Num . 30 . Sonnabend den 12 . April 1766 .
Wienerisches Diarium ,
oder
Nachrichten von Staats
, vermischten
,
und gelehrten Neuigkeiten
.
Verlegt bey den von Ghelischen Erben .
C . S . P . S . C . R . A . M .
Staatssachen .
Londen den 25 . März .
Der 17
. war ein Tag der Freuden in
ganz England
, und also auch in
Londen
. Die Glocken läuteten den
ganzen Tag
; die Gässen erthönten vom
Freu=
dengeschrey
; vor öffentlichen Häusern waren
Fahnen
, und von den Schiffen auf der
Them=
se die Flaggen aufgesteckt
, alle nach Amerika
bestimmte Schiffe hatten neue Flaggen
, und
Abends war die Stadt illuminirt
, vor
eine=
gen Wohnungen der vornehmsten Kaufleute
hielten Wägen
, worauf sich mit Ale
ange
=
füllte Vässer befanden
, welches starke Bier
sie dem gemeinen Volke Preis gaben
; denn
der König war diesen Tag im Parlament
,
und hat seine Einwilligung gegeben
:
1
) Zu der Bill
, die Stempelacte
aufzu=
heben
.
2
) Zu der Bil
, die Abhängigkeit der
brittischen Colonien in America von der
Kro=
ne
, und dem Parlamente von Großbrittanien
zu versichern
.
3
.
) Zu der Bill
, die Cyderacte in
jetzi=
ger Form aufzuheben
, und die Taxe nicht
auf die Cydermacher zu legen
, und sie nicht
durch Accisbediente einzufordern
; sondern sie
auf die Verkäufer zu legen
, und durch die
or=
dentlichen Kirchspielsbeamten heben zu lassen
.
4
) Zu der Bill
, St
. Majest
. eine Bey
=
Hülfe zum Dienst des itztlaufenden Jahrs zu
bewilligen
, wie auch zu verschiedenen Bills
,
welche Privatpersonen betreffen
.
Den 18ten Morgens kamen die Kaufleute
der Börse gegenüber in dem Weinhause
, das
Königl
. Wappen
, zusammen und fuhren in
Proceßion auf die 500
. Kutschen nach Hofe
,
um den König ins Parlament zu begleiten
.
Der Zulauf des Volks war ungemein groß
,
und der Zuruf
:
Long live King George
,
überaus stark
. So groß ist die Freude
, daß
die amerikanische Stempelacte aufgehoben ist
.
Wie groß wird nicht die Freude der
Ameri=
kaner seyn
!
Sonst ist im Parlamente diese Tage über
nichts vorgegangen
; denn seit den 13ten sind
beyde Häuser geschlossen
, und gestern den 17
.
ist nichts geschehen
, als daß die Acten
, die
oben benennet sind
, das Oberhaus paßirt
haben
.
Den 12
. März hatte der französische
Ge=
sandte
, Graf de Guerchy
, eine Audienz zu
St
. James bey dem Könige
, in welcher er
das Absterben Stanislai
, Königs von
Poh=
len
, und Herzogs von Lothringen und Bar
,
bekannt machte
. Es gehet die Rede
, daß
der Herzog von Richmond hier verbleiben
,
und an seine Stelle der Graf von
Hunting=
ton als Abgesandter nach Paris abgehen
wer=
de
. Jhre Königl Hoheiten der Prinz von
Wallis
, und Bischof von Osnabrück
, welche
inoculirt worden
, sind ausser Gefahr
, und
sollen nach Richmond gebracht werden
, so
bald es die Umstände zulassen wollen
.
Man erwartet täglich den Prinzen von
Hessencassel
, welcher im Namen des Königs
in Dänemark mit einer Schwester unsers
Kö=
nigs Majest
.
per procurationem
die Trauung
vollziehen solle
, man glaubt
, daß diese feyerl
.
Handlung gegen Ende des Aprilmonats vor
sich gehen wird
.
Herr Pitt ist wiederum der
Hauptgegen=
stand der Unterredungen in allen politischen
Gesellschaften
. Er hat dem Parlament den
elenden Zustand der Land
= und Seeofficiers
,
die auf halben Sold leben müssen
, vorgelegt
,
und zum Besten dieser tapfern Leute sehr
nachdrücklich geredet
, in der Absicht
, daß
man ihnen doch ihren Sold vermehren
mö=
ge
, weil es nicht möglich ist
, daß sie mit
Ehre davon leben können
. Es ist hierauf im
Parlament beschlossen worden
, die Sache
mit ehesten in Erwägung zu ziehen
. Herr
Pitt ist vor einigen Tagen nach Hofe berufen
worden
, und hat mit dem Könige verschiedene
Stunden allein eine Unterredung gehabt
.
Gleich darauf ward eine Rathsversammlung
gehalten
, worüber aber
, ist noch nicht
ei=
gentlich bekannt
. Das Gerüchte sagt
, daß
Herr Pitt noch vor Ende dieser Woche von
neuem die wichtigste Stelle in der
Admini=
stration bekleiden werde
. Am Ausgang der
Woche muß sichs zeigen
.
Die neuesten Briefe von Gibraltar
mel=
den
, daß es für nöthig befunden werde
, um
den Fuß des Bergers oder Felsen herum
, so
bald als möglich
, eine starke Mauer
, oder
einen Wall anzulegen
, in Ansehung der
Ge=
fahr
, darinnen sich die Einwohner befinden
,
da seit dem fatalen 30sten Jänner der durch
die Ueberschwemmung häufig abgerissene Sand
,
wie auch Steine
, noch immer stark
herab=
rollen
, die Strassen unwegsam
, und die
Häu=
ser unbrauchbar machen
, so
, daß man nicht
in dieselben kommen kann
. Schmiede
,
Zimmerleute
, Maurer
, ꝛc
. mit einer
unge=
heuren Menge Materialien
, werden zu
Schif=
fe gebracht
, um sobald als möglich nach
Gi=
braltar abzugehen
; welches anzeigt
, daß man
ohne Zeitverlust darauf bedacht ist
, den Ort
keiner Gefahr blos zu stellen
, sondern ihn
wiederum aufs beste zu verwahren
.
Aus Liverpool wird gemeldet
, daß ein
ge=
wisser Wiliam Whitle seine Frau
, und 2
.
Kinder
, von welchen sie 8
. Tage zuvor
ent=
bunden worden
, auf eine recht grausame
Weise ermordet habe
. Hierauf zeigte er der
Obrigkeit an
, daß er seine Frau
, und
sei=
ne 2
. Kinder getödtet angetroffen habe
;
weil man aber an seiner Kleidung
Blutfle=
cken wahrnahm
, ward er sogleich in Verhaft
genommen
, worauf er sich als den Thäter
dieser Grausamkeit angab
.
Versailles den 23ten März .
Das Schreiben
, welches der Graf
Po=
ninski von Seiten des Fürsten Primas in
Pohlen zu überreichen eigens anher
abgesen
=
det worden
, ware mit Ehrforchtsvollen
Ent=
schuldigungen über den Unfug angefüllet
,
der sich währendem Jnterregno zwischen dem
Königl
. französischen Abgesandten Marquis
von Paulmy
, und diesem Prälaten
zuge=
tragen hatte
.
