Num . 27 . Mittwoch den 2 . April 1766 .
Wienerisches DIARIUM .
Gedruckt in dem k
. k
. priv
. Zeitungsverlag und Buchdruckerey
im neuen Michaelerhaus mit von Ghelischen Schriften
.
C . S . P . S . C . A . M . A .
Londen den 11 . März .
Der Prinz
, mit welchem die Frau
Erb=
prinzeßinn von Braunschweig jüngst
hin entbunden worden
, wurde
vor=
gestern Abends durch den Erzbischof von
Can=
terbury getaufet
. Jhre Majestäten
, die
ver=
wittibte Prinzeßinn von Wallis
, und der
Her=
zug von York waren die Taufpathen
, und
erhielte dieser neue Zweig des Guelphischen
Hauses
, die Namen Georg Carl August
.
Weil die Kinderblattern
, welche dem
Prin=
zen von Wallis
, und dem Bischofen von
Os=
nabrück eingeimpfet worden
, nicht sofort
zum Ausbruche kamen
, befanden Jhre königl
.
Hoheiten sich in gestrigen Nacht etwas
beun=
ruhiget
; indessen sind Sie heute wieder
ru=
higer
, und da sich keine andere üble
Zufäl=
le zeigen
, hoffet man
, der Ausbruch der
Blat=
tern werde sich in kurzem auf solche Art
äus=
sern
, welche uns von aller Besorgniß für den
Ausgang der Krankheit befreyen kann
.
Seit einigen Tagen sind verschiedenemal
geheime Rathsversammlungen gehalten
wor=
den
, und es verlautet
, daß der Herzog von
Richmond
, welcher erst seit kurzer Zeit von
Paris hier angelangt
, und so lange die
Par=
lamentssitzungen währen
, hier zu bleiben
ge=
dachte
, mit ehestem
, wegen wichtiger
Vor=
fälle
, wieder dahin zu gehen Befehl erhalten
habe
.
Die neuesten Briefe von Minorca melden
,
daß das Packetboot
, so zwischen Mahon und
Marseille angeleget worden
, auf Befehl des
französischen Hofes sich nicht mehr unterstehen
solle
, nach Marseille zu kommen
. Da es
blos als eine Post
, um Briefe hin und
wie=
der zu bringen
, angelegt worden
; so
wun=
dert man sich
, was dem Pariserhofe zur
Auf=
hebung dieser Communication möge
Gelegen=
heit gegeben haben
.
Jn dem letzthin zwischen unserem und dem
schwedischen Hof errichteten Bündniß wird
unter andern auch von der Schiffarth in der
balthischen See zu beyder Nationen
sonder=
baren Vortheil gehandlet
.
Dieser Tagen wurde im Guildhall über
den Plan der neu aufzurichtenden Stadtmiliz
Rath gehalten
, und darinnen beschlossen
, daß
man zur Aufmunterung der wehrhaften
Bursche denselben
, wenn sie sich gut
auf=
führen
, nach einigen Jahren wieder ihre
vo=
rige Freyheit bewilligen solle
.
Gestern wurde Jhre königl
. Hoheit die
Prin=
zeßinn von Braunschweig in der königl
Kapel=
le zu St
. James von dem Erzbischofen von
Canterbury aus ihrem Wochenbett
herfürge=
segnet
.
Freytags hatte Sir Georg
Montgome=
ry Metham die Ehre Jhren Majestäten
we=
gen der neu erlangten Secretairsstelle bey
der grossen Guarderobbe die Hände zu küssen
.
Donnerstags langte ein Currier aus
Stock=
holm mit der Ratification des zwischen
unse=
rem und dem dasigen Hof nunmehro
geschlos=
nen Friedens und Feundschaftstractat
all=
hier an
. Dieser Tractat ist nicht viel mehr
als eine Erneuerung des schon im Jahr 1720
.
errichteten Bundes
, worinnen ausgemacht
worden
, daß eine Parthey die andere
, im
Fall ein Krieg auskäme
, unterstützen solle
,
und war die Zahl der von Großbritannien
zu diesem Endzweck auszusendender Trupen
festgesetzet
, wofür dem Churfürsten von
Ha=
nover
, Bremen und Verden abgetretten wurde
.
Man will wissen
, daß in Altspanien alle
Re=
gimenter dieser Krone in Bewegung sind
,
woraus von unseren Grossen allhier eben kein
Geheimniß mehr gemacht wird
; nur
bemän=
teln sie diese Neuigkeit mit dem
Scheingrun=
de
, es wäre jetzo die Zeit
, daß Spanien
sei=
ne Festungsbesatzungen zu verändern pflege
,
und folglich nothwendig alle Truppen im
gan=
zen Lande in Bewegung seyn müsten
. Sonst
wird auch versichert
, daß die spanischen
Li=
nien vor Gibraltar von einem Franzosen
commandiret werden
.
Zu Paris solle nunmehr wirklich an einem
neuen Handlungsbündnisse zwischen denen
Kö=
nigen von Frankreich
, Spanien
, und der beyden
Sicilien mit vielem Eifer gearbeitet werden
.
Paris den 17 . Merz ,
Auf Befehl Sr
. Majestät des Königs sind
am 13ten dieses die feyerlichen Exequien für
Weiland Se
. Königl
. Hoheit
, den Herrn Don
Philipp von Bourbon
, Jnfanten von Spanien
,
Herzog von Parma
, Piacenza
, und
Guastal=
la
, in hiesiger U
. L
. F
. Erzstifts Domkirche
,
unter dem prächtigsten Trauerschmuck und
zier=
lichster Beleuchtung gehalten worden
.
Die=
sen Trauerfeyerlichkeiten haben
, ausser dem
hochw
. Domkapitul
, das Parlament
, die
Hof=
kammer
, das Steuerkammergericht
, die
Uni=
versität
, und der Stadtmagistrat beygewohnet
.
Die versammelten Parlamentskammern
beschlossen am Montag
, den 10ten dieses
, daß
Commissaires ausgesetzt werden sollten
, um
die von dem Könige Tages vorher an die
De=
putations ertheilte Antwort zu untersuchen
. Die
an Se
. Majest
. von dem Oberpräsidenten
, an
der Spitze der 40
. Deputirten am 9ten
ge=
haltene Anrede enthält in der Ubersetzung
fol=
gende Ausdrücke
: „
Das Parlament ist von
Schmerzen durchdrungen
, da es in die Königl
.
Ungnade gefallen zu seyn
, geargwohnet wird
,
wie solches die Art und Weise
, auf welche Se
.
Majestät in Dero Antwort wider dasselbe
ver=
fahren sind zu beweisen scheint
. Dieser
Ge=
richtshof hat mit größter Betrübnuß ersehen
,
daß eine so hart beschinpfende
, imgleichen
da=
hin anfragende Antwort
, dessen Ehre vor den
Augen des Volkes verächtlich zu machen
,
öf=
fentlich bekannt gemacht worden ist
. Da nun
Sr
. Majestät Richtigkeit in Haltung Dero
Versprechen bey dieser Gelegenheit verleitet
worden
, so verhoffet das Parlament von
Höchst=
deroselben angestammten Milde
, daß Seine
Majestät dasselbe wieder in den vorigen Stand
zu setzen geruhen werden
.
