N ro.
39.
Wiener Zeitung.
Mittewoche den 16. May 1792.
Mit allergnä digster Freiheit
Gritzner. F.
Jnländische Begebenheiten.
Wien.
Der Hof und der Staat sind in neue
Trauer versetzt worden. Die lange
schon schwächlichen Gesundheitsumstände
der Kaiserinn, hatten seit der durch den
plötzlichen Hintritt weil. Sr. Maj. des
Kai=
sers in dem Herzen einer zärtlichen
Gat=
tinn und Mutter, hervorgebrachten
Erschüt=
terung, so sehr sich verschlimmert daß Je.
Majestät fast immer das Bett hüthen
mußten. Dazu gesellte sich ein heftiges
Entzündungsfieber, dessen Materie sich auf
die Brust lagerte, wodurch Beklemmung
und heftiger Husten verursachet wurden.
Dem Uebel wurden drey wiederhohlte
Ader=
lassen entgegen gesetzet, die zwar einige
Lin=
derung verschaften, aber die Brust nicht
gänzlich frey machen konnten. Daher
er=
zeugten sich Anschoppungen der Lunge, die
nach und nach in verschlossene Geschwüre
ausarteten. Dieser Gang der Krankheit,
wobey Je. Maj. alle Eßlust verlohren
hat=
ten und immer mehr abzehrten, wurde von
einigen Tagen her stäts beunruhigender,
so daß Sie sich, nach dem Anrathen der
Aerzte, am abgewichenen Samstage mit dem
Hochrwürdigen und Sonntags mit dem heil.
Oehle versehen liessen. Die folgende Nacht
vom Sonntage zum Montage war etwas
ruhiger, und Montags stellte sich wieder
einiger Auswurf ein. Doch die Hoffnungen
von dieser Besserung waren von kurzer
Dauer. Die folgende Nacht war wieder
unruhiger, die erhabene Kranke fühlte sich
äusserst schwach, und verschied endlich
ge=
stern gegen 1 Uhr Mittags, in den Armen
Jhres zärtlichst um Sie bekümmerten
Soh=
nes, unseres verehrungswürdigsten Königs.
Die Religion und alle Tugenden trauern
um diese erhabene Fürstinn, welche in allen
Verhältnissen und Beziehungen des Lebens,
als Gattin, Mutter und Frau, die
allge=
meine Liebe und Verehrung erworben hat.
Die höchstsel. Monarchinn, Carls
III
.
weil. Königs von Spanien, Tochter, war
am 24. Nov. des J. 1745 geboren, wur=
de am 5. Aug. des J. 1765 an weil. den
höchstsel. Kaiser, und damahligen
Groß=
herzog von Toskana, vermählt, und
mach=
te ihn zum Vater von siebenzehn
Kin=
dern, wovon vierzehn im Leben sind, und
denen nun Franz, unser König, auch zum
Vater geworden ist.
Der allgemeinen Marktordnung,
dritter Abschnitt, handelt von den
Ver=
kaufsständen in der Stadt, und den
Hö=
ckerleuten in den Vorstädten, und lautet also:
Jn der Stadt wird eine verhältnißmässige
Anzahl Verkaufsstände auf grüne Waaren,
Obst, und allenfalls nach Erforderniß, auch
noch auf einige andere Artikel, und in den
Vorstädten die verhältnismässige Zahl
Höcker=
leute vom 1. May d. J. an, bestellet, und
je=
dem, der einen Verkaufsstand in der Stadt,
oder eine Höckerey in der Vorstadt erhält,
hierauf ein, auf ein Jahr giltiges Befugniß
von der Landesregierung ausgefertiget, wofür
4 Gulden in das magistratische
Oberkammer=
amt zu erlegen sind. Diese Befugnißscheine
ha=
ben sie immer bey sich zu tragen, um sich
da=
mit jedesmahl ausweisen zu können.
Auf den grünen Waarenständen in der Stadt
ist, bey jedesmahliger Konfiszirung der
Feil=
schaften, nicht gestattet, im Sommer vor 11
Uhr, und im Winter vor 12 Uhr die
Feil=
schaften auszuräumen, und zu verkaufen.
Dagegen ist den mit Höckerbefugnissen in
den Vorstädten versehenen Parteyen der
Ver=
kauf daselbst schon von Früh Morgen an, und
somit zu allen Stunden des Tages gestattet.
Ein und anderen aber, nähmlich sowohl
je=
nen, die eine Befugniß auf einen Stand in
der Stadt, oder auf eine Höckerey in der
Vor=
stadt erhalten haben, ist verbothen:
a
ihre
Befugniß an Jemanden anderen zu
übertra=
gen, oder auszuleihen:
b
andere, als die
ihnen in der Befugniß ausdrücklich
eingestan=
denen und benannten Feilschaftsartikel zu
ver=
kaufen;
c
zu Hausiren, oder auf einem, was
immer für anderen, als dem ihnen
angewie=
senen, in der Befugniß ausgedrückten
Stand=
orts, zu verkaufen;
d
sowohl vor den
Li=
nien, und auf dem Lande, als auch innerhalb
den Linien, es sey in den Häusern, Wirths=
häuseren, auf freyer Gasse, oder wo immer
Feilschaften, entweder selbst, oder durch
an=
dere vorzukaufen, indem die Ablösung der zum
Wiederverkauf eingestandenen
Feilschaftsarti=
kel nur allein auf den hiesigen Markplätzen,
und auch allda im Sommer nicht vor 11 Uhr,
und im Winter nicht vor 12 Uhr, den auf
Stände in der Stadt, oder auf eine Höckerey
in den Vorstädten befugten Parteyen gestattet
ist, und die eine so wenig als die anderen vor
dieser Stunde auf den Marktplätzen gar nicht
erscheinen, vielweniger mit den ursprünglichen
Erzeugern oder Landleuten sich vorhinein über
die Ablösung der Feilschaften einverstehen
därfen. Die Uebertrettung eines oder
ande=
ren Verbothes, ziehet alsogleich den Verlust
des Befugnißes nach sich.
Ausser jenen, die von Seite der hohen
Lan=
desregierung auf vorerwähnte Art zum
Wie=
derverkaufe bey einem Stande in der Stadt,
oder auf dem Glacis, und zur Höckerey in den
Vorstädten durch die ihnen ausgefertigte
Be=
fugniße berechtiget sind, ist Niemanden, der
nicht ein hiesiger Gewerbsmann ist, folglich
auch nicht jenen hiesigen Parteyen, welche
bis=
her unter dem Vorgeben, Feilschaften in
gros=
ser Menge im Lande zusammen zu kaufen, und
hierüber zum Verkauf zu bringen, mit dem
ur=
sprünglichen Erzeuger gleiche Rechte auf
hie=
sigen Märkten hatten, und deren Befugnisse
schon durch das Zirkulare vom 23. Hornung,
als vom 1. May d. J. an, aufgehoben
er=
kläret worden sind, der Wiederverkauf weder
in der Stadt, noch in den Vorstädten, es sey
durch Hausiren, oder zu Markte sitzen, oder
auf was immer für eine Art erlaubet.
Jeder, der sich unbefugt eines
Wiederver=
kaufs anmassen, oder aber hier, oder vor
den Linien, oder auf dem Lande einen Vorkauf
zu treiben, und sich in der Gestalt als
Land=
mann auf die hiesigen Märkte einschleichen
wollte, wird im Betrettungsfalle, worüber zur
Nachspührung bereits die angemessene
Einlei=
tung aller Orten getroffen ist, auf das
em=
pfindlichste gestrafet, und nach Befund auch
gänzlich von hier abgeschaffet werden.
(Den Beschluß nächstens.)
Oesterr. Niederlande. Durch eine
Verordnung der durchl. Geeralgouverneure
vom 28. April, ist allen in den
Nieder=
landen befindlichen Franzosen, die nicht in
dem Falle sind, vor den Verfolgungen der
Partey zu fliehen, welche alle Macht an
sich gerissen hat, und die sich nicht mit einem
Zeugnisse der in Brüssel aufgestellten
Kom=
missare der ausgewanderten Franzosen
aus=
weisen können, gebothen worden, Brüssel
binnen 24 Stunden, und das Land binnen
8 Tagen zu verlassen.
Nachstehende zwey Artikel sind wörtlich
aus der zu Lille gedruckten Französischen
Zeitung übersetzt. Der erste enthält bloß
eine in dem bescheidenen Modeton der
Her=
ren Franzosen abgefaßte Anzeige des
Pla=
nes, den sie in Ansehung der
Niederlan=
de bey dem ersten Angriffe auszuführen
vorhatten, und der andere einige Umstände
von den gräulichen Handlungen, die nach
der bey Tournay erlittenen Niederlage, zu
Lille sind verübet worden:
Lille, den 29. April. „ Der Marechal
Rochambeau ist gestern Abends um 6 Uhr
allhier eingetroffen. Gleich darauf ward
zwischen den Generalen und den Anführern
der Truppen eine Berathschlagung
gepflo=
gen, und nach deren Ausgange erhielten 6
Regimenter von der Kavallerie und der
Jn=
fanterie den schon lange mit Ungeduld
er=
warteten Befehl, sich sogleich in
marschfer=
tigen Stand zu setzen. Dieses Signal zum
Aufbruche, war zugleich das Signal der
Freude, und brachte mehr Wirkung hervor,
alle wenn die glücklichste Ereignung das
Va=
lerland getroffen hätte. Der Ruf: Es
le=
be die Nation! Krieg den Tyrannen! er=
tönte von allen Seiten und erhob sch bis
zu der Wolken. “
Jn der That, gegen halb 8 Uhr, zog
diese von Bürgertugend beseelte Armee, durch
das Fifer=Thor aus der Stadt, und
ward unter Wegs noch durch ein eben
an=
gekommenes Regiment verstärket. Ohne
Zweifel ist schon heute auf den Wällen von
Tournay, Jpres, Menin, Courtray ꝛc.
die dreyfarbige Fahne aufgepflanzt, unter
welcher unsere Brüder, die Brabantischen
und Flamändischen Patrioten die reine und
himmlische Luft der Freyheit athmen werden,
die sie elektrisiren muß, und die sie jüngsthin
sich haben entwischen lassen. Jn diesem
siche=
ren Falle, zweifeln wir nicht, daß schon heu=
te Abends zu Lille diese ersten Eroberungen
der Freyheit durch Freudenfeste und
Beleuch=
tungen werden gefeyert werden. Wir
kön=
nen schon heute versichern, daß Mons in
diesem Augenblicke in der Gewalt der
Fran=
zosen ist. Man sagt, Hr. La Fayette sey
über den Rhein gegangen, und nehme den
Weg gegen Luxenburg, der Marechal
Luckner habe sich mehrerer fester Plätze
bemächtiget, und habe die Oesterreicher aus
den Bergengen von Bruntrut vertrieben.
Was den Marechal de Rochambeau
be=
trifft, dieser hofft wohl Mittewoche oder
Donnerstags zu Brüssel zu seyn, und die
Nacht in dem Bette des durchl. Ehepares,
der Generalgouverneure der Niederlande
zuzubringen. “
Der Vorfall zwischen dem Kavallerie=
Detaschement, welches zu Frelingien war,
und den Oesterreichern, hat nicht mehr
Fol=
gen gehabt, als der Vorfall bey
Houpli=
nes. Die Oesterreicher sind vor unseren
Französischen Reitern eilig entflohen. Letz=
tere schwammen durch den Fluß, um die
Flüchtlinge zu verfolgen, und tranken in
ei=
nem Gasthause auf feindlichen Gebiethe.