Genua den 22ten März .
Den 16ten dieses Abends gegen 4
. Uhr
wurden die schon eine geraume Zeit her in
unserer Gewalt gewesene Corsen eingeschiffet
.
und nacher Bastia abgeführet
, allwo sie
ge=
gen unsere von denen Aufrührern gefangene
Leute sollen ausgewechselt werden
. Man
sagt
, daß diese Auswechslung auf
Veranlas=
sung des französischen Commendanten in
Cor=
sica beschehe
.
Florenz den 25ten März .
Den 19ten dieses wurde das höchste
Namensfest beeder Kaiserl
. Majestäten bey
Hofe in Trauergala gefeyret
, wobey unsere
höchste Herrschaften den hiesigen Adel zu
ver=
schiedenen Stunden zum Handkuß zu lassen
geruheten
. Gegen 11
. Uhr fuhren sodann
Jhre Königl
. Hoheiten mit dem
gewöhnli=
chen Staatgepränge in die St
.
Felicitas=
kirche
, wohnten daselbst dem gesungenen
Hoch=
amt bey
, und nach beschehener Zuruckkunft
in den Pallast
, war abermal Handkuß bey
der Großherzoginn Königl
. Hoheit
.
Hier=
auf speiseten Unsere Durchleuchtigste
Herr=
schaften unter dem Schall einer herrlichen
Musik offentlich
; Abends ware wiederum
Handkuß bey unserer geliebtesten
Großher=
zoginn Königl
. Hoheit
, und ein hierauf
er=
folgten grosses Apartement für alle den
Zu=
tritt nach Hofe habende Damen und
Ca=
valiers
, machte den feyerlichen Schluß
die=
ses erfreulichen Tages
.
Uebrigens haben Se
. Königl
. Hoheit
,
un=
ser von Gottesforcht ganz beselter
Großher=
zog öffentlich den gemessensten Befehl
ge=
hen lassen
, daß in Hinkunft keine Manns
=
Person sich mehr unterfangen solle dem bis
nunzu üblich gewesten unanständigem
Ge=
brauch zufolge in der Kirche während der
Predig den Hut aufzusetzen
; auch haben alle
Sacristaner der hiesigen Kirchen Befehl
er=
halten
, keinen Weltgeistlichen mehr in
an=
deren als schwarzen Kleidern
, wenn es auch
nur ein Regen
= oder Reißrock wäre
, zur
Be=
gehung des heiligen Meßopfers zuzulassen
.
Madrid den 11 . März .
Se
. Majest
. der König
, haben den Hrn
.
Don Martin von Mayorge
, Capitain bey
den königl
. spanischen Garden zu Fuß
, zum
Gouverneur von Alcantara ernannt
.
Die=
se auf einem Felsen am Fluße Tago in
der Provinz Estremadura gelegene Stadt ist
daher merkwürdig
, daß eine schöne Brücke
über den Fluß gehet
, welche zu Zeiten des
Kaisers Trajan aufgeführet worden
.
Die von Cadix eingegangenen Briefe sind
voll Weheklagens wegen der Folgen des
dies=
jährigen harten Winters
, dergleichen bey
Menschengedenken nicht alda erlebet worden
.
Die Felder in der ganzen Gegend sind
ver=
wüstet
, und durch die seit einem ganzen
Mo=
nate anhaltenden stürmischen Winde
,
unter=
schiedliche Schiffe von verschiedenen
Natio=
nen zu Grunde gegangen
. Das neue
Re=
giment der Prinzessinn Regiment genannt
,
jetzt seine Werbungen daselbst mit gutem
Er=
folge fort
. Die Ergänzung des Regiments
Ultonia
, so das Sevillische in gedachtem
Ca=
dix ablöset
, wird auch bald zu Stande
ge=
bracht seyn
. Auf gleiche Art geht es mit
allen königl
. Regimentern
, die nicht in
voll=
zähligen Stande waren
.
Toulon den 19 . März .
Es werde in hiesigem Hafen zwey
Kriegs=
schiffe
, zwo Fregatten und vier Schebecken
ausgerüstet
, welche unter dem Comando des
Chefs d'Escadre
, Prinzen von Listenois de
Beauffremont
, in die See stechen sollen
. Der
Sage nach wird dieser Herr den
Generalma=
jor bey der königl
. Leibwache
, Herrn
Mar=
quis von Montmorency
, nach
Constantino=
pel begleiten
, wo letzterer den königl
.
Bot=
schafter bey der Pforte
, Herrn Ritter von
Vergennes
, ablösen wird
. Demnächst soll
er mit seinem Geschwader nach den
Han=
delsstädten in der Levante absegeln
, und
sei=
ne Fahrt nach Marocco richten
, um den
wirklich zwischen der Krone Frankreich und
diesem afrikanischen Monarchen auf ein Jahr
von dem ersten letztverwichenen Octobers an
zu rechnen
, bestehenden Waffenstillstand in
einem Friedenstractat einzukleiden
.
Beschluß der letzthin abgebrochenen
Nach=
richt von dem Königl
. Dänischen
Leichenbegängnisses
.
Nachdem die Beysetzung der Königl
.
Lei=
che vollendet war
, begaben Sich Se
. Maj
.
der König
, nach Dero Pallast in Rothschild
,
wo Sie
, nebst den darzu eingeladenen
Fürst=
lichen Personen und Ministern
, in allen 14
.
das Mittagsmahl einnahmen
, und die auf das
Leichenbegängniß geschlagene Medaillen
aus=
zutheilen geruheten
. Die übrige
Anwesen=
de wurden an verschiedenen andern Tafeln
be=
wirthet
.
Das Dessert auf der Königl
. Tafel stellete
ein mit Cypressen und Vergißmeinnicht
be=
streuetes Feld vor
, in dessen Mitte eine
Egyp=
tische Pyramide stand
. Jm Prospecte der
4 Seiten sahe man vier von des
höchstseli=
gen Königs Stiftungen angebracht
, als 1
)
die Friderichskirche in der Friderichstadt
,
2
) die deutsche Friderichskirche auf
Christi=
anshaven
, 3
) das Friderichshospital
, und 4
)
das Erziehungshaus
. Neben der Pyramide
war eine kleine Erhöhung
, auf welcher man
des höchstseligen Monarchen mit einer
Ster=
nen
= oder Ewigkeitskrone bekröntes Brustbild
erblickte
. Unterwärts umher waren die Zeit
,
allerhand Armaturen und Fahnen
, wie auch
die Tugenden
Prudentia
und
Constantia
,
zu
sehen
. Die Zeit hielte einen Schild
, auf
welchem stand
:
Coelo curat et Seclis
. An
den Seiten zeigten sich die Königreiche
Dän=
nemark und Norwegen in einer traurigen
Stellung
, jedes bey seinem Opferaltar
, mit
der Ueberschrift
:
Grato Animo Regi
.
Fer=
ner mit der Ueberschrift
:
Tibi in Æternum
Fidi
.
