu Mäzleinst . alt 74 . J . -
Anna Kollerin
, Wittwe
, beyn 5
. Lerchen am
Spi=
talberg , alt 73 . J . -
Mich
. Adamer
, gew
. Vorbetter
, im Dorothebeckis
.
H . im Lerchenf . alt 42 . J . -
Dem Georg Scharrer
, Schneid
. s
. S
. Paul
, beym
weissen Lämpel im Lerchenf alt 19 . J . -
Anna Uebermasserin
, Wittwe
, in ihrem H
. zu
Erd=
berg , alt 64 . J . -
Marg
. Lenghamerin
, Wittwe
, beym gold
. Ochsen
am Tury , alt 60 . J . -
Dem Mart
. Bauer
, Kutsch
. s
. K
. Paul
, im
Schmi=
dischen H . am Traidmarkt , alt 2 . J . - Conrad Schlögel , im St . Joh . Nep . Spit . 77 . J .
- Summa 14 . Personen , darunter 4 . Kind .
Den 22 . März . Jn der Stadt .
-
Dem Georg Wöber
, Burgl
. Schneider
, s
. K
.
Do=
roth . im Schmid . H . am Neuenm . alt 5 . J .
Vor der Stadt .
- Andre Seidl , Bed . beym schw . Adl am Neust . 44 . J .
-
Eva Attenbergerin
, Burgl
. Wittwe
, beym grünen
Kranz auf der Landstr . alt 68 . J . -
Gertr
. Kermerin
, Wittwe
, bey der Birn am
Spi=
talberg , alt 64 . J . - Summa 4 . Pers . darunter 1 . Kind .
Den 23 . März . Jn der Stadt .
-
Hr
. Peter Togniola
, Burgl
. Handelsm
. beym
ro=
then Jgel untern Tuchlaub . alt 67 . J . -
Christoph Schopper
, Burgl
. Glasermeist
. im
Pech=
mannis . H . am Lugegg , alt 64 . J . -
Marcell
. Allio
, Burgl
. Baumeist
. beym gold
. Kreuz
am rot . Thurn , alt 59 . J .
Vor der Stadt .
-
Hr
. Joh
. Reichel
, Burgl
. Caffeesied
. beym goldn
.
Schützen in der Alsterg . alt 66 . J . - Georg Löw , burgl . Oehl . , in s . H . auf der Landst . 59 . J .
-
Dem Luca Bartoloti
, Brieftr
. s
. W
. Rosina
, beym
gold . Kopaun . auf der Wieden , alt 45 . J . -
Dem Georg Rößler
, Ansage
. s
. W
. Cath
. beym kl
.
Blumenst . zu Mariah . alt 52 . J . -
Math
. Kaufmann
, Tagw
. bey der H
. Dreyfaltigk
.
am ob . Neust . alt 62 . J . -
Dem Jos
. Weidinger
, Jnstr
. in U
. L
. Fr
. Spit
. am
Rennw . s . K . Cath . allda , alt 7 . v . J .
-
Ther
. Geßlerin
, Wittwe
, ihr K
. Jos
. beyn 2
. gold
.
Tauben zu Mariah . alt 2 . J . - Summa 10 . Person . darunter 2 . Kind .
NB
. Es seynd hier wieder angekommen die
Ge=
brüdere Montani mit verschiedenen Blumenkielen
und Bäumeln
, wie folget
:
Gialfemini di Spagna
. Giamelle Doppie
.
Mor-
garini Doppi
.
Gedoppelte Arunculen
. Von
drey=
ßigerley
ßigerley Farben
, allerhand Arunculen
. Arunculen
la
Bella di Brusseles
. Gelbe Arunculen
.
Aruncu=
len die schöne von Orleans
. Gesprengte Arunculen
von verschiedenen Farben
. Arunculen der Prinz
von Oranien
. Pur rothe extra schöne Arunculen
.