„
Ein Schreiben aus Rennes enthält
folgen=
des
: „
Es sind allhier zwo Schriften im
Druck
, unter der Aufschrift
:
Rémontrances
du Parlement de Rouen
, d
. i
. Vorstellungen
des Parlaments von Rouen
, zum Vorschein
gekommen
, welche bey unserem Parlamente
angegeben
, und den
Gens du Roi
überge=
ben worden
, damit sie unverweilt den
Bericht davon abstatten mögen
. Dem
Par=
lamentsschlusse vom 28sten Februarii zufolge
,
vermöge dessen gerichtliche Untersuchungen
ver=
füget worden
, ist der sogenannte Toisel zum
Verhör vorgeladen worden
, und er hat
ge=
standen
, daß er in dem Hotel des Hrn
.
Cara=
dene verschiedene Abschriften von dem
wir=
klich verbotenen Manuscript gemacht hätte
.
Gestern ließ unser Parlament ein Schreiben
an den König abgehen
, worinn es von Sr
.
Majestät die Rückkunft aller
Magistratsperso=
nen begehret
.
Verschiedene Mitglieder der medicinischen
Facultät dieser Stadt
, welche den Fortgang
ihrer Kunst zu befördern suchen
, haben
be=
schlossen
, im April 1767
. einen gewissen
Preis auszutheilen
. Es wird derselbe in
ei=
ner goldenen Medaille von 100
. Reichsthaler
am Werte bestehen
, und ist für die
Beant=
wortung folgender Frage bestimmt
: ”
Jn
welchem Zustande befand sich die Arzneykunst
bey den verschiedenen in der Geschichte
be=
kannten Völkern vor Hippokratis Zeiten
?
”
Folgende Punkte kommen dabey
hauptsäch=
lich in Betrachtung
: 1
.
) Welcher Art Leute
war die Ausübung der verschiedenen Theile
dieser Kunst anvertrauet
? 2
.
) Die Begriffe
,
welche diese Leute von den Krankheiten
, von
ihrem Fortgange
, und von ihrem Ende
hat=
ten
. 3
) Die Methode
, welche sie bey der
Cur beobachteten
. 4
.
) Die verschiedene
Hei=
lungsmitel
, deren sie sich bedienten
. Die
Preisschriften müssen vor dem 1sten Merz
1767
. dem Hrn
. Bogen
, Königl
.
Ordens=
reiter und Decan der medicinischen Facultät
postfrey eingesandt werden
.
Copenhagen , den 14 . März .
Heute haben Se
. Königl
. Majestät den
Hollsteinischen Abgeordneten
, welche anhero
gekommen sind
, das Beyleidscompliment über
das Ableben des höchstseligen Königs
, und
den Glückwunsch zu des jetztregierenden
Mo=
narchen Thronbesteigung
, abzustatten
, eine
sehr genädige Audienz verliehen
.
Ebenfals heute sind auch die Königl
.
Jn=
signien aus demjenigen Zimmer auf dem
Schlosse Christiansburg
, wo dieselben
aufbe=
wahret werden
, in Proceßion nach der
Schloß=
kapelle gebracht worden
. Es geschahe
sol=
ches in dieser Ordnung
: 1
) Kam die Krone
,
getragen von Sr
. Durchlaucht dem Herzoge
von Schleswigholsteinaugustenburg
, welche
zum Haupte der Königlichen Leiche gesetzt
wurde
; 2
.
)
. der Zepter
, getragen von
Sr
. Durchlaucht dem Prinzen Emil von
Schleswigholsteinaugustenburg
, und
wur=
de derselbe zuoberst an der rechten Seite
nie
=
dergesetzt
; 3
) der goldene Reichs
=
Apfel
, von
Sr
. Durchlaucht
, dem Prinzen von Bevern
,
zu oberste an der linken Seite
; 4
) das
Schwert
, von Sr
. Durchlaucht
, dem
Prin=
zen Carl von Hessencassel
, in der Mitte
zur rechten Seite
; 5
) der Ritterorden von
Elephanten
, von einem geheimen
Conferenz=
rath und Ritter des Ordens
, in der Mitte
zur Linken
; 6
) der Seraphinen
=
Orden
, von
einem geheimen Rath
, zu unterst an der
Rechten
; und 7
) der Orden vom Dannebrog
,
von einem geheimen Rath und Ritter des
Ordens
, in unterst an der linken Seite
.
Diese Königl
. Prachtstücke sind auch noch
den=
selben Nachmittag
, nebst den übrigen
, in der
Schloßkapelle
, zu der gewöhnlichen Zeit
,
öffentlich zu sehen gewesen
.
Zu der auf den 18ten festgesetzten solennen
Abführung der Königl
. Leiche nach
Roth=
schild wird vor dem hiesigen Rathhause
,
eine Jllumination veranstaltet
, zu welcher
das Gerüste 51
. Ellen lang
, 28
. Ellen in
der Mitte hoch
, und 14
. Ellen breit ist
.
Es stellet dasselbe einen nach der Baukunst
errichteten Eingang zum Tugendtempel vor
,
in welchem einwärts der höchstseliger König in
der ewigen Glorie zu sehen ist
. Die
Oefnungen des Tempels sprangen mit
per=
spectivischen Auszierungen
. Auf den
Sei=
ten des Eingangs sind zwo mit Lorberen
und Palmen geschmuckte Famen zu sehen
,
welche auf des höchstseligen Königs Leiche
wei=
sen
, und das Wappen der Residenzstadt mit
ungewendeten Fackeln zu den Füssen haben
.
Oben über dem Eingange zeiget sich die
Glück=
seligkeit der Zeit in einem sitzenden Bilder
, mit
einem Horn des Uberflusses unter dem Arm
,
einem Steuerruder
, als dem Zeichen der kön
.
Gewalt
, in der einen
, und einem Kranz in
der andern Hand
, welche sie auf die
Privile=
gien der Stadt leget
. Zwischen den
freyste=
henden Säulen dieses
Portique
sind
Dänne=
mark und Norwegen
, in ausgearbeiteten
Sta=
tuen leidtragend vorgestellet
, über deren jeden ein
illuminirtes Siegeszeichen erscheinen wird
. Jm
Frontispicio erblickt man die opfernden
Tugen=
den
. Die Vorsichtigkeit und Beständigkeit
gies=
sen Oel auf den Altar und sind mit der
Gottes=
furcht
, der Gerechtigkeit
, der Mildthätigkeit
,
der Weisheit und andern Tugenden umgeben
.
Zwischen der Abbildung der Opferung und
der Glückseligkeit der Zeit ist zu lesen
:
Konig Friderichs Mynde ey fortgager
, saa
länge Residencen staaer
.
” (
Das ist
:
Des Königs Friderichs Andenken wird
fortdauern
, so lange diese Residenzstadt
steht
) Es ist dieses Gebäude
, noch mit
zween Colonnen
, die mit 8
. sinnreichen
Me=
daillons behängt sind
, und verschiedenen
an=
deren Stücken der Kunst geziert
, welche zu
beschreiben hier der Raum nicht verstattet
.
Das ganze Monument wird in
= und
auswen=
dig illuminirt werden
.
Ein anders vom 17 . März .
Der privilegirte Banco dieser Stadt hat vor
der Börse auf der nach Christiansburg zu
lie=
genden Seite
, unter Aufsicht des Hrn
. Prof
.
