Nro.
10.
Mit k. k. allergnä=digster Freiheit
Wiener Zeitung.
Sonnabend den 2. Februar 1793.
Jnländische Begebenheiten.
Wien.
Am abgewichenen Sonntage haben
Jo=
seph Graf v. Bethlen, und Joseph
Graf v. Teleky, als wirkliche Kaiserl. ge=
heime Räthe, den Eid in Sr. K. K. Maj.
Hände geschworen.
Se. K. K. Maj. haben den ehemahligen
Königl. Richter in Jglau, Johann Wenzel
Ertel, Ritter v. Krehlau, und Landmann
in den Böhmischen Erblanden, in
gnädig=
ster Rücksicht sowohl auf seine eigene in
öf=
fentlichen Aemtern erworbenen
ausgezeich=
neten Verdienste, als auch auf seine in
al=
lerhöchsten Diensten stehenden fünf
Söh=
ne, in den Freyherrnstand gesammter K. K.
deutscher Erblande, mit Nachsicht der Hof=
Taxe, zu erheben geruhet.
An freywilligen Beyträgen haben Sr.
K. K. Majestät neuerdings unterthänigst
dargebracht: das K. K. Hofbauamt
1220 Guld.; die Geistlichen des Stifts
Lilienfeld, 450; das Kanzley=Personale
desselben Stiftes, 225; Franz Alanny,
Postmeister zu Deutsch=Altenburg, 100;
die bürgerl Apotheker, Heinrich Dörfler,
Anton Schünerer und Andreas Sartori
200; Graf Joseph Batthyany 1000;
Johann Christoph Schicht, zu Prag,
50; ein ungenannter Bürger von Wien,
450; ein ungenannter General, 600, die
Wenkersdorfer Mühler=Zunft im Viertel U.
M. B. 450; die Glaser=und Tischler=Mei=
ster von Klosterneuburg, 71 Gul. 40 Kr.;
Barbara Weiß, Hauseigenthümerinn von
Nro. 14 in der Jägerzeile, 100 Guld.;
die Pfarren Gainfahren, Vößlau und
Grosau, 177 Guld. 46 Kr.; die
Gebrü=
der Gritti, privil. Zucker=und Basteten=
Bäcker, 50 Guld.; die sämmtlichen
hiesi=
gen bürgerl. Gold=und Silber=Arbeiter
Gesellen, Jnländer sowohl als Ausländer,
500 Guld.; der geheime Kabinets=Sekre=
tar von Kronenfels, mit dem seiner
Lei=
tung anvertrauten Kabinets=Kanzley=Per=
sonale, 1700; ein Ungenannter 350; die
bürgerl. Sattlermeister 1035; die
Direk=
toren und Deputirten der
Klosterneubur=
ger Zucker=Raffinerie, 4500; die bürgerl.
Weinwirthe, 3825; die bürgl. Schleifer=
meister, 150; Edler v. Dorfner, Hof=
kriegsagent, 400; die Schwertfeger=Gesel=
len, 100; Jgnaz Grund, bürgl. Buchdru=
cker, 200; die bürgl. Handschuhmacher,
833; Leopold Hofmann, Kapellmeister bey
St. Stephan, 500; das Personale der
Tabakfabrik zu Haimburg, 460; die
Hö=
rer der Rechtsgelehrsamkeit und der
politi=
schen Wissenschaften an hiesiger Universität,
585; Jos. Karl Kä⟨p⟩ler, Registrator bey
der alten magistratischen Pupillar=Registra=
tur, 54; Wolf Zappert, aus Prag, 675;
die bürgl. Rauchfangkehrermeister, 900; die
bürgl. Erbsenhändler, 150; die bürgl. Ku=
pferschmiedmeister, 86 G. 51 Kr.; die
Fein=
zeug=und Stahlschmiede Zunft, 700; Franz
Leupold, pensionirter Hauptmann, 50;
das bürgerl. Pflaster=Handwerk, 301 G.
30 Kr.; die bürgerl. Schwertfeger=Mei=
ster 225 Guld.; die Gemeinde von
Az=
gersdorf im V. U. W. W. 170 Guld.
und 105 Metzen Getreide; die Gemeinde
des Dorfes Ottakrin, 108 Guld. 10 K.;
ein Ungenannter, 50; ein anderer, 1000;
ein dritter, 4000 Gulden.
Alle diese Beyträge haben Se. K. K.
Maj. mit Bezeigung Jhres huldvollesten
Dankes und landesväterlicher Rührung,
durch ein Kabinetsschreiben vom 30. Ja=
nuar dem obersten Directorial=Minister
übermacht.
Ausser den eben genannten, haben noch
insbesondere Sr. K. K. Majest. aus
pa=
triotischem Eifer dargebothen, ein
Mili=
tar=Beamter von hoher Geburt und
ho=
hem Range, welcher ungenannt zu bleiben,
gebeten hat, den Betrag von 5637 Gul.
38 Krn.; Joseph. v. Arnsteiner, Wechs=
ler, 500 Guld.; Mathias Einöder,
Hauseigenthümer, ehemaliger
Fleischha=
cker=Meister, 100; Joseph M⟨iss⟩es, Ga=
lizischer Unterthan, jüdischer Religion,
Factor bey Hönigs Söhnen, 54; und
ein Fabrikant, der ungenannt beiben will,
200 Gulden.
Jn der vorigen Zeitung, wo die
patrioti=
sche Gabe von den Schülern der
Dichtkunst=
klasse angeführt wird, ist zuzusetzen: vom
hie=
sigen akademischen Gymnasium.
Ungarn. Vermöge eines an die Königl.
Ungarische Hofkammer gelangten
allerhöch=
sten Hofrescripts, haben Se. K. K. apost.
Maj. zu erkennen gegeben: daß Höchst die=.
selben, zur Beförderung der öffentlichen
Wohlfahrt, zur Belebung des Ackerbaues
und der National=Emsigkeit, und zur
Be=
friedigung Höchstdero schon wiederhohlt an
Tag gelegten sehnlichen Verlangens, der
lieben und getreuen Ungarischen Nation
werk=
thätige Beweise von Se. Maj. huldvollen
Gesinnungen zu geben, gnädigst beschlossen
hätten, die Masse der Cameral=Güter zu
vermindern, und demnach alle diese Güter, die
nicht entweder vermöge der Landesgesetze
un=
veräusserlich sind, oder deren fernere
Bey=
behaltung zur Bedeckung der
Staatserfor=
dernisse nothwendig ist, durch vermischte
Donationen an wohlverdiente Männer
hin=
danzugeben.
Ausländische Begebenheiten.
Jtalien.
Briefe aus Rom vom 16. Jänner
ge=
ben Nachricht von einer am 14. unter dem
Volke ausgebrochenen Bewegung, wozu
der von dem Französischen Minister in
Nea=
pel nach Rom geschickte Gesandtschafts=
Sekretar, Hr. Basville, und dessen
unge=
stümmes sowohl als unbescheidenes
Beneh=
men die Veranlassung war. Er hatte, wie
man berichtet, den Auftrag erhalten zu
ver=
langen, daß man das alte königl. Wap=
pen vom Pallaste der Französischen
Akade=
mie, von der Französischen Post und von
dem Hause des Consuls dieser Nation
ab=
nehmen, und das Wappen der Republik
dafür anheften dürfe. Jndem hierüber
freundschaftliche Unterhandlungen gepflogen
wurden, kam Herr de la Flotte, zweyter,
Befehlshaber des Französischen Geschwaders
im Mittelländischen Meere, als Kurier in
Rom an, und erklärte, „daß, wenn in 24
Stunden die schon verlangte
Wappenverän=
derung nicht geschähe, Rom mit Feuer
und Schwert verheeret werden sollte.”
Die=
se Drohungen kamen unter das Volk, wel=
ches sich nun zusammenrottete, und als
Abends die Herren de la Flotte und
Bas=
ville, des letzteren Frau und Kind, dem
man eine kleine Fahne mit den
National=
farben in die Hand gegeben hatte, sammt
den Bedienten, die alle die dreyfärbige
Ko=
karde trugen, auf dem Corso fuhren, so
wurde der Wagen vom Pöbel umrungen und
mit Steinen beworfen. Der Kutscher fuhr
eilends in das Haus des Bankiers Mute.
Dieses wurde dann gestürmt, alles
Hausge=
räthe zerschlagen, oder zum Fenster hinaus
geworfen. Die Stürmer fanden viele
Kost=
barkeiten, und nahmen nichts, sondern
sag=
ten zu einander: Erinnert euch, daß wir
Römer sind. Herr Basville wurde
jäm=
merlich mißhandelt, bis ihn die dazu
gekom=
menen päpstl. Soldaten endlich der Wuth
entzogen; allein schon war ihm der
Un=
terleib durch einen Messerstich aufgerissen.
Er starb 24 Stunden darauf, nachdem er
gebeichtet, sein Testament gemacht, die
päpstl. Absolution und alle Sakramente
em=
pfangen hatte. Hierauf stürmte der
Pö=
bel noch 2 Bankiershäuser, und verfolgte
alle Franzosen, die er auf den Strassen
an=
traf, unter welchen ein ehemahliger
Sekre=
tar des Baron v. Taleyrand getödtet
wur=
de. Das Volk hielt auch den Wagen des
Englischen Prinzen August an, weil es
glaubte, es wären Franzosen darin, sobald
sich aber der Prinz nannte, schrie man:
Es lebe der Papst, es lebe der König von
England! Zum Beschluß legte man Feuer
an den Pallast der Französischen Akademie.
Das Thor wurde verbrannt. Man fand
einen Mahler, der im Begriff war das
neue Nationalwappen zu endigen, und nur
mit grosser Lebensgefahr entfliehen konnte.
Unterdessen beschäftigte sich die Regierung
dem Volke Einhalt zu thun, welches nicht
nur auf die Franzosen, sondern auch auf die
Juden, die es mit ihnen verbunden glaubt,
erbittert ist, und noch immer die Judenstadt
zu verheeren drohet. Hr. de la Flotte war
aus dem Muteschen Hause in den Hof
ei=
nes daran stossenden Pallastes gesprungen.
Man gab sich alle Mühe für seine
Sicher=
heit. Er sowohl als Frau v. Basville,
wurden unter einer militarischen Bedeckung
in der Nacht weggebracht, nachdem sie die
schriftliche Erklärung von sich gegeben
hat=
ten: daß der päpstliche Hof alles mögliche
vorgekehret, dem Volke Einhalt zu thun,
und man sie mit aller Sorgfalt beschützt
und behandelt habe.
Frankreich.
Das Urtheil, dem jeder Gerechte, der
den Gang der unseligen Französischen
Re=
volution und die Denkungsart der ruchlosen
Menschen beobachtet hat, welche dieses
ehe=
dem blühende Reich nun tyranisch beherrschen,
und seinem Verderben zugeführet haben,
mit Bangigkeit und Grauen entgegen sehen
mußte, ist jetzt leider! gesprochen.
Nachdem im Tumulte der Sitzung der
Nat. Conv. am 14. Jänn. die letzthin
angeführten Fragepunkte waren festgesetzet
worden, fing am 15. die Stimmung an.
Bey dem nahmentlichen Aufrufe
sämmtli=
cher Glieder, deren bekanntlich 745 sind,
zeigte sich, daß nur 26 fehlten, wovon
20 sich als Kommissare bey den Armeen
befinden, 5 wegen Krankheiten, und einer
aus unbekannten Ursachen abwesend waren.
Jndem ein Glied nach dem andern den
Rednerstuhl bestieg, um seine Antwort zu
geben, herrschte die tiefste Stille. Sechs
und zwanzig votirten unter verschiedenen
Bedingungen und Zusätzen, die übrigen
693 bejahten die erste Frage.