Allerhand färbige Anemoni
. Allerhand rothartige
Anemoni
. Anemoni
la Bella di Brusseles
.
Ane=
moni der grosse Turband
, Anemoni in
Regen=
bogen
. Anemoni der Prinz von Oranien
. Anemoni
alte Bollone
. Anemoni die schöne von Normandie
.
Saamen von Kauli
=
Flor
, von denen schönsten
Sorten
, Saamen von Broccoli Romani
, extra
schön
. Die Blumen
=
kiele seynd durch und durch
das 100
. für 4
. fl
. Der Saamen von Kauli
flor das Loth 18
. kr
. Der Saamen von Brocoli
Romani das Loth 15
. kr
. Saamen von
Spani=
schen Zwiebeln das Loth 15
. kr
. Saamen von
Römischen Fenchel das Loth 15
. kr
. Saamen
vom Lombardischen Kehl
, Melaun
=
kern
, Cardi
das Loth 15
. kr
.
NB
. Nägl
=
saamen
, das Loth 1
. fl
. Weigl
=
saamen
von verschiedenen Farben das Lord 30
. kr
.
Fruhe=
kraut das Loth 12 kr
. Artitschocken
=
kern
, das Loth
15
. kr
. Schweitzer
= oder Luzerne
=
Klee
. Arunculn
Turbant d'Or das Stuck 6
. kr
.
Obgedachte Gebrüdere Montani seynd bey Hrn
.
Sebastian Lanser im Gewürz
=
gewölb bey
golde=
nen Stern in der Wald
=
zeil anzutreffen
.
Bey Johann Jacob Lidl
, Kupferstechern im
stei=
nern Kleeblat unter denen Tuchlauben ist zu haben
:
Goldener Gnadenfluß
, ein auf Schreibart
künst=
lich gestochenes
, mit vielen schönen Geheimnussen
ausgeziertes Gebettbuch
, ungebunden 4
. fl
. 12
. kr
.
gebunden schwarz mit goldenen Schnitt samt
Fut=
neral 5
. fl
. 12
. kr
.
Es ist zu Ottogrina unweit Hernals des Franz
Gouttro sein Haus zu verlassen
, bestehend in 8
.
Zimmern und einen Saal
, eine große
Herrschaft=
kuchel und zwey kleine Kuchel
, ein Speißkamer
,
ein Keller
, Stallung auf 4
. Pferd
, einen
Heu=
boden und Wagenschupfen nebst einen Garten
;
wer solchen bestehen will
, kann sich aus dem
Gra=
ben bey dem goldenen Kopf auftragen
.
Es in ein überführtes Zuggeschür mit rothem
Saffian
, und feuervergoldeten Beschlächt
, samt
Leitsail und Einsflechtzeug alltäglich zu verkaufen
,
wer Belieben traget
, solchen an sich zu bringen
,
kann sich bey den Verlegern des wienerischen
Dia=
rii des Mehrern erkundigen
.
Nachricht an die Leser des wienerischen Diarii .
Zu Anfange künftigen Monats werden diese Zeitungsblätter in einer andern Gestalt
er=
scheinen
. Drey besondere Theile als
: Staats
=
vermischte und gelehrte Neuigkeiten
,
sollen den Jnhalt des Ganzen ausmachen
. Die letztern werden wenigstens die Woche
ein=
mal in dem Anhange vorkommen
, hingegen die Edicte
, Avertissements
, u
. d
. g
. in der
Ordnung
, in der sie bishero waren
, jedesmal eingerücket werden
.
Leser
, deren Beruf es nicht ist
, sich mit den Wissenschaften abzugeben
, können den
Artikel von gelehrten Sachen überschlagen
, und sich durch die Staats
= und vermischten
Neuigkeiten
, (
die man möglichst bereichern wird
) schadlos halten
.