Da sie sahen, daß ihnen Niemand etwas
anhaben wolle, setzten sie wieder über den
Fluß, und kehrten an ihren Posten zurück. “
Lille vom 30. „ Ach des Jammers!
Als ich gestern den vorstehenden Artikel
schrieb, war ich weit davon, mit den
Ge=
danken kommen zu lassen, daß der Jubel
der unsere Truppen begleitete, als sie
aus=
zogen, um für das Volk von Tournay die
Freyheit zu erobern, sich in einen Tag des
Schreckens, der Dichter und der
Niederla=
ge verwandeln würde. Der Kummer, in
den uns so vieles Unheil versetzt, das den
Verstand und das Herz empöret, und die
ganze Menschheit mit Bestürzung erfüllt,
nimmt uns alle Kräfte, und meine Feder
weigert sich, die Ereignungen
niederzuschrei=
ben, die in dem Laufe dieses auf immer
verfluchten Tages, der aus den
Jahrbü=
chern der Welt ausgetilget werden sollte,
sich zugetragen haben. Unsere des Morgens
vor Tournay angekommenen Truppen setz=
ten sich zwischen Horeq und Marquain fest.
Alle Welt gesteht, daß diese Stellung zu
dem Angriffe, den Hr. Dillon vorhatte,
sehr vortheilhaft sey; aber der Feind war
uns zuvor gekommen, und fiel auf unsere
Truppen mächtig her ohne daß der
Fran=
zösische General auch nur das mindeste
Zei=
chen zum Treffen und zur Gegenwehre
ge=
geben hätte, so daß von unsrer Seite nicht
ein einziger Kanonen=oder Flintenschuß
ge=
schah. Der Feind, zehnmal stärker in der
Zahl, benützte den Vortheil, den ihm die
Verrätherey des Französischen Anführers
anboth, rückte in zwey Kolonnen an, und
umschlang von vorne und von beyden
Sei=
ten unsere Armee, welche sich genöthiget
sah die Flucht zu ergreifen, nachdem der
General, Hr. Dillon selbst, indem er der
Mannschaft zurief: Es rettet sich, wer da
kann! das Schrecken in dieselbe gebracht
hatte, und unsere Kavallerie in dieser
Ver=
wirrung der Jnfanterie eben so viel
Scha=
den, als der Feind selbst, zufügte. Ge=
gen 11 Uhr, eben da die Herausgabe dieser
Zeitung anfing, kam unsere Reiterey die
im vollem Laufe floh, und von dem
Fein=
de verfolgt wurde, in Häufchen zu 3 und 4
Mann in diese Stadt zurück. Es ward
Feuerlärm geschlagen. Der Allarm, wel=
cher das Vorspiel grosser Vergehungen war,
wurde allgemein. Die Nationalgarde
er=
griff die Waffen und bestieg die Wälle.
Endlich wurde dieser schreckliche Tag, ein
Tag des Blutes und Mordes. Der
Ausfüh=
rer der Artillerie wurde, als er in die Stadt
kam, an den Lanternen Strick
aufgehan=
gen, der nichtbeeidete Pfarrer der
Magda=
lenen=Pfarre wurde umgebracht, und ein
gleiches Schicksal hat auch zwey andere
Per=
sonen betroffen. Hr. Dillon, dem man alles
Uebel dieses schrecklichen Tages zuschrieb,
wurde in Stücke zerhauen, und seine
trau=
rigen Ueberbleibsel wurden auf dem grossen
Platze verbrannt. Noch können wir in
die=
sem Augenblicke unseren Verlust, und wie
viele Menschen wir in dieser unglücklichen
Niederlage verloren haben, nicht angeben,
noch auch alle Greuelthaten berichten, wel=
che mitten in der auf allen Gesichtern
bezeich=
neten Traurigkeit begangen worden sind. “
Ver Vorstehendes liest, sollte glauben
er habe ein Stück aus der Reisebeschreibung
durch irgend ein von Kanibalen bewohntes
Land vor sich. Und bey einem Volke, wo
solche barbarische Handlungen ungestraft
be=
gangen werden, sollen die anderen
Natio=
nen Grundsätze der bürgerlichen
Glückselige=
keit herhohlen? und diese Nation will sich
noch rühmen, sie habe bey sich
Gerechtig=
keit, Polizey, und eine öffentliche Gewalt,
die im Stande wäre, die Ausschweifungen
der Bösewichter zu bestrafen? Wenn die
Offiziere ihre Fahne verrathen, so soll ein
Kriegsrecht sie zu den in den Gesetzen
be=
stimmten Strafe verurtheilen; aber auf
unbestimmte Beschuldigungen sie hängen, sie
ermorden, sie verbrennen, das ist das Maß
der Anarchie, und einer Grausamkeit, de=
ren man die Gemüthsart der Franzosen
ganz unfähig geglaubt hatte.
Ausländische Begebenheiten.
Spanien.
Nach Berichten aus Aranjuez vom 10.
April befanden sich damahls sowohl die
Kö=
niginn, als der neugeborne Jnfant in den
erwünschtesten Gesundheitsumständen.
Der neuerichtete Staatsrath hat seine
Sitzungen noch nicht geöfnet. Jn der
er=
sten dieser Sihungen soll erst entschieden
werden, ob der vor einiger Zeit
angekom=
mene Hr. v. Bourgoin, als Gesandter
des Königs von Frankreich angenommen
werden, und bey dem Könige eine
Antritts=
audienz erhalten soll, die ihm bisher noch
immer ist versagt worden.
Vor kurzer Zeit kamen in Aranjuez zwey
als Priester aus dem Petersorden
gekleide=
te Personen an, und suchte bey dem
Kö=
nige Audienz. Sie erhielten dieselbe, und
sagten St. Maj. , sie seyn aus Parma,
und hätten das Unglück gehabt, durch
Brand ihr ganzes Kloster zu verlieren. Um
es wieder herzustellen, reiseten sie herum
und suchten milde Beyträge vermöglicher
und frommen Christen. Der König nahm
ihre Bittschrift an, und gab sie dem
Staats=
sekretariate zur Untersuchung; hier aber
hat=
te man kurz vorher die Nachricht, daß zwey
Mönche aus Parma entwichen seyn, mit
dem Ersuchen erhalten, sie einzuziehen. Es
ward also Befehl gegeben die beyden
Mön=
che in dem Kloster, wo sie sich befanden,
einzuschliessen und wohl zu bewachen. Aber
in der folgenden Nacht machten die
Gefan=
genen aus Kleidungsstücken einen Strick,
um damit sich zum Fenster hinabzulassen.
Der eine von ihnen erreichte glücklich den
Boden, der andere aber konnte nicht nach,
weil der Strick riß. Der erste entfloh, der
andere aber blieb zurück. Tags darauf ward
dieser in engere Verwahrung gesetzt, und der
Spur des anderen allenthalben nachgeforscht.
Großbritannien.
Die Nachricht von der Französischen
Kriegserklärung gegen Oesterreich hat in
London auf die öffentlichen Fonds die
Wirkung gehabt, daß sie einigermassen
ge=
fallen sind. Bald darauf ist auch
verbrei=
tet worden, die Admiralität habe Befehl
erhalten, eine Matrosenpresse anzuordnen,
und Rüstungen vorzukehren; aber diesem
Gerüchte ist in allen Ministerialblättern
durch die Versicherung widersprochen
wor=
den, es sey nicht der geringste Anschein
vorhanden, daß die öffentliche Ruhe des
Königreichs gestöret werden könne.
Der Französische Gesandte, Hr. Chau=
velin, der ein eigenhändiges Schreiben
seines Königs an Se. Großbrit. Maj.
überbringt, ist am 27. April in London
eingetroffen. Sein Begleiter, der
ehema=
lige Bischof von Antün, ist schon
eini=
ge Tage früher daselbst angekommen.
Das Unterhaus des Parlaments hat am
27. April die Kommission über Abschaffung
des Sklavenhandels erneuert. Jedermann
schien überzeugt, daß derselbe abgeschaft
werden müsse; man stritt nur neuerdings
über die Frage: ob dieses Verboth sogleich,
oder nach Hrn. Dundas Antrage erst mit
dem Jahre 1800 zu wirken anfangen soll?
Endlich ward man, nach Lord
Morning=
tens Antrage, einig, zwischen beyden
Meinungen das Mittel anzunehmen, und
das Jahr 1796 zun Zeitpunkte
festzuse=
tzen, an dem der Englische Negernhandel
gänzlich aufhören soll.
Jn der Sitzung am 30. April machte Hr.
Sheridan einen neuen Versuch in der
Ab=
sicht, eine Aenderung in dem Zustande der
Schottischen Märkte hervorzubringen, konn=
te aber damit nicht durchdringen.
Hierauf kündigte Hr. Grey an, daß er
vorhabe, in der nächsten Zusammenkunft des
Parlaments, den Vorschlag zur Abänderung
der Parlamentsrepresentation zu machen.
Schon diese vorläufige Anzeige eines
Vorschlages, in welchem man den Plan zu
entdecken vermeinte, durch die Grundsätze
der Französischen Anarchie die Englische
Konstitution zu untergraben, veranlaßte
langwierige und wichtige Erörterungen.
Hr. Grey sagte, die Nothwendigkeit
ei=
ner Reforme im Parlament sey oftmahls
in beyden Häusern anerkannt worden, aber
man habe solche immer ohne Erfolg
vor=
geschlagen. Er schreibe es diesem üblen
Erfolge vielmehr, als einer Aenderung der
Grundsätze zu, daß diejenigen, welche
ehe=
mahls so eifrig für dieses System streiten,
(Hr. Pitt und Hr. Fox) dasselbe seitdem
nicht neuerdings in Anregung gebracht
ha=
ben; er hoffe daher, daß sie demselben noch
getreu seyn, und Vorschläge, die dahin
zielen, eine ebenmäßigere und billigere
Re=
presentation der Englischen Nation zu
be=
wirken aus allen Kräften unterstützen
werden. Die Nothwendigkeit dieser
Re=
forme, fuhr er fort, sey nun allgemein in
Großbritannien erkannt, und jedermann
sey überzeugt, daß die Freyheit und
Sicher=
heit des Landes davon abhänge; denn es
wären im Laufe der Zeit Mißbräuche
ent=
standen, und Neuerungen eingeführt
wor=
den, die unumgänglich aus dem Wege
ge=
räumt werden müßten, um die
Konstituti=
von des Landes aufrecht zu erhalten, wel=
che besonders seit einigen Jahren gewalt=
sam untergraben und in Gefahr gebracht
worden wäre. Sollte es noch weiter so
fortgehen, so würde das Parlament bald
aufhören, der wirkliche Repräsentant der
Nation zu seyn, und unübersehbares
Un=
heil würde daraus erfolgen. Diesem könne
nur durch eine selbst unternommenen, wohl
überlegte und gemässigte Abänderung
vor=
gebeugt werden, und dieser Gegenstand sey
so wichtig, daß er die Aufmerksamkeit aller
wahren Freunde der Englischen
Konstitu=
rdiene.