Wiedeveld
, ein Portique errichten lassen
,
welches von aussen
, nebst denen dazu
gehöri=
gen Colonnaden
, mit Lampen erleuchtet
wer=
den soll
. Hier folget indessen die
Beschrei=
bung
. (
* Dieses Portique stehet auf einem
Piedestal
, welches längs den Statuen des
Einganges der Börse fortgehet
. Bey
die=
sen Statuen endigen sich die Flügel des
Por=
tique
, und selbige machen selbst einen Theil
der Decorationen desselben aus
. Die
Faca=
de selbst ist auf Stufen erhoben
. Jn der
Mitte des Portique wird auf einer
Erhö=
hung ein Altar vorgestellet
, von welchen die
Flamme der Ewigkeit auflodert
, wie solches
aus der Jnschrift
:
Aeternitati
,
welche man
an dem Altare siehet
, erhellet
. Zwo
Leid=
klagende
, mit Flöhren behangen
, sind auf dem
Eintritte vorgestellet
. Ueber dem Gewölbe
des Portique siehet man eine aus Erzt
ge=
gossene Abbildung des Ueberflusses
, welcher
Kleinode und Münzen ausstreuet
, und von
der Fürsicht und der Beständigkeit begleitet
wird
. Das Relief ist auf beyden Seiten mit
Bildwerk von Eichenlaub gezieret
. Von den
zwischen den beyden ersten Colonnen
ange=
brachten Tafeln
, führet die erstere die Aufschrift
:
Advenae
!
Quotquot hanc urbem et hanc Porticum
ce-
lebratis
Sive Commercia
Sive Artes
Sive Scientias
Quaesitum venistis
Subsistite venerabundi
!
Et lugete nobiscum
!
Perdidimus
Horum omnium
Statorem
, Auctorem
, Servatorem
Beneficenissimum
Patriæ
nostræ
Patrem
FRIDERICUM QUINTUM
Regem
Daniæ
,
Norwegiæ
, Vandalorum
, Gothorum
,
Ducem
Slesvici
,
Holsatiæ
Stormariæ
,
Dithmarsiæ
,
Comitem
Odlenburgi &
Delmenhorstæ
.
Die Aufschrift der 2ten Tafel ist folgende :
Lugete vobis
!
Perdidistia
Amicum humani generis
Qui callebat linguam
Nulli orbis genti ignotam
Omnibus
terræ
incolis gratam
,
Nemini enim Principi
Serenior vultus
.
At qui simul
Servabat fidem
Gemmis & auro pretiosiorem
.
Nemini enim
Cor vultui magis consentaneum
.
Fuit vix Annis XLIII
.
Regnavit vix Annis XX
.
Eheu
! vix momenti felicitatem
!
Sed opstupestimus dolore
.
Quid enim
?
Constans ab Aeterno transmissa felicitas est
.
Gratulamini nobis vobisque
.
Revixit
.
In CHRISTIANO FRIDERICUS
In Septimo Quintus
A Die XIV
. Januarii MDCCLXVI
.
Die Tafel worauf sich diese Jnschriften
befinden
, ruhen auf Löwenköpfen
, die mit
ei=
ner Decke behangen sind
. Das 2te Couple
der Colonen ist mit Siegeszeichen und mit
dem dänischen und norwegischen
Wappenschil=
dern gezieret
, über denen sich Statuen sehen
lassen
, welche
, sich auf ihre Wasserkrüge
lehnend
, die Nord
= und Ostsee bezeichnen
.
Unter dem Portique siehet man das mit
Glo=
rien umgebene Bildniß des höchstseel
. Königs
.
Die Erleuchtung
, welche vor dem Hotel
Sr Excellenz
, des Geheimenraths vom
Con=
seil
, auch Ritters vom hohen
Elephantenor=
den
, des Hrn
. Thott
, veranstaltet werden
soll
, wird ebenfalls ungemein prächtig seyn
.
Ein 60
. Ellen in die Länge habendes
, nach
den besten Regeln der Architectur
eingerich=
tetes Gebäude
, zeiget in seiner Mitte eine
26
. Ellen hohe Spitzsäule
, an der Spitze
die Namenschifre Sr
. höchstseel
. Königl
.
Majestät zu sehen ist
. Am Eingange lieset
man folgende Jnschrift
:
Pater
Patriæ
Justus
, Clemens
, Pacificus
Natus d
. XXXI
. Mart
. MDCCXXIII
.
Denatus d
. XIV
. Januar
. MDCCLXVI
.
Jm Centro
, auf welches man aus dem
Eingange siehet
, erblicket man das
vergolde=
te Brustbild Sr
. höchstseel
. Königl
.
Maje=
stät auf einem Piedestal
. Jn einer kleinen
Ent=
fernung hinter der Pyramide
, ist ein
Mauer=
werk von 9
. Ellen in der Höhe aufgeführet
,
welches 8
. Oeffnungen
, jede von 6
. Ellen in
der Höhe
, und von 4
. Ellen in der Breite
,
hat
. An den 6
. mittlern Oefnungen siehet
man 6
. grosse Medaillons
, und die andern zu
beyden Enden der Mauer formirten Nichen
,
sind Statuen angebracht
. Jn der ersten
die=
ser Nichen
, welche 5
. Ellen hoch ist
, siehet
man die Fürsicht
, an deren Seite das Wort
Duce
stehet
.
Der erste Medaillon stellet die
Friedrichs=
kirche im Großen zwischen dem
Friedrichs=
hospitale und dem Erziehungshause stehend
,
vor
, hinter welchen man in der Ferne die
deutsche Kirche zu Christianshaven
, samt dem
Chistianshavner Kirchthurme
, erblicket
. Die
Ueberschrift ist
:
Pius &
Beneficus (
d i
.
Gottesfürchtig und wohlthätig
.
) Jn dem
Abschnitte lieset man die Worte
:
Templis
Acdibusque in usus Aegrotor & aliment
.
conditis
(
d
. i
. Durch Errichtung der
Tem=
pel
, der Kranken
= und Versorgungshäuser
.
)
Der 2te Medaillon spiegelt unter der
Vorstellung
, der mit den Sinnbildern der
Künste umgebenen Minerva
, an deren
Rech=
ten ein Phönix zu sehen ist
, auf die
Rittera=
cademie zu Soroe ab
. Jn einiger
Entfer=
nung siehet man das Schloß
Charlotten=
burg
. Die Aufschrift ist
:
Scient
. & Artium
Protector
.
( d
. i
. Ein Beschützer der Künste
und Wissenschaften
) Die Unterschrift
:
Academiis Sorana
, Pict
. Sculpt
. Archit
.
Fundatis
,
aber zeiget an
, daß der höchstsel
.
Monarch sich durch die Stiftungen der
Königl
. Ritteracademie zu Soroe und der
Königl
. Mahler
= und Bildhaueracademie
um die Wissenschaften höchst verdient
ge=
macht habe
.
Auf den 3ten Medaillon siehet man auf
einer Tafel ein Buch abgebildet
, auf dessen
Bande
C
. 5
. stehet
, nebst einem andern
Bu=
che
, welches auf dem Rücken die Aufschrift
:
“
Verordnungen von 1746 bis 1766
,
” hat
.
Ueber diesen Büchern schwebet die
Wagscha=
le der Gerechtigkeit
. Die Ueberschrift
die=
ser Tafel ist
:
Legum lator & custos
( d
. i
.
Ein Geber und Erhalter der Gesetze
.
) Die
Unterschrift lautet
:
Et Sibi & subditis
(
d
. i
. Sowohl für sich selbst
, als für die
Unterthanen
.
)
Auf dem 4ten Medaillon stehet ein Schild
mit verschiedenen Kriegsarmaturen
, über
welchen man die Worte lieset
:
Securitati
publicae prospiciens
( d
. i
. Für die
öffent=
liche Sicherheit sorgend
. Unten stehet
:
Terra marique
( d
. i
. Sowohl zu Lande
,
als zur See
.