Hierauf stimmte man über die zweyte
Frage, ob nähmlich das gesprochene Urtheil
dem Volke zur Bestätigung vorgelegt
wer=
den soll? Da zeigte sich eine grosse Ver=
schiedenheit der Meinungen. Es votirten
in allem 707 Personen, indem ausser den
obgedachten, noch drey aus unbekannten
Ur=
sachen abwesend waren und 10 gar nicht
stimmen wollten. Von den übrigen waren
283 bejahend und 424 verneinend. Es
ward also erklärt, daß der Schluß, welchen
die Nat. Conv. fassen wird, nicht der
Appel=
lation an das Volk unterworfen seyn soll.
Den 16. wurde endlich über die dritte
Frage gestimmt. Um 9 Uhr Abends
hat=
ten erst 38 Deputirte ihre Stimmen und
Beweggründe gegeben, und von diesen
waren 27 für des Königs Tod.
Den 17. wurde die Stimmung
fortge=
setzt. Am Ende zeigten sich 366 Stimmen
zum Tode, und 319 theils für
lebensläng=
liches Gefängniß, theils für Verbannung,
und theils für die Todesstrafe nach dem
Kriege. Und nach dieser kleinen Mehrheit
von 47 Stimmen wurde das Todes=Ur=
theil über den unglücklichen König
ausge=
sprochen. Deseze, des Königs Anwalt,
verlangte, daß die Vollziehung auf 3
Mo=
nathe verschoben werde; aber vergebens.
Man beschloß vielmehr am 19. den Tag
und die Art der Vollziehung des
abscheuli=
chen Königsmordes festzusetzen.
Großbritannien.
Man sieht nun die Note, welche der
Staatssekretar Lord Grenville, zur
Be=
antwortung des von Hrn. Chauvelin
un=
ter dem 27. Dez. übergebenen Memoire,
diesem unter dem 31. Dez. hat zustellen
las=
sen. Jn demselben heißt es Anfangs: „Jch
habe, mein Herr von Jhnen eine Note
erhalten, worin Sie, indem Sie sich die
Eigenschaft als bevollmächtigter Minister
von Frankreich beylegen, mir, als
Staats=
sekretar Sr. Großbrit. Maj. die
Jnstructio=
nen mittheilen, welche Sie angeblich von dem
ausübenden Rathe der Französischen
Re=
publik erhalten haben. Es kann Jhnen
nicht unbekannt seyn, daß seit den
unglück=
lichen Ereignungen vom 10. Aug. Se. Brit.
Maj. für gut befunden haben, alle offiziose
Gemeinschaft mit Frankreich zu suspendi=
ren. Sie selbst sind bey dem Könige nur
von Seite Sr. allerchr. Maj. beglaubiget.
Geschähe der Vorschlag einen von einer
an=
dern Autorität oder Macht in Frankreich
beglaubigten Minister anzunehmen, so wäre
dieses eine neue Frage, welche Se. Maj.
das Recht hätten erst dann nach dem
Beß=
ten Jhrer Unterthanen, nach Jhrer eigenen
Würde, und nach den Rücksichten, die
Sie Jhren Alliirten und dem allgemeinen
Systeme von Europa schuldig sind, zu
entscheiden. Jch muß Jhnen also, mein
Herr, ausdrücklich und förmlich erklären,
daß ich an Jhnen keinen anderen öffentlichen
Character erkenne, als den Character eines
Ministers Sr. allerchrist. Maj. und daß
Sie daher in der Eigenschaft und der
Ge=
stalt, welche Sie in Jhrer Note sich beylegen,
in Unterhandlungen mit dem Königl. Mi=
nisterium nicht angenommen werden
kön=
nen. Aber nachdem Sie sich in
Erläute=
rungen über einige Punkte eingelassen
ha=
ben, welche England gegründete Ursache
zur Unruhe und Eifersucht geben mußten,
und da Sie diese Erläuterungen geeignet
erklären, beyden Staaten einander zu
nä=
hern, so habe ich obstehende Notificaton
nicht machen wollen; ohne mich zugleich
deutlich und gerade über den Jnhalt
des=
jenigen, was Sie mir, obschon ohne
re=
gelmäßige und offizielle Gestalt mitgetheilt
haben, zu erklären.”
Jn der Folge antwortet Lord Grenville
umständlich auf das Memoire des Hrn.
Chauvelin, und zeigt: 1) daß die über
das Dekret vom 19. Nov., das allen sich
empörenden Völkern den Schutz
Frank=
reichs zusichert, gegebenen Erklärungen,
nichts weniger als beruhigend, weder für
England, noch sonst ein Reich in
Euro=
pa, sondern vielmehr eine neue Bestätigung
der Rechtmäßigkeit der darüber geäusserten
Besorgnisse sind; 2) daß der weiteren
Er=
klärung, „man wolle Holland nicht
an=
greifen, so lange diese Republik sich gegen
Frankreich neutral bezeigen werde,” schon
zum voraus durch die gewaltsame
Eröff=
nung der Schelde, und die Verletzung der
wegen Sperrung dieses Flusses
bestehen=
den Tractate, widersprochen sey, indem
man diesen Schritt nicht anders, als wie
einen feindlichen Angriff und eine
Territo=
rial=Verletzung ansehen könne. ⟨„⟩Wäre es
aber wahr, heißt es ferner, daß die Frage
wegen Eröffnung der Schelde von
gerin=
ger Bedeutung ist so wäre nur um so mehr
offenbar, daß man sie bloß in der Absicht in
Anregung gebracht hat, um Englands
Al=
liirte durch einen Bruch ihrer Neutralität,
und durch die Verletzung ihrer Rechte, in
welchen sie zu erhalten, uns Tractaten
ver=
binden, zu beleidigen. Aber es kann
Jh=
nen nicht unbekannt seyn, daß man hier
die Grundsätze, welche Frankreich durch
diesen Schritt festsetzen will, und die
Fol=
gen, welche nothwendig daraus fliessen,
als sehr wichtig ansieht, und daß man
diesen Grundsätzen und diesen Folgen in
England nicht nur niemahls beystimmen,
sondern daß man sich derselben aus allen
Kräften widersetzen wird. Frankreich kann
kein Recht haben die Verbindlichkeiten in
Ansehung der Schelde aufzuheben, es wäre
denn, daß es auch das Recht hätte, alle
an=
deren Tractate zwischen sämmtlichen
Mäch=
ten von Europa, und alle andern Rechte
Englands und seiner Alliirten aufzuheben;
Frankreich kann auch gar kein Recht
ha=
ben, sich mit der Frage wegen Eröffnung
der Schelde zu befassen, es wäre denn,
daß es Souvrain der Niederlande seyn
wollte, oder das Recht hätte ganz Europa
Gesetze vorzuschreiben.”
„Aber England wird nie zugeben, daß
sich Frankreich anmasse, nach Willkühr,
und unter Vorschützung angeblicher
natür=
licher Rechte, wovon es sich allein zum
Schiedsrichter aufwirft, das politische,
durch feyerliche Verträge gesicherte und
durch die Beystimmung aller Mächte
ver=
bürgte System von Europa zu vernichten.
Die Englische Regierung, getreu den
Grund=
sätzen, die es durch mehr als ein
Jahrhun=
dert befolget hat, wird auch nie mit
gleich=
gültigen Augen sehen, daß sich Frankreich
unmittelbar oder mittelbar zum Souvrain
der Niederlande, oder zum allgemeinen
Schiedsrichter der Rechte und Freyheiten
von Europa aufwerfe. Wenn Frankreich
wirklich die Freundschaft und den Frieden
mit England beyzubehalten gedenkt, so
muß es sich geneigt zeigen, seinen
Erobe=
rungs=und Vergrösserungs=Planen zu
ent=
sagen, und sich auf sein eigenes Gebieth zu
beschränken, ohne die anderen Regierungen
zu beleidigen, ohne ihre Ruhe zu stören,
ohne ihre Rechte zu verletzen ꝛc.”
Seit dem dieses Memoire dem Hrn.
Chauvelin ist zugestellt worden, hat
der=
selbe einige andere an Lord Grenville
ge=
langen lassen, dieselben wurden aber, wie
verlautet, ungelesen zurück gesendet. Jn=
dessen ist aus Portsmouth die
Nach=
richt von einem Vorfalle eingegangen, wel=
cher wahrscheinlich den Bruch mit
Frank=
reich beschleunigen wird. Sie ist am 4.
durch den Kapitain Barlow, welcher die
Königl. Schaluppe Childers kommandirt,
dahin gebracht worden, und lautet wie
folgt: „Die Schaluppe Childers kreuzte
am 2. Jänn., um 2 Uhr Nachmittags, ohne
Flagge, vor dem Hafen von Brest, und
zwar in einer Entfernung von ¾ Englische
Meilen von den 3 Wasser=Batterien des
Brester Hafens. Es geschah ein Schuß
von einer der Französ. Batterien, welcher
über die Schaluppe wegging. Diese pflanzte
darauf die Englische Flagge, die drey
Bat=
terien aber steckten die Französische
Natio=
nalflagge, mit einem darüber befindlichen
ro=
then Wimpel auf. Jndessen trieb die Fluth
die Schaluppe Childers bis auf eine
hal=
be Meile an die Forts, und da das
Wet=
ter sehr still war, ließ der Kapitain
Bar=
low die Ruder gebrauchen, um vom Lande
abzukommen. Jn diesem Augenblicke
er=
folgte, nach einem gegebenen Signal, ein
heftiges Feuer von den 3 Batterien auf
die Schaluppe. Glücklicher Weise erhob
sich eben ein Wind und gab derselben
Gelegenheit unter Segel zu gehen. Da sie
sehr klein ist, so hat von allen auf sie
ge=
thanen Schüssen nur einer getroffen, und
zwar ein Stück ihres Geschützes in 3 Theile
zersplittert, ohne übrigens einen Menschen
zu verwunden.”
Der Kapitain Barlow hat seitdem diese
Nachricht selbst nach London gebracht und
ausgesagt, er habe im Brester Hafen einen
Dreydecker, 2 Zweydecker und 5 Fregatten
mit aufgebundenen Segeln gesehn. Der
Dreydecker ist ein ganz neues Schiff, der
Terrible von 110 Kanonen. Es sind noch
zwey Englische Kutter in der Gegend von
Brest geblieben, um die Bewegungen der
Franzosen zu beobachten. Auf die
Nach=
richt von dieser der Englischen Flagge vor
Brest zugefügten Beleidigung, hat die
Ad=
miralität ausser den schon in Kommißion
befindlichen 38 Linienschiffen und 40
Fre=
gaten noch 6 Linienschiffe zur Ausrüstung
beordert, und der Londner Stadtrath hat
die Prämie von 1 Pfund Sterling, die er
jedem freywillig Königl. Dienste
nehmen=
den Matrosen gibt, auf 3. erhöht. Alle
Rüstungsanstalten dauern nicht nur mit
beyspiellosem Eifer fort, sondern es zeigt
sich beym Volke auch ein Nationaltrieb
zum Kriege. Die nach der Mündung der
Schelde gegangene Escadre des
Commo=
dore Murray soll den ausdrücklichen
Be=
fehl haben, die Französischen Schiffe, welche
zu Antwerpen liegen, nicht hinaus, und
keine andere hinein zu lassen. An den im
Mittelländischen Meere befindlichen
Admi=
ral Goodall und an den Gouverneur von
Gibraltar sind Avisschiffe abgeschickt
wor=
den.
Die Erörterung der Bill wegen der
Fremden, wurde am 31. Dez. im
Unter=
hause des Parlaments mit aller Wärme
des vorigen Tages fortgesetzt. Sir Peter
Burell, rechtfertigte sich ebenfalls, daß
er jetzt nicht mit Herrn For stimmen
kön=
ne, dessen Einsichten sowohl als
Recht=
schaffenheit er doch sonst so hoch schätzte.