Wie schon dieser vorläufige Antrag durch
die H'Hren. Pitt und Burke, wie auch
viele andere bestritten, dagegen aber von
Hrn. Fox und anderen Glieder der
Oppo=
sition vertheidigt worden sey, wird
näch=
stens umständlicher angeführt werden.
Schweden.
Der 29. May, als der Krönungstag des
höchstsel. Königs, ist zu seinem Begräbniße
bestimmt, und bis zu jenem Tage sollen
auch alle Urtheile an dem Mörder und
des=
sen Mitschuldigen vollzogen seyn, um das
Verbrechen und das Andenken der
Verbre=
cher an diesem Tage gleichsam zu
vergra=
ben; wie dem auch der Regent alle fernere
Untersuchungen in dieser Sache
niederge=
schlagen hat. Acht Tage darauf, den 6.
Junius, soll im ganzen Lande ein
allge=
meiner Trauertag gehalten werden.
Uebrigens, schreibt man aus
Stock=
holm, unter dem 24. April, folgt dem
Schreckengefühle über den harten Schlag,
welchen durch den Königsmord das Reich
betraf, nun die allgemein belebende
Hoff=
nung, welche die erhabenen Tugenden und
vorzüglichen Eigenschaften des Regenten
je=
dem Schweden gewähren, und uns eine
se=
gensvolle Zukunft darbiethen. Sein hohes
Gefühl für die Heiligkeit des Kön. Worts,
welches man ihm so allgemein zugesteht; sei=
ne weisen ökonomischen Einrichtungen, sein
Eifer für das allgemeine Wohl überhaupt,
verbunden mit ausgezeichneter Milde und
Güte, berechtigen völlig zu den obigen
glück=
lichen Hoffnungen. Er hat befohlen, daß
alle Staatssekretare und Chefs der
Expe=
ditionen, zu mehrerer Beförderung des
Ge=
schäftsganges, jeden Montag die Listen der
in der Woche von ihnen besorgten
Angele=
genheiten übergeben, und daß alle
Expedi=
tionen der Woche mit einemmahle zur
Un=
terschrift vorgelegt werden sollen.
Ankarström hat nun seine vorläufige
Strafe, indem er 3 Tage hintereinander
mit Ruthen gepeischt wurde, ausgestan=
den, und jedesmahl gaben die in grösser
Menge versammelten Zuschauer ihren
höch=
sten Unwillen gegen den Meuchelmörder zu
erkennen. Der Tag seiner Hinrichtung ist
auf den den 27. April angesetzt.
Täglich kommen in Stockholm
Depu=
tirte aus den Provinzen an, um ihr
Leid=
wesen über den Tod des Königs und den
Glückwunsch zur Antretung der Regierung
des jungen Königs abzustatten, und ihn
der unverletzlichen Ergebenheit aller
Einwoh=
ner für die Königl. Familie zu versichern.
Man ist jetzt täglich mit dem Jnventario
des Silberzeugs und der Fahrnisse des
ver=
storbenen Königs, unter der Aufsicht des
Grafen von Oxenstierna, beschäftiget, wo=
von der Nachlaß ungemein reich seyn soll.
Die dabey gegenwärtigen Personen sind,
von Seite der verwittweten Königinn, der
Reichsrath F. Sparre, von Seite der
Kro=
ne, der Baron Ruuth, von Seite des
Königl. Hofes, der Oberkammerherr Posse,
und von Seiten des Königs, der
Gouver=
neur Ugglas.
Nach einer öffentlich erschienenen
Aus=
weisung, sollen die Schulden des
König=
reichs Schweden 34 Mil. und 300, 000
Thaler Spec. betragen, nämlich 21 Mill.
500, 000 Thaler für die Bankzettel und
an=
dere Schulden des Staats=Comtoirs; 5.
Mill. 100000 Thaler für Ausrüstungs=Ob=
ligationen; 1 Mil. 200, 000 Thaler für
finnländische oder fahnhielmsche
Obligatio=
nen; 2 Mil. 100, 000 Thaler für
Obliga=
tionen des Kriegs=Commissariats, und 4
Mil. und 400, 000 Thaler für Königl. An=
leihen aus dem Kirchen=und andern Fonds
zur Errichtung der Magazine.
Beschluß des Auszuges aus dem
Testa=
mentente des verstorbenen Königs.
14) Unsere gesammten lieben Unterthanen
ermahnen wir, um ihres eignen daran
ge=
knüpften Wohlstandes willen, während der
Minderjährigkeit unseres Sohnes zur
Ei=
nigkeit, ermahnen den Regenten, die
Zu=
sammenberufung eines Reichstages, weil
aud demselben sich leicht Zwiespalt äußert,
während der Minderjährigkeit möglichst zu
vermeiden, es wäre denn, daß
unvorher=
zusehende Umstände solches schlechterdings
nöthig machten. Jn diesem Falle soll der
junge König in den
Reichstagsversammlun=
gen stäts zugegen seyn, der Regent aber in
seinem Nahmen den Reichständen die
Pro=
positionen überliefern, und in den
Sitzun=
gen den Hammer führen. Vor allen
Din=
gen soll der Regent die Majestätsrechte
ge=
nau wahrnehmen, und einer Sache, welche zu
Vorrückung oder Schmählerung der Königl.
Macht abzwecken könnte, wie seinen
Bey=
fall geben. Was er hingegen versehen
möch=
te, soll als null und nichtig, und ohne
Zu=
stimmung und Beyfall des minderjährigen
Königs angesehen, und diesem das Recht
vorbehalten bleiben, es nach erlangter
Ma=
jorennität zurückzunehmen, indem er sich zur
Revindication seines Rechtes an diese unsere
Protestation hält, welche wir vor dem
all=
mächtigen Gott, dem Richter aller Könige
und Reiche, und vor den Einwohnern und
Ständen des Reichs auf das feyerlichste
able=
gen. Stockholm, vom 19. May 1780.
Rodizill zu dem vorstehenden
Testa=
mente des Königs vom 1. Junius 1789.
I
. Wegen der merkwürdigen
Begebenhei=
ten, durch welche in diesem Jahre die
all=
gemeine Regierungsform geändert und
ver=
bessere worden ist, (nähmlich die am 29.
Januar 1789 zu Stande gekommene
Ver=
einigungs=und Sicherheitsakte) verord=
nen wir hiermit, als zu unserm Testament
gehörig, noch ferner: 1) Der Regent soll
keine Reichsräthe machen, berufen, noch
ernennen; 2) verbiethen wir St. Königl.
Hoheit, die Reichsstände zu versammeln,
weil in den jetzigen Umständen des Reichs,
da der Geist der Zwietracht durch den
Ehr=
geiz einiger Vornehmen und die
Magina=
tionen der Feinde wieder rege gemacht, ei=
ne allgemeine Reichsversammlung der
Selbst=
ständigkeit des Vaterlandes, der Königl.
Gewalt und dem Gleichgewichte, welches
wir zwischen den Ständen festgesetzt, die
gefährlichsten Folgen zuziehen, und
Gele=
genheit geben könnte, daß der
aristokra=
tische Ehrgeiz auf Kosten der
gemei=
nen Mitbürger des Reiches wieder
le=
bendig gemacht würde; 3) das Personale
bey dem Hofstaat und dem Unterrichte des
Prinzen, unseres Sohnes, nicht zu
verän=
dern, nicht zu entlassen, noch die von uns
darauf ertheilten Anwartschaften unerfüllt
zu lassen.
II
. Der Regent soll, bey
An=
tritt seiner Verwaltung nun auch noch die
Beobachtung der Regierungs=und
Sicher=
heitsakte nahmentlich beschwören.
III
. Der=
Gouverneur des Prinzen, Graf
Gyllenstol=
pe, behält die genaue Aufsicht über ihn,
und der Kanzleyrathe Rosenstein, die
Un=
terweisung in den Studien; auch soll der
junge König alljährlich einmahl in
Gegen=
wart des Vormundes und bey offenen
Thü=
ren, in seinen Studien geprüft werden.
VI
.
Weil unser lieber Sohn. Sinnes=und
Ver=
standeskräfte weitüber seine Jahre zeigt,
so bestimmen wir hiermit, daß er, nach
zu=
rückgelegten 18. Jahre (also drey Jahre
früher als im Testamente selbst verordnet
war) für volljährig erkannt, und ihm die
Regierung des Landes anvertrauet werden
soll, nachdem er zuvor die Vereinigungs=
und Sicherheitsakte vom 21. Februar 1789,
und die Versicherungen der Schwedischen
Könige unterzeichnet haben wird.
V
. Wenn
der König das 17. Jahr zurückgelegt
ha=
ben wird, ersuchen wir den Vormund, ihm
unter Königl. oder Fürstl. Prinzeßinnen
ei=
ne Gemahlinn auszuersehen, und die
Ver=
mählungs schleunigst vollziehen zu lassen.
Gegen alles, was während der
Minderjäh=
tigkeit wider die Königl. Gewalt
vorgenom=
men, versucht oder abgezwungen werden
könnte, behalten wir, mitelst dieser
Pro=
testation und Reservaion, vor Gott und
dem Schwedischen Volke, Unserm Sohne,
sein Recht auf das kräftigste vor. Stock=
holm den 1. Junius 1789.
Gustav.
Pohlen.
Der Jahrestag der Pohlnischen
Staats=
revolution der nun auch das
Nahmens=
fest des Königs ist, wurde am 3. May
zu Warschau mit vielem Gepränge
gefey=
ert. Der König, begleitet von dem
Regi=
mente der Kronwächter, und von einem
zahlreichen Gefolge umgeben, fuhr um 9
Uhr Morgens, unter dem Geläute aller
Glocken, nach der heil. Kreutz=Kirche. Der
schof von Posen empfing ihn am
Ein=
gange mit dem Weihwasser, und führte
ihn dann auf den Thron, der für Se. Maj.
in der Kirche errichtet war. Nun wurde hier
eine ausserordentliche Sitzung des
Reichs=
tags gehalten, (wovon nächstens die
Um=
stände werden angezeigt werden.) Nach
derselben Endigung hielt der Bischof von
Posen das Hochamt, und der Bischof
Ma=
linowski die Predigt. Endlich wurde bey
einer von Paisiello verfaßten vortreflichen
Musik, der ambrosianische Lobgesang
ange=
stimmt. Ausserhalb der Kirche wurde aus
Kanonen eine siebenmahlige Salve gegeben,
und alle Glocken der Stadt wurden geläutet.
Endlich begab sich der König, unter
Vortretung der Geistlichkeit und der
Stän=
de, und in Gefolge aller Kronbeamten,
zwischen den zu beyden Seiten in Reihe
stehenden Soldaten, auf den nun
soge=
nannten Berg der Vorsehung, ausserhalb der
Stadt, wo Se. Maj. mit vielen
Feyerlich=
keiten den Grundstein des dort zu
errich=
tenden Tempels legte. Alles ging in der
beßten Ordnung und mit allgemeiner
Zu=
friedenheit vor sich. Der ganze Tag war
der Freude gewidmet, und des Nachts war
die Stadt auf das prächtigste beleuchtet.
Deutschland.