)
Der fünfte Medaillen zeiget ein grosses
Schif
, nebst verschiedenen kleinern
, in
eini=
ger Eröfnung von Copenhagen segelnd
. Die
Uberschrift ist
:
Commerciis favens
(
d
. i
. Die
Handlung begünstigend Unten stehet
Naviga-
tione in IV
. partes
terræ
adducta
(
d
. i
. Durch
die Einführung der Schiffahrt nach allen 4
.
Welttheilen
)
Der 6te Medaillon bildet einen Bauern
hin=
ter dem Pluge
, und in einer weiten
Entfer=
nung ein Dorf und verschiedene Grenzsteine
ab
. Die Uberschrift lautet
:
Agriculturae nec
oblitus
(
d
. i
. Auch den Ackerbau nicht
ver=
gessend
.
) Unten
:
Limitibus agrorum suis
cuique assertis
(
d
. i
. Nachdem jeder des
Sei=
nigen durch Bestimmung der Grenzen der
Aecker versichert worden
Jn der 2ten Niche siehet man das Sinnbild
der Beständigkeit
, und zu deren Seite das
Wort
:
Comite
.
Die Mahlereyen dieses
Mo=
numents werden innerhalb desselben
erleuch=
tet
, auch an der ganzen Oberseite der
Pyra
=
mide und des Mauerwerks prächtige
Erleuch=
tungen mit Lampen angebracht werden
.
(
* Man giebt die Beschreibung
, wie sie
heraus=
gekommen ist
. Der Baumeister mag
viel=
leicht ein Franzose gewesen
, und ihm zu
Eh=
ten alle Baukunstwörter französisch gelaßen
worden seyn
: Es giebt aber auch
Baumei=
ster
, die ihre Kunstwörter weder französisch
,
noch deutsch recht auszusprechen
, oder zu
schrei=
ben wissen
.
Altona den 18 . März .
Mit Herzen voll des zärtlichsten
Betrüb=
nisses
, begehen heute die Einwohner dieser
Stadt den Tag
, da die entseelten Gebeine
Friederich des Fünften
, dieses so allgemein
ge=
liebtesten Königs
, zu der Asche seiner Väter
ge=
führet werden
. Und wie gerecht ist nicht
die=
ses allgemeine Trauren
!
Es stand an Seinem Thron
Die Wachsamkeit mit schlummerlosen Augen
;
Die heilige Religion
,
Die höchste Schutzgöttin der Staaten
,
Der Fürsten Majestät
;
Die Weisheit
, die das beste räth
,
und die Belohnerinn der edlen Thaten
;
Die Gnade
, die sich freut
,
Zahlose Menschen zu beglücken
,
Und unbestechliche Gerechtigkeit
Mit scharfen Adlerblicken
.
Würdige Ausdrücke der Cantate
, die diesen
Nachmittag
, bey der feyerlichen
Gedächtniß=
predigt in der hiesigen Hauptkirchte
, wird
auf=
geführet werden
.
Morgen Vormittags um 10
. Uhr
, wird das
glorreichen Andenken des verewigten
Monar=
chen
, auf dem hiesigen Academischen
Chri=
stianeo
, mit einer öffentlichen Lobrede
, die
der Professor der Beredsamkeit und
Dicht=
kunst
, und des Christianei itziger Director
,
Hr
. Paul Christian Henrici
, halten wird
,
ver=
ehret werden
. Diese feyerliche Rede wird
mit der Aufführung eines Sinngedichts
beglei=
tet seyn
, dessen Verfasser eben gedachter
Red=
ner ist
. Nach Anleitung der beeiferten
Mu=
se dieses glücklichen Dichters
, wird nach der
Rede unter andern die nachstehende Arie
erthönen
:
Hinweg mit kriegerischen Fahnen
!
Sie würden Friedrichs Gruft entweihn
.
Last sie bezwungner Unterthanen
und grosser Mörder Denkmaal seyn
!
An Rothschilds ewgen Mausoleen
Erscheint in heiligen Trophäen
,
Nur wahrer Helden Lob
.
Da wird nach ihren grösten Bildern
,
Die Tugend unsern Friedrich schildern
,
Der lebend sie erhob
.
Sonderbare Nachricht .
Aus Mangel des Raums wollen wir heute
an=
statt der sonst gewöhnlichen vermischten
Neuigkei=
ten ein Histörchen aus der letzten Bayreyther
Zei=
tung hersetzen
, das sich hören läst
.
Ein Deserteur (
von wem er dersertitet
, thut
zur Sache nichts
) sollte nebst seinem Kameraden
um das Leben spielen
; ( daß dieses mit Würfeln
geschieht
, weiß jedermann
) er schützte vor
, daß ja
die Hazardspiele auf das schärfste verbotten wären
,
da nun kein grösser Hazardspiel seyn könne
, als das
,
wodurch man um das Leben spiele
, so thäte er
kei=
nen Wurf
. Dieser Einfall soll ihm und seinem
Kameraden Pardon zuwege gebracht haben
;
si
fa-
bula vera est
.
Wien den 2 . April 1766
Den 30
. März wurde mit dem Heil
.
Oster=
tage auf die auf diesem Tag gefallene
höchste Geburtsfeyer Jhrer kaiserl
. Majestät
Maria Josepha in der nach den
gegenwärti=
gen Trauerumständen eingerichteten Gala
begangen
. Die fremden hier anwesenden
ho=
hen Standespersonen
, und der innländische
grosse Adel mit dem Militairstaat sind bey
Hofe zahlreich erschienen
, um die
Glückwün=
sche abzustatten
. Um halb 11
. Uhr erhoben
sich beede Kaiserl
. Majestäten mit den 4
.
Erzherzoginnen Maria Anna
, Christina
,
Elisabetha und Amalia königl
. Hoheiten im
offentlichen Staat nach der St
. Stephans
Erz=
stiftskirche
, und wohnten dem von des Hrn
.
Cardinals Erzbischofens Fürstl
. Eminenz
ge=
haltenen Hochamte bey
. Nach der
Zurück=
kunft speiseten beyde Majestäten mit den 2
.
Erzherzogen Ferdinand und Maximilian und
den 5
. ältesten Erzherzoginnen königl
. Hoheiten
offentlich unter Aufwartung des Adels
,
wo=
bey der außeren Hofstaat
, nemlich die Herren
Vorschneider
, Mundschenke
, und Truchseße
ihre an diesem Tag gewöhnliche
Dienstfun=
ctionen bey der Tafel verrichteten
. Jhre
Majestät die verwittibte Kaiserin
, Königin
,
haben dem feyerlichen Gottesdienst in der
Kammerkapelle abgewartet
; Abends war
grosses Apartement bey Hofe
. Diesen Tag
haben die sammentliche Oberoficiers des burgerl
.
Stadtmilitzregiments unter Anführung ihres
Hrn
. Obristwachtmeisters die Aufwartung bey
Jhro Majest
. der Kaiserin zu machen
, und
zum Handkuß gelassen zu werden
, die Ehre
gehabt
: Welche allerhöchste Gnade
densel=
ben auch des folgenden Tages bey Jhro K
.
K
. Majestät wiederfahren ist
.
Montag den 31
. war es höchstgedachter
Jhro Majest
. der Kaiserin Königin
, unserer
allergnädigsten Landesfrau gefällig
, zum
er=
stenmal seit der Zurückkunft aus Tyrol in
dem Spiegelzimmer sich wieder offentlich dem
sehr zahlreich erschienenen Adel
, und andern
distinguirten Personen zu zeigen
, und
selbi=
gen die Hand zu küßen zu geben
.