Man wird um sichere Korrespondenzen besorgt seyn
, und sie den Lesern in Hinkunft
so bald es immer möglich ist
, mittheilen
. Es wird erlaubt seyn
, zuweilen kleine
Anmerkun=
gen beyzufügen
, die die Sitten unsers Zeitalters
, und den Zustand der Wissenschaften
be=
treffen
. Redlichkeiten
, Bescheidenheit
, und Wahrheit werden dieselben behutsam begleiten
.
Der heutige Flor der Wissenschaften und schönen Künsten
, und ihr Fortgang zumalen
in unsern Ländern
, erfordern auch in diesen Zeitungsblättern ein vorzügliches Augenmerk
.
Schon im Jahr 1762
. hatte man angefangen
, eben in derselben Anhange von dem Zustande
der inländischen Gelehrsamkeit Nachrichten zu geben
, welche drey Jahre fortgesetzet
worden
. Auswärtige und einheimische Liebhaber gelehrter Neuigkeiten haben seitdem durch
wiederholtes Nachfragen
, ob von dergleichen Nachrichten hier nichts mehr heraus kommen
werde
, ihr Verlangen dazu genug zu erkennen gegeben
; Von fremden Gelehrten sind
des=
wegen sogar Briefe anher gelangt
Da also die Hochachtung für die schönen Wissenschaften auch unter unsern Mitbürger
von Grad zu Grade fortwächst
; so soll man keine Gelegenheit verabsäumen
, für ihren
Ge=
schmack von dieser Seite besorgt zu seyn
. Die unerbethenen Urtheile gewisser Tadler und
Spötter
, denen man es niemals recht machen wird
, werden eine so wohlgemeinte Bemühung
gewiß nicht verhindern können
. Wenn hat jemals die Tadelsucht
, diese Tochter der
Unwis=
senheit und des Neides
, ihre Gränzen nicht überschritten
? Man muß die Pflichten des
Bürgers erfüllen
; den Beyfall des Rechtschaffenen erwarten
, und über niedere
Spötte=
reyen ganz wegsehen
.
Jn dem Artikel von gelehrten Sachen werden die Nachrichten von der hiesigen
Ge=
lehrtengeschichte den vorzüglichster Platz einnehmen
, und die Beurtheilungen die Billigkeit
zum Grunde haben
.
Nichts
, als aufrichtigen Begierde
, den Lesern die Wissenschaften
, und die Werke
unse=
rer Gelehrten von der vortheilhaften Seite zu zeigen
; den guten Geschmack einigermassen
ausbreiten zu helfen
, und diejenigen
, die in dem Felde der Wissenschaften überhaupt
, zum
Ruhme unsers Vaterlandes arbeiten
, unter uns bekannter zu machen
, ist der Grund
gegen=
wärtigen Unternehmens
.
Sollte man nicht den Dank des rechtschaffenen Bürgers verdienen
, wenn diese
unei=
gennützigen
, von allem Privatinteresse ganz entfernten Absichten
, auch nur in einem gewissen
Grade erreichet werden
?
Wenn es einigen Lesern dieser Blätter belieben wird
, Beyträge zu diesem Zwecke
mitzutheilen
, so werden sie mit Verbindlichkeit
, und Vergnügen angenommen
, und heraus
gegeben werden
. Es ist eine wesentliche Pflicht
, die Bemühungen derer zu befördern
, die
ihren Mitbürgern nützlich
, und angenehm zu werden wünschen
.
Jn gegenwärtigen Blättern ist sub Nro 12
. von der Ober des Herrn v
. Voltaire
vorläufige Meldung gemacht worden
, die er auf den Tod des Dauphins verfertigte
. Da
wir nun im Stande sind
, dieselbe unsern Lesern mitzutheilen
; so nehmen wir keinen
An=
stand
, sie hier in ihrer Originalsprache und eben so einzurücken
, wie sie in dem bekannten
Jour-
nal Encyclopedique
eingedruckt ist
, das ist
, mit Auslassung einiger Stellen
, die eben dem
Herrn v
. Voltaire zu keiner sonderbaren Ehre gereichen
.