An jedem Ende des Desserts sahe man
zwo andre kleinere Egyptische Pyramiden
,
auf welchen des höchstseligen Königs
Tugen=
den mit emblematischen Sinnbildern
ausge=
druckt waren
. Diese letztere waren mit
ei=
ner Gallerie von Vasen und Figuren geziert
;
und über dieses waren dabey aller
Provin=
zen Wapen und andere Sinnbilder angebracht
.
Auf der Oberhofmarschallstafel stand
,
auf dem mittelsten Obelisk
, diese Ueberschrift
:
Divo
FRIDERICO V
.
Dan
. Norv
. Vand
. Goth
.
Regi
. Optimo
.
Qui
.
Prudentia
. et
. Constantia
.
Deo
. ac
. Regnis
.
XLII
. Annos
. Vixit
.
XIX
. Delicium
. generis
. humani
.
XIX
. Annos
. regnavit
.
Pientissimus
. Pater
. Civium
.
Sacrum
.
Nach aufgehobener Tafel begaben sich Se
.
Königl
. Majestät
, nebst Sr
. Konigl
. Hoheit
,
dem Prinzen Friderich
, und dem übrigen
Ge=
folge
, nach Copenhagen zurück
, wo sie des
Nachmittags zwischen 4
. und 5
. Uhr
anlang=
ten
. Se
. Majestät geruheten darauf
, des
Abends Sich in der Stadt umher zu
bege=
ben
, und die mannigfältige und zum Theil
prächtige Jlluminationen zu besehen
, die
die=
sen Abend
, wie den vorigen
, wieder
ange=
zündet waren
, und wie dieselben in
unzähli=
gen auswendig brennenden Lampen und
Fa=
ckeln bestanden
, wegen des stilleren Wetters
,
besser
, als den 18ten
, sich präsentirten
.
Die vornehmsten unter den vorgedachten
Jlluminationen sind heute Abends den 21sten
zum Vergnügen Jhro Königl
. Hoheiten
,
des Prinzen Friderichs
, und der Königl
.
Prinzeßinnen
, welche umher gefahren sind
,
dieselben zu besehen
, von neuem angezündet
worden
.
Gestern ist alhier
, auf allergnädigsten
Be=
fehl
, das Trauergeläute mit den Glocken der
Stadt zum erstenmal eingestellet worden
.
Es haben auch die Wachen wieder
angefan=
gen
, bey ihrem Ausziehen
, wie gewöhnlich
,
das Spiel zu führen
; doch sind die
Jnstru=
mente
, wie vorhin
, mit Flor behangen
.
Regensburg von 27 . März .
Der neue Großbritannischen Minister Hr
.
von Grenville
, ist dieser Tagen allhier
ange=
langet
. Aus München wird geschrieben
, daß
Se
. Churfürstl
. Durchl
. zu Bayern dero
Staats
= und Conferenzminister
, den Herrn
Grafen von Baumgarten
, welcher bey der
römischen Königswahl und Krönung Sr
. jetzt
glorreichest regierenden Kaiserl
. Majestät
,
auf dem Churfürstentag zu Frankfurt als
er=
ster Churbayrischer Botschafter gewesen
, zu
dero ersten Oberhofmarschall
, an die Stelle
des vor Kurzem verstorbenen Herrn Grafen
von Törringseefeld
, zu ernennen
, und die
durch den tödtlichen Hintritt des Hrn
. Franz
Joseph Freyherrn von Bettendorf
, Seniors
und Domscholasters zu Augspurg
, insulirten
Probsten bey U
. L
. F
. Stift zu München ꝛc
.
erledigte Probstey in jetzgedachtem Stifte
dem Joh
. Adalbert Freyherrn von Bodmann
,
Domcustos zu Regensburg
,
Consistorialvice=
präsidenten daselbst
, und Probsten zu Spalt
,
zu ertheilen geruhet haben
. Da auch der
hochsel
. Freyherr von Bettendorf ein
Mit=
glid der churbayrischen Landstände geistlicher
Bank gewesen
, so haben die löbl
.
Landstän=
de an dessen Stelle den Herrn Bernhard
,
Grafen von Eisenbach
, Abten der in
Ober=
bayern gegen dem tyrolischen Gebürge
gele=
genen
, vom Kaiser Ludwig den
IV
. im
Jah=
te 1330
. gestifteten Abtey Ettal
Benedicti=
nerordens
, hinwiederum zu ihrem neuen
Mitgliede durch Mehrheit der Stimmen
erwählet
.
Beschluß der neulich abgebrochenen
histo=
rischen Beschreibung der vereinigteen
Niederlanden
.
Diese Republick hat übrigens lediglich der
Hand=
lung ihr Ansehen und ihre Reichthümer zu danken
.
Die ostindische Handlungsgesellschaft ist wohl auf
dem ganzen Erdkreise die gröste und mächtigste
.
Sie ward schon 1602
. mit einem Capital von
un=
gefehr 6
. Millionen Holl
. Gulden errichtet
, welcher
Fonds in Actien oder Zettel von 3000
. fl
. zertheilet
war
, deren jede nunmehr wohl mit 18000
. bezahlt
wird
.
Wenn man also in den Zeitungen liest
: die
Actien der ostindischen Gesellschaft sind 600
. so
heißt dieses so viel
, als eine Aetie
, die
anfäng=
sich
, d
. i
. bey Errichtung der Gesellschaft 100
. werth
war
, wird nun mit 600
. bezahlt
, und so mehr
,
oder weniger
.
Verlassenschaft besitzt in Wien unermeßliche
Ländereyen
, die fast alle den Portugiesen
abgenom=
men wurden
, und die sie durch ihren General
=
Gouverneur zu Batavia en souverain beherrschen
läßt
; jedoch gehet alles unter dem Namen der
Ge=
neralstaaten
, denen sie auch von Zeit zu Zeit für
die Verlängerung ihrer Privilegien
, dergleichen sie
den 1
. Jänner 1755
. wieder auf 20 Jahre
erhal=
ten hat ansehnliche Summen bezahlen muß
. Die
ganze Verwaltung dieser Gesellschaft ist 67
.
Vor=
stehern dieser Gesellschaft anvertraut
, die aus den
vornehmsten Jnteressenten ernennet werden
, und
in 6
. Collegia getheilet sind
, die zu Amsterdam
,
Mittelburg
, Delft
, Rotterdam
, Hoorn und
Enkhuy
=
sen niedergesetzet sind
, aus denen wiederum 17
.
Mitglieder abgeordnet sind
, die das beständige
Generaldirectorium oder den sogenannten Rath
von Jndien ausmachen
, und immer 6
. Jahre zu
Amsterdam
, dann 2
. Jahre zu Mittelburg
residi=
ren
. Da inzwischen auch andere Nationen sich in
den ostindischen Handel gemischet haben
, so ist
leicht zu erachten
, daß der Profit der Gesellschaft
nicht mehr so beträchtlich seyn könne
, als er von
Anbeginn derselben war
.