Am 6. d. M. wurde Regensburg in
den lebhaftesten Schrecken gesetzt. Abends
nach 7 Uhr, brach auf dem rechten Flügel
des sogenannten Freysinger Hofes, wo der
Fürst von Thurn und Taxis residiret, oben
auf dem Boden plötzlich und auf eine noch
unbekannte Art Feuer aus, das in wenig
Minuten den ganzen Dachstuhl ergriff.
Man eilte sogleich von Seite der Stadt,
wie auch von Stadt am Hof mit
Feuer=
spritzen, und eine unzählige Menge
Men=
schen lief zur Rettung herbey; allein die
Gewalt des Feuers war schon viel zu
hef=
tig, und keine Hoffnung zur Erhaltung
dieses schönen Gebäudes mehr übrig. Ein
von Zeit zu Zeit sich erhebender Wind
un=
terhielt und vermehrte die Lebhaftigkeit des
Feuers, und da man diesem von der Fronte
des Pallastes nicht beykommen konnte, so,
waren die nächststehenden Häuser und durch
diese die entfernteren, mehrere Stunden
lang in der drohendsten Gefahr. Zum
Glück wendete sich der Wind, wodurch der
Zug des Feuers von den am meisten
bedroh=
ten Häusern ab=und gegen die Fronte des
Gebäudes geleitet wurde, und eine
min=
der gefährliche Richtung bekam. Der
ras=
losen Thätigkeit der Löschenden, gelang es,
endlich unter der guten Direktion der
Feuer=
anstalten, die Flammen innerhalb den
Mau=
ern des Palastes eingeschränkt zu halten.
Erst am folgenden Morgen brachte man es
dahin, dieselben gänzlich zu dämpfen. Den
7. waren noch tausend Hände den ganzen
Tag beschäftigt, das hin und wieder noch
verborgen gewesene Feuer durch
Niederreis=
sen und fortgesetztes Löschen zu tödten, und
dadurch alle weitere Gefahr vollends
abzu=
wenden. Die kostbarsten Einrichtungen und
Geräthschaften, als: die Fürstl. Gardero=
be, Siberzeug Spiegeln, Porzelain, ꝛc.
sind noch gerettet worden, wiewohl nicht
ohne beträchtliche Beschädigung. . Hingegen
von dem ganzen Pallaste bis auf den
un=
tersten Theil, so wie von den vielen
kost=
baren innern Verzierungen, ist nichts als
Schutt und morsches Mauerwerk übrig.
Mit dieser traurigen Nachricht wurde
so=
gleich ein Kurier an den Hrn. Fürsten von
Thurn und Taxis nach Tischingen
ab=
gefertigt.
Anhang zur Wiener=Zeitung 1792. N ro. 39.
Wien.
Meteorologische Beobachtungen
auf der k. k. Sternwarte.
Vom 8. bis 15. May.
Barometerstand.
Täg | 8 Uhr früh | 3 U. nachm. | 10 U. abend | |||
---|---|---|---|---|---|---|
Den | Zoll | Lin. | Zoll | Lin. | Zoll | Lin. |
8 | 27 | 7¼ | 27 | 5⅔ | 27 | 5 |
9 | 27 | 5¼ | 27 | 5⅔ | 27 | 5 |
10 | 27 | 6⅔ | 27 | 7½ | 27 | 8¾ |
11 | 27 | 9 | 27 | 9½ | 27 | 10 |
12 | 27 | 11 | 27 | 11¾ | 28 | 0 |
13 | 28 | 1 | 28 | ¾ | 28 | ½ |
14 | 28 | 0 | 27 | 11 | 27 | 11 |
Reaumur'scher Thermometerstand.
Grad | Grad | Grad | |
---|---|---|---|
8 | 10 ober 0 | 11 ober 0 | 10 ober 0 |
9 | 9¾ — — | 13 — — | 9 — — |
10 | 8 — — | 10 — — | 7 — — |
11 | 7½ — — | 9 — — | 7 — — |
12 | 7½ — — | 8¾ — — | 6 — — |
13 | 7 — — | 11 — — | 8 — — |
14 | 10 — — | 13½ — — | 10 — — |
Anzeige des Windes.
8 | Nord still | O. schwach | Nord still |
9 | S. W. still | S. W. still | W. still |
10 | N. W. stark | N. W. stark | N. W. sch. |
11 | W. schwach | N. schwach | — — |
12 | N. W. sch. | — — | N. schwach |
13 | — — | N. W. sch. | S. O. still |
14 | S. S. O. still | S. O. sch | S. W. still |
Getreidepreis.
Zu Wien vom 7. bis 12. May.
Der Metzen | Groschen. | |||
---|---|---|---|---|
Weitzen | von | 47 | bis | 62 |
Korn | von | 26 | bis | 31 |
Gersten | von | 25 | bis | 30 |
Haber | von | 17 | bis | 21 |
Zu Fischamend vom 10. May.
Der Metzen | Groschen. | |||
---|---|---|---|---|
Weitzen | von | 47 | bis | 52 |
Korn | von | 23 | bis | 25 |
Gersten | per | 23 | ||
Haber | von | 14 | bis | 17 |
Zu Draßkirchen vom 10. May.
Der Metzen | Groschen. | |||
---|---|---|---|---|
Weitzen | von | 50 | bis | 62 |
Korn | von | 28 | bis | 31 |
Gersten | von | 25 | bis | 26 |
Haber | von | 18 bis | 20 |
Verordnung.
Es ist bemerket worden, daß ein großer
Theil der auf dem Getreidemarkte
arbeiten=
den Tagwerker, oder sogenannten Helfer,
anstatt der wahren Bestimmung nach, den
Marktparteyen bloß zu den vorfallenden
schweren Arbeiten zu dienen, sich vielmehr
mit Mäcklereyen, und Zubringen abgebe,
und anstatt auf dem Marktplatze auf die
Parteyen zu warten, selbigen theils in den
Wirthshäusern, theils sogar auch ausser
den Linien auflaure, sie von Befahrung des
Marktes abrede, und zugleich unmittelbar
in die Häuser ihrer Kundschaften führe.
Man hat daher diese Klasse von Helfern
der öffentlichen Marktaufsicht zu
unterzie=
hen um so nothwendiger befunden, als
sonst die Zufuhre des Marktes, zum
unmit=
telbaren Nachtheile des gesammten
Publi=
kums, wesentlich gehemmt, durch diese
Zu=
bringer zu allen Arten von Vorkäuflereyen
und Unterschleifen Gelegenheit gegeben, und
die zuügellose Zudringlichkeit dieser Leute den
Käufern sowohl, als Verkäufern gleich
lä=
stig wird.
Um diesem Unfuge für das künftige
Ein=
halt zu thun, hat der hiesige
Stadtmagi=
strat auf Veranlassung der N. Oe. Landes=
regierung verordnet, daß
Erstens: Sämmtliche als Helfer auf
dem Getridemarkte gegenwärtig arbeitende
Tagwerker in ein Protokoll eingetragen,
und jedem derselben ein Paßirungszettel,
vermöge dessen ihm auf dem Markte zu
ar=
beiten erlaubt wird, ertheilt, welches
je=
doch nur für seine eigene Person gültig ist,
und daher unter keinem Vorwande weder
den eigenen Kindern, noch irgend jemand
anderen geliehen, oder abgetreten werden
kann, so wie auch diese Paßirungszetel
immer nur auf ein Jahr gültig sind, und
alle Jahre wieder erneuert werden sollen.
Zweytens:
Wird künftighin kein
Tag=
werker oder Helfer unter irgend einem
Vor=
wandte geduldete, und jeder durch das
auf=
gestellte Marktaufsichtspersonale von dem
Marktplatze unnachsichtlich abgeschaffet
wer=
den, der sich nicht vorläufig bey dem
Magi=
strate gemeldet, das Paßirungszettel erhalten,
und in das Protokoll eingetragen seyn wird.
Dritttens. Diese zur Arbeit auf dem
Getreidemarkte berechtigten Tagwerker, ha=
ben sich aller Einmengung in die
Behand=
lungen zwischen den Käufern und
Verkäu=
fern, alles Mustertragens, und mit einem
Worte, aller Art von Mäcklerey sorgfältig
zu enthalten, widrigenfalls derjenige von
ihnen, der sich was immer für einen
Un=
fung dieser Art zu Schulden kommen lassen
sollte, nicht nur von dem Marktplatze auf
immer abgeschafft, und sein Nahme aus
dem Protokoll ausgelöscht, sondern derselbe
auch nach Maßgabe der Umstände, noch
insbesondere zur empfindlichen Strafe
ge=
zogen werden würde. Sollte sich ein oder
anderer Helfern die geringste Zudringlichkeit
erlauben, so wird jede auf dem Markte zum
Einkauf oder Verkauf sich einfindende
Par=
tey hiermit aufgefordert, selbigen dem
auf=
gestellten Marktaufsichtspersonale zur
gehö=
rigen Ahndung, alsogleich anzuzeigen.
Viertens. Das in der wegen des
Ge=
treidehandels erlassenen Verordnung
enthal=
tene Verboth des Auflauerus (Vorpassens)
wird hiermit nochmahls wiederhohlt, und
werden sowohl die auf dem Markte
berech=
tigten Helfer, als auch Jedermann
nach=
drücklichst gewarnet, weder in
Wirthshäu=
sern, noch auf der Strasse, oder sonst ir=
gendwo den mit Körnern, Haber, und was
immer, auf den Markt gehörigen Ladung
hieher kommenden Wagen aufzulauern, sie
von Befahrung des Marktes abzuhalten, und
in Privathäusern, oder auf was immer für
eine Art sich in ihren Handel einzumengen,
weil jeder auf dergleichen Unterschleif
be=
tretene Zubringer, mit unnachsichtlichem
Ar=
reste, und nach Maßgabe der Umstände auch
beyzufügender körperlicher Züchtigung, be=
strafet werden wird. Um den Helfern den
bisherigen Vorwand, daß sie den
zufah=
renden Parteyen, um sich um Arbeit zu
bewerben, entgegen gehen müssen, zu
be=
nehmen, wird denselben
Fünftens: Am Eingange des Marktes
ein eigener Platz angewiesen, wo sie sich
früh vor Anfang des Markts, zu sammeln,
und da auf die Parteyen zu warten haben.
Durch diese Vorkehrung hoffet man dem
bisherigen die Befahrung des Marktes so
vielfältig hemmenden Unfuge einmahl
vor=
zubeugen, und erwartet von dem
ge=
sammten Publikum, daß es die
Nothwen=
digkeit, alle Zufuhre auf den öffentlichen
Markt zu ziehen, selbst anerkennen, und
daher jeder den ihm allenfalls bekannten dem
Marktaufsichtspersonale vielleicht
entgehen=
den Unfug der Behörde bekannt machen
werden. Wien den 16. April 1792.
Verstorbene zu Wien.
Den 9. May. Jn der Stadt.
-
Hr. Vinzenz Dietmann, k. böhm. u. österr. Hof=
agent, alt 32 J. nächst d. roth. Thurm N. 658.
Vor der Stadt.