Leser
, die allen poetischen Erfindungen gram sind
, mögen diesen Artikel umschlagen
,
und sich an das Uebrige halten
; ihre Neugierde wird dabey nichts verliehren
. Wir sind
nicht die einzigen
, die ihre Arbeiten nicht jedermann zu Danke machen können
.
Der Herr Verfasser fängt seine Ode mit einer Apostrophe
, an die Bildsäule
Hein=
richs des 4ten an
. Die Wendung scheint von demselben allein darum gewählt worden
zu seyn
, damit man seiner Henriade nicht vergese
. Doch sie würde ohne Zweifel ein
we=
sentlicheres Verdienst haben
, wenn sie nicht mit noch anderen Gedanken und Ausdrückungen
be=
gleitet wäre
, die man aus Ehrerbietung für die Religion hat weg lassen müssen
.
Intrepide Soldat
, vrai Chevalier
, grand Homme
,
Bon Roi
, fidel Ami
, tendre
, & loyal Amant
,
Henri
, tous nos François adorent ta memoire
,
Ton nom devient plus cher
, & plus grand chaque jour
:
Et peut être autre fois quand j'ai chanté ta Gloire
,
Je n'ai point dans les
cœurs
affoibli tant d'amour
.
Un de beaux réjettons de ta race chérie
Des Marches de ton Trône au tombau descendû
Te porte
, en expirant
, les
vœux
de da patri
,
Et les gemissemens de ton peuples éperdû
.
Lorque la mort sur lui levoit sa faulx tranchante
On vit de Citoyens une foule tremblante
Entourer ta Statue
, & la baigner des pleurs
.
C'etoit là leur autel
; & dans tous nos malheurs
Nous t'implorons encore com un Dieu tutelaire
.
C'est toi
, c'est ta valeur
, ta bonté
, ta justice
,
Qui preside à l'état raffermi par tes mains
.
Ce n'est qu'en t'imitant qu'on a des jours prospères
,
C'est l'encens qu'on te doit
.
O
! si mes deserts
, ou j'àchève mes jours
Ma voix pouvoit perçer an fond du sombre Empire
!
Si
, comme au têms d'Orphée
, un enfant de la lyre
De l'ordre des destins interrompoit le cours
,
Si ma voix - - mais tout céde leur arrêt suprême
Nos offrandes
, nos
vœux
, nos autèls
, ni toi même
Rien ne suspend la mort
. Le monde illimité
Est l'esclave eternel de la fatalité
;
A d'immuables loix Dieu soumit la nature
.
Sur ce mons entassés
, sejour de la froidure
Au creux de ces rochers
, dans ces gouffres affreux
,
Je vois des animaux maigres
, pâles
, hideux
,
Demi
-
nuds
, affamés courbés sous l'infortune
:
Ils sonst hommes pourtant
; notre mére commune
A daigné prodiguer des soins aussi puissans
A paitrir de ses mains leur substance mortelle
,
Et le grossier instinct
, qui dirige leur sens
,
Qu'à former le Vainquer de Pharsale & d'Arbelle
.
Au livre des destins tous leurs jours sont comptés
;
Le tiens l'etoient aussi
. Ces dures verités
Epouvantent le lâche
, & consolent le sage
,
Tout est egal au monde
; Un mourant n'a point d'age
,
Le Dauphin le disoit au sein de la grandeur
,
Au printems de sa vie
, an comble du bonheur
:
Il l'a dit en mourant
, de sa voix affoiblie
,
A son fils
, à son pére
, à la cour attendrie
.
O toi
! triste temoin de son dernier moment
,
Qui lis de sa vertu ce foible monument
;
Ne me demande point ce qui fonda la Gloire
?
Quel funestes exploit assurent sa memoire
?