Diesen Abend wurde die seit dem
höchstbe=
dauerlichen Hintritt weil
. Sr
. Majest
. Kaiser
Franzens seel
. Gedächtniß verschlossen gewesene
Schaubühne nächst dem Kärntnerthore zum
er=
stenmal wieder eröfnet
, und der Anfang zu den
deutschen theatralischen Vorstellungen mit
ei=
nem zweyfachen Schauspiele gemacht
: Das
erste Stück war ein Vorspiel in Versen
,
be=
titelt
: die Freunde und Feinde der
Schau=
spielkunst
, vom Hrn
. Professor Johann
Elias Schlegel
, einem der berühmtesten
deutschen drammatischen Dichter
, wiewohl
unter einer andern Aufschrift verfasset
. Das
zweyte bestund in einem Lustspiele
, betitelt
:
der eigensinmige Herr
, und Hannswurst
der argwöhnische Diener
, wozu der Grund
aus dem Capricieux des Joh
. Baptist
Rous=
seau genommen
, und das Stück nach dem
hiesigen Geschmacke einzurichten versucht
wor=
den
, um es angenehmer zu machen
;
wenig=
lens ist der Zulauf ganz ungemein gewesen
.
Es wurden auch 2
. grosse Tänze aufgeführet
,
wovon der erstere mit dem Vorspiele
ver=
knüpfet war
.
Den 1sten dies haben Se
. Maj
. der Kaiser
dem königl
. preußischen Hof
= und Legationsraths
Hrn
. v
. Boehmer
, der sein Creditiv als
kö=
nigl
. preußischer Resident am hiesigen kaiserl
.
königl
. Hofe zu überreichen die Ehre gehabt
,
Audienz zu ertheilen allergnädigst geruhet
.
Heute ist das Eheverlobniß Jhrer Königl
Hoheit der Erzherzogin Maria Christina
,
mit dem Durchl
. Prinzen Albert
, Königl
.
Prinzen zu Pohlen und Lithauen
, Herzoge
zu Sachsen
, bey Hofe feyerlich begangen
worden
: Wovon das Mehrere künftig folgen
wird
.
Sonst hat auch am heil
. Ostertage in der
Kirche des Profeßhauses
S
. J
. der
wohlehr=
würdige P
. Anton Kabes
, aus der
Gesell=
schaft Jesu
, weil
. des höchstseel
. Kaisers Carl
des
VI
. Hofprediger
, nach zurückgelegten 50
.
Jahren seines Priesterthums seine zweyte
so=
genannte Primitz mit einem feyerlichen
Hoch=
amte gehalten
: es aßistirte ihm dabey nebst
5
. Priestern seines Ordens der hochwürdige
Herr Odilo Piazoll
, Abt zu Göttweich und
Szalawar in Hungarn ꝛc
. Benedictiner
=
Or=
dens
, welcher eben dieses Jahr selbst sein 50
.
jähriges Priesterthum feyerlich begehen wird
,
und mit dem vorgenannten jubilirten Priester
auch geistlich verwandt ist
, indem ihre Väter
zugleich ihre Gegenpathen waren
. Der
Zu=
lauf hoher und niederer Standespersonen war
so groß
, daß sie die sonst so geräumige Kirche
alle nicht fassen konnte
; denn jeder verlangte
diesen würdigen 79
. jährigen Greis zu sehen
,
der sich durch seinen unermüdeten Seeleneifer
durch mehr denn 40
. Jahre eine allgemeine
Liebe und Hochachtung erworben hat
; 6
.
bür=
gerliche Handelsherren haben sich selbst
ange=
bothen
, dabey die Fackeln zu tragen
. Die
Auszierung des Hochaltars war von der
Er=
findung des Hrn
. Danee
; das Gemälde
be=
zog sich auf das hohe Osterfest
, und ward
herrlich beleuchtet
.
Lista deren Verstorbenen zu Wien
in
= und vor der Stadt
.
Den 28 . März Jn der Stadt .
-
Dem Wohledelgeb
. Hrn
. Frider
. Schabenböck
,
Jh=
ro K . K . A . Maj . und der Ständis . Hofdeputat .
Kohlmeister , s . Fr . Mar . Anna , geb . v . Schönau ,
im Azolis . H . am H . Kreuzerhof , alt 33 . J . -
Hr
. Frider
. Leußmann
, K
. K
. Hofcourrier
, b
. gold
.
Rädel am Stubenthor , alt 66 . J . -
Dem Joh
. Korn
, Burgl
. Schneid
. s
. W
. Eleonora
,
im Hellmayris . H . um Fischhof , alt 30 . J . -
Anna Hablin
, Burgl
. Wittwe
, beym schw
. Thor b
.
Minoriten , alt 82 . J . -
Dem Joh
. Hießwagner
, Burgl
. Bierw
. s
. K
. Elis
.
im Wallneris . H . am Kärtnerth . alt 1 . J .
Vor der Stadt .
-
Dem Clement Jung
, Graveur
, s
. W
. Eva
, im
Klee=
binderis . H . auf der Landstr . alt 52 . J .
-
Anna Gießingerin
, Wittwe
, im Metzgeris
. H
. in
der Leopoldst . alt 76 . J . -
Dem Leop
. Flandorfer
, Burgl
. Wirth
, s
. S
. Leop
.
in s . H . auf der Landstr . alt 27 . J . -
Frider
. Kalskopf
, Burgl
. Fleischh
. in s
. H
. in der
Leopoldst . alt 64 . J . -
Sebast
. Pfeiffer
, Musicant
, beym grün
. Brunn am
Neub . alt 61 . J . -
Andre Baur
, Reitkn
. bey der H
. Dreyf
. zu
Maria=
hülf , alt 83 . J . -
Der Anna Elgerin
, Wittwe
, ihr T
. Anna
, beyn
schw . Raben zu St . Ulrich , alt 23 . J . -
Mich
. Baur
, vac
. Bräukn
. beyn gr
. Dächl
, zu
Ma=
riahülf , alt 25 . J . -
Joh
. Niedhofer
, Tagw
. bey St
. Joseph zu
Maria=
hülf , alt 61 . J . -
Dem Jac
. Hell
, Kais
. Burgwacht
. s
. K
. Franz
, beyn
Fasan am Neust . alt 3 . J . - Summa 15 . Personen , darunter 2 . Kind .
Den 29 . März . Jn der Stadt .
-
Frau Anna Hueberin
, Burgl
. Wittwe
, bey der kl
.
Weintr . am Hof , alt 56 . J . -
Fr
. Apollon
. Polzin
, Burgerl
. Wittwe
, im neuen
Passauerhof , alt 73 . J . -
Dem Hrn
. Franz Dormann
, Burgl
. Wirth
, s
. K
.
Georg , bey der gold . Kugel am Hof , alt 5 . v . J . -
Dem Phil
. Pausinger
, Burgl
. Schust
. s
. K
. Jos
. im
Gundelhof , alt 1 . J .
Vor der Stadt .
-
Dem Mich
. Weichselgartner
, Porcellainhafn
. s
. K
.
Clara , bey der gr . Linden am Tury , alt 5 . J . -
Cath
. Wertlin
, Wittwe
, bey St
. Florian am ob
.
Neust . alt 61 . J . -
Dem Jos
. Bachleitner
, Hausmeist
. s
. S
. Ernst
, im
Parockenmach . H . auf der Landstr . alt 24 . J . -
Barb
. Aumanin
, Wittwe
, beym gold
. Einhorn auf
der Laimgruben , alt 66 . J . -
Jos
. Ecker
, Holzhack
. beyn gr
. Gattern im
Liechten=
thal , alt 79 . J . -
Der Jos
. Emanuelin
, Wittwe
, ihr K
. Franz
, beyn
Sieb auf der Wieden , alt 2 . J . -
Anna Marhoferin
, Wittwe
, im langen Keller am
Neubau , alt 95 . J . - Joh . Ecker , im St . Joh . Nep . Spit . alt 63 . J .