Es würde ihm eine Freude seyn in
an=
dern Sachen wieder seine Partey zu
ergrei=
fen; aber jetzt verpflichte ihn
Gewissenhaf=
tigkeit den Minister zu unterstützen. Denn
die Frage sey nicht, ob man die jetzige
Regierung unterstützen, sondern ob man
überhaupt eine Regierung haben soll?
(Hier ertönte von beyden Seiten des
Hauses ein lautes: Hört ihn! Hört ihn!)
Er beschuldigte die Franzosen, daß sie sich
alle Mühe gäben, das Wesen der
Engli=
schen Konstitution zu untergraben. Er
mahlte die jetzige Französische Verfassung,
besonders das Dekrekt zur Aufhebung alles
Unterschieds der Stände, in den stärksten
Farben. Um ihren Stolz und Geitz zu
be=
friedigen, müsse Jeder als ein Opfer
fal=
len, welcher sich ihm widersetze, oder das
geringste Eigenthum habe. Es sey ein
Verbrechen, sich zu einem gewissen Range
und Stande durch Verdienst empor zu
schwingen. Ein Schloß zu besitzen, errege
Haß, und das geringste Vermögen sey
der Confiscation unterworfen. Armuth sey
allein Schutz gegen ihre Raubgierde, und
der niedrige Hüttenbewohner allein sicher
vor ihrer Grausamkeit. Alle Rechte und
Vorzüge im Staate und der Religion
wä=
ren gleichsam geschleift; und indem sie nur
der einen Hand den Baum der Freyheit
pflanzten, hüben sie mit der andern den
Mord=Dolch empor! Er hoffte also, daß
Britten in einem Kriege gegen solche
Bar=
baren mit Muth der Welt zeigen
wür=
den, wie sehr sie Recht, Wahrheit, Ord=
nung und Glück zu schätzen wüßten u. s.
w. Der Marquis von Titchfield, wel=
cher sonst ebenfalls zur Opposition
gehör=
te, war derselben Meinung. Herr Fox
trat nun wieder auf, verwarf die Bill,
und wollte noch länger sprechen, als Herr
Pitt ihn ersuchte, lieber alle seine
Einwen=
dungen bis auf die dritte Vorlesung
auf=
zusparen, welches sich Hr. Fox gefallen
ließ. Herr Hartley billigte die
Verord=
nung gegen Ausländer, erklärte aber, daß,
wenn nun die angebliche Gefahr vorüber
wäre, er erwarte, daß die Minister ihre
bisher verschwiegenen Gründe, zu dieser
Bill vorlegen würden; wenn sie das nicht
thäten, möchten sie sich auf seinen
streng=
sten Tadel gefaßt machen. Als man zu
dem Absatze der Bill kam, wo das Gesetz
auch auf Ausländerinnen ausgedehnt ist,
machte sich Hr. Sheridan darüber lustig,
weil die Fischweiber von Paris sich doch
schwerlich einfallen lassen würden, eine
Landung in England zu unternehmen.
Hr. Burke suchte aber zu beweisen, daß,
indem die Ritterzeiten der Männer
aufhör=
ten, sie nun für die Weiber anfingen; daß
die Demoiselles Fernig und die Schwestern
des General Anselme Belege dazu wären,
und daß die Ohnehosen dieser Art eben so
gefährlich wären, als die hosenlosen
Trup=
pen des Dumourier. Er wollte also
durchaus die Ausländerinnen mit in die
Bill eingeschlossen haben.
Man stritt dann noch über verschiedene
Punkte, und setzte die dritte Vorlesung bis
zum 4. Jänner aus.
An diesem Tage war die Erörterung über
besagte Bill noch heftiger und langwieriger
als alle vorigen Tage. Es wurden
dar=
an verschiedene Aenderungen gemacht, wes=
halb die Bill an das Oberhaus
zurückge=
sendet werden mußte. Dasselbe trat den
Aenderungen in der Sitzung am 7. bey,
und Tags darauf wurde dieser Bill sowohl
als einigen anderen die Königl. Genehmi=
gung ertheilt, worauf beyde Häuser bis
zum 23. Jänner auseinander gingen.
Vereinigte Niederlande.
Das letzthin erwähnte Ausschreiben der
Generalstaaten zur Feyer eines Beth=und
Buß=Tages, ist sehr ausführlich. Nachdem
in selbigem alles Guten erwähnt worden ist,
weßhalb die Einwohner der Republik
Ursa=
che haben, dem Höchsten zu danken, heißt
es weiter also: „Doch wir können und
dürfen es nicht verhehlen, daß alle diese
gün=
stigen Umstände durch andere von sehr
verschie=
dener Art und durch eine beängstigende
Aus=
sicht geschwächt werden. Nachdem das gute
Verständniß zwischen den mächtigsten
Nach=
barn unserer Republik wieder hergestellt war,
haben wir mit einem Mahle das Feuer des
Krieges auflodern, und vor kurzem mit
ei=
ner unvorgesehenen und fürchterlichen
Schnel=
ligkeit sich unsern Gränzen nähern sehen.
Zwar schien die von uns seit dem Anfan=
ge der Streitigkeiten behauptete Neutralität
uns gegen alle Unruhen von Seite der
zahl=
reichen Armeen, die unser Land umringen,
sichern zu müssen, und hat uns auch noch
bis jetzt gesichert. Doch fehlte es nicht an
Feinden und Neidern unserer Ruhe und
un=
sers Wohlstandes, die uns mit einem
feind=
lichen Anfall und einem gänzlichen Umsturz
unserer jetzt so glücklich befestigten
Consti=
tution bedroheten. Einige wenige
ausge=
wanderte und entartete Landesgenossen und
andere bösartige Neuerer haben sich nicht
entblödet, durch Verbreitung aufrührerischer
Schriften die guten Einwohner zum
Auf=
stand und bürgerlichen Kriege zu reizen, als
wenn unter uns Leute zu finden wären, die
thöricht genug seyn könnten, die
unwan=
delbaren Vorrechte, die wir genießen, die
unsere Vorfahren durch so viel Geld und
Blut nach einem langwierigen Kriege erlangt
haben, und welche von den neumodischen
Reformatoren; nach ihrer
Unverschämt=
heit, Sclaverey und Unterdrückung genannt
werden, einer eingebildeten Vollkommenheit
aufzuopfern, die allenthalben, wo man sie
einzuführen gesucht hat, nichts als Unglück
und das größte Uebel hervorgebracht hat;
als wenn unter uns Menschen zu finden
wären, unsinnig genug, um
Ungebunden=
heit und Anarchie anstatt einer vernünftigen
mit der menschlichen Unvollkommenheit
ver=
einbarlichen Freyheit zu wählen, um die
Si=
cherheit ihres Eigenthums und ihres Lebens
selbst, der willkührlichen Beherrschung eines
ungebundenen Pöbels bloß zu stellen; um,
anstatt unter einer sanften Regierung
Reli=
gion und Vertragsamkeit gepart zu sehen
sich blindlings durch den verwüstenden,
Strohm von Unglauben und
Gottesläug=
nung fortreissen zu lassen. Wir halten uns
gesichert, daß dergleichen Menschen unter uns
nicht anzutreffen seyn, oder wenigstens ihre
Zahl für so geringe halten, daß sie mit denen
nicht in Vergleichung kommen könne, die,
so verschieden auch sonst ihre Begriffe seyn
mögen, doch den ruhigen Genuß des freyen
Gottesdienstes, der Ordnung, der
Si=
cherheit und einer wohlgeordneten Frey=
heit gehörig zu schätzen wissen. Gleich=
wohl müssen wir es unter das besondere
Unglück der jetzigen Zeiten rechnen, daß die
Apostel einer Lehre, die ehedem nur Abscheu
erregt haben würde, jetzt Anhänger und
Be=
wunderer haben finden können, die, um sich
einen Nahmen zu machen, kein Bedenken
getragen haben, ganze Nationen in Unglück
und Elend zu stürzen, um ihre tollen
Träu=
mereyen und boshaften Absichten zur
Aus=
führung zu bringen.”
„Aber es sind noch andere Umstände
vor=
handen, die uns vor der Zukunft bange
ma=
chen: Der Zustand unserer Republik, so wie
die Lage von ganz Europa, ist gefährlich
und unsicher. Es ist unmöglich
vorauszu=
sehen, wie lange wir noch von dem Elende
eines alles verwüstenden Krieges befreyt
bleiben werden, der die benachbarten
Lan=
de bereits verheert hat, und der sich nicht
wohl weiter verbreiten kann, ohne seine
unglücklichen Folgen auch auf uns zu
brin=
gen u. s. w.
Der Kostenüberschlag wegen der an den
Gränzen zu treffenden Vertheidigungs=An=
stalten, ist den Provinzen vorgelegt
wor=
den. Er beträgt 1,220,000 Holl. Gulden.
Zur Ausrüstung einer Flotte für dieses Jahr
hat der Staatsrath einen ausserordentlichen
Beytrag von 12,400,000 Guld. verlangt.
Ein Beamter im Departemente der
aus=
wärtigen Angelegenheiten von Frankreich,
Hr. Noel, der mit Aufträgen nach
Lon=
don geschickt worden, und daselbst einige
Monathe verblieben war, ist nun im Haag
eingetroffen, um hier, wir verlautet, ge=
meinschaftlich mit Hrn. Dubois Thinville,
welcher vor kurzem, obschon ohne
öffentli=
chen Character, Hrn. Maulde ersetzt hat,
bey den Generalstaaten Unterhandlungen zu
versuchen. Letzterer, welcher seit seiner
Ab=
berufung als Privatmann im Haag
ver=
blieben war, ist nun nach Paris abgereiset.
Deutschland.
Der am 20. Jänner in einem
ruhmvol=
len Alter von 48 Jahren in Frankfurt
ver=
storbene K. K. General, Baron v. Bren=
tano, Ritter des Maria Theresia=Ordens,
und Eigenthümer eines Jnfanterieregiments,
ist am 23. frühe mit allen militarischen
Eh=
ren im Domstift beerdigt worden. Der
Lei=
chenzug ging um 9 Uhr, aus des
ch⟨urri⟩=
rischen geb. Raths und Residenten
Brenta=
no Behausung, unter Vorausrückung zweyer
Bataillone Heßischer und eines Bataillons
Preußischer Truppen, mit umgekehrten
Ge=
wehr, und mit 3 Kanonen; worauf die
Geistlichkeit aus dem Domstift und 2
Mar=
schälle folgten. Alsdann wurde das
Leib=
pferd in tiefe Trauer gehüllt, von 2
Reit=
knechten gef⟨ührt⟩, wornach der Sarg von
12 Unter⟨than⟩en getragen, folgte; dersel=
be wa⟨rd⟩ Stock, Degen, dem
Ordens=
bande, H〈…〉, Brustharnisch und Wappen
geziert; zunächst kam ein ganz geharnischter
Ritter in Trauerrüstung zu Pferde; sodann
gin⟨gen⟩ ⟨die⟩ PP. Karmeliter und Kapuziner
aus den Frankfurter Klöstern, wornach
abermahls ein Marschall, sodann des
Ver=
storbenen Anverwandten folgten. Der Zug
wurde begleitet, von dem regierenden Her=.
zoge von Weimar, den Prinzen v. Braun=
schweig, Würtemberg, und sämmtlichen
anwesenden Generalen, Stabs=und andern
Offizieren, wobey die Offiziere von der,
Stadtgarnison den Beschluß machen. Der
Zug ging unter einer rührenden
Trauermu=
sik über die Zeile, vor Sr. Majetät des
Königs von Preussen Wohnung vorbey,
durch die Fahrgasse in das Domstift. Bey
der Beerdigung wurde ein dreymahliges
Salve gegeben, worauf ein musikalisches
grosses Seelenamt gehalten wurde. Das
Feyerliche des Ganzen erregte die tiefste
Rührung bey der Menge von Zuschauern.