Quels peuples malheureux on le vit conquerir
?
Ce qu il fit sur la terre
? Il apprit à mourir
.
sten
, und Grafen des heil
. Röm
. Reichs ꝛc
. ꝛc
.
be=
findlich sind
; fortgesetzt von Kriebel
, gr
. 8
.
Leipz=
zig
, 1766
. 2
. fl
. 30
. kr
.
Philippi ( Joh
. Albrecht Staatsfehler der
mehresten Hofe im französischen Gemählde
, aus
dem Französ
. übersetzt
, gr
. 8
. Berlin
, 1766
. 1
. fl
.
Corps Politiques & de leurs Gouvernements
,
2
. Tomes
, grand 12
. Lyon
, 1764 2
. fl
. 45
. kr
.
Dictionnaire Raisonné & Universel des
Adi=
maux
, ou le Reigne Animal per Linneus
, Klein
& Busson
. 4
. Tomes
, gr
. 4
. Paris
, 1759
. 24
. fl
.
Raisonné Universel d'Histoire Naturelle par
Valmont de Bomare
, 5
. Tomes
, 8
. Paris 1764
.
8
. fl
. 45
. kr
.
Trublet
, Essais divers sujets de Litterature &
de Morale
, 4
. Tome
, gr
. 12
. Paris
, 1762
.
4
. fl
. 30
. kr
.
Lettres du Marquis de Roselle par Madame
Elie de Beaumont
, 2
. Parties
, 6
. Leipzig
, 1765
.
1
. fl
Kick (
P
. Fr
. Dalmatio
) Universa Theologia
Dogmatico
-
Scholastica pro Sacra
Scientiæ
Stu-
diosis & amatoribus cuncinnata
. 4
. Aug
. Vindel
.
〈…〉
stellte Ceßion auf einem Jacob Hauzenbergischen
Wechselbrief d
. d
. 6
. Octob
. 1730
. pr
. 3000
. fl
. oder
vielmehr über die bereits hierauf bezahlte 4
.
Di=
videnten auf jenes
, was noch eingehen wird
,
vor=
findig der Original
=
Hautzenbergische
Wechselbrie=
fe hingegen aber seye dem Vorgeben nach den 24
.
Juni 1759
. in Gräfl
. Starhembergischen
Frey=
haus mit Gelegenheit der damals entstandenen
Feuersbrunst verbrennet worden
, mithin nachdeme
ihme Segalla
mandatario nomine
oblieget
, mehr
erwehnten Wechselbrief pr
. 3000
. fl
. zu mehrerer
Sicherheit behörig amortisiren zu lassen
; Als
ha=
te er wegen Ausfertigung deren in dergleichen
Fäl=
len benöthigten Amortisationsedicten das
Behöri=
ge zu erlassen
. Wann nun in dies des
Suppli=
cantens so billiges Ansuchen zu gewilligen kein
Anstand obwaltet
. Als wird jedermänniglich
,
insonderheit aber dem
= oder derjenigen
, so
obbe=
sagt
= Jacob Hauzenbergischen
, an Franz Carl von
Zollenstein ausgestellten Wechselbrief d
. d
. 6
.
Oc=
tobris 1730
. pr
. 3000
. fl
. bey Handen hat
, oder
überkommen möchte
, hiemit bedeutet
: daß er
,
oder sie sich innerhalb eines Jahrs
, 6
. Wochen
,
und 2
. Tägen von Zeit dieses affigirten Edicts bey
An
Die Liebhaber
der Wiener Schaubühne
!
Das Pasquill wider den Herrn Weiskern bey Gelegenheit des Schreibens an den
Führer des Capakaum
, an dem er keinen Theil gehabt
, von dem er keine Sylbe
gewußt hat
, hat den größten Theil des Publikum
, alle rechtschaffenen Leute
, so sehr
wie=
der den Verfasser empöret
, daß sie es unwillig weggeworfen haben
, und über eine
Hand=
lung erstaunt sind
, deren der Menschlichteit zur Ehre nur wenige
, sehr wenige Menschen
fähig seyn können
.