- Summa 12 . Person . darunter 4 Kind .
Den 30 u . 31 . März . Jn der Stadt .
-
Math
. Lichtenegger
, Burgl
. Deckenmacher
, im
Ru=
ckenbaum . H . am Lugeck , alt 66 . J . -
Dem Joh
. Schütz
, Schreib
. s
. K
. Jos
. im Fischh
.
alt 4 . J . -
Andre Frais
, Hausmeist
. im Eisenhutis
. H
. in der
Singerstr . alt 67 . J .
Vor der Stadt .
-
Der Wohlehrw
. Hr
.
P
.
Bruno Jockitsch
,
Ord
. S
.
Aug . im Kloster auf der Landstr . alt 35 . J -
Hr
. Anton Schubert
, Verwalter in St Joh
. Nep
.
Spital allda , alt 51 . J .
-
Dem Hrn
. Georg Koller
, K
. K
. Hofkriegsbuchh
.
Off . s . K . Franc . im Pendl . H . in der Leop . 6 v . J . -
Steph
. Drack
, Burgl
. Glockengiess
. beym schwarz
.
Eleph . zu Mariah . alt 80 . J . -
Dem Mich
. Hofmüler Burgl
. Zeugmach
. s
. W
.
Gertr . in s . H . in der Leopoldst . alt 60 . J . -
Peter Sumerauer
, Burgl
. Schuster
, beym goldnen
Adler auf der Wieden , alt 79 . J . -
Auna Staindlin
, Burgl
. Wittwe
, im Drächsleris
.
H . am Spitalb . alt 73 . J . -
Jos
. Pecker
, Modelstech
. beym Küssenpfen
. zu
Ma=
riahülf , alt 68 . J . -
Aug
. Schnitzer
, Sollicit
. beym Ritter St
. Georg
zu Nicolstorf , alt 59 . J . - Jos . Rauch , Music . beym Hirsch . am Neust . 49 . J .
-
Dem Christ
. Horn
, Burgl
. Sammetmach
. s
. K
. Elis
.
beyn Hechten am obern Neust . alt 7 . v . J . -
Dem Leop
. Copelner
, Herrsch
. Büchsenspan
. s
. K
.
Franc . beyn Jordan auf der Wieden , alt 5 . v . J . -
Dem Joh
. Aichholz
, Tändl
. s
. K
. Rosal
. bey der bl
.
Flaschen am Spitalb . alt 6 . v . J . -
Dem Mich
. Ropmüllner
, Hauskn
. s
. K
. Jac
. beym
Kreuz am Tury , alt 2 . J . -
Dem Leop
. Richter
, Bed
. s
. W
. Rosina
, beym H
.
Geist am obern Neust . alt 50 . J . -
Math
. Mayer
, Taschner
, beym weissen Engel am
Neustift , alt 77 . J . -
Joh
. Strambach
, Reitkn
. im Tepfis
. Garten in der
Rossau , alt 40 . J . -
Magd
. Puchholdin
, led
. St
. im Ratis
. H
. zu
Mäz=
leinst . alt 28 . J . -
Theres
. Schöndorferin
, Wittwe
, bey der Kugel an
Spitalb . alt 70 . J . -
Georg Aigner
, Färberges
. im Färberis
. H
. an der
Wien , alt 68 . J . -
Thom
. Perndl
, Schuster
, beyn 3
. Brüdern am
obe=
ren Neustift , alt 52 . J . -
Maria Strellin
, led
. St
. beyn 3
. Kronen im
Liech=
tenthal , alt 77 . J . - Summa 25 . Pers . darunter 6 . Kind .
NB
. Bey dem eintrettenden 2ten
Jah=
res
=
quartal werden abermalen die
Lieb=
haber dieses Wienerischen
Diarii
,
wie auch
des Post
=
täglichen Frag
= und
Kund=
schafts
=
bogens
, um deren gewöhnliche
vorhinein
=
Bezahlung ersuchet
. Und wann
jemand das Diarium Bestallungs
=
weise
nehmen will
, so haben sich die hier in Wien
anwesende in der diesfälligen
Schreib=
stube in dem denen Michaeler
=
haus
,
die auswärtige Liebhabere aber in dem
Obrist
=
post
=
amt diesfalls anzumelden
.
Wir haben zwar in unsern letzteren Blättern von denen zwischen Sr
. allerchristlichsten
Majestät und verschiedenen Parlamentern Frankreichs entstandenen Jrrungen nicht
nur allein Erwähnung gethan
, sondern auch die merkwürdigen Reden
, die der König bey
dieser Gelegenheit theils an die Parlamentsversammlungen selbst hielt
, theils derselben
vor=
lesen ließ
, wegen ihrer Weitläuftigkeit nur auszugsweise eingeschaltet
.
Da in der neuen nürnbergischen Reichsoberpostamtszeitung eines ganze historische
Er=
läuterung
, die diese Zwistigkeiten selbst betrift
, eingerücket ist
, so wollen wir daraus unsern
Lesern das Meiste mittheilen
. Wir haben es uns zum Hauptgesetze gemacht
, alles
, was
einigermassen zum Vergnügen und Unterrichte dienet
, so viel nämlich in diese Sphäre
ein=
schlägt
, unsern Blättern einzuverleiben
. Diese kurze Erläuterung kann hauptsächlich
denen nutzen
, die in der Geschichte Frankreichs unbewandert sind
.
Frankreich ist einer der Staaten von Europa
, wo sich die Regierungsform sehr
ver=
ändert hat
. Die neuern französischen Schriftsteller
, schreiben zwar ihren Monarchen von
je her eine unumschränkte Macht zu
: und
du Fresnoy
sagt an einem gewissen Orte
:
Daß man es jederzeit für ein Verbrechen gehalten habe
, an dem Umfange der
königl=
chen Gewalt im mindesten zu zweifeln
, so sehr sey man überzeugt
, daß nichts als die
Weis=
heit und das Wohl der Völker die Triebfedern des Betragens des Königs seyn könne
.
”
Jnzwischen lehrt uns die Geschichte
, daß das Regiment der alten Franken ganz anders
beschaffen gewesen sey
, als der heutigen Franzosen ihres
.
Dorf hatte anfänglich ein jeder
, der nur Waffen tragen konnte
, das Recht
, seinen
Bey
= oder Misfall bey Errichtung der Gesetze zu bezeugen
, und sonst an den
Reichsgeschäf=
ten Theil zu nehmen
; und diese allgemeine Gerichte wurden
Placita
genennt
. Die
Ge=
treuen
, das ist
, diejenigen
, welche dem Könige mit besonderen Pflichten zugethan waren
,
hatten besage des Capitularis Carls des Kahlen
,
Tit
. 19
. c
. 10
.