Die zweyte privilegirte ansehnliche
Handlungs=
compagnie ist die Westindische
, die 1621
.
errich=
tet wurde
, und sich auch auf die africanische Küste
erstrecket
, weßhalb sie auch oftmals die africanische
Compagnie genennet wird
. Jhr Fonds war etwas
über 600000
. Gulden
; Jhre Actien sind
gegen=
wärtig bis auf 36
. oder 40
. pro Cent gefallen
,
woraus zu schliessen
, daß zwischen ihr und der
Ost=
indischen eine grosse Kluft befestiget sey
.
Vermischte Neuigkeiten .
Unlängst ereignete sich zu Londen eine
Begeben=
heit
, die in den Gesellschaften verschiedene Tage
hindurch
, Stoff zu scherzhaften Gesprächen gab
.
Ein Officier von der Garde
, von guter Familie
,
verfügte sich nach geendigter Comödie in eines von
den Häusern von Drurry Lane
, wo man allezeit
Frauenzimmer antrift
, die von der Tugend einen
sehr allgemeinen Begriff haben
. Er begab sich mit
einer von diesen Schönen in ein besonderes
Zim=
mer
, und nach verschiedenen Gesprächen verfiel er
darauf
, seine Göttin in Mannshabit bewundern
zu können
. Er kleidete sie daher mit seinen
eige=
nen Kleidern an
, und da er fand
, daß sie nach
seinem Geschmacke war
, zog er die ihrigen an
,
um gleichfalls zu sehen
, ob er als ein
Frauenzim=
mer besser aussehen
, als eine Mannsperson
. Die
Schöne bewunderte ihn eben sowohl als er sie
, und
unter dem Vorwand
, daß sie sich in ihrem neuen
Putze der Wirthin zeigen wollte
, ergrief sie die
Gelegenheit mit den reich galonirten Kleidern des
Officiers und mit seinen Beinkleidern
, in welchen
sich ausser einer ansehnlichen Börse
, auch eine goldene
mit Brillanten besetzte Uhr befand
, aus dem
Hau=
se zu schleichen
. Als der Officier lange vergeblich
auf sie gewartet hatte
, war er endlich genöthiget
,
in Frauenzimmerkleidern in die Wirthstube zu
ge=
hen
, um sich nach ihr zu erkundigen
. Alle die
im Zimmer waren
, erkannten ihn sogleich
, und
anstatt ihm zu antworten
, wurde über seinen
lächer=
lichen Frauenaufzug
, über seinen entblößten Hals
und den elenden Anstand
, den er dabey hatte
,
ein so uneingeschränktes Gelächter aufschlagen
,
daß er für nöthig fand
, sich mit Scham und Spott
überhäuft zu entfernen
. Er war von zu vielen
Personen gesehen worden
, als daß er sich hätte
Hoffnung machen können
, es würde sein Unglück
verschwiegen bleiben
. Ganz Londen war mit der
Geschichte des in die Pallas verwandelten Mars
,
schon den andern Tag angefüllet
, und das
Ge=
spötte gieng so weit
, daß dieser Officier sich
ge=
nöthiget sahe
, diese Stadt auf einige Zeit zu
ver=
lassen
, um einstweilen auf den Gütern eines seiner
Freunde zu leben
.
* Nicht Venus
, nicht der Gottt der Liebe
Sind Pallas Räuber hier
; O nein
!
Sonst müßte Mars längst nackend seyn
.
Nur die Gelegenheit macht Diebe
Chinesische Sprüchwörter .
Aus einer zu Londen herausgekommenen
Samm=
lung von chinesischen Originalstücken
.
Wer viel redet
, dem wird niemals an
Fein=
den fehlen
. Der Weise redet wenig
, und höret
mehr
.
Wenn man die Zweigen eines Baums nicht
ab=
pflückt
, da sie noch zart sind
, so können sie
nach=
her nicht ohne einer Axt abgehauen werden
. *
)
Jn Gesellschaft bewache deine Zunge
; in der
Einsamkeit dein Herz
. O Frauenzimmer
!
Nicht ein einziger von Zehntausenden kommt
durch Gift um
, und doch erfüllet uns die blosse
Erwähnung desselben mit Schrecken
: welche
Men=
ge Menschen raft die Unmäßigkeit hinweg
? und
doch wie wie wenig fürchtet man sie
!
Je eiliger man einen Strang Zwirn entwickeln
will
, desto mehr verwirret man ihn
.
An einem verborgenen Orte einen Schatz finden
,
dessen Eigenthümer man weiß
; ein schönes
Frauen=
zimmer allein antreffen
; die Stimme unsers
Fein=
des hören
, der in einen Brunnen gefallen ist
, wo
er ohne unsere Hülfe umkommen muß
; = =
vor=
trefliche Probiersteine
, des Herzens
?
Ein gutes Buch zum erstenmale lesen
, heißt
sich einen neuen Freund erwerben
; wenn man
eines wieder lieset
, daß man schon einmal
gele=
sen hat
, da ist es als fände man einen alten
Freund wieder
.
Wenn eine Familie des Morgens früh aufsteht
,
so mache den Schluß
, daß das Haus sehr wohl
regiert wird
.
*
) Die Nothwendigkeit einer frühen Zucht um
die lasterhaften Ausschweifungen der Jugend
zu unterdrücken
.
Wien den 12 . April 1766 .
Dienstag den 8ten wurde die Vermählung
Jhrer Königl
. Hoheit der Erzherzoginn
Christina mit dem durchlauchtigsten Prinzen
Albrecht
, königl
. Prinzen in Pohlen
, und
Herzoge zu Sachsen
, Dero hohes
Namens
=
fest eben auf diesen Tag fiel
, zu Schloß
=
Hof
in der Kapelle um 6
. Uhr Abends
, ohne
öf=
fentlichen Gepränge
, vollzogen
. Sowohl
beyde Kaiserl
. Majestäten
, als der Kaiserinn
Apost
. Königinn Majest
. waren mit der
durch=
lauchtigsten Erzherzoginn Maria Anna dabey
zugegen
, und der hochwürdigste
durchlauch=
tigste Prinz Clemens zu Sachsen
, Bischof zu
Freisingen und Regensburg
, Coadjutor zu
Augsburg
, verrichtete die priesterliche
Traun=
ung und Einseegnung
. Die durchlauchtigste
Braut war in ostindischen Mousselin mit
Silber gekleidet
: die Damen trugen weissen
Taffet mit Schwarz
: die Cavaliers graues
Tuch mit schwarzen Seidenborden gebrämt
,
welches wegen noch währender tiefen Trauer die
Hofunisorm auf dem Land ist
. Die Tafel war
diesen Tag von 24
. Couverts
, und der grosse
Schloßsaal nebst andern festlichenVerzierungen
mit 8
. auf die Art der Gobelins zu Paris nach
den Zeichnungen des Le Brun verfertigten
kost=
baren Tapeten behangen
, deren Vorstellungen
auf das hohe Beylager anspielten
, und
fol=
gende waren
: 1
. Paris mit dem Apfel als
Richter der 3
. Schönen
. 2
. Helena die
schönste Griechin von dem Trojaner Paris
entführt
. 3
. Die Vermählung Alexanders
des Großen mit Roxane der schönen Perserin
.