Man wagt es die Verdienste eines Mannes herabzusetzen
, der durch seine redliche
Denkungsart
, durch seine vortrefliche selbst vom Neide unangetastete Aufführung
, durch
die Reinigkeit seiner Sitten
, durch seine unaufhörlichen Bemühungen um die Aufnahme
des Theaters
, durch sein unabläßiges Studiren
, durch seine Kentnis anderer
Wissen=
schaften
, sich nicht allein die Gnade des Allerhöchsten Hofes
, sondern auch die
Hochach=
tung aller rechtschaffener Leute erworben hat
, dem man keine andern Fehler bey seiner
Direction vorwerfen kann
, als daß er den Geschmack einer ganzen Nation nicht hat
ver=
ändern können
; einer Nation
, die sich nicht nach den Schauspielern
, nicht nach den
Au=
toren
, sondern nach ihrem Vergnügen richtet
?
Welcher kann sich rühmen den Geschmack seiner Landsleute von der
Büh=
ne verdränget zu haben
? welcher hat es noch bey uns geleistet
? Wenn man bedenket
,
welchen recht blutigen Beschwerlichkeiten ein Direktor bey einer Bühne ausgesetzet seyn muß
,
wo er mit Eigenliebe
, Stolz
, Eigensinn
, Eigennutz
, mit allen Leidenschaften kämpfen
,
wo er für das Vergnügen des Adels sowohl als des Bürgers sorgen muß
, wo er sich
bey jedemSchritte aufgehalten sieht
, und nur mit Geduld und Muth endlich noch die Hindernisse
übersteiget
; wenn ein solcher Mann demohngeachtet noch die Bühne mit Stücken bereichert
;
kann man alsdenn wohl ohne Ehrerbietung an ihn
, denken
, an ihn den man wegen keiner
Sache tadeln kann
, als vielleicht deswegen weil er den Befehlen seiner Vorgesetzten gefolget
ist
, weil er zu einer Zeit die Direktion führet
, wo Deutschland
, und besonders Wien
, noch
so arm an guten deutschen Stücken ist
? Ein solcher Mann muß sich von Leuten kritisiret
sehen
, die nicht den geringsten Begrif von einer Direktion haben können
, und die also etwas
sagen
, ohne zu wissen was
?
Jst denn nicht selbst das ein unstreitiges Verdienst für ihn
, daß er sich über den
Schauspieler erhoben
, daß er sich an theatralische Stücke gewagt hat
, daß sie mit
Bey=
fall aufgenommen worden sind
, ein Verdienst
, das diejenigen die am meisten schreyen
,
nicht haben
, und niemahls haben werden
. Er hätte ja auch nur blos Schauspieler
bleiben
, und wider andere schreyen dürfen
?
Der Verfasser sagt uns die Neuigkeit
, daß Herr Weiskern nicht die geringste Jdee von
dem Möglichen
, dem Schönen der Natur hätte
, welches bey einem tragischen Schauspieler
erfodert wird
. Darüber wird sich nun wohl Herr Weiskern am allerleichtesten
zufrie=
den geben können
, denn dieses entscheidet die Stimme des Publikums und nicht vier
ge=
druckte Zeilen
.
Von der französischen Schaubühne lernen
; — So gehts wenn man in den Tag
hinein schreibt
, bloß verhaßten Leidenschaften Genüge zu leisten
. Herr Weiskern konnte sich
der vertrautesten Freundschaft der Herrn
Soulè
, Ribou
, Herbert
, Hedoux
und der
andern französischen Schauspieler rühmen
, welche unter allen die bereitwilligsten waren
,
ihm Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen
.