das Recht
, dem Könige
alle mögliche Fehler vorzustellen
, damit er solche wieder gut machen möchte
; woferne er
aber darum seine Gesinnungen nicht ändern würde
, so sollen die geistlichen und weltlichen
Unterthanen gemeine Sache machen
, damit der König nicht im Stande wäre
, mit jemand
wider die Vorschrift der Gesetze und der Vernunft zu verfahren
. Auch nachher
, da das
kleine Volk
, um mich eines französischen Ausdrucks zu bedienen
, bereits durch die Grössern
und Mächtigern unterdrückt worden war
, so behielten wenigstens diese letztern noch das Recht
,
welches zuvor dem ganzen Volke eigen war
; keine Sache von Wichtigkeit konnte ohne ihre
Berathung und Einwilligung geschlossen und vollzogen
, und keiner konnte um eines
Verbre=
chens willen anders als durch 12
. Männer
, seines Gleichen
, (
Paribus
, Pairs
gerichtet
wer=
den
. Sie mußten
, so oft es nöthig war
, zusammen berufen werden
. Weil aber dieses
eine beschwerliche Sache war
, und täglich solche Geschäfte vorfielen
, wo man den Rath
und die Einwilligung derer Grossen oder besser zu reden
, derer Stände
, nöthig hatte
, so
fiengen die Könige an
, deren einige an ihrem Hofe zu behalten
, und ihnen andere geschickte
Männer zuzugesellen
, die mit jenen ein eigenes Collegium ausmachten
; und nun fieng die
Freyheit der Stände zu wanken an
. Philipp der Schöne entkräftete ihr Ansehen vollends
dadurch
, daß er dem übrigen Theil des Volks
, der bisher von den Grossen und
Mächti=
gern ausgeschlossen ward
, das Recht wiederum auf den Versammlungen der Stände zu
er=
scheinen
, neuerdings verliehe
, wodurch unter diesen selbst Neid und Widerwilen erregt
, die
Besorgung der Geschäfte aber immer mehr erschwehret
, mithin die Nothwendigkeit
vergrös=
sert wurde
, gewisse Gerichtshöfe anzulegen
, die beständig fortdauern
, und das
, was
eigent=
lich nur den Ständen zukam
, besorgen sollten
. Dies ist der Ursprung der heutigen
Par=
lamenter
; denn in den ältern Zeiten ward auch schon jede Versammlung
, wo man sich
von Staats
= und Regierungssachen unterredete und besprach
, mit diesen Namen belegt
.
Nichtsdestoweniger behielten die Stände bis auf Ludwig den
XIII
. noch einen Schatten
ihrer Gerechtsame
, von dessen Vorfahren sie noch dann und wann bey dringenden
Gelegen=
heiten zusammen berufen wurden
. Seit 1614
. aber hörten diese Versammlungen
gänz=
lich auf
.
Bey den meisten neuern französischen Schriftstellern ist
, in Ansehung der
Gerechtsa=
me der Parlamente wenig Raths zu holen
; unter allen
, die uns bekannt sind
, haben uns
Les origines
, ou l'ancien gouvernement de la France & c
.
welche auch durch eine
ge=
schickte Feder ins Deutsche übersetzt sind
, am aufrichtigsten geschienen
, ob wohl der
unge=
nannte Verfasser den Lesern auch vieles nur zu errathen giebt
. Will man also von den
gegenwärtigen Parlamentshändeln ein wichtiges Urtheil fällen
, so muß man auf die Quellen
der Geschichte zurück gehen
; welches nun freylich nicht jedermanns Ding ist
. Wir wollen
inzwischen hier kürzlich anzeigen
, worauf es ankomme
. Es ist in Frankreich kein
bürger=
liches Gesetz verbindlich
, es sey denn
, daß es von den Parlamenten in ihre Protocolle
ein=
getragen und bekannt gemacht worden
. Diese Befugniß der Parlamenter wird von dem
Hofe als eine blosse Formalität angesehen
, von jenen aber sogar dahin ausgedehnt
, daß sie sich
zugleich das Recht anmassen
, die Uebereinstimmung sothaner Gesetze mit dem Wohl des
Staats und dessen Grundgesetzen zu untersuchen
, und dem Könige deswegen nicht nur die
erforderlichen Vorstellungen zu thun
, sondern sogar die Eintragung und Bekanntmachung
derselben zu verweigern
. Dies hat von je her Anlaß zu grossen Verdrüßlichkeiten
gege=
ben
, wovon man in Baylens
Dictionaire
unter dem Titel
: Ludwig
XIII
: und l'Hospital
merkwürdige Beyspiele findet
. Und was in den jüngsten Zeiten vorgegangen
, ist ohnehin
jedem fleißigen Zeitungsleser bekannt
.
Wir wollen die Gründe
, womit der Hof die königliche Gewalt
, und gegenüber die
Parlamente ihre Gerechtsame vertheidigen
, hersetzen
, ohne jedoch hieran im geringsten
Theil zu nehmen
.
Der Hof sagt
: „
Der König hat seine Gewalt einzig und allein von Gott
, dem er
auch
, und nicht der Nation
, den Eid beym Antritt seiner Regierung geschworen hat
: „
Die
Gesetze haben ihre verbindlichen Kraft lediglich von der Gewalt und dem Willen des
Kö=
nigs
: „
Die Parlamenter sind nichts als Beamte des Königs
, und alle ihre Gewalt ist bloß
ein Ausfluß der königl
. Gewalt
: „
Es kommt ihnen bloß zu
, als getreue Räthe
Vorstel=
lungen zu machen
; wenn aber diese nicht gehört werden wollen
, oder können
, so ist Gehorsam ihr
gröster Ruhm
: „
Die Parlamenter zusammen machen kein eigenes Korpus der Nation aus
, und
ihr Daseyn gehört nicht mit zum Wesen der Monarchie
, sondern hängt schlechterdings von dem
Willen des Königs ab
. ꝛc
. ꝛc
.
Die Parlamenter sagen
: „
Der König steht unter den von je her eingeführten
Ge=
setzen
; diese zu beobachten hat er GOtt und der Nation geschworen
, die ihn eben deswegen
für ihr Oberhaupt erkennet
; „
Die Nation hat vom Ursprunge der Monarchie an
, mit
dem Könige bey Verfertigung allgemeiner Gesetze concurrirt
, und keine Auflage hat ihr
ohne die Einwilligung ihrer Repräsentanten
, ausgeleget werden können
: „
Frankreich hat
zu allen Zeiten
, jedoch unter verschiedenen Namen
, ein gewisses Korps von obrigkeitlichen
Personen gehabt
, welches gleichsam der Mitehpunkt der königlichen Gewalt und des
Gehor=
sams der Nation ist
, und für eines sowohl als für das andere zu wachen hat
: „
Dieses
Korps ist von dem Wesen des Staats unzertrennlich
, und leitet
, im Ganzen betrachtet
,
sein Daseyn lediglich von den Grundgesetzen der Monarchie her
, ob gleich eben diese
Ge=
setze dem Könige das Recht ertheilen
, die einzelnen Glieder desselben zu ernennen
: „
Es
ist im ganzen Königreiche nur ein einziges Parlament
, welches aber um der
Bequemlich=
keit des Staats weilen in verschiedene Classen zertheilet ist
, und an verschiedenen Orten
residiret
: „
Strittigkeiten
, die über die Grundgesetze entstehen
, können nur von der
gan=
zen Nation entschieden werden
. „
Die wilkührliche Gewalt
, welche der Hof durch
Un=
terdrückung der Gerechtsame der Parlamenter einführen zu wollen scheinet
, ist der ersten
Einrichtung der Monarchie und den Grundsätzen des Völkerrechts zuwider
, und die
Schul=
digkeit der Parlamenter erfordert
, sich entgegen zu setzen
. Keine Obrigkeitliche Person kan
gezwungen werden
, ihr Amt anders als nach Vorschrift der Gesetze zu verwalten ꝛc
. ꝛc
.