Das Andenken dieses würdigen Generals,
dem das ganze trierische Land durch seinen,
bey Trier verrichteten Thaten seine
Erret=
tung danket, wird in den
Geschichtsbü=
chern unvergeßlich bleiben.
Am 24 Vormittag ist eine Division von
dem K. K. Regimente Kheul, mit einen
Zuge von 30 Kanonen und den dazu
ge=
hörigen Munitionswagen durch
Frankfurt=
gegangen.
Anhang zur Wiener=Zeitung 1793. Nro. 10.
Wienerische
Grießlerey=und Brodsatzung.
Vom 1. Februar 1793.
Das Landachtel: | Kr. |
---|---|
Fein Grieß....... | 35 |
Mundmehl....... | 26 |
Semmelmehl....... | 18 |
Pollenmehl weisses..... | 14 |
Pollenmehl schwarzes.... | 11 |
Gerstengrieß....... | 11 |
Kapaunermehl...... | 8 |
Brodgewicht. | Kr. | Pf | Lot. |
---|---|---|---|
Geschmalzenes Eyerbrod um | 1 | — | 4½ |
Mundsemmel..... | 1 | — | 7 |
Gemeine Semmel.... | 1 | — | 11 |
Pollen Brod..... | 1 | — | 15 |
Pollen Brod..... | 6 | 3 | 7 |
Rocken Brod..... | 1 | — | 23 |
Rocken Brod..... | 6 | 4 | 23 |
Nachricht.
Vermöge höchsten Hofdekrets vom 18. dies
haben Se. Majestät denjenigen Lieferanten,
die Viktualien zur k. k. Armee am Rhein zu
liefern sich anheischig machen, alle Effito- und
Transito-Gebühren in den Erblanden von
den dahin ausführenden Hülsenfrüchten, aller
Art Zugemüse, Kraupe, Sauerkraut, geräu=
cherten Fleisch, Speck und Reis ganz
nach=
zusehen geruhet, doch haben sie sich bey den
Zollämtern mit Vorzeigung der von den
Län=
derstellen ihnen zu ertheilenden Pässe zu
legi=
timiren, um dieser Begünstigung theilhaftig zu
werden. Gegen diese Pässe werden nach
Um=
ständen bey den Zollämtern entweder gegen
Vor=
merkung der Gebühr, oder Depositirung des
Effito- und Transito-Betrags die Freypässe
er=
theilet werden, wo sodann sie Lieferanten sich
binnen drey Monaten bey der Zollämtern, über
welche die Viktualien ausgeführet werden, mit
Zeugenschaften der Generalkommandi, daß sie
ihre Feilschaften zu den k. k. Armeen
rich=
tig geliefert haben, auszuweisen haben
wer=
den, gegen welche Ausweisung hernach
ent=
weder die Vormerkung abgethan, oder die
de=
positirten Beträge werden zurückgestellet
wer=
den. Welche höchste Entschliessung zu
jeder=
manns Wissenschaft zu dem Ende bekannt ge=
macht wird, damit sich die zu dergleichen
Lie=
ferungen herbeylassen wollende Parteyen
we=
gen Uiberkommung der dazu nöthigen Pässe
an die ni. öst. Landesregierung zu wenden
wissen mögen. Wien den 28. Jänner 1793.
Nachricht.
Von der k. k. ni. öst. Regierung wird der
höchsten Entschliessung vom 2. Jänner 1789
gemäß hiemit kund gemacht, daß all jene,
welche sich in der Folge um eine ordentliche
besoldete Bürgermeister=oder Rathmannstelle
bey einem Magistrate auf dem Lande in
Con=
currenz setzen wollen, sich längstens bis Ende
Hornung d. J. bey dieser Landesstelle zur
Prüfung zu melden haben. Wien den 24.
Jänner 1793.
Nachricht.
Von dem Fortgange der freywilligen
Ar=
beitsanstalt in den hiesigen Vorstädten:
Jn dem Monathe Oktober 1792 wurden
2348, im November 2236 und im Dezember
2365 Personen mit einem Arbeitslohn von
täglichen 2 bis 16 Krn. beschäftiget.
Dabey haben sich abermahls der Richter in
der Leopoldstadt, Jgnaz Holzhauser, des
äus=
sern Raths, der Richter im Lichtenthale, Ka=
spar Windbiller, und der Richter im
Neuler=
chenfeld, Joseph Gaullacher, wie auch
fol=
gende Verleger durch ihre thätige Verwendung
vorzüglich ausgezeichnet: Katharina
Gschnat=
ter zu Gumpendorf, beschäftigte 215
Perso=
nen; Kaspar Windbiller, im Lichtenthale,
203; Joseph Gödrich, eben allda, 115; Ma=
thias Fellinger, zu Margarethen, 179; Au=
gustin Fröschl, zu Matzleinstorf, 225, und
Pe=
ter Amon, im Neulerchenfelde, 299 Personen.
Die hiernach benannten Verleger wünschen
mehrere Personen in Beschäftigung zu setzen,
nähmlich, am Althanischen Grunde, Martin
Entreß, verlanget noch 25; Katharina
Gschnat=
ter, zu Gumpendorf, 20; Mathias Stelli, in
der Leopoldstadt, 20; Andreas Teibel, eben
allda 40; Andreas Wagner, im Lichtenthale,
40; Joseph Gödrich, eden allda, 150; Peter
Amon, im Neulerchenfelde, 100; und Johann
Schneider, auf der Wieden, 100 Arbeiter.
Ausser diesen gibt es noch andere Verleger,
welche eine unbestimmte Anzahl von Arbeitern
verlangen.
Endlich sind auch auf mehreren Gründen viele
Arme mit Militar=Oekonomie=Arbeit
beschäf=
tiget worden. Wien den 2. Jänner 1793.
Jn den meteorologischen Beobachtungen,
welche im Anhange der vorigen Zeitung
ein=
geschaltet wurden, sind einige Unrichtigkeiten
eingeschlichen, und soll es bey Angabe des
Reaumürschen Thermometerstandes vom 22.
bis 25. inclus. Abends um 10 Uhr, und am
24. des Morgens, nicht unter, sondern ober 0
heissen.
Verstorbene zu Wien.
Den 25. Jäner. Jn der Stadt.
- Niemand.
Vor der Stadt.
- Fr. Theresia Laytt, pens. k. k. Oberringmeist.
Wit. alt 77 J. am Spitalb. N. 1. - Dem Hrn. Joh. Haaß, Kaßier im Hetzamphitheat.
s. K. Barb. alt 5 J. auf d. Wien N. 31. - Eva Neyer, Wit. alt 74 J. am ob. Neust. N. 49.
- Karl Esser, Schneid. alt 67 J. zu St. Ullrich N 26.
- Magd. Böhm, gew. Dienstm. alt 70 J. in der
Leopolds. N. 125. - Klement Fiedler, Schneid. alt 26 J.
- Jos. Bruka, Schlosser, alt 66 J.
- Fried. Dirl, Mühlj. alt 48 J. alle 3 b. Barmh.
- Joh. Kneißel, Tischler, alt 32 J.
- Franz Seitlberger, Stopelmach. alt 65 J.
- Leop. Sailler, Tischler, alt 23 J.
- Cath. Schampelmayer, Schneid. Wit. alt 60 J.
- Cath. Heinrath, Tagl. Wit. alt 58 J. alle 5 im
allg. Krankenh.
Summa 13. Personen, darunter 1 Kind.
Den 26. Jäner. Jn der Stadt.
- Dem Hrn. Pet. Leop. Edl. v. Genzinger, d. Welt=
weish. u. Arznekund Dr. wie a. Rektor der
hiesig. Universität, s. Fr. Gem. Maria A. geb.
Edle v. Kaiser, alt 38 J. im Schottenh. N. 117. - Dem Hrn. Jgnaz Eich⟨h⟩orn, Hausinh. s. Fr.
Theresia, alt 60 J. in s. H. auf d. hoh. Brücke
N. 397.
Vor der Stadt.
- Fr. Christina Keller, bgl. Schlossermeist. Wit.
alt 86 J. zu Mariah. N. 53. - Joh. Eder, Tagl. a. 93 J. in d. Alstervorst. N. 156
- Theresia Laßner, Dienstm. alt 52 J. auf d. neu
Wieden N. 221. - Dem Konrad Schlafer, Schneid. s. K. Elis. alt
2 J. auf d. Windmühl N. 8. - Dem Hrn. Jgnaz Katzler, bg. Seidenzeugfabrik.
s. Fr. Theresia, alt 32 J. in s. H. in d. Neu=
deggerg. N. 91.
- Dem Hrn. Franz Jenöff, bg. Eßigsieder, s. Fr.
Margar. alt 65 J. in s. H. am Thury N. 32. - Dem Hrn. Franz Algeyer, bg. Bindermeist. s. Fr.
Helena, alt 76 J. in s. H. in d. Leopoldst. N. 253 - Dem Mart. Kren, Zimmerm. s. W. Dorothä
alt 34 J. in d. Alsterg. N. 98. - Elis. Staudinger, gew. Dienstm. alt 73 J. in d.
Josephst. N. 140. - Dem Leop. Birstinger, Tagl. s. K. Georg, alt 6
J. zu Gumpend. N. 13. - Dem Wolfg. Hach, Zimmermaler, s. K. Anna,
alt 2 J. am Neubau N. 147. - Dem Benedikt Eidele Schuhmach. s. K. Benedikt,
alt 1 J. zu Gumpend. N. 152. - Dem Joh. Ueberreiter, Strumpfwirk. s. K. Mart.
alt 2 J. am Hungelgr. N. 1. - Elis. Zinikain, Bediens. W. alt 42 J.
- Cezilia Engel, Dienstm. alt 29 J. bede b. Elisabet.
- Leop. Hackel, alt 21 J.
- Franz Brunetty, alt 40 J. bede Kanonier.
- Wasil Woitschek, alt 20 J.
- Temko Berlick, alt 31 J. bede Gem. u. alle 4 im
Militärspit. - Franz Sturm, Nadlmach, alt 38 J.
- Eva Ferschek, Dienstm. alt 24 J.
- Anna M. Redl, Dienstm. alt 29 J.
- Anna M. Scharinger, Tagl. Wit. alt 64 J.
- Franz Rumpelhart, Tischl. alt 34 J.
- Maria A. Franz, Bedient. Wit. alt 78 J.
- Anna M. Schuler, Dienstm. alt 20 J.
- Anna Ritzel, Bedient. W. alt 18 J. alle 8 im
allg. Krankenh.
Summa 29. Personen, darunter 5. Kind.
Den 27. Jäner. Jn der Stadt.
- Dem Hrn. Joh. Max Graf. v. Althan, k. k. wirkl.
Kammerer u. Oberster, s. Fr. Gem. Emanuela,
geb. Gräfin v. Lu〈…〉an, alt 62 J. im Schulterg.
N. 267. - Dem Hrn. Sebast. Wolfart, Raitrath b. d. k. k.
Bankohofbuchhal. s. Fr. Theresia, alt 52 J.
in d. Grünangerg. N. 878. - Dem Hrn Laur. Jordan, k. k. Hofkellergegen=
schreib. s. T. Maria A. alt 19 J. in d. k. k.
Burg. - Josepha Dietrich, led. a. 38 J. im Lilieng. N. 929.
Vor der Stadt.
- Jgfr. Theresia Laurent, ledig, alt 62 J. in i. H.
zu St. Ulrich N. 36. - Maria A. Dell, Buchdruck. Wit. alt 60 J. in d.