-
Hr. Wolfg Freyhr. v. Steinbach pens. k
Haupt=
mann, alt 82 J. auf d. Landstr. N. 231. -
Leop. Thurner, Jnvalid, alt 62 J. auf d. Wie=
den N. 128. -
Maria A. Krauß, Baumwollspinnerin, alt 20 J.
am Thury N. 63. -
Susanna Federl, Schuhmach. Wit. alt 64 J. in
der Roßau N. 76. -
Dem Hrn. Joh. Malloch, gew. Militärverpflegs=
adjunkt, s. K. Elis. a. 1 J. in d. Leopoldst. N. 385 -
Hr. Peter Gillich, gew. bürg. Perückenmach. alt
76 J. in s. H. in d. Leopoldst. N. 170. -
Dem Jos. Rück, Maurerpallier, s. K. Barb. alt
5 J. am Thury N. 60.
-
Dem Franz Rosilion, Jnvalid, s. T. Theresia, alt
16 J. im Lerchenf. N. 157. -
Dem Hrn. Mich. Lieder, bg. Perückenmach. s. Fr.
Cath alt 25 J. auf d. Landstr. N. 230. -
Bernh. Tunkel, gew. herrs. Kutsch. alt 64 J. auf
d. Wieden N. 128. -
Hr. Thom. Veith, gew. bürg. Schneidermeist. alt
77 J. zu St. Marx. -
Pater Oswald Valoßy, a. d. Franziskanerord.
alt. 55 J. b. Barmh. - Simon Buchner, v. Polizeyh. alt 25 J.
- Anton Spenlinger, alt 37 J.
-
Franz Jonas, alt 21 J. alle 3 Arrest. in d. Leo=
poldst. N. 203. - Georg Moschni, Jnvalid, alt 42 J. im Jnvalidh.
- Veit Gurschikon, alt 24 J.
- Jos. Skoruth, alt 23 J. bede Gem. im Militärsp.
- Anna Felix, Dienstm. alt 26 J. im allg. Krankh.
- Summa 20. Personen, darunter 2. Kind.
Den 10. May. Jn der Stadt.
-
Fr. Mar. Franziska v. Käbs, kön. Auditorlieut.
Wit. alt 68 J. am Stock am Eisenpl. N. 611. -
Hr. Zacharias Lutz, priv. Niederlagsverwandt.
alt 53 J. am Haarmarkt N. 654 -
Hr. Franz Mayer, Jurist, alt 24 J. in der
Rie=
merstr. N. 910.
Vor der Stadt.
-
Hr. Lazar. Jos. Martinolly, bg. Rauchfangkeh=
rermeist. alt 42 J. in s. H. auf d. Wied. N. 89. -
Hr. Thomas Eckhart, bürg. Schuhmachermeist.
alt 59 J. zu St. Ulrich Nr. 6. - Georg Fuchs, Tagl. alt 35 J. am ob. Neust N. 289
-
Cath. Seywald, Kupferschmiedswit. alt 68 J.
im Lichtent. N. 30. -
Peter Skiba, Stahlarbeit. alt 21 J. in d. Wäh=
ringerg. N. 192. -
Magd. Hauser, Lehenkutscherkn Wit. alt 55 J.
zu Mariah. N. 19. -
Dem Franz Adelhofer, Lustgärtn. s. K. Georg,
alt 2 J. zu Nikolsd N. 47. -
Dem Jos. Rothetter, Bandmach. s. K. Magd.
alt 1 J. am ob. Neustift N 193. -
Mart Bortenschlager, kön. Blachenkn. alt 70 J.
in d Leopoldst. N. 138. - Andre Büdl, Schifkn alt 68 J im Lichtent. N. 71.
- Magd. Sellner, Friseurswit. alt 55 J.
- Leop. Horwath, Tischl. alt 20 J.
- Maria A. Gellenberger, Pfründl alt 78 J.
- Antonia Tampel, Unterlieut. T. alt 46 J.
- Joh Müller, Tüchelmach alt 36 J.
- Adam Reisinger, Schneid. alt 42 J.
- Cath. Popp, Schneid. Wit. alt 50 J.
-
Theresia Rupmannsdorfer, Handarbeit. alt 43 J.
alle 8 im allg Krankenh. - Summa 31 Personen, darunter 2 Kind.
Den 11. May. Jn der Stadt.
-
Hr. Kasp. Dominik Kuna, Hofsekret. u. Regi=
strat. Direkt. alt 71 J. im Glockeng. N. 217. -
Jgfr. Franziska Hau, gew. k. Proviantoffiz. T.
alt 74 J. am Bauernm. N. 534.
Vor der Stadt.
-
Dem Hrn. Joh. Mich. Haußer, bg. Glasermeist.
s. Fr. Cath. alt 50 J. in d. Roßau N. 5. -
Bonaventura Zanini, Galanteriehändl. alt 27 J.
in d. Leopoldst. N. 269. -
Der Fr. Elis. Beer, bg. Bäckermeist. Wit. i. T.
Felicita, alt 49 J. in d. Alstervorst. N. 155. -
Dem Hrn. Leop. Strobl, bg. Tischlermeist. s. Fr.
Cath. alt 56 J. in s. H. zu Erdberg N. 30. -
Jos. Weyer, Handschuhmach. alt 47 J. am
Stro=
tzischengr. N. 33. -
Elis. Liebl, Knöpfmach. alt 24 J. am
Strotzi=
schengr. N. 48. -
Cath. Weiß, Haubenputz. alt 26 J. am ob. Neu=
stift N. 27. -
Der Fr. Juliana Hochdorf, gew. Wechselkaßirs=
Wit. i. S. Carl Blankenburg, alt 11 J. zu
St. Ulrich N. 120. -
Dem Leop. Rieder, Zimmerm. s. K. Leop. alt 1
J. in d. Roßau N. 76. -
Dem Joh. Pfeiffer, Strohsesselmach. s. K. Joh.
alt 2 J. auf d. Laimgr. N. 28. -
Dem Tobias Artmann, Hühnerkram s. W. Elis.
alt 53 J. auf d. neu Wieden N. 216. - Eva Hofmüller, Mehlmess. Wit. alt 51 J.
-
Cath. Breyer, Hausmeist. W. alt 50. bede b.
Elisabet. - Joh. Priefrid, alt 38 J.
-
Mar. A. Ber, alt 32. J. beede Arrest. in d. Leo=
poldst. N. 203. - Georg Sieß, Bildhauer, alt 40 J.
- Jos. Scharff. Papiermach. alt 25 J.
-
Joh. Schitt, Stafettenj. alt 34 J. alle 3 beyn
Barmh. - Franz Felber, Korporal, alt 30 J.
-
Sabina Gerhard, Soldatenw. alt 29 J. bede im
Militärsp. - Hr. Joh. Dambek, gew. Polizeykomiss. alt 39 J.
- Franz Pretz, Pferdwart. alt 60 J.
- Maria A. Bader, Lehenkutsch. Wit. alt 56 J.
- Jos. Appinger, Hauskn alt 22 J.
- Peter Müller, Schneid. alt 36 J.
- Laur. Willoch, Tagl. alt 30 J.
- Georg Metzing, Tagl. alt 54 J.
-
Cath. Gaunersdorfer, Tischl. Wit. alt 68 J. alle
8 im allg Krankenh. - Summa 30. Personen, darunter 2 Kind.
Nachricht für die armen Staarblinden.
Es wird hiedurch den armen mit dem
grau=
en Staate behafteten Augenkranken bekannt
gemacht, daß der, auf Kosten des Staates von
dem Hrn. Prof. Barth gebildete hiesige
Au=
genarzt, Hr. Prof. Schmidt von jetzt an bis
zum Herbste alle jene armen Staarblinden,
die ein von ihrer Grund=oder Ortsobrigkeit
ausgestelltes und von dem Arzte oder
Wund=
arzte korroborirtes Zeugniß ihrer Armuth
vor=
zeigen können, in seiner in der Stadt
errich=
teten Privatanstalt aufnimmt, selbe allda
un=
entgeltlich operirt, und während der ganzen
Kurzeit mit der zweckmäßigen Nahrung und
den nöthigen Arzeneyen auch unentgeltlich
ver=
pflegt. Weil er jedoch nicht mehr als 4
Per=
sonen mit einem Mahle aufnehmen kann, und
folglich immer ein operirter dem andern erst
Platz machen muß, so werden die resp. löbl.
Ortsobrigkeiten vom Lande ersucht, sich
vor=
her bey besagtem Prof. Schmidt erst
anzufra=
gen worauf er sogleich Auskunft geben, und
die Zeit bestimmen wird, wann dergleichen
ar=
me Staarblinde vom Lande in seine Anstalt
aufgenommen werden können, damit solche
Leu=
the ihre Reise nicht unberrichteter Sache
hie=
her machen. Die Armen von der Stadt und
den Vorstädten können ohnehin sich leicht selbst
anfragen. Seine Anstalt hat er, bekanntlich,
im Hause des königl. Hrn. Hofraths v. Schlois=
nig in der Wollzeile Nr. 501 im ersten Stocke;
auch kann man sich in der Josephs=Akademie
in der Währinger Gasse bey ihm anmelden. —
Prof. Barth wohnt nicht mehr in der
Uni=
versität, sondern nächst der Heumarkcaserne in
der Traunischen Gasse. Wer ihn verlangt,
darf sich nur an die Anstalt des Prof. Schmid
wenden.
Nachricht für arme mit dem grauen
Staar behaftete Blinde.
Die Herren Professoren Prohaska und
Schmidt operiren dies Jahr die arme
Staar=
blinden im hiesigen allgemeinen
Krankenhau=
se, wie sonst Herr Professor Barth operirt
hat, und zwar wird jeder von ihnen
diejeni=
gen Staarblinden operiren, die sich an ihm
wenden. Professor Prohaska wohnt auf der
Universität, Professor Schmidt wohnt in der
Josephinischen Akademie in der
Währinger=
gasse, oder ist auch zu finden in seiner
Kran=
kenanstalt in der Wollzeile vom scharfen Eck
über Nr. 801 im ersten Stock. Jedoch soll
jeder Blinde das Zeugniß der Armut
mitbrin=
gen; und damit nicht, wie andere Jahre
Blin=
de, denen nicht mehr zu helfen ist, ein weite
Reise umsonst machen, sollen sich alle jene,
die vom Lande hieher reisen wollen, zuvor
von einem sachkündigen Arzte oder Wundarzte
untersuchen lassen, weil hierorts nur jene
können aufgenommen werden, die den grauen
Staar haben. Von Erscheinung dieser
Nach=
richt werden bis zum 15. Junius dergleichen
Leute auf die Anweisung eines der benannten
Herren Professoren im hiesigen allgemeinen
Krankenhause aufgenommen. Wien den 15
May 1792.
Nachricht.
Herr Joseph Lippitsch, der Arzneykunde
Dok=
tor, rechnet sich's zur Pflicht hiemit
anzuzei=
gen, daß er zu gegenwärtiger Georgizeit seine
Wohnung verändert habe, und nun nächst dem
heil. Kreuzerhof bey der schönen Laterne Nr.
774 im 2ten Stock wohne. Uebrigens ist
sei=
ne Hilfteistung, wie jederzeit allen Kranken
oh=
ne Unterscheid, sie mögen bemittelt, oder
mit=
tellos seyn, auf seiner Wohnung sowohl, als
auf den ihrigen bereit.
Anzeige.