Freylich macht man sie (
die Actricen
) nicht aus Figurantinen dazu
. Haben sie
bey diesem falschen Gedanken nicht triumphiret
, da sie ihn wieder geschrieben haben
, daß
sie einen alten zärtlichen Vater bis in das Junerste seiner Seele kränken konnten
, der seine
Tochter liebt
, der sich Mühe giebt
, sie zu einer Schauspielerin zu bilden
; welcher Triumph
für ein Herz wie das Jhrige
! Muß ein ehrlicher Mann nicht wahres Mitleiden mit einer
solchen Gemüthsart haben
? Jch dachte doch es wäre immer besser
, wenn man aus einer
Person
, die getanzt
, die ihren Körper in ihrer Gewalt hat
, die nach ihrer eigenen
Vor=
schrift so lange die Französische Bühne / die Schauspieler und Schauspielerinnen hat sehn
und beurtheilen können
, eine Schauspielerin machte
, zumahl da ihr Vater selbst ein
er=
fahrner und berühmter Schauspieler ist
, dessen Unterricht sie täglich genießt
; als wenn
sich ein junges Frauenzimmer auf das Theater nehme
, das niemahls den geringsten
Be=
grif von einem Theater gehabt hat
, das also weit längeres Zeit dazu braucht
, bis es das
Publikum duldet
?
Der Brief über das
XXV
. Stück enthielt eine Kritik über einen hiesigen Schauspieler
,
deren Wahrheit ich nicht untersuchen will
, denn das sind Dinge die das Publikum
entschei=
det und vielleicht bisweilen schon entschieden hat
. Zum wenigsten aber war doch dieser
Schauspie=
ler nicht mit Nahmen genennet
, und der größte Theil des Publikum gieng darüber weg
,
es wuste es nicht
. Lassen sie uns itzt eine Vergleichung anstellen
. Sie nennen den
Nah=
men des Herrn Weiskern
, sie reißen eine Stelle aus dem Zusammenhange heraus
, in der
Hofnung
, daß sie die nachtheiligste Wirkung für den Herrn Weiskern haben wird
, und
verschweigen ihrer Gemüthsart gemäß
, alles
, was jeder ehrliche Mann mit gutem
Ge=
wissen hätte hinzusetzen müssen
.
Der Verfasser der Bibliothek der schönen Künste und Wissenschaften
, welcher eine
un=
gegründete Critik wieder den Herrn Weiskern von einem Fremden erhielt
, der Herr
Kreis=
steuereinnehmer Weiße
, der sich denn zuletzt von seinem Reisenden hintergangen sah
;
ein Mann von wahren Verdiensten
, von dem besten Herzen
, schrieb kurz darauf an den
Herrn Weiskern
, und ich kan nicht umhin den Brief einzurücken
, da ich so glücklich
ge=
wesen bin
, eine Abschrift davon zu erhalten
. *
Wir haben eine Hänselin
, eine Mercour / eine Kirchhofin besessen
. Herr Weiskern
hat sie durch tausend Bemühungen hiehergebracht
. Jst er Herr vom Theater
? Jst es
seine Schuld daß sie nicht mehr hier sind
? wie viel ließe sich hier nicht sagen
? = = = =
Eine Starkin / eine Steinbrecherin / eine Schulzin
. Man hat schon längst auf
diese und auch auf andere gedacht
, die sie nicht einmal kennen
; allein wer wird ietzo gleich
so lieblos seyn
, und diese Schauspielerinnen kleinen Gesellschaften zu einer Zeit zu
entreis=
sen suchen
, da sie mit ihren
Impressariis
in
Contract
stehen
, da es für diese braven
Leu=
te vielleicht ein unersetzlicher Verlust seyn würde
, wenn sie dieselben verlöhren
, und da
man sich vielleicht endlich aus verschiedenen Ursachen eine abschlägige Antwort zuziehen würde
?
Leihen sie uns ihr Herz
, alsdenn werden wir es vielleicht im Stande seyn
.