Alstervorst. N. 59. - Dem Jos. Forstner, Friseur s. K. Jos. alt 2 J.
auf d. Landstr. N. 19. - Christina Stuber, Haafenhalthandl. Wit. alt
78 J. ist auf d. Wieden N. 144 am Schlagfl.
tod gefunden worden.
- Jos. Bartsch, k. k. Salzverschleisser, alt 56 J.
in d. Alsterg. N. 5. - Dem Norbert Bauer, Tischler, s. W. Theresia,
alt 53 J. auf d. Windmühl N. 15. - Barb. Schreiber, herrs. Laufers Wit. alt 43 J.
in d. Roßau N. 108. - Hr. Math. Oberer, bg. Schneidermeist. alt 32 J.
auf d. Landstr. N. 230. - Jgnaz Heinzel, Gem. alt 21 J. im Militärspit.
- Andre Siebert; beabschiedt Soldat, alt 68 J.
- Theresia Franz, Dienstm. alt 20 J.
- Rosina Wekel, Schneid. W. alt 30 J. alle 3 im
allg. Krankenh.
Summa 16. Personen, darunter 1 Kind.
Den 28. Jäner. Jn der Stadt.
- Fr. Josepha Edle v. Zwennhof, geb. v. Stegner,
k k. Leibarzts=u ni. öst Regierungsraths Wit.
alt 85 J. in d. Kärntnerstr. N. 934. - Mart. Fenz, Maurer, a. 26 J. am Peterspl. N. 578.
Vor der Stadt.
- Fr. Maria A. Hörmann, bgl. Chokoladenmach.
Wit. alt 70 J. am Spitalb. N. 17. - Dem Joh. Litmann, Tischler, s. W. Barb. alt
33 J. auf d. Wendlst. N. 176. - Kasp. Gur, Schulleh. alt 68 J. in d. Leopoldst. N 8
- Marin A. Anzenberger, Tagl. Wit. alt 63 J.
zu Gumpend. N. 88. - Joh Griesauer, Schneid. alt 65 J. zu Mätzleinsd.
N. 84. - Math. Monnl, Faßzieherkn. alt 69 J. am
Neu=
stift N. 23. - Dem Franz Urbani, Zeugmach. s. K. Elis. alt 2
J. am ob. Neustift N. 117 - Franz Schitz, Hauskn. alt 43 J. am Neub. N. 100
- Anna M. Zwölfer, herrs. Kutsch. Wit. alt 33 J.
zu Erdberg N. 8. - Eva Rasemay, Strickerin, alt 73 J. in d. Roßau
N 61. - Elis. Jder, gew. Dienstm. alt 29 J. in d. Wäh=
ringerg. N. 120. - Peter Walk, Tagl. alt 60 J. b. Barmh.
- Jos. Klein, Gefreyter, alt 46 J.
- Friedr. Joß, Gem. alt 56 J. bede im Jnvalidenh.
- Joh. Gruber, Handlungslehrj. alt 13 J.
- Hr. Joh. Schar⟨z⟩, gew. Wirthschaftsbeamt. a. 46 J.
- Cath. Lauterbek, Webers W. alt 42 J.
- Barthel Bol〈…〉er, Schuhmach alt 51 J.
- Barb. Türk, Jnvalid. W. alt 78 J. alle 5 im
allg. Krankenh.
Summa 21 Personen, darunter 1 Kind.
Prodigalitätserklärung.
Nachdem Kaiserl. Mayst. auf
Allerunter=
thänigstes Ansuchen Dero Kaiserlichen
Reichs=
hofraths Agenten, Christian v. Klerf, sich
allergerechtest bewogen gefunden haben, dessen
Sohn, Achatz v. Klerf, unter heutigem
Da-
to, pro prodigo zu erklären, und denselben
der Curatel gedacht=seines Vaters zu
überlas=
sen: so wird solches auf Allerhöchst Dero
Be=
fehl zu jedermanns Warnung hiemit öffentlich
bekannt gemacht.
Ex Consilio Imper. Aulico.
Wien den 25 Januar 1793.
Johann Niklas von Schwabenhausen.
Kundmachung.
Von dem Magistrate der k. k. Haupt=und
Residenzstadt Wien wird dem ehemalig
hiesi=
gen Großhändler, Henning Friedrich Bargum,
hiemit öffentlich bekannt gemacht: daß, nach=
dem derselbe eines bey der hiesig k. k. oktroyr=
ten Leih=und Wechselbank mittels Escontirung
mehrerer falscher Wechselbriefe verübt
namhaf=
ten Truges angeklaget worden, hierauf aber
sich von hier geflüchtet hat, und nirgends zu
erfragen ist, zu Folge allerhöchst erlassener
Verordnung vom 26. Oktober v. J. die
Kri=
minalinquisizion wider ihn nach Vorschrift der
Kriminalgerichtsordnung über das Verfahren
gegen Flüchtige und Abwesende fortgesetzet
wer=
den soll. Daher wird ihm flüchtigen Henning
Friedrich Bargum Kraft gegenwärtig
öffent=
lichen Edikts anbeföhlen, daß er von heut dato
an binnen 60 Tagen vor diesem Magistrate,
und zwar auf dem Schrannengebäude
unaus=
bleiblich erscheine, und daselbst auf die über
dieses ihm zu Last gehende Verbrechen an ihn
zu stellende Fragen sich gehörig verantworte;
wie im widrigen nach den bestehenden Gesetzen
erkennet werden soll, was Rechtens ist. Wien
am 25. Jänner 1793.
Verlohrner Ring.
Den 23. Jänner Abends ist auf der
Sai=
lerstadt, oder in der Franziskanergasse, ein
b⟨ri⟩llantener Rosenring, der mit 10 kleinen
Bril=
lanten karmoisirt ist, welche 2 Karat, und
dessen Mittelsten 1 7/8 Karat wägen, verloren
worden. Wer selben gefunden hat, wird
er=
sucht ihn gegen eine gute Belohnung in die
Bischofsgasse Nr. 624 im 3ten Stock zu
über=
bringen.
Es sind alltäglich auf nachstehends
Beding=
niß 800 fl. zu haben.
Ein Mann, seines Alters von 54 Jahren und
3 Monate, ist gesinnet 800 fl. gegen jährliche
15 pro Cento auf Leibrenten, das ist auf
Ab=
sterben des Geldgebers, hindanzugeben, mit
dieser Bedingniß, daß obgedachte 800 fl. mit
dem ersten Haussatze versichert werden sollen; die
nähere Auskunft hievon kann man täglich bey
dem Hrn. Georg Schultheis, Sollicitator,
wohnhaft auf dem Spitalberg in der breiten
Gasse Nr. 20 im 2ten Stock erfahren.
Nachricht
Einer, der in Ungarn im Trenschiner
Co=
mitat alljährlich 8000 fl. einzunehmen hat,
wünscht jemand zu finden, der diese Summe
in dasiger Gegend nützlich brauchen, und die
Zahlung in Wien leisten kann. Das
mehre=
re erfährt man im Zeitungskomtoir.
Verschiedene Kapitalien.
Eines von 10000 fl. und eines von 6000 fl.
werden auf Häuser in der Stadt, gegen 5
Prozent Jnteressen, dann zwey Posten jede
Post von 2000 fl. werden auf Häuser in der
Vorstadt ausgeliehen. Die Herren
Hausbesi=
tzer, welche ein oder anderes aufnehmen
wol=
len, belieben sich selbst im goldenen Kreuz bey
dem rothen Thurm Nr. 676 auf der hintern
Stiege im 3ten Stock täglich von 9 bis 11
Uhr, nachmittag von 2 bis 4 Uhr zu melden.
Nachricht.
Ein Frauenzimmer ledigen Standes, katho=
lisch, 25 Jahr alt, welche deutsch und
fran=
zösisch spricht, gut Damen frisiren kann, kurz
alles was eine Kammerjungfer nöthig hat zu
wissen, besitzt, hat schon gedient, ist mit
gu=
ten Zeugnissen ihres Wohlverhaltens versehen,
so wie auch mit ächten Anempfehlungen; sie
wünschet in einem ihren Eigenschaften
ange=
messenen Dienst, wenn es auch in einer
Pro=
vinzialstadt, oder auch auf dem Lande wäre,
bey einer Herrschaft eintretten zu können. Man
kann in der untern Bäckenstrasse Nr. 765 im
2ten Stock mehrere Auskunft erhalten.
Nachricht.
Ein junger jedoch schon gesezter fremder
Mensch, deme allhier an der Bekanntschafft
fehlet, wünschet eine Bedienstung oder
Stun=
denweise Beschäftigung zu erhalten; Er hat
sich von Jugend an der Musikkunst gewüdmet,
und diente vielle Jahre bei verschiedenen
Würth=
schafftskanzleien; derselbe kann bei Führung
verschiedener Geld Natural- und waisen
Rech=
nungen wohl gebraucht werden: Spielt gut
forte piano und die Violline, nebstbei auch
Alto viola und Violonczello, und kann
dem=
jenigen, der von Jhme lectiones auf forte
piano oder die Violline nehmen wolte, einen
gurten Fortgang nach der leichtesten Art in
kürze derzeit versprechen, spricht und schreibt
Teutsch, Böhmisch, und lateinisch, ist über
seine gutte Aufführung und über seine erprobte
Kenntnüsse sowohl in Rechnungswesen, als in
Musikalischen Fache mit den rühmlichsten
Zeug=
nüssen versehen. Jst zu erfragen auf dem
ho=
hen Markt in Juden Gassel Nro. 492 im 2ten
Stock beim Hrn. v. Plechatschek.
Anzeige.
Der kleine künstliche vorzüglich wohlgestalte
16 Jahr alte, und nur 3 1/2 Spann hohe
Mann aus Schwarzwald, der mit
verschiede=
nen gangbaren Sprachen, allerley künstlichen
Taschenspielen, Kenntnissen mancherley
Jnstru=
menten, und dabey mit einem
bewunderungs=
würdigen Geiste begabt ist, und sich bey seiner
Durchreise allhier am Graben bey der weissen
Rose Nr. 1150 eine Zeit gezeiget hat, nun
aber seine vorhabende Reise vermöge übler
Witterung und schlechten Weg anzutretten nicht
vermag, macht dem hohen Adel, und andern
angesehenen Gesellschaften, zu wissen, daß,
wenn jemand, die Zeit als er noch hier zu
bleiben bemüßiget ist, ein Verlangen trägt
ihm zu sehen, auf Begehren zu sich in seine
Behausung ruffen lassen kann, weswegen man
sich in obbenannten Hause im ersten Stock,
alwo selber sich noch befindet, anzufragen hat.
Nachricht
von den öffentlichen Bällen, welche diesen
Fasching hindurch im Klubb in der
Spie=
gelgasse Nro. 1368. gehalten werden.
Unterzeichneter hat die Ehre hiemit
anzuzei=
gen, daß während diesen zwey
Faschingswo=
chen jeden Sonntag, Dienstag und
Donner=
stag, die letzte Faschingwoche ausser diesen auch
am Mittwoche den 6. Februar, und die drey
letzten Faschingtage, als Sonntag, Montag,
und Dienstag, öffentliche Bälle gegeben
wer=
den; übrigens wird jeder Ball am nemlichen
Tage durch Anschlagzettel bekannt gemacht.
Für den Eintritt zahlt jede Mannsperson 40
kr. für ein Frauenzimmer 20 kr. jedoch mit
Aus=
schluß der Livree, Schlepphaube und Korsett.
Speisen und Erfrischungen sind nach dem
be=
findlichen Tarif immer in Bereitschaft. Der
Anfang des Balls ist um halb 9, und die 3
letzten Faschingtage um 8 Uhr.
Philipp Otto, Klubb=Jnhaber.