Seit den 25. März d. J. wird zu Krumau
in Böhmen Johann Reinisch vermißt, dersel=
be ist 18 Jahr alt, mißt 5 Schuh, 1 Zoll 3
Strich, hat ein etwas blasses, jedoch volles
Angesicht, dunkelbraune Haare und derley
Au=
genbraun, dunkelgraue Augen, etwas
aufge=
bogene Nase und aufgeworfene Oberlefzen, hat
schon einen hervorstechenden schwarzen
Kne=
belbart, die Haare sind in einen etwas falschen
Zopf gebunden, mit einem schwarz harassenen
Band überwickelt, ohne Locken, gehet mit
et=
was vorgebogenen Kopf, spricht nur deutsch,
trug einen Kapotrock von ordinairen blauen
Tuch mit meergrünen tüchenen Kragel und
derley Aufschlägen, und weissen glatten
Knö=
pfen, Hosen von obbenannten Tuch, eine
Ve=
ste von weissen Tuch, gewichste Stiefel, und
einen gestolpten schwarzen Hut; nebst dieser
Kleidung hat er noch bey sich einen
hechten=
blauen Kapotrock von feinen Tuch mit
dun=
kelgrünen Kragel und Aufschlägen und weissen
Knöpfen, eine plüschene Veste mit derley Knö=,
pfen, eine weißtüchene und eine
Ueberziehho=
sen von weissen Gradel, 3 Hemder, 3
Schnupf=
tüchel, ein schwarztaffetenes ordinäres
Halstü=
chel, etwelche paar weisse Strümpfe und ein
paar Schuh. Wer von desselben Aufenthalt
Nachricht erhält, beliebe selbe der ni. öst. Lan=
desregierung unbeschwert mitzutheilen. Wien
den 4. May 1792.
Nachfrage um Simon und Georg Ebenhoch.
Schon. seit einer geraumen Zeit sind zwey
Mannspersonen, Simon und Georg Ebenhoch,
von Klaus in Vorarlberg gebürtig, unter das
Gericht Rankweil und Sulz der Herrschaft
Feldkirch gehörig, verreiset, und sollen sich
dem Vernehmen nach der eine nach Ungarn,
der andere nach Böhmen begeben haben, um
sich alda häuslich niederzulassen. Da nun
ih=
re Freunde seit so langer Zeit von ihnen nichts
hörten, und selben ungemein daran gelegen ist,
etwas zu erfahren, so wird jedermann, der
im=
mer von besagten zwey Mannspersonen ihren
Aufenthaltsorte, oder allenfalls bereits
erfolg=
ten Tode, oder endlich von derer Descendenten
einige Wissenschaft hat, sonderlich aber die H.
Seelsorger und Ortsobrigkeiten dringend und
höflichst gebetten, davon Nachricht zu
erthei=
ten, und selbe an H. Joseph v. Müller, priv.
Großhändler in Wien, gegen verläßlichen
Er=
satz des Postporto und andern Auslagen zu
addreßiren.
Hofentschliessung.
Se. Königl. Maj. haben vermöge Hofdekrets
vom 11. d. M. zu beschliessen geruhet, daß
der mit Ende April des l. J. zu Ende gehende
Octroi der Mährischen Leihbank, vereiniget mit
dem Jntelligenz=und Zeitungsblatte, wie auch
dem Kundschaftsamte, gegen eben den
Einlags=
fund, eben die Kaution, und eben die in dem
bisherigen Octroi erhaltenen Bedingungen, in
soweit solche mit der gegenwärtigen
Verfas=
sung, und mit den nachgefolgten Gesetzen
ver=
einbarlich sind, ohne alle Erhöhung der
Zin=
se, selbst mit Vereinigung der Großhandlung,
wenn es ausdrücklich verlanget würde, an
ver=
mögliche Privatinteressenten, auf 15 oder 20
Jahre überlassen, und hierzu der Weg der
Ver=
steigerung eingeschlagen werden soll; der erste
Anboth nach den Bedingungen des erloscheten
Octroi, mit Rücksicht auf die jetzige
Verfas=
sung zu bestimmen, und der neue Octroit
sal-
va Ratificatione
, an denjenigen, oder
dieje=
nigen, die unter hinlänglicher Sicherheit zu
ben beßten Bedingungen für das Wohl des
Pub=
likums, besonders aber des inländischen
Kom=
merzes, sich verstehen, zu überlassen sey. Diese
allerhöchste Entschliessung wird zu Jedermanns
Wissenschaft mit dem Beysatze kund gemachet,
daß die Pachtlustigen sich darüber bey dem K.
Mährisch=Schlesischen Gubernium melden
sol=
len, und die Pachtungsbedingungen bey der
Re=
gistratur des erstgenannten Guberniums in
Brünn einsehen können. Wien den 14. April
1792.
Dienstsuchender.
Ein junger Mensch von 26 Jahren, welcher
den ganzen Türkenkrieg als Chyrurgus bey=
gewohnt hat, in Rechnen und Schreiben auch
in der Musik geübet ist, die Orgel, Clavier
und Violin spielt, frisiren kann, und schon bey
einem Grafen als Hausoffizier angestellt war,
wegen Absterben seines Herrn aber bis dato
brodlos ist, wünschet wieder bey einer
Herr=
schaft als Hausoffizier angestellt zu werden.
Jst beym Portier im Bischofhof zu erfragen.
Nachricht von der französischen Sprache.
Mit Bewilligung der hochlöbl. N. Oest.
Landesregierung lehret der Unterzeichnete schon
durch mehrere Jahre die französische Sprache
sowohl Kindern, als erwachsene Personen. —
Für Kinder wird der Unterricht täglich
Vor=
mittags von 10 bis 12 Uhr, für die
Erwach=
senen aber von 6 bis 7 Uhr Abends gegeben,
und monathlich 1 fl. vorhinein bezahlet. —
Er kann auch noch einige Knaben zu sich in
die Kost nehmen. Diese werden nebst der
täg=
lichen Anführung zur Reinlichkeit, Ordnung
und Gottesfurcht, auch in der französischen
Sprache, und in allen vorgeschriebenen
deut=
schen Lehrgegenständen, weil der
Unterzeich=
nete auch zugleich Lehrer der deutschen
Schu=
le ist, unterrichtet. Nebst diesem wird jenen
Knaben, welche studiren, oder doch eine
sol=
che Kunst lernen sollen, zu welcher die
vor=
läufige Kenntniß der lateinischen Sprache
er=
fordert wird, auch in der lateinischen
Spra=
che Unterricht gegeben. — Für Kost, Wäsche
und den Unterricht in den angeführten
Gegen=
ständen werden jährlich 100 fl. endweder
mo=
nathlich, oder vierteljährig vorhinein bezahlt.
Außer diesem hat er noch Anstalt gemacht,
daß seine Zöglinge auch in der Musik und im
Tanzen unterwiesen werden, worüber sich
die=
jenigen, welche auch darin Unterricht
verlan=
gen, mit ihm besonders verabreden können.
Aeltern und Vormünder, welche daher ihre
Kinder seiner Leitung anvertrauen wollen, be=
lieben sich in seiner Wohnung zu melden, wo
sie sich selbst überzeugen werden, daß dieselbe
in einer schönen Lage, und zur Aufnahme
meh=
rerer Knaben ordentlich zubereitet ist. — Die=
se befindet sich nächst dem Neubau in der
Schwa=
bengasse im Brimerischen Hause, rechts im
er=
sten Stocke. Wien den 2. May 1792.
Gotthard Zwilling, öffentlicher Lehrer
der französischen Sprache, und einer
deut=
schen Schule.
Nachricht.
Nachdem ich Endesgenannter mit der
Ver=
schönerung und Vergrösserung meines
Gast=
hofes zum goldenen Bärn in Regensburg, un=
weit der steinenen Brücke gelegen, bereits schon
zwey Jahre fertig, und dadurch in den Stand
gesetzt bin, die angesehensten Herrschaften mit
zahlreichen Suiten, und übrige Passagiers nach
Würden und Wunsch bedienen zu können, da
nicht nur alle Zimmer ganz neu meublirt, son=
dern auch die Stallungen dergestalt ansehnlich
erweitert worden sind, daß 60 Pferde bequem
untergebracht werden können; auch ich seit 20
Jahren ein ansehnliches Weinlager von
ver=
schiedenen Sorten, vorzüglich der besten
Rhein=
weinen von guten Jahrgängen gesammelt hab,
daß ich mir nicht nur alle Zufriedenheit
der=
jenigen hohen Herrschaften und Passagiers,
welche mich mit ihren Zuspruch beehren, son=
dern auch diejenigen Herren Weinliebhaber,
welche von meinen Weinen zu kosten belieben,
oder Bestellungen zu machen, ganz gesichert zu
seyn, nach dero Verlangen bedienet zu werden,
als halb ich solches allen hohen Herrschaften
und Passagiers, welche durch Regensburg zu
reisen gedenken, hierdurch öffentlich bekannt
machen, sie um deren geneigten Zuspruch
ge=
ziemend ersuchen, und hiermit die promteste
und billigste Bedienung zusichen wollen. Re=
gensburg den 26. März 1792.
Johann Andreas Lehr.
Nachricht.
Von dem königl. ni. öst. Landrecht wird
hiemit bekannt gemacht: daß der über das
hierländiger Vermögen des Hrn. Joseph Wenzl
Graf v. Wrbna, und Freudenthal den 22.
September 1790 verhängte Konkurs über den
zwischen demselben, und seinen Gläubigern
getroffenen Vergleich unter den 20. April d.
J. von Seite dieses Gerichts aufgehoben
wor=
den sey. Wien den 11. May 1792.
Die Franziska Ruchserin wird als
Ver=
schwenderin erklärt.
Von dem Magistrat der k. Haupt=und
Re=
sidenzstadt Wien wird hiemit bekannt gemacht:
Es sey für nöthig befunden worden, die
Fran=
ziska Ruchserin, gebohrne Kaufmannin, des
vergandeten Sattlermeisters, Michael Ruchser,
Ehegattin, wegen des während ihrer
Minder=
jährigkeit gezeigten, und noch nun nach dem von
selber bereits zurückgelegten 24. Altersjahre
immer fortdauernden, von ihren Vormunde,
Kaspar Binder, und der leibl. Mutter
bestät=
tigten Leichtsinnes, durch gegenwärtiges Edikt
als Verschwenderin zu erklären; welches
dem=
nach jedermann zu dem Ende hiemit öffentlich
erinnert wird, damit niemand ersagter
Fran=
ziska Ruchserin einige Geschäfte eingehen, Con=
tracte schliessen, oder derselben ein Darlehen
leisten soll, widrigens ein solcher Darleihen
seines gemachten Darlehens verlustiget, und
die abgeschlossenen Geschäfte oder Contracte
null und nichtig seyn sollen. Wornach
jeder=
mann sich zu achten und vor Schaden zu
hüt=
ten wissen wird. Wien den 30. April 1792.
Schiffahrts Nachricht.