4
. Der Hochzeitgott
, und der Liebesgott mit
der schönen Psyche
. 5
. Venus und ihr
ge=
liebte Adonis
. 6
. Venus auf ihrem
Lust=
wagen
. 7
. und 8
. Tänze von Nymphen und
Satirn
.
Die eingewirkte Jnschrift lautete :
VENERI FELICI
SATYRI ET NYMPHÆ
VICINI RURIS
VOTA SOLVUNT
.
Den 9ten wurde die Einsegnungsmesse von
dem durchlauchtigsten Prinzen Clemens
gele=
sen
. Diesen und den folgenden Tag wurden
einige Landlustbarkeiten
, als
Bauerenhoch=
zeit
, Glückshafen
, Armbrustschiessen
, kleines
Lustfeuer
, Bauerncaroussel von 8
. paar
Rei=
tern
, welche die vier Elemente vorstellten
,
Bauernwettrennen von 4
. Bauernwägen
,
und ein dergleichen Tanz von 8
.
Säcklau=
fern ꝛc
. zur Unterhaltung des Hofes
aufge=
führet
. Dieser hielt Mittagmahl
Den 10ten zu Niederweiden
, einem nächst
dem Schloße Hof in der Ebene gelegenen
neuen Lustschloß
. Jhro Maj
. die Kaiserinn
Königinn speisen immer allein
. Es kommen
übrigens täglich hohe Standespersonen zur
Aufwartung daselbst an
, und andere gehen
wieder ab
.
Lista deren Verstorbenen zu Wien
in
= und vor der Stadt
Den 7 . April . Jn der Stadt .
-
Wenzel Holzner
, K
. K
. Academiemahler
, beym
ro=
ten Jgel untern Tuchlauben , alt 26 . J . -
Dem Barth
. Stadler
, Bed
. s
. K
. Elis
. beym gold
.
Straussen auf der Freyung , alt 1 . J .
Vor der Stadt .
-
Dem Hrn
. Ferd
. Deicher
, Secret
. s
. K
. Gottl
. b
.
3 . Rittern zu Mariah . alt 1 . J . -
Dem Peter Frey
, Hofzimmerpolier
, s
. K
. Paul
, im
kl . Kaiserstadl in der Rossau , alt 2 . J . -
Dem Math
. Götsch
, Jnval
. s
. K
. Mich
. beym
eng=
lischen Gruß ausser Mariah . alt 1 . J . -
Dem Adam Schulz
, Lehenkutsch
. s
. K
. Carl
, beym
blauen Kutscher am Himmelpfgr . alt 7 . J . -
Dem Carl Leitner
, Tischlergs
. s
. K
. Elis
. im
Bild=
haueris . H . zu Gumpend . alt 2 . J . -
Dem Mich
. Reinwein
, Brodsitz
. s
. W
. Theres
. b
.
Hirsch . in der Leopoldst . alt 41 . J . -
Dem Ant
. Arnold
, Ziegeldeck
. s
. W
. Elis
. b
. Hahn
am Himmelpfgr . alt 43 . J . -
Dem Phil
. Wenipolz
, Tagw
. s
. W
. Barbara
. beym
gold . Brunn am Neub . alt 65 . J . -
Joh
. Zober
, Tagw
. im Lageris
. H
. am Hundsth
.
alt 66 . J . - Anna Brunerin , in St . Joh . Nep . Spit . alt 70 . J .
-
Simon Griesberger
, Zimmergs
. bey der schönen
Schäf . am Himmelpfgr . alt 40 . J . -
Dem Gottfr
. Hantsch
, Tagw
. s
. K
. Barb
. im
Wis=
mannis . H . zu der Leopoldst . alt 2 . J . - Summa 14 . Person , darunter 7 . Kind .
Den 8 . April . Jn der Stadt .
-
Dem Wohledl
. Hrn
. Joh
. Georg Reiß
, K
. K
. N
.
Oe . Handgrafenamts Expedit . s . Fr . Anna The=
resia , im Raplis . H . am gr . Anger , alt 37 . J -
Der Wohlehrw
.
Fr
. Noe Badthiedl
,
Ord
. Min
. S
.
Franc . im Klost . hintern Landh . alt 74 . J . - Ant . Schmauser , Bed . im Dorothehof , alt 25 . J .
Vor der Stadt .
-
Der Hoch
= und Wohlgeb
. Hr
. Aloysi Marquis de
Riva , Cadet , in der K . K . adel . Cadeten Pflanz=
schule auf der Laimgr . alt 15 . J . -
Fr
. Jacobina Nägerlin
, Burgl
. Wittwe
, beyn 3
.
Kronen in der Josephst . alt 58 . J . -
Dem Jos
. Richter
, Burgl
. Wirth
, s
. K
. Jos
. beym
roten Kreuz am Himmelpfgr . alt 4 . J .
-
Dem Joh
. Weis
, Burgl
. Schust
. s
. K
. Joh
. in s
.
H . am Spitalb . alt 1 . J . -
Dem Joh
. Leitgeb
, Tandl
. s
. K
. Math
. beym Rößel
am Tury , alt 1 . J . -
Clara Petzin
, Wittwe
, beym roth
. Apfel auf der
Wieden , alt 64 . J . - Summa 9 . Personen , darunter 3 . Kind .
Den 9 . April . Jn der Stadt .
-
Dem Wohledl
. Hrn
. Nic
. Appl
, K
. K
. Geh
. Hof
=
und Staatscanzlist . s . K . Anna , im Riemeris .
Haus im Comödigäßel , alt 1 . J . -
Dem Joh
. Burger
, Burgl
. Schneider
, s
. K
. Anna
,
im Gaisenhof . H . im Paternosterg . alt 2 . J .
Vor der Stadt .
-
Dem Mich
. Kintzl
, Burgl
. Schneid
. s
. K
. Johan
.
beym rot . Hirsch . in der Leopoldst . alt 7 . v . J . -
Joh
. Brandstätter
, Zimmergs
. beym gr
. Adler am
Strotzis . Grund , alt 66 . J . -
Ther
. Lindnerin
, led
. St
. bey der schön Schäferin
am Tury , alt 22 . J . -
Dem Math
. Schlaminger
, Tagw
. s
. W
. Maria beym
roth . Hirsch . in der Leopoldst . alt 66 . J . -
Jacob Piesinger
, Kreuzlmacher
, beym gold
. Fäßel
auf der Neuwied . alt 69 . J . - Summa 7 . Pers . darunter 3 . Kind .
Den 10 . April . Jn der Stadt .
-
Der Wohlehrw
.
P
. Don Pietro Stendardi
, Ord
.
Theatin . im Ordensh . auf der Hohenbr . 45 . J . -
Der Wohledelgestr
. Hr
. Barthol
. Winkler
, K
. K
.
Hofkriegsrahts in Commissar . Concip . im Gas=
senhofis . H . im Paternosterg . alt 63 . J . -
Die Wohledelgeb
. Fr
. Rosa v
. Pioska
, Wittwe
, im
Tischl . H . unweit dem H . Kreuzerh . alt 70 . J . -
Dem Hrn
. Joh
. Lunz
, Burgl
. Conductansag s
. K
.