Zum Beschluß
, wenn auch Herr Weiskern nicht das geringste Verdienst hätte
, wie
sie es von Grund ihrer Seele wünschten
, so hat er doch gewiß das
, daß er den Herrn
Stephanie und folglich den guten Geschmack zuerst zu Riga in Liefland entdecket
, und
nicht eher geruhet hat
, bis er ihn nach Wien gebracht
; wie wir denn auch gleich die
Wir=
kung aus der Wahl seiner dargegebenen Stücke
, dem von ihm verbesserten Hochzeitstage /
der Liebe in der Grotte und andern sehr deutlich gesehen haben
. Würde Herr
Stepha=
nie wohl außerdem noch ein Mitglied unserer Bühne seyn
? dieses Verdienst können sie
den Herrn Weiskern doch gewiß nicht absprechen
, und er ist auch so bescheiden
, daß er damit
zufrieden ist
.
Wenn eine persönliche Feindschaft
, wenn Ränke die man spielt
, den Werth eines
Mannes entschieden
, wurden wir nicht oft auch die rechtschaffensten Männer für
Ungeheu=
er halten müssen
?
Wird endlich die pöbelhafte Sprache der Antwort den guten Geschmack zu bilden
,
die Sitten seiner zu machen
, wohl geschickt seyn
?
Mehr will ich diesem seichten Verfasser nicht sagen
. Sein Antwort ist seicht (
ich
bediente mich seines Lieblingswortes
) und empfehle mich allen Liebhabern der deutschen
Bühne
.
* Hochgeschätzter Freund ,
Wie Ehre Jhrer Zuschrift ist mit ungemein schmeichelhaft gewesen
. Wie wenige giebt es
, die
eine solche Beleidigung
, wie Jhnen würklich durch meine Bibliothek wiederfahren ist
, mit
gleicher Großmuth und Güte vergelten würden
! aber meine Schuld ist es nicht
, und ich werde jede
Gelegenheit suchen
, Jhnen öffentlich Gerechtigten wiederfahren zu laßen
. Der damahlige Aufsatz
kam von einem gelehrten Reisenden
, der fast alle Schaubühnen in Europa gesehen hatte
, und
viel=
leicht von dem französischen und englischen Theater noch voll
, die deutschen Vorstellungen nach jenen
beurtheilet hatte / wo freylich die dramatische Kunst weit höher / als bey uns gestiegen ist
. Mein
Eifer für unsere Bühne ließ mich nicht anstehen / diesen Aufsatz einzurücken
: sie werden aber schon
aus meinen dazumal hinzugesetzten Anmerkungen gesehen haben / daß ich die Schuld mehr auf den
vor=
nehmen Pöbel warf
, der den Geschmack unter uns nicht durch seine Aufmunterungen zu unterstützen
suchet / als auf eine Schauspielergesellschaft
, die oft bey dem feinsten Geschmacke sich nach seinen
elenden Zuhörer richten muß / wenn sie dieselben befriediget von sich lassen will
. Jch bin noch mehr
von dieser Wahrheit überzeugt worden
, nach dem ich gehöret habe
, wie Sie bey Jhren besten
Be=
mühungen von allen Seiten eingeschränket werden / und wie viel Jhnen der Neid und die Eifersucht
andere Hindernisse in den Weg werfen
: allein der Beyfall der Vernünftigen und Guten müßte Sie
für ihren Eifer belohnen
. Es gehöret Zeit und Geduld dazu
, wenn man die Barbarey und das
Vorurtheil unterdrücken will / zumal wenn es die stärkern Waffen in Händen hat
. Jch werde mir
eine Freude daraus machen
, Jhnen / Werthgeschätzter Freund
, bey jeder Gelegenheit zu zeigen / mit
wie viel Hochachtung ich bin
Dero
Leipzig den 8ten
Febr
. 1765
.
ganzergebenster Diener
Weiße
.