Nachdem hierorts in sichere Erfahrung
ge=
bracht, auch Briefe aus Wien vorgelegt
wor=
den, womit die Anzeige gemacht wird, daß
meh=
rere auswärtige Schiffer längst der Donau
boshaften Weise ausgesprenget haben, daß von
hier aus keine Ordinari Schiffe mehr
abge=
hen können, noch dörfen, so wird solche
Aus=
sage hiemit als eine unverschämte Unwahrheit
erkläret, und zugleich einen geehrten
Handels=
stand, als Publiko die Nachricht gegeben, daß
so wie bisher auch fernerhin jede Woche ein
Ordinari Schiff unter der Besorgung und
Be=
frachtung von hiesig gnädigst privil. Spedi=
tionshandlung der Herren Gfell, Reinhard &
Comp.
mit Personen und Waaren, so lange
es die Jahrszeit erlaubt, oder das Wasser
fahr=
bar ist, von hier nach Wien abgehen, und
man sich, wie bekannt, auf billige und
promp=
te Bedienung verlassen dörfe, mit dem
An=
hange, daß dergleichen bereits mehrmal zum
Nachtheil hiesiger Speditionsanstalten
wider=
holte falsche Ausstreuungen, künftig höheren
Orts zu ahnden nicht unterlassen werden wird.
Kurpfalz=Neuburgische Hauptstadt Lauingen
an der Donau den 2. May 1792.
Nachricht.
Franz Finger, Leinwandnegoiant aus
Ar=
nau in Böhmen, Königgratzer Kreis, Bischo=
wer Antheils liegend, macht hiemit bekannt,
daß er zu mehrerer Verbreitung des
landnütz=
lichen Flachsanbaues, als an welchem
Mate=
rial bey starkem Leinwandverschleiß
ad extra
aller Orten grosser Mangel, und von darum
hierin eine ganz übertriebene Theuerung im
Lande unterhalten wird, eine Partey von 1000
Tonnen gerechten neuen Windauer=Rigauer=
und Libauer Rußischen=auch ganz schönen
Memler Leinsaamen, bey Gelegenheit, als
sol=
cher überhaupt verlittenes Jahr in diesen
nor=
dischen Provinzen recht herrlich gerathen ist,
verschrieben, folglich demnächst also zu
erwar=
ten hat, daß er hiermit seine Abnehmer nicht
allein von jeder Gattung nach Bedarf bestens
und zu aller Zufriedenheit zu versorgen im
Stande, sondern auch die ringmöglichste
Prei=
se gegen baare Bezahlung jedermann angedei=
hen zu lassen ganz erbietig sey, um so
ver=
gnügter zwar, als man sich heuer nach allen
günstigen Vorzeichen eine recht gesegnete und
nützliche Flachserndte aller Orten zu
verspre=
chen haben wird. Nach Gestalt der
Entlegen=
heit liefert er solchen bey Bezahlung der
Fracht=
speisen auch bis Prag an des Hr. Johann
Ma=
theus Thurm sel. H. Erben, Banquiers aldort;
bey welchen um Preise und Proben
Erkundi=
gung eingeholet, auch dahin Bestellung und
Bezahlung eingebracht werden könne.
Orientalischer Talk,
oder balsamisches Abwisch Pulver.
Durch vielfältige Proben und empsigen
Ge=
brauch hat sich dieses vortrefliche
Abwischpul=
ver schon lange ausgezeichnet als ein
bewähr=
tes Mittel, sowohl ältern als jungen
Perso=
nen das Fell glatt, zart und rein zu machen;
es macht durch die Reinigkeit der Haut eine
natürliche schöne Weisse und bewahret für
Run=
zeln bis in das späteste Alter, dienet auch den
aufgefahrnen fleckigten Gesichtern. Den
Ge=
brauch weisen die beygegebenen Zetel aus. Es
ist dieses Talkpulber von demjenigen ganz
un=
terschieden, welches unter diesen Namen verkauft
wird. Das Loth kostet 2 fl. das Packel zu 1
Quintel 30 kr. Es ist an keinem andern Ort
ächt zu bekommen, als am Bauernmarkt im
Margarethenhof im Marchandemodegewölbe
zum Blumenkorb, wo auch nachstehendes zu
haben ist, als das Schönheitsabwischwasser der
Sultaninnen, die zu diesem orientalischen
Was=
ser verfertigten Kugeln, ganz oder pulversirt,
um Bequemlichkeit halber sich selbst, wie die
beygegegeben Zetel belehren, das Wasser
ver=
fertigen zu können; roth türkischer
Schmink=
schleyer; Stirnbindel des Nachts aufzubinden,
für runzlichte Stirne. Hand=und
Gesichtpo=
made für gefrörte und grobe Hände, oder
aus=
gefahrne fleckigte Gesichter; Handpulver zum
waschen und wälsche Fleckkugeln die Flecke aus
Seidenzeug zu bringen. Alles dieses wie auch
das orientalische Talkpulver, wird nach
Unter=
suchung einer löbl. med. Fakultät, mit
Erlaub=
niß einer hohen Landesstelle verkauft.
Naturaliensammlung, und antike röm.
Kaisermünzen.
Auf vielfältiges Verlangen mehrerer
Na=
turaliensämmler wird die in der Salvatorgass
Nr. 428 linkerhand über die mit Bretter
be=
legte Stiege im ersten Stock bey dem eisenen
Gatter zahlreich und schöne aus Meermuschel
und Schnecken Meergewächsen, Versteinerun=
gen und Bergstuffen bestehende Collection stück=
oder partieweis, samt den Kästen und Bücher
täglich von 11 bis 1 Uhr mittags um den
billigstens Preis, 515 Stück antike röm. Kai=
sermünzen aber, worunter 68 silberne sind, für
60 fl. samt den Kästen hindangegeben.
Bergantheile zu veräussern.
Jn dem Schmölnitzer Bergstädtischen
Ter=
rain in Ungarn besitzet Maximilian Stein bey
der Josephigrube in der Gegend Bärmgrund
genannt auf Silber und Kupfer 16 Kuxe oder
1 / 8 Grube. Nichtminder im Hatschower
Ter=
rain nächst an dem Schmölnitzer bey Christi
Himmelfahrt Grube auf Silber und Kupfer
eben 16 Kuxe oder 1 / 8 Grube. Endlich bey
der Grube Laureta auch Schmölnitzer
Herr=
schaftsbezirks in der Gegend Stillbach auf
Sil=
ber und Kupfer 12 Kuxe oder 3 / 32 Antheile
der Grube. Weil der Besitzer gewisser
Um=
stände wegen auf Geld ansteht, so hat er sich
entschlossen, die Hälfte besagter Bergantheile
zu veräussern, und zwar bey Josephi 8 Kuxe,
oder 1 / 6 Grube, bey Himmelfahrt nicht
un=
gleich, und bey Laureta 6 Kuxe oder 1 / 32
und 1 / 64. Wer sämtliche Antheile, oder von
dieser oder jener Grube nur, oder auch von
dem bey jeder Grube angebothenen Antheile
nur 1 / 64, oder 2 Kuxe, oder 1 / 32, oder 4
Kuxe an sich zu bringen gedenket, beliebe sich
des weitern auf der Wieden in der kleinen
neuen Gasse Nr. 198 bey Hrn. Maximilian
Lechner zu erkundigen. Wien den 9. May
1792.
Nachricht.
Frau Anna Maria Banck in der
Kohlmes=
sergasse am Fischmarkt bey den 7 Kurfürsten
zu ebener Erde links Nr. 667 wohnhaft, ge=
denket ihren Tokayer=und St. Georger
Aus=
bruchwein=Vorrath in Gebäuden um die
aller=
billigste Preise hindanzugeben, und sich von
diesem Handel los zu machen, weil sie
dem=
selben alters und gebrechlichkeits halber nicht
weiter abwarten kann.
Nachricht
für die Herren Abnehmer des Universal=
Atlaßes nach und zu Büschings grosser
Erdbeschreibung, und da. litterari=
sche Publikum überhaupt.
Durch eine allerhöchste Hofentschliessung
vom 30. März dieses Jahrs ist dem
Unter=
zeichneten die allergnädigste Befugniß ertheilt
worden, für seine geographischen sowohl als
sonstigen Artikel ein eigenes Niederlags=Ge=
wölbe oder Verschleiß=Komptoir zu
eröff=
nen. Es befindet sich in der Singerstrasse
Nr. 932 vom rothen Apfel herüber, und ist
seit den 10. May offen. Es werden also
al=
le Verlags=Artikel, welche bisher unter dem
Namen des Unterzeichneten in der vormals
Wucherschen Buchhandlung im Seitzerhof
un=
ter den Tuchlauben, bey Karl Krill k. Lotto=
kollekteur in der Singerstrasse, bey Joseph
Frister privil. Kunst=und Buchhändlern am
Bauernmarkt, bey Franz Anton Hoffmeister
priv. Kunst=und Buchhändlern in der
Woll=
zeil, bey Joseph Kuhn bürgerl. Buchbinder
in der Himmelpfortgasse, dann bey Joh. Bapt.
Hofer bürg. Buchbinder in der Kurrentgasse,
und an noch einigen unbeträchtlichern
Ver=
lags=Orten zu haben waren, nunmehr vom
10. May an in dem angezeigten Orte in der
Singerstrasse ausgegeben, und die Herren
Pränumeranten und Alle, die bisher sich für
seine Unternehmungen zu verwenden die Güte
hatten, ergebenst dahin angewiesen. Die
Vorausbezahlungen, welche sowohl seit den
drey Jahren der Bestechung des Universal=At=
laßes, als seit zwey Monaten auf die
allge=
meine Erdbeschreibung zu diesem Atlaße an
allen obenangezeigten Orten für den
Unter=
zeichneten geleistet worden sind, werden
nun=
mehr gleichfalls unmittelbar von ihm selbst
verbürget. Wien den 16. May 1792.
Gehorsamster
Franz Joh. Jos. v. Keilly.
Nachricht
an Beobachter des französisch=östreichischen
Krieges.
Der nun bereits von Frankreich an Oestreich
erklärte Krieg macht eine Karte von den Gränzen
dieser beyden Reiche nothwendig. Es wird also
den Liebhabern und Lesern der Kriegsgeschichte
hiemit nicht nur eine solche Gränzkarte, son=
dern auch eilf dazu gehörige Plane von den
wichtigsten auf jener Gränze liegenden
Festun=
gen angelündigt. Diese zwölf Blätter
wer=
den unter dem Titel: Französisch=östereichi=
scher Gränz=Atlas erscheinen, und in
Dop=
pelfolio=Format, nämlich in der Größe der
gewöhnlichen homanischen Karten geliefert.