Ball=Nachricht
vom goldenen Kegel unter den Weißgärbern.
Angeeifert durch den allgemeinen Beyfall
und gänzlicher Zufriedenheit, welche ich bey
dem letztabgehaltenen Ball den 29. Jäner
hat=
te, bin ich entschlossen einem ansehnlichen
Pu=
blikum und meinen geehrtesten Gästen künfti=
gen Dienstag den 5. Februar wieder einen Ball
gegen Erlag die Person pr. 2 fl. zu geben;
wo ich besorgt seyn werde, meine wertheste
Gäste mit gut zubereiteten kalten und
war=
men Speisen versehene Supees, nebst den
übri=
gen Erfrischungen, als Mandelmilch, Limo=
nade, Kaffee, Thee, Ogliosuppe, dann
gu=
ten Oesterreicher und ächten Ofnerwein, wie
auch ungarischen Wermuth, die ganze Nacht
unentgeltlich zu bedienen. Nachdem die
geehr=
testen Gäste bey letztabgehaltenem Balle über
die Eintheilung kompagnieweis speisen zu
kön=
nen, jedoch nicht weniger dann 10 Personen,
allgemeine Zufriedenheit geäussert haben, als
hab ich die Ehre zu versichern, daß ich
mit=
tels dieser Eintheilung mir angelegen seyn
lassen werde, die geehrtesten Gäste auf das
beste zu bedienen, um mich des bereits
ge=
schenkten Zutrauens nicht unwürdig zu
ma=
chen. Der Saal nebst Spielzimmer werden
durchaus mit Wachs beleuchtet, und die
Mu=
sik auch verstärket seyn. Mannspersonen in
Livree, wie auch Frauenzimmer in ordinairen
Korse⟨t⟩eln und Hauben haben keinen Eintritt.
Die Billeter sind vorläufig in der Stadt bey
Hrn. Ludwig, burgl. Buchbinder in der
Sin=
gerstrasse dem deutschen Haus gegenüber in
seinem Gewölbe Nr. 928, und auch bey mir
täglich zu haben. Der Weg von dem k. k.
Jnvalidenhaus bis dahin wird hinlänglich
be=
leuchtet seyn. Auch werden beständig Wägen
zur Nachhausfahrt um die billigsten Preise
vorhanden seyn. Der Anfang ist um 7 Uhr,
und dauert bis 6 Uhr früh.
Gottfried Detter,
burgl. Gastgeber allda.
Nachricht.
Am Minoritenplatz, neben dem grossen
Land=
haus, Nr. 36, sind einige 100 Rebhühner von
der allerfrühesten und schönsten Gattung
an=
gekommen, und das Stück pr. 15, 18, und
21 kr. zu haben, und wird das Publikum auf
das beste damit bedient.
Fasanen zu verkaufen.
Auf der Mölkerpastey Nr. 86, linkerhand
das letzte Haus, sind einige 100 Stück
Fasa=
nen um billigen Preis zu verkaufen.
Kostbare Krapfen.
Anna Anglin macht einem geehrten
Pub=
likum bekannt, daß bey ihr im v. Trattneri=
schen Haus am Graben, im zweyten Hof wo
die Buchhandlung ist, im Brodladen recht
gu=
te und schmackhafte Krapfen täglich zu
be=
kommen sind: nämlich ordinaire das Stück
zu 1 und 2 kr. gute gefüllte zu 3. und 4 kr.
abgetriebene ungefüllte zu 3 und 4 kr. derley
gefüllte zu 5 und 7 kr.; doch bittet sie die
abgetriebenen einen Tag zuvor, oder am
näm=
lichen Tag früh zu bestellen, und kann man
die Füll selbst nach Belieben wählen.
Tokajerwein in Scitelbouteillen zu verkaufen.
Der jüngst angezeigte in Kommißion zu
ver=
kaufende gute Tokajerwein ist von 1240
Bou=
teillen bis auf 100 vergriffen. Um den
viel=
fältigen diesfälligen Beschwernissen auf einmal
überhoben zu werden, hat man sich
entschlos=
sen, wenn eine Quantität von 25 Bouteillen
auf einmal genommen wird, den Preis von
ei=
ner Bouteille pr. 2 fl., auf 1 fl. 30 kr. herab=
zusetzen. Wer diese 100 Bouteillen komplet
zu=
sammen nehmen wird, erhält überdies von
ei=
ner jeden Bouteille 1 Groschen Nachlaß. Un=
ter der Zahl von 25 Bouteillen wird aber
kei=
ne unter irgend einem Vorwand geringer als
2 fl. verabfolget werden. Man beliebe sich in
der Leopoldstadt in der neuen Gasse Nr. 430
gegen den Augarten rechts, im ersten Stock
Nr. 8 des Morgens bis 10 Uhr deswegen
an=
zumelden.
Nachricht,
Unterzeichneter machet dem hohen Adel und
verehrungswürdigen Publikum bekannt, daß
bey ihm eben so wie voriges Jahr, alle
Gat=
tungen von Masken in seiner Wohnung unterr
den Tuchlauben im Auge Gottes Nr. 577
im 4ten Stockwerke über die Hauptstiege um
den billigsten Preis zu maskirten Bällen
aus=
geliehen werden. An jenen Tagen, da Bälle
in den k. k. Redoutensälen gegeben werden,
können auch die Masken von 8 Uhr Abends
allda bestellt werden, in seiner Butik beym
Eingang in den großen Redoutensaal, wo man
zugleich alle Gattungen von Handschuhen, Lar=
ven, ꝛc. ꝛc. haben kann, auch abgegebene
Man=
telkleider gegen Empfang eines Zeichens
ordent=
lich aufbewahrt werden. Zur Umkleidung der
Masken sind die beym Eingange des großen
Redoutensaales hiezu bestimmten Zimmer mit
bester Bedienung bereit gehalten, wo ebenfalls
alle Gattungen Masken, Handschuhe, Larven,
Schminke, ꝛc. ꝛc. zu haben sind.
Peter Neumayr.
Verschiedene Mittel.
Mit Erlaubniß einer k. k. ni. öst. Regie=
rung macht Frau v. Senftleben aus Berlin
allen hohen und niedern Standespersonen ihre
Kunst und Wissenschaft bekannt: 1) Verstehe
sie die Kunst bey jungen und alten Personen
denen die Haare ausgehen, daß sie ihnen nicht
weiter ausfallen, sondern merklich zuwachsen,
und wo gar kein Haar da ist, bringt sie in Zeit
von 8 Wochen wieder welche zum Vorschein;
Personen, die sich selbst bedinen, bezahlen das
Fläschchen von ihrem Arkanum für 2 fl. — 2)
Besitzt sie ein englisches Pflaster, womit sie
de=
nen, die mit Hühneraugen behaftet sind, ohne
Schmerzen in 2mal 24 Stunden hilft; für
Standespersonen sagt sie keinen Preis, andere
bezahlen für jedes großes schmerzhaftes
Hüh=
neraug 1 fl. und für 1 Stück Salbe 15 kr.
Auch hilft sie denen, so mit Frostballen
be=
haftet sind. — 3) Sommersprossen, Leberfle=
cke und Hitzpöcke vertreibt sie mit einem sehr
berühmten englischen Waschwasser, davon das
Fläschel 30 kr. kostet. — 4) Besitzt sie einen
berühmten Balsam und ein trefliches Pulver
für schmerz=und schadhafte Zähne, das den
Scharbock und Weinstein im Munde löset, und
ihre Schönheit wieder giebt, der Balsam
ko=
stet 30, das Pulver 15 kr. — Auch
wer=
den bey ihr schwarze Mäntel, Vortücher,
Tüchel, Capuchon, und Spitze, wenn sie von
Haarbuder, Pomade u. d. gl. noch so stark
beschmutzt sind, so schön geputzt, daß sie
wie=
der so schwarz werden und ihren Glanz
be=
kommen, als wenn sie neu wären. — Obige
Medikamenten samt dem Gebrauchszetel sind
zu bekommen in ihrer Wohnung in der
Sin=
gerstrasse im Fähnrichhof Nr. 873 zu ebener
Erde die Thüre wo das Gärtel ist.
Nachricht
Johann Bauer, Maschinist, und
Bandage=
macher, wohnhaft in der Josephstadt in der
langen Gasse beym goldenen Stern Nr. 79,
gibt sich die Ehre einem hohen Adel, und dem
schätzbarsten Publikum bekannt zu machen, daß
er in die Stelle des hier in Wien, in der
Jo=
sephstadt verstorbenen Joseph Arzt, eines in
der Mechanik, und andern Kunstfächern sehr
geübten Mannes, und Bandagemachers, einge=
tretten sey; und daß er von Seite der hohen
k. ni. öst. Landesregierung die gnädigste
Be=
willigung erhalte habe, alle Gattungen
so=
wohl mechanischer, als anderer das
chyrurgi=
sche Fach betreffende Stücke verfertigen zu
där=
fen. Unter andern verfertiget er, und können
bey ihm bestellet werden: Phantomes sammt
Zugehör für das Aerouchement, Operations=
stühle zum Steinschnitt, Maschinen den Urin
aufzuhalten, ⟨Tournequets⟩, Bruchbänder aller
Gattungen, mit und ohne elastischen Federn
ꝛc, mechanische Geburts oder Hebammenstühle,
mechanisches Krankenbett, mittels dessen der
Kranke sich selbst auf alle Seiten wenden, auf=
setzen, erhöhen, oder erniedrigen, auch im Bette
die Bedürfnisse der Natur verrichten kann, oder
von seinem Krankenwärter, ohne angerührt zu
werden, diese Wendungen ꝛc. erhalten kann.
Ferner können mehrere nutzbare Erfindungen
den Kunstliebhabern vorgezeigt werden. Ueber=
haupt aber schmeichelt er sich, daß er in
Rück=
sicht der Güte seiner Arbeiten, der schleunigen
Bedienung, und billige Preise, allgemeine=
Vertrauen erlangen werde.
Anzeige.
Bey Herrn Klintisch zum goldenen
Bene=
diktuspfenning am Stockimeisenplatz ist zu
ha=
ben: eine feine silberne Schaumünze von H.
Baldendach verfertiget, deren Jnhalt sich aus
die glückliche Verbindung ihrer Majestätin,
Franz des II. röm. Kaisers, und Friedrich
Wilhelms des II. Königs in Preußen bezieht.
Die Vorderseite enthält die beyden
gegenein=
ander gelehrten Bruststücke, mit der Aufschrift:
FRANC. II. AVG. ROM. IMP. — FRID.
WILH. II BORRVSS. REX. Auf der
Rückseite sitzt die Göttinn der Eintracht in
der rechten den Kaduceus, in der linken das
Füllhorn haltend, auf beyden Seiten sieht
man einen in die Erde befestigten
Legions=
adler. Die Umschrift ist: FELIX VTRISVS-
QUE. PRINICPIS. CONCORDIA. Die
glückliche Eintracht beyder Fürsten. Jm
Abschnitte steht das Jahr MDCCXCII. Das
Stuck kostet einen Kaiserdukaten.
Brennus,
oder
etwas für deutsche Helden, Krieger, und
Freunde der Dichtkunst.
Von diesem gewiß angenehmen und
beson=
ders für den jetzigen Zeitpunkt interessanten
Werk, ist wie versprochen worden, Montag
den 4. Februar hier in Wien die erste
Liefe=
rung, bestehend aus dem Portrait des
einstge=
nannten deutschen Helden Brennus, und in 2
Bogen starken Text=Jnhalt, von der ersten
Eroberung Roms ꝛc zu haben. Die Hrn. Prä=
numeranten hierauf, belieben also ihre
Exem=
plare davon an jenem Ort wo sie pränumerirt
haben in Empfang zu nehmen, und auf die
folgende Lieferung, die den 18. d. M. eben=
falls richtig abzuhohlen ist, vorzuzahlen. Aus=
ser der Pränumeration, ist nichts davon zu
haben. Die Hrn Liebhaber dieses Werkes
aber, können noch in die Pränumeration
hier=
auf eintretten, u. zw. hier in Wien, bey Hrn.