Barbara , im Trientnerh . alt 5 . J . -
Fr
. Maria Helena Neubeckin
, Burgl
. Wittwe
, im
Kloster bey St . Jacob , alt 74 . J . -
Thom
. Kautzky
, Burgl
. Sporren
, in s
. H
. im
Schlos=
sergässel , alt 58 . J .
Vor der Stadt .
-
Joh
. Lachbrunner
, gew
. Burgl Kuchelgartner
, im
neugebauten H . in der Leopoldst . alt 74 . J . -
Dem Joh
. Hofmann
, Herrschaftl
. Bed
. s
. W
.
Si=
billa , beym roth . Thor in der Leopoldst . alt 62 . J . -
Dem Joh
. Uber
, Reitkn
. s
. W
. Anna
, in der
Schleif=
mühl auf der Wieden , alt 38 . J . -
Fridr
. Heiling
, K
. K
. Reitkn
. beym gelb
. Anker im
Lerchenf . alt 54 . J . -
Joh
. Arnold
, Brandw
. im Breindlis
. Haus zu St
.
Ulrich , alt 60 . J . -
Dem Jos
. Wayß
, Maurergs
. s
. K
. Jos
. beym Löwen
im Liechtenth . alt 3 . J . -
Dem Joh
. Barwely
, Herrsch
. Bed
. s
. K
. Anna
, b
.
Rössel am Spitalb . alt 1 . J . -
Jacob Obermasser
, vac
. Bed
. im Starhemberg
. H
.
auf der Wieden , alt 44 . J .
-
Thom
. Hiechlinger
, Tagw
. beym gold
. Fäßel am
Neust . alt 50 . J . -
Peter Hauer
, Bandelkram
. bey der golden Kandel
am Neust . alt 52 . J . - Summa 16 . Pers . darunter 3 . Kind
Nachricht .
Es wird anmit jedermänniglich kund
ge=
macht
, wasmassen Se
. kaiserl
. Majest
. aus
allerhöchst zu dem hiesigen Publico allermildest
hegenden Zuneigung Sich allergnädigst
ent=
schlossen
, und verordnet haben
, daß künftighin
und von nun an
, zu allen Zeiten des Jahrs
,
und zu allen Stunden des Tags
, ohne
Un=
terschied jedermann in den Bratter sowohl
,
als in das Stadtgut frey spatzieren zu gehen
,
zu reiten und zu fahren
, und zwar nicht nur
in der Hauptalle
, sondern auch in den
Sei=
tenalleen
, Wiesen und Plätzen (
die allzu
ab=
gelegene Orte
, und dicke Waldungen
, wegen
sonst etwa zu besorgenden Unfugs und
Miß=
brauchs alleinig ausgenommen
) erlaubet
, auch
Niemanden vermehrt seyn soll
, sich daselbst
mit Ballonschlagen
, Kegelscheiben
, und
an=
dern erlaubten Unterhaltungen eigenen
Gefal=
lens zu divertiren
: wobey man sich aber
ver=
stehet
, daß niemand bey solcher zu mehrerer
Ergötzlichkeit des Publici allergnädigst
ver=
stattenden Freyheit sich gelüsten lassen werde
,
einige Unfüglichleit
, der sonstig unerlaubte
Ausschweifungen
, zu unternehmen
, und anmit
zu einem allerhöchsten Mißfallen Anlaß zu
geben
. Wien den 7
. April 1766
.
Nachricht .
Von der von Jhro Rom
. Kaiserl
. Königl
. Apost
.
Majestät allergnädigst angeordneten Ministerial
Banco Hofdeputation wegen
, hiemit männiglich
kund zu machen
: Nachdeme Kraft allerhöchster
Resolution d
. d
. 10
. Martii inlebenden Jahrs
, die
bey diesseitiger Hauptcassa bishero zurückgelangte
untern 1
. Juli 1762
. ausgestellte Bancozettuln
aus dem Umlauf gebracht und vermittelst
öffent=
cher Verbrennung gänzlich getilget werden
sol=
len
, so wird mit dieser Verbrennung
, und zwar
- 587829 . Stuck a 5 . fl . = = 2939145 .
- 226261 . Stuck a 10 . fl . = = 2262610 .
- 65980 . Stuck a 25 . fl . = = 1649500 .
- 33460 . Stuck a 50 . fl . = = 673000 .
- 3194 . Stuck a 100 . fl . = = 319400 .
- fl . 7843655 .
betragend
, auf der Glacis linker Hand vor dem
Schottenthor den 17
. April dies Jahrs feyerlich
zu Werk gegan⟨g⟩en
, und somit nach Maaß als der
bey Papiere bey der diesseitigen Hauptcassa
ein=
fliessen
, bis diese gänzlich einkommen
, von Zeit
zu Zeit fortgefahren werden
. Wien den 4
. April
1766
.
Nachricht .
Von der von Jhro Rom
. Kaiserl
. Königl
. Apost
.
Majest
. allergnädigst angeordneten
Teutscherblän=
dische Ständischen Creditedeputation wegen
,
hie=
mit männiglich kund zu machen
: Nachdeme
, Kraft
§
. 1
. des K
. K
. Edicts d
. d
. 31
. Jänner 1763
. die
von Zeit der den 6
. August 1763
. von 140000
. fl
.
6
. pro Centig allgemein Ständischer
Zahlungsob=
ligationen erfolgten Verbrennung
, so nach in das
allgemein Ständische Creditsdeputations Zahlamt
weiter eingegangene sowohl 6
. als 5
. pro centige
allgemein Ständische Darlehns
= und
Zahlungsob=
ligationen aus dem Umlauf gebracht
, und
vermit=
telst öffentlicher Verbrennung gänzlich getilget
wer=
den sollen
, so wird mit dieser Verbrennung
, und
zwar an 6
. pro centig allgemein unterm 1
. Julii
1761
. ausgestellten Ständischen
Darlehnsobliga=
tionen mit
- 1565 . Stuck a 1000 . fl . = = 1565000 .
- 5534 . Stuck a 500 . fl . = = 2767000 .
- 11505 . Stuck a 250 . fl . = = 2876250 .
- 7208250 .
-
und an 6
. pro centigen gleichfals
un=
term 1 . Julii 1761 . ausgestellten allge=
mein Ständischen Zahlungsobligatio=
nen 20875 . Stuck a 100 . fl . = 2087500 . - 201147 . Stuck a 25 . fl . = = 5028675 .
- 7116175 .
-
dann an 5 pro centigen Ständischen
Zahlungsobligationen d . d . 1 . Febr .
1763 . - 4262 . Stuck a 120 . fl . = = 511440 .
- 8500 . Stuck a 60 . fl . = = 510000 .
- 45291 . Stuck a 30 . fl . = = 1358730 .
- 146500 . Stuck a 15 . fl . = = 2197500 .
- 4577670 .
- Zusammen = = fl . 18902095 .
betragend
, auf der Glacis linker Hand vor dem
Schottenthor den 14
. April des Jahrs feyerlich
zu Werk gegangen werden
, und somit nach Maaß
,
als derley Papiere bey der diesseitigen Hauptcassa
einfliessen
, bis solche gänzlich einkommen
, von
Zeit zu Zeit fortgefahren werden
. Wien den 4
.