Wir kommen nunmehro auf die gegenwärtige äusserliche Verfassung der Parlamenter
,
deren zwölfe im Königreiche sind
, nämlich
: Das zu Paris
, Toulouse
, Ruen
, Grenoble
,
Bour=
deaux
, Dijon
, Aix
, Rennes
, Pau
, Metz
, Besancon
, Douay
, denen noch die
Obergerichts=
stellen in Roußillon und Colmar an die Seite gesetzt werden können
. Jedes Parlament theilt
sich in verschiedene Cammern
, dergleichen das zu Paris zehn hat
, nämlich
: Die grosse
Cammer
, die Tournelle
, worinn alle peinliche Processe geringer Leute
, (
denn adeliche und
vornehme Leute werden nur von der grossen Cammer verurtheilt
,
) abgethan werden
, fünf
Untersuchungskammern für Civilsachen
, die bürgerliche Tournelle
, welche über geringere
Schuldsachen
, und zwey Requettenkammern
, welche über persönliche Angelegenheiten zu
er=
kennen haben
. Ausser dem hat das pariser Parlament 31
. Präsidenten und 212
. Räthe
,
deren 31
. geistlichen Standes
, die übrigen 181
. aber weltlichen Standes sind
, 3
.
General=
advocaten und 1
. General
=
Procurator
.
Alle Prinzen vom Geblüte
, dann auch die legitimirten Prinzen und alle Pairs von
Frankreich haben überdies das Recht nicht nur in dem Parlamente zu Paris
, sondern auch
in jedem andern Sitz zu nehmen
.
Die Stellen in denen Parlamentern werden nach der alten Gewohnheit für grosse
Summen erkauft
, das zu Besancon ausgenommen
.
Auf eingeschickte Nachrichten eines Unbekannten .
Man hat in vorletzteren Zeitungsblatte in der Nachricht an den Leser
, von Gelehrten
ihre Beyträge zu dem Anhange von gelehrten Sachen aus den besten Absichten
in erbitten für gut befunden
. Niemals würde man haben muthmassen können
, daß diese
Absichten gewissen Witzlingen zu Ausschweifungen Anlaß geben sollen
; allein wer kann alle
die Fälle vorsehen
, die eine schwärmende Phantasie Träumern vorbildet
?
Kaum hat unsere Ankündigung die Preße verlassen
, so erhalten wir von einem sichern
Parteygänger
, der Schreiben gelernt hat
, und sich
, seine Gedanken aufs Papier zu setzen für
witzig genug hält
, einen Beytrag
, womit er unsere Blätter bereichern will
. Seine 5
. Bogen
(
der Entwurf gegen die mißgünstige Stutzer der bisherigen wienerischen
Schau=
bühne
) sind mit so vielen Allfantzereyen angefüllt
, daß sie beym ersten Anblicke die Absicht
des Schreibers
, und seinen Burlesken Kopf verrathen
.
Man wandert sich billig
, woher der Sammer dieser Schmatterschrift (
für
,
Sa=
tyre wird er sie doch nicht halten
?
) Anlas genommen
, unsere Nachsicht zu versuchen
.
Klei=
ne Streitschriften
, woran wir gar keinen Antheil haben
, zogen den patriotischen Mann auf
die große Seite
; er sträubt sich wider das Regelmäßige in dem Lustspielen
, er will nichts
als Natur
, rohe ungebildete Natur
, und bey diesem Voraussatze versucht er es
, sich an
den Verfechtern des guten Geschmacke zu reiben
. Wenn unter diesen die Stutzer
verstan=
den sind
; so erklären wir uns öffentlich daß wir den kleinen Haufen dieser so wenig
ala=
modischen Stutzer beyzutretten ganz keinen Anstand nehmen
.
Mären dem guten Manne die Grundsätze der schönen Wissenschaften nur von ferne
bekannt
, so würde er unter Regel und Natur keinen so nachtheiligen Unterschied machen
. Er
müßte es wissen
, daß sich die Regeln auf die Natur selbst gründen
, und daß ein Stück eben
darum widersinnig wird
, so bald es die Natur verfehlt hat
.
Respicere Exempla morum
vi-
tæque
jubebo
. Jst eine Regel
, die Horaz giebt
, ohne Zweifel muß man sie nachahmen
,
diese Natur der Siten und der Lebensart
; aber nicht die rohe
, ungebildete
, verunstaltete
Natur
, nicht die übertriebene Natur
, die bis ins Unwahrscheinliche
, ins Unmögliche
,
hinabsinkt
, eine Natur
, die uns ganz nicht reizt
, vor der und eckelt
; sondern die gefällige
,
verschönerte Natur
, die unser ganzes Herz hinreißt
, die uns den Beyfall abzwingt
, und
stille einnehmende Liebe einflößt
.
Id est maxime naturale
, quod natura optime fieri
pa-
titur
sagt Quintilian
, merken sie sich diese Grundsätze in Vorbeygehen mein Herr
, und
las=
sen sie dieselben ihrem Gedächtniße nicht mehr entfallen
; und dann weder ihnen Stutzer von
unserer Gattung wenniger verächtlich dünken
.
Kleine Geister
, die die Regeln der dramatischen Dichtkunst nur von ferne kennen
,
glauben gemeiniglich
, daß alles erschöpft sey
, wenn die drey Einheiten in einem Stücke
beobachtet sind
; die Anlage
, die Charaktere
, das Anzügliche in der Handlung
, die
Ver=
wicklung
, die Auslösung des Knottens
, die Wahrscheinlichkeit
, die Aehnlichkeit der
gewähl=
ten Urbilder
, die Uebereinstimmung des Ganzen
, das Gedrängte
, Volle
, Fortdaurende
das Jneressante
, das Lehrreiche der Fabel
. Ah
! = = mit diesem Gezenge hat es seine
gu=
ten Wege
; sie sind Zwang
, unnützer
, nachtheiliger Zwang sagt unser unerbethener
Corre=
spondent
, die Einheiten sind da
, das Stück hat seine Richtigkeit
, wer schert sich ums
üb=
rige
.
Nun ist es an der Zeit
, diesen Stof in Hinkunft weitläuftiger abzuhandeln
. Wir
wür=
den uns für unsere Mühe sehr belohnt schätzen
, wenn wir so glücklich wären die Liebe zum
Regelmäßigen unter unsern Landsleuten allgemeiner zu machen
. Weit entfernet
, daß wir
die Lustspiele von der hiesigen Bühne zu verdrängen suchen
; sie sind allerdings nothwendig
Das pöbelhafte
, lächerlichen
, abgeschmackte Scherze
, anzügliche
, persönliche Beleidigungen
,
offenbarer Unsinn
; Unanständigkeiten
, die die Sitten und die menschliche Vernunft
belei=
digen
, diese Abentheuer sind es
, wider die man eifert
, und sollten diese Eiferer den
Na=
men eitler Stutzer verdienen
? Jch glaube nicht
.
Wir würden den elenden Gedanken unsers Witzlings keiner Anzeige gewürdiget haben
,
wenn wir nicht wider Folgen zu kämpfen hätten
, die den guten Geschmake unter uns noch
immerzu nachtheilig sind
. Wir verbitten uns aber in Hinkunft die Ehre von derley
Win=
kelschriften belästigt zu werden
; die Mühe des Schreibens wird verlohren seyn
, denn man
wird sie durchaus nicht mehr lesen
. Um so mehr willkommen werden uns im Gegentheile
die Beyträge geschickter redlicher Männer seyn
, die unsere Absichten billigen
, und mit uns
in ein Geleis einschlagen
.
* Wir erinneren uns hier der Beyträge zum Rabenerischen Wörterbuche des gelehrten
Hrn
. Prof
. v
. Sonnenfels unser Held mag sich unter dem Worte Natürlich
zu Rechte weisen lassen
.