Kunsthändler Frister dem Eisgrübel über, und
in der Singerstrasse bey Hrn. Krill in der
Lot=
tokollektur dem deutschen Zeitungskomtoir
ge=
genüber, wohin auch die auswärtigen Hrn. Ver=
leger sich zu wenden belieben. Wien im
Fe=
bruar 1793.
Faschings=Spiele:
Arlechino, und Arlechinetto
(zwey ganz neue, kurz, unterhaltlich und leicht)
von Joseph Freyenfels.
Für 20, und 10 kr.
Item Spielmarken, und Kartengeld
(der neuesten Mode:)
von mehr als fünfzgerley Sorten, und
drey=
erley Klassen das Paquet zu 18 und 24 kr.
Dann ferners von eben den Author.
- 1 Tagbuch um 18 kr.
- 1 Schuldbuch 18 kr.
- 1 Reisejournal 18 kr.
- 1 Waschtabelle auf 3 Jahre 18 kr.
- 1 dergleichen auf 1 Jahr 7 kr.
- 1 Spieltabelle auf 3 Jahre 18 kr.
- 1 dergleichen auf 1 Jahr 7 kr.
- 1 Waschzettel auf 3 Jahre 17 kr.
- 1 detto auf 1 Jahr 6 kr.
- Jedes der iztersagten neuen Stücke all
schon gebunden. - Bicolor,; zwey auch neue Spiele à 40 kr.
- Die Tuchfabrick, ein doppeltes Spiel, 20,
24, 30 und 36 kr. - Magazin, des Gesellschafts=Lotto, und
Mas=
kenspieles Behältniß, mit diesen und jenem
auch Marken, und Marken=Kassabechern ver=
sehen, für 18 fl. - ein detto kleines um 6 fl.
sind sämtlich gleich Anfangs der
Himmelpfort=
gasse bey Blanchards Luft Ballon zu bekommen.
Forte Piano.
Es sind zwey Forte piano zu verkaufen.
Kauflustige können sich deshalb in der
Sin=
gerstrasse am Eck im Müllerischen Hause Nr.
863 im 4ten Stock anmelden.
Neue Tanz=Musikalien.
Jn dem musikalischen Magazin in der untern
Brennerstrasse Nr. 1158 sind ganz neue Tanz=
Musikalien von der Komposition des Hrn. Sta=
nislaus d'Ossowski auf die gegenwärtige
Fa=
schingszeit zu haben. Als:
- 12 Deutsche aus der Opera die Zauberflöte von
Hrn. Mozart, 2te Lieferung, vollstimmig,
1 fl. 30 kr. - 12 Deutsche aus der Opera Pizzichi, vollstim=
mig, 1 fl. 30 kr. - 12 Jagddeutsche von eigener Erfindung
einge=
richt zum Langaus, 2ter Theil, vollstim=
mig, 1 fl. 30 kr.
- 12 Menuetti von eigener Erfindung, vollstim=
mig, 2te Lieferung, 1 fl. 32 kr. - 12. Menuetti von ganz neuer Erfindung a 2
Vio=
lini con Violoncello für die kleinen Haus=
Bälle 1 fl. - 12 Deutsche ebenfalls in 3 Stimmen a 2
Vio=
lini e Violoncello 1 fl. - 12 Landlerische von Streicher, 1te Lieferung
26 kr. - 6 Contre=Tänze aus der Zauberflöte, vollstim=
mig 1 fl. 30 kr.
Ferner ganz neu:
- 6 englische Contre=Tänze mit Touren, von der
Erfindung des Hrn. Friemann, k. k. Hof=
tanzmeister, vollstimmig, 1 fl. 30 kr. - 12 Landlerische für 1 Geige, von Hrn. Wik=
ser, einem Oesterreicher, 1. Lieferung, 20 kr. - Ein jeder Klavierauszug von obbenannten
Musikalien ist für 40 kr. zu haben. - 12 Menuetti mit 12 Trio von den schönsten des
Hrn. Mozart übersetzt in 3 Stimmen 1 fl. 30 kr. - 12 Deutsche mit 12 Trio von Hrn. Mozart in
3 Stimmen übersetzt 1 fl. 30 kr. - 12 Menuetti und 12 Deutsche, Langaus, für
1. Violin, sehr brauchbar für Tanzmeister,
das Stück 40 kr.
Nachricht von Ovids Verwandlungen.
Die Hrn. Pränumeranten, welche in der
Grässerischen Buchhandlung am Michaelerplatze
pränumerirt haben, belieben die Fortsetzung von
diesem Werke bey Hrn. Hohenleitter, Kunst=
und Buchhändler am Kohlmarkte neben der
Löschenkohlischen Kunsthandlung, abzuhohlen.
Die Herausgeber.
Gothaischer Theater=Calender.
Gotha bey Ettinger ist erschienen und in
al=
len guten und reellen Buchhandlungen zu
ha=
ben: Theater=Calender auf das Jahr 1793.
324 Seiten in 12. eingebunden mit Stempel
(1 fl. 45 kr.) Bey der unverkennbaren
Sorg=
falt, die sowohl der Herausgeber als die Verf.
der Beyträge, anwenden, müssen die
Nach=
richten, die dieses Taschenbuch liefert, noth=
wendig mit jedem Jahre genauer und
vollstän=
diger werden, so wie überhaupt der Werth
desselben in jeder Rücksicht steigen. Ausser den
bekannten stehenden Artikeln, von denen die 3
interessanten Verzeichniße der jetzt lebenden
Mit=
glieder der deutschen Schaubühne — der vom
Theater abgegangenen, und der 1775
verstor=
benen — beträchtlich vermehrt und verbessert
worden, enthält dieser Jahrgang folgende neue
Aufsätze: Gedanken über das Spiel und den
Schauspieler; Jst der Staat verbunden, dem
Schaupielerstande eine bürgerliche Existenz und
Würde zu verleihen ꝛc. (wird bejaht). Einige
sehr charackteristische Beyträge zur neuesten
Ge=
schichte der französischen Dramaturgie seit der
Revolution. Fragmente aus dem Taschenbuch
einer Schauspielerin (arthentisch und erbaulich
zu lesen!). Schilderung einer herumziehenden
Schauspielerhorde (gräuelhaft). Anekdoten,
(darunter einige sehr anziehende und komische).
Nachrichten von gesellschaftlichen Bühnen (von
12 in Wien und der Nähe der Stadt
bestehen=
den Bühnen dieser Art). Antikritiken, Be=
richtigungen, Auszug eines Schreibens an Se.
Maj. des jetztreg. Kaiser Franz. Noch einige
andere kleine Aufsätze, Gedichte u. dgl. Die
Kupfer dürfen wir nicht übergehen, die
dies=
mahl vorzüglich gut von bekannten Künstlern
gearbeitet sind. Portrait der Demois. Boudet,
von Geyser vortrefflich gestochen. Vier
Mo=
natskupfer von Schubert gezeichnet und
gleich=
falls von Geyser gestochen. Sie beziehen sich
auf einem historischen Zug aus der alten
Thea=
tergeschichte, (Schauspieler, die eine wichtige
Rolle schlecht gespielt hatten, wurden dafür
öffentlich ausgepeitscht!) und auf 3 neuere
lu-
stige Anecdoten. Er ist auch unter dem
Ti=
tel: Taschenbuch für die Schaubühne zu haben.
Nachricht.
Die ersten 4 Stücke des Oesterreichischen
Merkurs sind erscheinen, und können sowohl
hier in Wien in des Unterzeichneten
Hand=
lung, als auch in den Provinzen bey
nach=
stehenden Commißionärs eingesehen, und
hier=
auf ganzjährig mit 3 fl. Bestellung gemacht
werden. Alle Sonnabend erscheint von selben
ein Stück. Jene, welche es wöchentlich in die
Provinzen mit der Post verlangen, wenden
sich mit frankirten Briefen und beygefügten
Betrage von 4 fl. 30 kr. an die hiesige k. k.
Hofpostamtszeitungsexpedition, wo sie gewiß
richtig bedient werden. Für jene aber, wel=
che sich an die unten angezeigten
Buchhand=
lungen wenden, ist die Anstalt getroffen
wor=
den, daß sie die erschienenen Stücke alle 14 Tage,
weiter entfernte alle 4 Wochen sicher erhalten.
Uibrigens glaubt sich Unterzeichneter, von
eit=
ler Prahlsucht weit entfernt, mit der
angeneh=
men Hoffnung schmeicheln zu dürfen, mit den
bisherigen Lieferungen jedem billigen Manne
Genüge geleistet zu haben. Wien den 25.
Jänner 1793.
Aloys Doll, Buchhändler.
Jn Brünn Hr. Ga⟨st⟩el, in Gratz Hr. Ferstel,
in Jnsbruck Hr. Wagner, in Krems Hr. Mö=
⟨s⟩el, in Laibach Hr. Korn, in Lemberg Hr.
Pfaff, in Linz Hr. Münzer u. Komp in
Oll=
mütz Hr. Riegele, in Pest Hr. Weingand, in
Prag Hr. Albrecht u. Comp. in Preßburg Hr.
Schwaiger.
Ankündigung.
Bey Rudolph Sammer, Buchhändler im Bar.
Loprestischen Hause am Kärntnerthor; in der
Zierchischen Buchhandlung in der Singerstrasse
im deutschen Hause; bey Jgnaz Grund nächst
St. Stephan, und in der Grosserischen
Buch=
druckerey in der Theinfaltstrasse Nr. 76
ist zu haben:
- Der Französische Freyheitsbaum, in einer
Rede über das Evangelium vom Senf=
körnlein, am 25. Sonntag nach Pfing=
sten von öffentlicher Kanzet vorgetragen
und zur heilsamen Belehrung des deut=
schen Bürgers herausgegeben im Jahre
1792. Zweyte Originalauflage, 8. Bogen
kostet gebunden. 10 kr. - Glossarium Slavicum, 119 Quartseiten stark,
30 kr.
Jn der J. D. Hörlingischen Buchhandlung
in der Bognergasse Nr. 220 neben den
To=
denkopf sind nebst vielen andern Büchern auch
nachstehende um die billigsten Preise zu
haben:
- Barthelemy (Hrn. Abbe) Reise des jüngern
Anacharsis durch Griechenland, vierthalb=
hundert Jahre vor der gewöhnlichen Zeit=
rechnung. A. d. Franz. nach der 2ten Aus=
gabe des Originals übersetzt, von Hrn. B.
Siefler. 7. und letzter Thl. gr 8. Berlin 793.
2 fl. 15 kr. — alle 7 Thle. 18 fl. 15 kr. - Millot (des Hrn. Abbe), Universalhistorie
al=
ter, mittler, und neuer Zeiten. A. d. Franz.
mit Zusätzen und Berichtigungen von Hrn.
W. E. Christiani. 12. Bd., oder Christiani
Geschichte der neuesten Weltbegebenheiten,
3. Bd. gr8. Leipzig 793. 3 fl. 45 kr. — Das
ganze Werk 21 fl. 45 kr. - Herrmann & Ultique; traduit de l'allemand,
2 Tom. gr12. broché 2 fl. - Rosa, ou les chateaux en Espagne d'une
jeune Angloise, traduit de l'anglois, 2
Parties. 12. broché 1 fl. 54 kr. - Rhetorique (nouvelle française) à l'usage des
jeunes demoiselles, avec des exemples ti-
rés des Discours prononcés à l'Assemblée
Nationale, & des Ouvrages de M. Ray-
nai, Rousseau, Voltaire, Montesquieu
de Florian & c. par l'Auteur de l'histoire
publique & secrette de Henri IV, 12. An=
ger broché 792. 1 fl. 24 kr.