April 1766
.
Gelehrter Nachrichten
II tes
Stück .
Sonnabends =
Anhang
den 12ten
April
im Jahre
1766 .
Num .
30 .
LUTA SUB ÆGIDE PALLAS
Von der Beschaffenheit
, dem Umfange
, und dem Nutzen der
Moral
; eine Vorlesung auf Befehl
, und in hoher Gegenwart Sr
.
churfürstlichen Durchlauchtigkeit zu Sachsen Friedrich Augusta
, den
29sten April 1765 auf der Universitätsbibliothek zu Leipzig gehalten
von C
. F
. Gellert
. Leipzig bey M
. G
. Weidmanns Erben ꝛc
. in
in 8vo 40
. S
.
Diese Schrift ist in den Bayerischen Sammlungen und Aufzügen zum Unterricht
und Vergnügen zum erstenmale im Druck erschienen
. Gegenwärtige Auflage hat
der Herr Prof
. Gellert selbst veranstaltet
. Wir denken das Publikum zu verbinden
, wenn
wir ihm solche bekannt machen
. Gellerts Schriften bedörfen keiner Anempfehlung
; sie
tragen das Gepräng des guten Geschmacks auf ihrer Stirne
.
Die reinste Sittenlehre
, die in allen Schriften des Herrn Verfassers herrschet
,
und die uns durch seinen Vortrag schätzbar wird
, ist der Hauptgegenstand dieses
vortreff=
lichen Werkchens
. Wir lernen daraus
, was eigentlich die Moral ist
; ihren Endzweck
, die
göttlichen Absichten
, und die Mittel
, diese Absichten zu erreichen
. Die Moral
, spricht
der Herr Verf
. oder die Kenntniß von der Pflicht des Menschen soll unseren
Ver=
stand zur Weisheit
, und unser Herz zur Tugend bilden
, und durch beydes uns zum
Glücke leiten
.
” Dieses ist der Endzweck der Moral
; sie muß uns weise
, tugendhaft
, und
folglich glücklich machen
. Aber welches ist das Glück
, das wir durch sie zu erreichen
trach=
ten sollen
? Niemand wird ein Glück suchen
, fährt der Hr
. Prof
. fort
, das er nicht kennet
,
noch die Mittel dazu anwenden können
, wenn er sie auch nicht kennet
, oder nicht überzeigt
ist
, daß sie die besten und einzigen sind
. Die Moral muß uns also lehren
, was unser
wahren Glück oder unser höchsten Gut seye
; sie muß uns lehren
, auf was für einem Wege
wir am sichersten zu diesem Ziele gelangen können
.
Wenn wir und genau prüfen
; wenn wir einen forschenden Blick auf andere
,
die neben uns sind
, werfen
, und „
wenn wir die Natur mit allen ihren Auftritten
, und die
Welt mit ihren Wundern
, Ordnung
, Mannigfaltigkeit
, Schönheit
, u
. s
. w
. betrachten
;
so finden wir so viele Spuren eines weisen
, gütigen
, und allmächtigen Schöpfers
, daß es
nicht auf unsern Willen ankömmt
, ob wir ihn erkennen
, und an ihn glauben wollen oder
nicht
.
” Dieser gütige
, dieser allmächtigen
, dieser weise Schöpfer also kann uns nicht ohne
Absichten geschlaffen haben
; die Moral muß uns sie lehren diese Absichten
, sie muß uns
die Mittel sie zu erreichen
, sie auszuführen aufdecken
.
Die höchste Absicht
, sagt der Herr Verf
. kann nichts geringers seyn
, als eine
dauerhafte
, und allgemeine Zufriedenheit
, und Glückseligkeit der Menschen
, durch
einen freywilligen Gehorsam gegen unsern Herrn
, und Schöpfer
. Die Absicht
des Schöpfers gegen uns ist also unsere Glückseligkeit
; das Mittel
, diese Glückseligkeit zu
erlangen
, ist der freywillige Gehorsam gegen ihn
; diesen Gehorsam mit Unterwerfung
,
Treue und Eifer ausüben
, ist Pflicht
, Weisheit und Tugend
. Die Moral lehret uns
also heilige Pflichten
, und für uns selige
; diese Pflichten
, als Mittel zu unserm Glücke
, sind
unveränderlich
, sie sind in dem ewigen Willen Gottes
, und in seiner Heiligkeit gegründet
.
Wenn wir nun durch Beyhülfe der Moral wahrhaft glücklich werden sollen
; so muß sie
uns die Pflichten aufdecken
, die der Heiligkeit Gottes angemessen sind
; folglich muß sie uns
den Unterschied des Guten
, und Bösen
, des Edlen
, und Unedlen
, des Rühmlichen
, und
Schändlichen erkennen lehren
, damit wir desto leichter das Gute suchen
, und das Böse
verwerfen
.
Diese Ausübung dieser Pflichten wird öfters durch unsere Neigungen
, und
Leiden=
schaften unterbrochen
, wenn sie die Schranken überschreiten
, die ihnen Gott angewiesen hat
.
Da sie uns zu Triebfedern unsers Glückes gegeben sind
; da sie mannigfaltig vieler
Ver=
gnügungen
, und vieler Schmerzen fähig sind
, so erfordern sie eine freywillige
, und
ihren Gegenständen gemässe und sorgsame Anwendung
. Sie müssen den Verstand
zum Anführer haben
, man muß seine Stimme hören
; man muß sie mit Aufrichtigkeit
,
Lehrbegierde in einer Stille der heftigen Leidenschaften hören
, man muß seinen
Be=
fehlen gehorchen
, folglich müssen wir diesen Befehlen „
oft eine süsse Neigung entweder ganz
aufopfern
, oder die unordentlichen Selbstliebe doch mäßigen
. Beydes ist Arbeit
, und eine
Gewalt
, die wir uns selbst anthun müssen
. Wird es also nicht gewiß seyn
, daß die
Tu=
gend
, daß unser Glück ohne Mühe
, ohne fortgesetzte Mühe weder erlanget
, noch erhalten
werden kann
, und daß also die Moral ein Werk unsers ganzen Lebens
, des jugendlichen
,
des männlichen
, des höhern Alters
; daß sie keine müßige Weisheit der Schulen
, keine
kraftlose Nahrung des Gedächtnisses
, keine prahlende Wissenschaft sey
, um in
Gesellschaf=
ten
, oder Büchern damit zu glänzen
, sondern ein Unterricht
, dem wir in unserm Herzen
und ganzen Wandel
, in der Stille und im Geräusche
, in den Stunden der Arbeit
, und
der Erholung im Glücke
, und im Unglücke
, in gesunden und kranken Tagen
, nahe am
To=
de
, und fern vom Graben in allen Verhältnissen des Lebens als Kind
, als Vater
, als
Bru=
der
, als Gatte
, als Freund
, als Lehrer
, als Regent
, als Unterthan
, als Bürger des
Va=
terlandes
, und als Bürger der Welt
, und der Ewigkeit folgen sollen
?