Das erste dieser Blätter enthält die
zusam=
menstossenden französischen, östreichischen und
Reichslande von Basel in der Schweitz und
den vier Waldstädten an, durch Breisgau,
Elsaß, Baden, Zweibrücken, Lothringen,
Trier, Luxenburg, Lüttich, Namur, Brabant,
Hennegau und Flandern bis hinauf nach
Dün=
kirchen am deutschen Meere oder der Nordsee,
und wird nicht nur in Ausführung der
Gränz=
örter sehr vollständig seyn, sondern auch auf
merkwürdigen Plätzen kleine Nachrichten aus
den vorigen französischen Kriegen geben. Von
Frankreich selbst erscheint der ganze östliche
und nordöstliche Theil auf der Karte, und
zwar nach der neuen Eintheilung des Reichs
in drey und achzig Departements. Diese
Kar=
te giebt also eine genaue Darstellung des
gan=
zen Kriegsschauplatzes, wenn er auch in der
Folge mehr auf=oder abwärts verlegt werden
sollte. Die übrigen eilf Blätter enthalten die
vorzüglichsten Festungen, welche auf dieser
Gränze während des Krieges einer Belagerung
ausgesetzt sind, als: Neubreysach, Straßburg,
Kehl, Landau, Metz, Luxenburg, Namur,
Mons, Tournay (Dornik) Lille, Valencien=
ne u. s. w. Doch werden nicht nur diese,
aber auch nicht gerade alle diese, sondern
die=
jenigen geliefert, die durch die Umstände die
interessantesten werden. Bey jeder Festung
wird wieder eine kurze historische Nachricht
von ihrer Entstehung und ihren kriegerischen
Schicksalen beygefügt. Ganz besonders wird
aber hier auf richtige und genaue
Jllumina=
tion gesehen, weil sie diesem Gegenstande zur
Erläuterung dienen muß. Das erste Blatt
oder die Gränzkarte selbst wird Donnerstags
den 14. Juni, und sodann mit jedem
Don=
nerstage ein folgendes, jedes für 15 kr. er=
scheinen. Ausser der Pränumeration wird
nachher kein Stück hindangegeben. Die
Her=
ren Pränumeranten aber erhalten mit dem
zwölften oder letzten Stücke ein gestochenes
Titelblatt zu diesem Anlasse unentgeltlich. —
Jn Wien wendet man sich an das v. Reily=
sche Landkarten=Verschleißkomptoir in der
Singerstrasse Nr. 932 vom rothen Apfel
her=
über. Ausser Wien in Prag an Hrn. Widt=
mann Buchh. , in Brün an Hrn. Gastel Buchh.
in Preßburg an Hrn. v. Weissenthal, in Grätz
an Hrn. Trötscher Buchh. , in Laybach an
Hrn. Korn Buchh. , in Jnsbruck an Hrn.
Merz Buchh. , in Salzburg die Mayrische
Handlung, in Passau an Hrn. Nothwinkler
Buchh. , in Botzen an das k. Oberpostamt,
in Bamberg an Hrn. Göbhart Buchh. , in
München an Hrn. Lindauer Buchh. , in Krems
an Hrn. Möstl Buchhändler. Wien den 10.
May 1792.
Erinnerung
an die Hrn. Abnehmer der allgemeinen
Erd=
beschreibung in 3 Theilen zu dem v. Reil=
lyschen Universalatlas.
gen dem etwas zu kurzen
Pränumerationster=
min, noch die wenigsten melden konnten, und
mehrere auswärtige Verleger dieserwegen um
Aufschub ersuchten, so wird die erste Lieferung
von 16 Bogen noch nicht zu Ende dieses
Mo=
nats April, sondern mit Ende May erst
aus=
gegeben. Ulm aber diesen Zeitverlust in etwas
einzubringen, wird dafür von Ende May an
nicht, wie zuvor bestimmt war, alle Monate,
sondern genau alle vierte Woche eine Lieferung
ausgegeben. Es bleibt also auch der
Pränu=
merationstermin für den hiesigen Platz noch bis
15. May offen. Die Herren Liebhaber haben
sich aber an das v. Reillysche Landkarten=Ver=
schleiß Komptoir in der Singerstrasse Nr. 932
vom rothen Apfel herüber, zu wenden.
Anzeige.
Bey. Hrn. Jgnaz Grund, im Gewölbe am St.
Stephans Hauptthor ist für 45 kr. illuminirt
und auf Regalpapier abgedruckt zu haben:
1) Die ganz neue für jedermanns Auge
deut=
lich von Hrn. Michael Kauperz gestochene
Ambrosche Postkarte sämtlicher deutsch
un=
garischen Erblande.
Zu dieser neuen in Graz erschienenen
Post=
karte haben fast sämtliche erdländische
Postver=
waltungsämter, nämlich alle jene, in deren
Bezicken seit einigen Jahren Veränderungen
vorgegangen sind, ihre Beyträge geliefert, so
daß selbe über drithalbhundert theils übersetzte,
theils abgeänderte, theils ganz neu errichtete
Poststreken enthält, und daher jedem
Reisen=
den und jedem Liebhaber vaterländischer
Geo=
graphie von ausserordentlichem Nutzen ist. Jn
Böhmen allein wird man über 60 neue
Ver=
änderungen und so im Verhältniß auch in
den=
übrigen Erbstaaten antreffen. Selbst die neue
Gränzscheide bey Orsova und die
wahrschein=
liche Gränze bey Dresnik und Zettin, so wie
die 3 obschon jetzt aufgehobenen Militärpostkurse
nach Bukarest, ja selbst den Kurs des
Postbo=
ten von Crumau nach Wittingau und der
je=
weiligen Militärstafete von Zeng nach
Carlo=
hago wird man zum Vergnügen des Publikums
darin angezeichnet finden.
2) Der Generadistanzanzeiger der
wichtig=
sten Plätze der deutsch=ungarischen Erblande,
und des benachbarten türkischen, und eines
Theiles des rußischen Reiches.
Dieser mit grosser Mühe verfaste
Distanz=
anzeiger ist gleichsam der Pendant zu obiger
Postkarte, ist selbst jedem gemeinsten Manne
beym ersten Anblick verständlich, und gewährt
eben so grosses Vergnügen als Vortheil, indem
jeder gleichsam in einem Augenblick die Ent=
fernung seine oder einer benachbarten Stadt
von jedem der angezeigten wichtigen Plätze
er=
sehen kann. So ersieht z. B. der neugierige
Bewohner von Wien, Prag, Linz ꝛc. in einem
Nu, wie weit er von Ofen, Kaschau, Essegg,
Triest, Belgrad, Konstantinopel, Oczakow ꝛc.
entfernet sey. — Dieser noch nie in Wien zum
Verkauf verschiedene Distanzanzeiger kostet auf
Großmedian abgedruckt 6 kr.
3) . Kurze und gründliche Anleitung ein Kind
von guten Fähigkeiten in höchstens 12
Ta=
gen, und zwar ohne alles Buchstabiren,
richtig lesen zu lehren.
Diese kostbare Anleitung hat einen
berühm=
ten deutschen Sprachlehrer in Rotterdam zum
Erfinder, und kostet gefalzelt 6 kr.
Musikalienankündigung.
Bey Fr. A. Hoffmeister, Musik=Kunst=und
Buchhändler in der Wollzeil Nr. 803, neben
dem Schwebbogen, sind folgende Arien aus
der beliebten Oper: die Zauberflöte, von Hrn.
Mozart, beym Klavier zu singen:
Aria, Jn diesen heil'gen Hallen, 8 kr.
—— Alles fühlt der Liebe Freuden, 9 kr. (die
der Mohr singt)
—— Jch Narr vergaß der Zauberdinge, 8 kr.
—— Ach ich fühl' es ist verschwunden, 9 kr.
—— Der Vogelfänger bin ich ja, 7 kr.
—— Ein Mädchen oder Weibchen, 9. kr.
—— Wie stark ist nicht dein Zauberton, 12 kr.
—— Das Bildniß ist bezaubernd schön, 12 kr.
—— Der Hölle Rache kocht in meinem
Her=
zen, 12 kr.
—— Papagena, Weibchen, Täubchen, meine
Schöne, 20 kr.
—— mit Recitativ, Zum Leiden bin ich
aus=
erkohren, 15 kr.
Duetto, Bey Männern welche Liebe fühlen,
10 kr.
—— — Tamind mein, o! welch ein Glück, 8 kr.
—— Pa — Pa — Papagena bist du mir ganz,
15 kr.
—— Bewahret euch für Weibertücke, 7 kr.
Terzetro, Du feines Täubchen nur herein, 14 kr.
—— der 3 Knaben, zum Ziele führt dich
die=
se Bahn, 9 kr.
—— ——— Seynd uns zum zweytenmal
will=
kommen, 9 kr.
—— Soll ich dich Theurer nicht mehr sehen,
22 kr.
Glockenspiel und Coro zwischen Pamina und
Papageno, 9 kr.
Marsch, Wir wandelten durch Feuerglut, 8 kr.
—— Während den Zug in dem
Weisheits=
tempel, 8 kr.
Chor. D Jsis und Osiris schenket, 8 kr.
Die Ouvertur für das Klavier, 20 kr.
Neue Musikalien.
Bey Artaria &
Comp. ,
Kunsthändlern am
Kohlmarkt sind folgende neue Stücke aus der
allgemein beliebten Oper: die Zauberflöte, von
Hrn. Mozart, für das Klavier gut übersetzt,
und deutlich gestochen, zu haben, als:
Die Ouvertur, 24 kr.
Aria, Dies Bildniß ist bezaubernd schön, 15 kr.
—— Zum leiden bin ich auserkohren, 20 kr.
Chor, D. Isis und Osiris schenket, 10 kr.
Aria,
Der Hö⟨l⟩e Rache kocht in meinem
Her=
zen, 15 kr.
Duetto,
Tamino mein! O welch ein Glück,
10 kr.
—— Wir wandelten durch Feuerglut, 10 kr.
Aria, Papagena! Weibchen! Täubchen! 24 kr.
—— Klinget, Glöckchen, klinget, 10 kr.
Duetto,
Pa — Pa — Papagena! Pa — Pa — Pa=
pageno! bist du mir nur ganz gegeben, 20 kr.
Aus der neuen Oper:
Il Matrimonio Secreto,
Duetto, Cara cara non dubitar, 30 kr.
Aria, Perdonate Signor mio, 30 kr.
Terzetto, Le faccio un inchino, 40 kr.
Duetto, Jo ti lascio, 20 kr.
Neue Musikalien.
Bey Johann Träg sind folgende neue
Musi=
kalien zu haben:
Le Carneval. 1 Sinf.
mit allen Stimmen von
Dittersdorf. 9 fl.
Andromede sauvée, 6 fl. 40 kr.
Phinèe avec ses amis en Rochers. 6 fl. 40 kr.
Les Paysans en Grenouilles. 6 fl. 40 kr.
Die Schlittenfahrt 1
Sinf.
und die
Berchtols=
gadner
Sinf.
beyde von
Haydn.
3 Quint. von Johann Hoffmann. 6 fl.
6 Quart. Op. 5. von Gallus. 6 fl .
1 Sammlung von Märschen aufs Klavier von
Günther. 2 fl.
Le Carneval.
Eine Sammlung von
Menuet,
Deutschen Francaisen
und
Anglaisen
fürs
Klavier. 6 fl. 40 kr.
20 Deutsche fürs Klavier von Bengraf. 3 fl.
Contredanze per il Clav. di Giuseppe Haydn,
2 fl. 30 kr.
Alla Kosak Variazioni per il Clav. von
Fi-
scher. 2 fl. 30 kr.
Missa Cellensis von Giuseppe Haydn. 13 fl.
30 kr.
Eine dettoin
C.
.mit
oblig
. Stimmen von
Mozart. 13 fl. 30 kr.
Eine
detto
in
D
. mit
oblig. Viol.
von
Pleyel.
13 fl. 30 kr.
Bey Johann Georg Edlen v. Mösle,
k. k. privil. Buchhändler am Graben im
Hof=
rath v. Kollerischen Hause Nr. 1174 ist ganz
neu zu haben:
Diogenes (