- Voyage en Allemagne, dans une suite de
Leures, par M. le Baron de Risbeck, tra-
duites de l'anglois, avec Portraits, Plans
& Cartes en taille-douce. 3 Vol. gr8. à
Paris 792. broché 5 fl. 30 kr. - Anecdotes & Recueil des Coutumes & de
traits d'histoire naturelle particuliers aux
différens peuples de la Russie, par un Vo-
yageur, qui a sejourné treize ans dans
cette empire. 6 Tom. 8. Londres 792. bro-
ché 5 fl.
Astronomische Caballa, und andere Plans
für Liebhaber der Zahlenlotterie.
Diese Caballa gibt niemals mehr als 5
Nu=
mern, besteht in einer kleinen Rechnung, wel=
che von jedem Schulknaben leicht kann
be=
griffen werden; in der Linzerziehung vom
3. Oktober 1792 gab diese Caballa alle 5
Zahlen, und fast alle auf den nämlichen Ruf
wie selbe gezogen worden, nämlich 57. 86.
76. 33. 39. eben diese Caballa gab den 15.
September in Linz, den 11. August in Wien,
und sofort öfters einen ganzen Terno; ist samt
der Erklärung zu haben im Seizerhof im
da=
sigen Tabakgewölbe um 4 fl. 30 kr.
Die doppelte Cabbala des Ptolomäus
für Liebhaber der Zahlenlotterie.
Unstreitig die schönste, beste, und seltenste
Cabbala, von der man gut stehen kann, das
sie sich bisher nicht mehr, als in einer
einzi=
gen Hand befunden habe, diese Cabballa ist
theils einfach, theils zusammengesetzt, bey
je=
ner kommen nur die Himmelszeichen, bey
die=
ser hingegen nebst diesen auch die Sonne, der
Mond, und die übrigen Planeten in die
Rech=
nung, welche Rechnung nach der beyliegenden
Erklärung von jedermann gleich beym ersten
Anblick kann begriffen werden. Die
zusam=
mengesetzte gibt 5, die einfache hingegen
höch=
stens 3 Numern. Diese einfache Cabbala gab
erst den 5. Jänner d. J. ohne der übrigen
häu=
figen Gewinste der vorhergehenden Ziehungen
zu erwähnen, mit ihren einzigen 3 Numern
6 59. 71. einen Terno secco, wobey sich die
Liebhaber im Tabacksgewölbe des Seitzerhofes,
allwo diese doppelte und allerseltenste Cabbala
für 6 fl. 40 kr. zu haben ist, durch das
ge=
druckte dort aufbewahrte Loos von dieser
Zie=
hung selbst überzeugen können. Zu mehrerer
Bequemlichkeit sind die nach dieser Cabbala
aus=
fallenden Numern auf alle künftige Ziehungen
d. J. schon berechnet, und werden den
Abneh=
mern um selben alle weitere Mühe auf dieses
ganze Jahr zu ersparren, auch mitgegeben.
Anzeige
Liebhabern der Gärtnerey dienet zur
Nach=
richt, daß auf der Wieden in der sogenannten
Bärnmühl Nr. 94 Obst=und Kastanien=Bäu=
me, dann Spaliern von der besten Gattung
und in besten Jahren käuflich hindangegeben
werden. Wer Belieben dazu trägt, kann sich
deswegen bey dem Jnhaber der Bärnmühl
allda anmelden.
Nachricht.
Nachdem seine k. k. Majestät zur
Unterhal=
tung des Publikums den Hetzpachtungskontrakt
der Pachtung großmüthigst erleichtert, und das
Amphitheater mit kämpfenden Thieren nach
dem Beyspiel seines erhabenen Oheims Josephs
des II. zu vermehren bewilliget, so will sie
durch diese ausnehmenden Gnaden sowohl, als
auch durch die allgemeine Zufriedenheit, und
den Beyfall den Jagd=und Hetzliebhaber, und
des hochedlen Publikums aufgemuntert, es
neuerdings wagen, die verehrungswürdigen
Bewohner Wiens mit heroischen und
herrli=
chen Thierkämpfen zu unterhalten. Obwohl
zwar das Hetzaamphitheater, wie bekannt schon
jetzt mit vielen herrlichen und kampffähigen
Thieren versehen ist, und bereits ein
Trans=
port von neuen angekommen, so erinnert sie
dennoch folgende Thierhändler zur
Herbey=
schaffung neuer Thiere. Und zwar ruft sie
Herrn Baduvani auf eine kampffähige
Lö=
win herbeyzuschaffen, Herrn Nikoletti einen
Tigre royal, Herrn Ferrand einen Panther
das Männchen, Herrn Tricore einen
Leopar=
den des männlichen Geschlechts zu liefern.
Ferners ermuntert sie alle Thierhändler in
Kronpohlen, Großlithauen, Rußland, und
der Ukraine, Bären, Luxen, und andere
reis=
sende und kämpfende Thiere abzuliefern. Zu=
letzt bittet sie diejenigen, die von dem
Auf=
enthalte solcher Thiere in den k. k. Staaten
wissen, ihr es anzuzeigen, wobey sie verspricht
demselben 10 pro Cento nach geschlossenem
Han=
del vom Kaufschilling zu überlassen. Daher
haben sich alle mit Briefen, oder Nachrichten
in Betreff solcher reissender Thiere zu melden
im k. k. Hetzamphitheater an die k. k. Thier=
hetzpachtung in Wien.
Pferde zu verkaufen
Am Rennweg in der Marokanergasse im
gewesten Greißlerhaus stehen 2 Pferde, Pola=
ken, Füchse, von besten Jahren, 14 1/2 Faust
hoh, welche zu jedem Gebrauch sind, und für
jeden Fehler gut gestanden wird, zu
verkau=
fen. Man kann selbe am sichersten bis 8.
Uhr früh sehen, und dann auf alle Art
ver=
suchen.
Pferde zu verkaufen.
Es sind 2 kastanienbraune Wallachen, 5jäh=
rig, 15 Faust hoh, stark, täglich zu
verkau=
fen; Kauflustige können sich des weitern am
hohen Markt im grossen breiten Stein Nr.
524 beym Hausmeister anfragen.
Reiskallesche zu verkaufen.
Jm Schottenhof steht ein schon etwas
über=
führtes Reisekallesch, dann in der Jägerzeil
bey dem Sattlermeister, Joseph Weissenberg,
ein neues Pierutsch, auf französische Art
ge=
macht, zu verkaufen. Wegen beyden ist sich
im Schottenhof auf der Stiege Nr. 1 im 2ten
Stock anzufragen.
Gewölber und Wohnung werden gesucht.
Es wird in einer gangbaren Gegend ein
geräumiges lichtes Hauptgewölb, samt einem
Handgewölb, dann eine Wohnung im ersten
oder zweyten Stock von 7 oder 8 Zimmern,
bis Georgi d. J. auf mehrere Jahre in
Be=
stand zu nehmen gesucht. Wer mit
derglei=
chen auch allenfalls ohne Wohnung versehen
ist, und solche zu verlassen gedenket, beliebe
es im deutschen Zeitungskomtoir schriftlich
zu melden.
Grosse Wohnung zu verlassen.
Da Hr. Karl Wezlar Freyhr. v Plankenstern
auf kommenden Georgi in sein neu gebautes Haus
am Kohlmarkt ziehet, und seine dermalige
Woh=
nung in seinem eigenen Hause dem
Schotten=
hof gegenüber Nr. 95, bestehend aus dem
gan=
zen ersten Stock im vordern grossen Hof
meub=
lirter, samt dazu gehörigen Stallungen und
Wagenstellungen zu verlassen Willens, so wird
es hiemit bekannt gemacht, und können sich
jene, welche diese Wohnung zu bestehen
Wil=
lens, in obersagtem Hause Nr. 95 bey dem
allda befindlichen freyherrl. Wezlarischen
Por=
tier um nähere Auskunft erkundigen.
Wohnung samt Garten.
Auf der Landstrasse beym grünen Kranz
Nr. 176 sind im ersten Stock 6 Zimmer und
4 Küchen, dann zu ebener Erde eben soviele
Zimmer und Küchen, ferner ein schöner
Gar=
ten mit Lust=und Treibhäusern, Stallung auf
16 Pferd, und eine Wagenschupfe, auf
Geor=
gi oder Jakobi d. J. zu verlassen: selbe kann
auch nach Belieben zu einer Fabrik abgetheilt
werden. Des weitern hat man sich bey dem
Eigenthümer allda zu erkundigen.
Wohnungen samt Garten zu verlassen, und
Seidenfilatorium zu verkaufen.
Auf der Wieden im Baron Loprestischen
Hause Nr. 63 sind 2 grosse herrschaftl. Woh=
nungen nebst einigen kleineren, 1 grosser Stall
auf 25, und 1 detto auf 3 Pferde, dann 1
Keller, nebst dem freyen Gebrauche des grossen
Gartens, entweder gleich, oder von Georgi an
zu verlassen, auch ist allda ein grosses
Seiden=
filatorium nebst allen dazu gehörigen
Maschi=
nen täglich zu verkaufen. Des weitern hat
man sich bey dem Hausmeister allda, oder in
der Stadt am Katzensteig im grossen
Gamin=
gerhof Nr. 475 auf der hintern Stiege in 2ten
Stock täglich von 9 bis 10 Uhr früh, und
von 2 bis 3 Uhr nachmittags, zu erkundigen.
Herrschaftliche Wohnung samt Garten zu
verlassen.
Zu Gumpendorf, an der Hauptstrasse, ist
das Wohngebäude Nr. 52, samt Garten, täg=
lich, oder auf Georgi zu verlassen. Dieses
be=
stehet im ersten Stock in 2 grossen Säälen,
6 Zimmern, theils mit parquirtem Fußboden,
theils spalliert und gemalen, meistens heizbar,
und mit sauberen Meubelen versehen. Zu
ebe=
ner Erde: in einer grossey Küche, mit Back=
Pastetten=und Windöfen, Keller, Speisge=
wölbe, Saleterraine, 4 Domestiquenzimmern,
Stallung auf 7 Pferde, einer gemauerten
Wa=
genschupfe und Geschirrkammer, dann Haber=
Heu=Stroh=und Hausboden. Dieses
Wohn=
gebäude kann täglich vormittag in Augenschein
genommen, und bey dem Jnhaber Nr. 51 allda
die weitere Auskunft eingezogen werden. Ausser
diesen sind 4 kleine Wohnungen zu verlassen.
Haus zu verlassen, oder zu verkaufen.
Auf der Landstrasse ist das Haus Nr. 140
samt Garten künftige Georgizeit zu verlassen,
oder auch zu verkaufen. Es besteht im ersten
Stock in 12 Zimmern, die theils ausspallirt
sind, mit eingelegten Fußböden, 3
Trumeaut=
spiegeln und steinenen Tischen, 3 Kucheln, und
hat 3 Aufgänge; zu ebener Erde in 5
Zim=
mern, 4 Kaminern, 2 Kucheln, einem Saletel,
wovon man im Garten gehen kann, Stallung
auf 4 Pferde, und 1 Schupfen auf 2 Wägen.
Man beliebe sich deshalb daselbst bey der 8.
Hausinhaberin zu melden.
Haus zu verkaufen.
Es ist in der Josephstadt in der langen Gasse
das Haus Nr. 26 beym guten Hirten genannt,
worauf Wein=und Bierschankgerechtigkeit,
nebst 3 guten Kellern, dann 15 Wohnungen,
zu verkaufen. Wer also dieses Haus käuflich