” Durch
Ausü=
bung also des Guten
, des Edlen
. des Rühmlichen
, wird unser Her gebildet und gebessert
;
ein Glück
, das wir der Moral schuldig sind
.
So fährt unser gelehrter Herr Verfasser in der Folge fort
, und erweiset durch eine
Reihe der bündigsten Vernunftschlüsse
, die wie eine Kette unzertrennlich sind
, daß die
Mo=
ral uns unser wahres Glück
, oder unser höchstes Gut lehre
, daß sie uns die Wege hiezu zu
gelangen
, unzweifelhaft zeigte
, daß sie uns das aufdecke
, was einem Geschöpfe
, welches aus
einem unsterblichen Geiste
, und aus einem hinfälligen Körper bestehet
, am zuträglichsten der
Ruhe der Seelen
, und der äußerlichen Wohlfahrt am gemäßensten sey
.
Wir können uns nicht entbrechen
, unseren Lesern noch eine Stelle von der 30
. und
fol=
genden S
. anzuführen
. Nachdem uns der Herr Verf
. gelehrt hat
, daß man alle
Pflich=
ten ausüben soll
, wodurch wir der Gottheit am ähnlichsten werden
; daß es zwar leicht
möglich sey
, diese Pflichten auszuüben
; daß jedoch unsere natürliche Tugend öfters
unvoll=
kommen bleibe
; daß wir durch die Geburt
, durch Erziehung
, und Beyspiele eine Neigung
zum Bösen
, eine Trägheit zum Guten fühlen
, und daß wir dieses Verderben
, dieses
trä=
ge Unvermögen bloß durch einen höheren göttlichen Beystand überwinden können
: so fährt
er fort
: „
Wenn also der Mensch keine
, als die natürliche Religion empfangen hat
: so
ist das System
, von dem ich jetzt geredet
, wahr
, und gut
, und er muß ihm folgen
. Hat
er aber eine nähere Offenbarung von Gott
, und seinen Pflichten
, wie sie der Christ hat
,
und höhere Mittel seinen Verstand zu erleuchten
, und sein Herz zu bessern
, und zu bilden
,
als die Mittel der Natur sind
; so muß ihm die natürliche Religion die Führerin zur
ge=
offenbarten werden
, oder er treibt den schändlichsten Mißbrauch mit der Vernunft
, und wird
ein Rebell gegen die Weisheit
, und Güte Gottes
.
”
Die allgemeinen Hilfsmittel aber
, die und die Natur darbent
, zur Tugend zu
gelangen
, und uns in derselben zu befestigen
, lassen sich von einem forschenden Verstande
leicht entdecken
. Erwirb die
, so lehret die Vernunft und die Erfahrung
, erwirb dir
eine deutliche überzeugende
, und vollständige Erkenntniß deiner Pflichten
, ihrer
Nothwen=
digkeit
, und Vortrefflichkeit
; erneuere
, und befestiget diese Erkenntniß oft
, bewahre sie vor
Jrrthümer
, und wende sie sorgfältig auf das Leben
, und die Ausübung an
, und lerne es
empfinden
, daß deine Pflicht
, auch die schwereste
, dein Glück ist
. = = Wache über deine
Lei=
denschaften
, und deine Sinnlichkeit
, sie verführen dich
; setze dahero ein weises Mistrauen
in dich selbst
, und prüfe täglich dein Herz
, und deinen Wandel mit Aufrichtigkeit
; denn
jeder neuer Tag ist ein neues Leben für dich
. = = Denke oft in feyerlicher Still an Gott
,
u
. s
. w
. unterdrücke nie den Trieb deines Gewissens
, und die innerliche
Schamhaftig=
keit vor dem Bösen
, sie sind die Schutzengel des Guten
. = = Suche früh in deiner
Ju=
send gewissenhaft zu leben
, ehe sich dein Herz gegen das Gute verhärtet
; = = suche dich
stets nützlich zu beschäftigen
, und lerne Mühe über dich nehmen
, denn ohne Mühe ist kein
Glück
, kein Verdienst
, keine Tugend
; = = versage dir oft auch erlaubte Vergnügungen
, um
die Herrschaft über deine Neigungen zu behaupten
: = = Fliehe den Umgang mit den
La=
serhaften
, suche die Gesellschaft guter Menschen
, und lerne Klugheit aus ihren Beyspielen
,
und Weisheit aus dem Unterrichte der Verständigen
, und aus dem Lesen nützlicher
Schrif=
ten für den Verstand
, und das Herz
: = = dieses thue
, und fahre fort es zu thun
, so wirst
du an Tugend
, und Glückseligkeit wachsen
.
”
Elende Witzlinge
! die ihr so gerne die Miene eines Freygeistes spielen möchtet
, ihr
,
welche eine unthätige Trägheit tieferer Ueberlegungen unfähig machet
, die ihr kaum die
Oberfäche der Weisheit
, der Wissenschaften von ferne erblicktet
, und dennoch die Vernunft
selbst anzufallen euch erkecket
; leset
, und erröthet
!
Wir sind überzeugt
, daß unsere Leser begierig sind
, das Stück in seinem ganzen
Um=
fange zu kennen
. Man findet es bey Hrn
. Johann Paul Kraus
, Buchhändlern nächst
der k
. k
. Burg
.
N . Schr .
Wir sind aus einer benachbarten Stadt mit einem Schreiben beehret worden
, welches
uns einen sehr nützlichen und fleißigen Mann verräth
. Ein kleiner Auszug davon
wird vielleicht unsern Lesern nicht unangenehm seyn
. Hier ist er
.
Wegen den Anbau
= oder Aussaatkästeln von Lion
, habe ich auch meine
mechani=
schen Kräfte zusammen genommen
, und eines dergleichen erfunden
, weil ich weiß und
ge=
sehen habe
, das durch das Einackern des Korns
, das Getraide in bessern Flor kommet
als durch das Einäggen
; allein ich bin damit noch nicht zu frieden
, sondern suche dem
Landmann und dem ganzen Staate
, diese meine Erfindung noch nützlicher zu machen
; wie
sich dann bereits eine Jnvention eines Pflugs habe
, womit der Ackersmann in kurzer Zeit
und wenig Mühe
, auch ohne das es dem Zugvieh schwerer wird
, drey Arbeiten zugleich
verrichten
, nämlich Ackern
, Seen
, und Bedeken kann
. Das Erdreich zertheilet sich
auch besser
, damit keine so grosse Erdschollen auf der Aussaat liegen bleiben
. Die
Er=
findung ist simpel
, und daher erfordert sie keine grossen Unkosten
, dann ich weiß
, daß ein
armer und dabey einfältiger Bauer weder Capitalist noch Künstler ist
. Nun will ich es
nur noch in etwas prüffen
, und sodann ein kleines Modell zu verfertigen suchen
, um meine
Begriffe deutlicher an Tag legen zu können
.
”
Jch bin ꝛc .
So eifrig wir indessen wünschen
, bald ein mehreres davon anzeigen zu können
,
so sehr versichern wir den Hrn
. Verfasser seine Berechnung von der Quadratur des
Cir=
kels nicht zu vergessen
, so bald wir diese Materie abhandeln werden
.